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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0490
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ten beim Bund in der däm'schen Frage geeinigt
und dahin formulirt habcn, daß, für ben Kall
der Beharrung auf dcr -thUsächlichen Bcr-
letzung der Bcrpsiichtungcn drr in den Jahren
1851/S2 seitenS dcr dänischen Regierung auch
der Bnnd fich nicht seinerselts ferner für ge«
bunden erachte, nun die Herstellung eines die
Rechtc der Herzogthümer sichernden Zustandes
durch Zurütkgreisung aus deren altes Rccht zu
suchen bcstrebt sein wcrde.

Würzburg, 22. Mai, In Folge dedenk-
lichcr iLrirankuug ber Kaiserin von Rußland
erhielt im Laufe des gcstrigen Tagcs Geh.
Rath Profejsvr Dr. Scanzoni durch einen
kaiserlichen Cabinetscurier den Auftrag zur
ärztlichen Brhandlung Lersclben.

Berlin» 22. Mai. (AbgeordnetenhauS.)
Schtuß.

Adg. Dr. Virchow (a!s Antragsteller) tritt den ge-
gen den Adretzentwurf der Commission erhobcnen Ein-
wcndungen eMgegen. Der Entwuri dcs Abg. Grasen
Schwerin deute die Nothwendigkeit cines Pcrsonenwech-
sels an, der Entwurs spreche dtese Nothwendigkcit oksen
aus. LetztereS sei nothwendig, denn das Haus sei nicht
dazu da, um dem Könige nur in aUgemeinen Phrasen
da« eine oder andere anzudcuten, sondern um ossen und
klar auszusxrechen, wa« im Frommen de« Landes liege.
Der Abgeordnete für Geldern habe heute nicht seinen
besten Berfasjungstag. (Große Heiterkeit.) Sage man,
die tinke Seite dcS Hauses jprcche mchr nach Unken,
wmn fie nach Oben zu sprechen scheine, so sci bei an-
d-ren Leuten da« gerade Gcgentheii der Faü: sie spräche»
mehr nach Oden, während sie nach Unlen zu sprechcn
jchienen. Die Frage der Regteruiigsjähigkeit erörtere er
»ichr; so viel wokle er »Iir sagen, daß die linkc Seite
des Hvuses auf die Miiiisterportesenillc« nicht speculirc,
wohl ader sei fie bcreit, jedes Wintsleriuin, wetcheS die
Versassung ehrlich hailen wolle, zu unterstützen. (Braoo!)
WaS rdn zur Steüung deS Anirags aus Erlaß kiner
Adresie veranlaßt, sei lcdiglich die Lage des LandeS. Die
Absicht, eine Adresse zu beantragen, Habe cr schon lange
gehadt; wo sei noch ein Arlikel der Versasjung, dcr nicht
in Frage geftellt sei t Der Eonflicl sci uun ourch den
Vorgang vow 11. d. in der bekannlen Weise zum AuS-
bruch gekommcn und da sei denn die Sleüung des An-
lrag« nicht mehr ausschicbbar gewesen. Wic Herr von
BiSmarck sich über einen jactiösen Gcist in diesem Hause
beklage, so deklaac cr sich dem Auslande gegenübcr über
Verleumdung. Merkwürdig sci die aus dem Blaubuche
, bekannl gewordene Unierhaltmig dcS Ministerpräsideüten
mit dem eiiglischen Bolschaster voni 28. Februar; Herr
v. Bismarck habe sich üder die seindliche Haltung der
cnglischen und der sranzösischen Presse beliagt, woraus
der englische Botschajter ihm geantwortct, dah dre Presse
einen Unterschied mache zwischen der gegenwärtigen
preußischen Regierung uiid der preußischen Ration.
Könne der Bertretcr emer auSwärtigen Machl iii ciiier
osficiellen Uiiterrcdung ctwaS Stärkeres thunS Dcutjche
Blätler, welche stetS die Jntcressen Preußeiis »ertreteu,
würden versolgt und verboten. Set daS nicht ein Zu-
stand, der znm Himmel schreie? Was dieses Haus er-
reichen werde, das stehe dahin, aber jedensalls hade diese«
Haus seinc Schuldigkeit zu rhun. Es handle sich um
einen Nothrus an Se. Majestät, möchtc das HauS darum
mit möglichster Einstimmigkcil die Adresse annehmen.

Es svigkn nvch einige persönliche Beinerkun-
gea, und cs wird nach einigen kurzcn Be-
merknngen des Berichterstatkers dann über die
Frage abgcstimmt, ob überhaupt eine Adrefse
au Se. Maj. den Kvnig gerichtet werdcn soll?
Einstimmig erklärt fich daS Haus für ben Er-
laß einer Adreffe.

ES beginnt die Specialdiscusfion; sodann schreitet das
HauS zur Generalabstimmmig über den Enlwurs deS
Grasen Schwerin; eS findet namentlicher Auftus statt.
Für den Ennvurf stimmen die HH. Remitz, Otto, Frhr.
v. Patow, Riper, Rehaag, Reinhardt, Frhr- v. Richt-
hofen (Jauer), Rohden, v. Rosenberg - LipinSky, v.
Sancke von Julienfelde, Dr. Schubert, Gras Schwerm,

ZedenfallS muß der ehemälige Küchentyrann ernen
tressiichen Magen besttzen, da er stch zutraute, sekbst
die Polizei verdauen zu könncn. Dem bedrvhten
Polizisten kamcn indcßä bald einige Eollcgen zu
Hülfc, und so gclang eS endlich, den menschcn-
freffenden Kvch zu verhastcn und hintcr Schloß
und Riegel z« bringen, wo er darüber nachdcnkcn
tann, daß sich „der Shrgciz in dcr Küche" aus der
Bühne immer recht gut macht, im Leben aber,
allzu «eit getricben, nicht selten zu einrm schr
„seften und soliden" Ziele sühren kann.

I'l'l' Heidelberg im Wonncmonat. Unter
den Znscraten Jhrer Zeitung laS ich kürzlich auch
cin Mittel des Herrn Franz Träger in Hard-
heim gegen Las Bettnäffen und gegen die Bctt-
«anzen. Ucber die Jahrc, des ersteren mtch zu
bcdienen, hinauS, war ich dagegen veranlaßt, das
zwette zu bestellen, nachdem ich vorcrst hie und
da über dic Person des genannten Träger mich
erkundigt hatte. — Wenigr Tage nach meiner Be-
stellung lief auch ein Nachnahmebri-f mit fl. 1.15 kr.
tin, und wie wurde ich von meinen Onclcs und

Senf, Sicbett, Dr. Simson, Staegemann, Stubenrauch,
Frhr. v. Vinck« (Olbendorj), Weese, v. UncrSwald, v. ^
Benda, v. Bonin (Genthin). Borschr, Ellering, Flicgel,
Franona, Fiedcl, Frhr. v. Gablenz, v. Katten, Ktein-
wächrer, Krause (Magdeburg), Dr. KrebS-Mod-l, Mn-
zer, v, Aichthosen, (Striegau), v. Saenger und Andere. x

Das Resuüat ost Abstimmuog Lber den Adreßent-
wurf der Commission ist bercits mitzelheilt. Der Präsi-
dent verkündet, daß die nächste Sitzüng morgen ftüh 8
Uhr stattfindeil soll, um den Bericht zu b-rathen, be-
ttestend die Bersolguiig der Herre» v. DzyalinSkh und
». Guttty. E^erhebt flch dagegcn Widcrspruch. Herr
Waldeck und Simson, namentlich letztererer, machen
darauf Liiimerksam, daß die Sache kcine große Eile habe,
d» beide H-rren außer dem Bereiche der Regierung sind.
Das Hau« beschlicßt, morgen keine Sitzung zu halten.
Die nächste Sitzung findet Mittwoch nach Pfingsten statt.

Breslau, 19. Mai. Die „Schles. Ztg."
enihält folgcnves Jnserat: Durch ehrengericht-
Irches Erkenntniß des Dicnstes entlaffen, theile
ich, nachkheiligcn Auffaffungen zu begegnen,
Freunden und Bekannten mit, daß dieses Er-
kenntniß gcgen mich alS Verfaffer der Flug-
schrist: „WaS dem Heere Noth thut" erlaffen
worden'ist. Oels, den 18. Mai 1863. v.
Stramberg, Riltmeistcr a. D."

Triest» 25. Mai. Die ncuestc Ueberland«
post hat Berichte aus Calcutta vom 22., auS
Singapur vom 23., aus Batavia vom 15. u.
aüs Hongkong vom 15. April. Dic Rebellen
stnd aus der Nähe Tientfins vcrtrieben. Der
Admiral Hope soü in Kanagowa ein Ultima«
tum überreicht und Hoffnung auf Vermeidung
eines ernstlichen Eonflictes haben. Das sran-
zvsischc Schiff „Semtramis" ist am 8. April
vor Hongkong angckvmmen und hal ven Ad-
miral Bonnard bei Turoa geiandet.

Krankreich.

Paris, 23. Mai. Die Regierung hal
große Angst vor dem Rcsultat der Wahlen,
uud aus Furcht scheinl sie dcii Kv'pf zu ver-
lieren. Hcrr von Persigny macht kuriose
Streichc. Die Candidatur des Herrn ThierS
hat ihin fast dcn Si»n verdrehl. Kann man
sich wohl etwas Unklugeres denken, als sein
ojsicieUes Actenstück gegen dcn berühmtcn kiei-
nen Mann? Er erllärt darin sast veutlich,
daß er Thicrs gern hättc untcrstütze» wollcn,
wenn dieser eS angenomme» hätte. Unbegreif«
lichcr noch alS jener Brief selbst ist, daß ihn
Perstgnp überall hal anklcben laffcn und daß
er bei nochmaligem Durchlesc» seinen großcn
Schnitzer nichl eingkskhcn hat.

Wenn Thier's .WahI biS heute noch Zweifel
erregcn koniite, so ist stc nun als ganz ge-
stchert zu betrachten. Für die Regierung, dte
sich nunmehr so persönlich ihm entgegengestellt
hat, warc seinc Wahl cine ungeheure Niederlagc.

Merkwürbig ist, daß ThierS im Jahre 1840
Minister war, als Ludwig Napolcon in Bou-
lognc landete, und daß cr thn damals in Hamm
einsperren ließ, Vvn wo er miter Guizot'S
Regierung erst flüchtelc. Ber der Opposikion
der Regierung gegen Herrn ThicrS gewinnen
diese Zufälle besvndere Bcdeutung.

Noch acht Tage bis zum ernsten Kampf.
Diefe Wahlk» cnlfchciden Wichtigeres, als Sie
denken mögen. Napoleon hat auf alle Weise
eine neue Anerkennung verlaugt: sie wird ihm
^ von Paris verweigert.

Bascn ausgelacht, als tch ihncn daS prcußische Tha-
ler-Mittel vorlas. Daffelbe lautct «örtlich:

„Eucr Wohlgeboreu!

Zn Erwicdcrung ZhreS geehrten SchreibenS bitte
ich Sie, fich gütigst zu bcmühcn und von jedem
Zimmcr, das von Wanzen bcwohnt wird, 3 bis 5
dicser Thterchen einzufangen und mir gütigst zu
übersendcn.

Das a.-. Gefäß, mit dcm Sie dre Thicrchcn mir
senden, muß aber kleinc Ocffnungcn habcn, damtt
dir Thierchcn lebend hier eintrcffen können.

Zch garantire Zhncn, Laß in kurzer Zeit, ja
fast augenblicklich, Zhr Haus von diesen lästigcn,
unangknehmen Gästen befreit sein wird.

Zn ausgrzcichneter Hochachtung:

Hardheim den ten

^ k'. Jst mein Mittcl von Erfolg, «rlaubc ich j
mir ein Zrugniß hierüber oon Zhrer Gcsälligkeit
zu erbitten."

Wir hielten uns für vcrpsiichtet, VvrstehendeS
znr Warnung bekannt zu machen.

Mainz, 22. Mai. Bei dem in der Nähe un-
screr Stadt ltegenden Fort Llisabeth ward heute

Jndeß ziehen täglich Massen von Truppen
übcr die Boulevards, die m»n sonst durch
Rebengaffeu zreheu ließ. Es handelt stch nur
um Revüen; doch fragt man fich, waS diese
Märsche täglich bedeuten sollen? DaS Er«
gebniß der Wahlen wird darum nicht anderS
werdcn..

Ztalie »

Turin, 25. Mai. Jn der Rede deS Kö-
nigs von Jtalien ist die Slelle bemerkenswerch:
Wenn in cinigen Provinzcn die Erhaltung der
öffentlichen Sicherheit wirksamer Maßregeln
bedarf, so wird meinc Regierung es daran
nicht fehlen laffen; zu demselben Zwecke ist
'Frankreich bereii, mililärische Bereinbarungen,
deren Zweckmäßigkeit eS anerkennt, mit unS
zu trcffen. Europa vertrau! uns seinc Capi-
talien an; es ist baher eine Ehrenpflicht für
uns, fofort die nöthigen Opfcr dafür unS
aufzuiegen.

B e l g t e n.

Brüfsel, 20. Mai. König Leopold ist
neucrdlngs sehr leibend. Derselbe hat jeßt
wieder einen ncuen Arzt aus England kommen
laffen, der im Schloß zu Laeken wohat und
das Steinübel, woran Leopold leidct, nach
einer neüen Meihode bchandelt.

Brüffel» 22. Mai. Die Repräsentanten-
kämmer hal heute ciirstimmig dic drci ver-
schiebencn Verträge mit Holland, sowic die
ebenfalls auf die Ablösung bes Scheldezolles
bezüglichen Convenlionen mit Amcrika, Lübeck
und Bremen votirt. Die Deputirten LouiS,
Hpmans und Loos feierteii rn rinigen bcredten
Worten dcn großartigcn Act der Scheldcbe«
freiung, eiii Sicg, welcher nach dem AuSdruck
deS Brüffeler Deputirtrn allein dcm morali-
schen Eiiifluß Belgiens in Europa zu ver-
danken sci. Herr Loos, der Er-Bürgermeister
Aniwerprns, bankte dem Minister Rogier und
dem Land im Namen der HandelSmctropolc
für diesc, für Antwerpen so hochwichtige Er-
rungcnschast und mcinte, vaß scine Mandanten
jpäter, wenn cinmal die in Antwerpen herr-
schende verbiffene Stimmung einen Umschlag
erlitten, gcwiß auch mit ihm übercinstiiiimen
würden. Den Katholikcii war das dem Ea-
büict gespcndcte Lob sichklich unangenehm. Hr.
Vermepic inachtc einige schüchtcrnc Einwürse
wegen der stnanzicllen Opfcr, welche das Land
briiMn müßte, aber im Grunde müßte er mit
den Vorrednern übereinftimmen.

Rußland

Petersburg, 24. Mai. Das „Zournal
dc St. Pctersbvurg" vcröffenilicht den Tert
der bänifchen Note vom 8. Mai und der
holläiidischen vom 28. April, sowie ver barauf
ertheilten Antworte». Die holländische Notc
schließt sich an die Ausführnngen dcr vom
Tulieriencabinet ertaffcnen Note an ond Icgt
Berufung an bas Wohlwolleu des Czaren ein.
Die russische Antwort wiü den praktischeu
Nutzcn des holländischer Seils geschchenen
SchritteS ununtersucht laffen und in demselben
lediglich dic gute Abstcht erkennen, die ihn hec«

eine Schildwache, ein zum k. preußischcn 37. Re-
giment gehörigcr noch ganz junger Soldat, von
acht Arbeitrrn am hellenTag, NachmittagS zwischen
4 und 5 Uhr, angcgriffcn. Dcm Vcrnehmen nach
waren cS Maurcrgcscllcn aus de» benachbarten
Ortfchaftcii, die hcutc frützer von drr Arbeit ent-
laffen wordcn warcn. Der Soldat hatte fie an-
gcrufen, «cil fie an Stcllen gingen, wo der Zutritt
untcrsagt ist. Als sie sich znrückzogen, raffte er fich
auf, obwohl schon schr übel zugerichtet, und sandte
ihnen cinen Schuß nach; eincr von ihnen ward in
den Rücken gctroffen, aber von den zweien seiner
Lamerade» mit fortgeschlepPt. Die übrigen kamen
zurick und mißhandeltcn die Schildwache nochmals.
Es gelang ihm abcr, das Bajonnet, daS die Fü-
siliere an der Seitc tragen, auss Gcwehr aufzu-
strcken, und stieß eS cinem der Gegner in den Leib;
lctzterer ward ebcnfalls von den andcrn mit fort-
geführt. - Die Schildwache selbst wird hernach inS
Lazareth gebracht. Also drei, wie man sagt, schwerc
Verwunduiigen waren die Folge ein-S brutalen
AngriffS. Ohne Zwcifel wird cS unscrcr sehr rüh-
rigen Polizei g-tinge», Lic Thät-r zu' ermitteln.
 
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