Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Juni
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0595
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
eine Zuschrift von der polnischen National«
regicrung, wonach er sich zu rechtfertigen hat,
warum er so lange vom Vaterlande cntfernt
ist. Zugleich wurde er aufgefordert, eine
Steuerquote von 600 Rubeln an die National«
regierung zu zahlen. Der Großhändler wies
nun seiuen Sohn, der Banquier in Warschau
ist, an, die Steuer zu entrichten und der Na»
tionalregierung die Ursache sciner Abwesenheit
bckannt zu gcben. Bald darauf erhielt er ein
' Document von Seiten der Nationalregierung,
worin ihm aus berücksichtigungswcrthen Grün-
den der fernere Aufenthalt in Brünn gestattet
wird.

Von der österr.-polnischen Gränze,

19. Juni. Der Kamps in Russtsch-Polen eilt
mit schnellen Schritten seinem Ende zu. Die
größte Hoffnungslosigkeit hat die eingefleisch-
testen Polen und selbft das Centralcomite in
Warschau ergriffen. Die Optimisten erwarten
eine westmächtliche Zntervention, die Nüchter-
nen fangen schon an jeden Tropfen deS unnütz
vergofseneii Blukes zu bedauern, und hie und
da wird schon selbst in polnischen Blättern
die Abstcht laut, daß man von Rußland mehr
und schneller erhalten könne, als was dic lang-
same Diplomatie ausbrüten werde.

Krakau, 23. Zuni. Am 20. d. haben
zwei Jnsurgenten-Abtheilungen die galizische
Gränze überschritten. Die eine unter Duna-
jewski wurde von den Ruffen angegriffen und
zurückgedrängt; die zweite untcr Kosciakiewicz
erlag nach neunstündigem hartnäckigem Kampfe
den fünfmal überlegenen Kräften, und erlitt
schwerc Verluste. Dunajewski ertrank in der
Weichsel.

Skeueste Machrichten

Wien, 25. Juni, Unterhaus. Es wird
eiu Prolest der Czechen vorgelcsen, worauf
das HauS die in demselben angeführten Gründc
deS AusbleibenS sür nngeuügend erklärt und
seinen Präsidenten beaustragt, die Unterziich-
ner deS Protestes aufzufordern, binnen vier-
zehn Tage» zu erscheinen, und im Falle des
Richterscheinens ihr Mandat für erloschen zu
erklärcn. Auf der Tagesorvnuiig steht die
Adreßvebatte. Herr Berger spricht über dic
deutsche Frage, gcgen daS Dclegirtenproject,
für eine kräftige BundeSgewalt mit Nepräsen-
tativverfaffung; doch will der Redner kein
Deutschland ohne Oesterrcich und cbenso wenig
ohne Preußen. Er will sreiheitliche Znstitu-
tioncn im Znnern, weil dann die Sympathien
wachsen werden und eine cvncrete Form der
Lösung sich leichtec finden wird. Zn Betreff
PolenS will er eine rasche und kühne Politik
und keine diplomatische Verzettelung, wenn
das Ziel der sechs Punkte erreicht werden
soll. Mit Ungarn will er Transaction, weil
die Verfaffungsfrage nicht gelöst werben kann,
so lange die Sitze dir Ungarn leer stehen.
Hr. Kuranda ist für die Erhaltnng deS Frie-
dcns ugd für die Beschützung der polnischen
Nationalität, jedoch unter Wahrung ber Znte-
grität der österreichischen Monarchie. 'Herr
Grocholski meinl, nur dic vollständige Wie-

Anzeigeöl

Auf Antrag dcr Bäckcrmeister Franz Müller
Wittwc wird das dersclben eigenthümlich gehörjge,
am Schloßberg gclcgcne Hans Nr. 41 am
Montag, de« 6. Juli d. I.,
Nachmittags 3 Ilhr,

einer freiwilligcn öffentlichen Vcrsteigerung aus-
gesttzt.

Das genanntc Haus ist neu und bcstenS unter-
halten. Es wird in demsklbcn seit Zahren etnc
Backerci mit dedcutcnder Kundschaft betrieben.

DaS Haus enthält 21 Zimmer, 5 Kammern,
Mehlkammern, Speicher, g gcwölbte Kcllcr, Stal-
lung, Holzremjse und eincn an das Haus ansloßen-
den Garten; allce zusamineu im Klächengehalte
oon 152 Ruthen 51 Kuß n. b. M.

Die vielen Zimmer, die meistenthcils.einc herr-
liche Aussicht nach oem Rcckar und dcr Rheinebene
habcn, waren seither möblirt immcr an Frcmdc
mit bestem Erfolge oermicthet.

Die sehr annchmbaren Verkaufsbedingnngen kön-
nen bei unö bcltcbig etngesehen «erden und wird
schlicßlich bcmcrkt, vaß ser Zuschlag sogleich er-
folgt, wenn der Schatzungspreis von 18,0M fl.
erreicht oder übcrboten wird.

Heidclbcrg, dcn 23. Zuni 1863. ,

Das Bürgcrmeistcramt.

S u l z c r.

Sachs.

derherstellungder Selbstständigkei't PolenS könne
die polnische Frage dauernd lösen: Am Tage,
an dem Polen verzweifeln müßte, seine poli-
tische Selbstständigkcii wieder zu erlangen,
iväre der PanslavismuS geboren. Hr. Prazak
verwahrt sich und die Czechen gegen den Vor-
wurf panslavistischer Tendenzen.

o Konstanz, 24. Zuni. (Schwurgericht.)
Die Ehefrau dcs Friedrich Stnton Specht jung
von Ueberlingen ist angeklagt, daß sie am
Donnerstag den 29. Zanuar d. I. ihrem Sohn
Friedrich Anton Specht jüngst, deffen Ehefrau,
dem 1^/z jährigen Kind und dcr Dienstmagd
Zoscpha gröhlich mit dem bestimmtcn Vor-
satze, dicselbe» zu tödten, wiffentlich Gift,
nämlich Phosphor, deffen an und sür stch
tödtliche Wirkung ihr bekannt war, jedoch in
so geringer Menge, daß dadurch der Tod nicht
verursacht wcrden konnte, heimlich mit der
Wirkung einer bei den Specht'sche» Ehelenten
und der Josepha Fröhlich eingetretenen Ge-
snndheitsbcschädigung beigebracht habe.
Die Angeschuldigte gesteht zu, daß ste an jcnem
Morgen halb 7 Uhr, al^ sic in der Küche
ihres Sohnes die Milch zu ihrem Kaffee ab-
geholt habe, mit einem Meffer dcn Phosphor
von einigen Zündhölzchen abgeschabt und sol-
chen in den ans dem Heerd gestandenen Kaffee
ihrcs Sohnes und ihrer Schwiegertochter ge-
than habe. Dagegcn stellt sie in Abrede, ge-
wußt zu haben, daß der Phosphor an Zünd-
hölzchen Gist sei, indem sie solchen von drei
Zündhölzchen sogar selbst als Arzneimittel gegeii
Leibweh änzuwenden Pstege, während sie an-
derseits wieder einräumie, daß man davon
auch das Griuimen bekommeu könnc. Nur
diesen Ersolg will sie beabsichtigt haben, und
zwar nur um einen Jur, eine Dummheit zu
mache», weil ihr Tags zuvor ihr Sohn einen
Kübel voll. Wasser auf den Kopf geschüttct,
und die Magd des Sohnes ihr cinen Stein
an dcn Kopf gcworfen habe; deßhald habe fle
Beiden etwas „anlhun" wollen. Hiemit steht
jedoch im Widerspruch ihr Benehmen vor und
nach der That, eiiizelne Crklärungen derselben
über ihr diesfälliges Vorhaben, ihre nicht gut
beleumunbeke Persönlichkeit, vor Aüem aber die
Thatsache ihreS Zerwürfniffes mit Sohn und
Schwiegertochter, u. die Aussicht, wenn diese Fa-
uulie todt wäre, einiges Vermögen zu erhalten,
um ihren eigenen zerrüiteten Verhälliiiffen auf-
helfen zu können. Die EerichtSärzte erkiären,
daß die gebrauchte Dosts Phosphor nicht hinge-
reichi habe, den Tod zu bewirken, und stnd
der Ansicht, daß die Angeklagie beü Vergif-
tungsversuch im Zustand verminderter Zurech-
nungssähigkeit verübt habe; fie erkiären jedoch,
daß die verminderie Zurechnungsfähigkeit ie-
diglich eine Folge der Einwirkuiig ihrer zer«
rütletcn Vermögensverhäitnisse auf ihr stolzeS
Gemülh seien, und Laß sie vor, während unb
nach der That im Zustande frcier Ueberiegung
sich befunden habc. Letziercs geh! auch aus
ihrem Benchmen bei der heutigen Verhandlung
hervor, in welchcr ste auf alle Fragen mit
der größten Genauigkeit antwvrtete, sonst aber
als srcche, verdorbene Wcibsperson sich barstellte,

att ver Heidelberger

Fahrniß - Bersteigerung.

Die Eröm der verst. Frau Gch. Rath Gmclin
laffen durch Unterzclchnetcn in dem Hause Plöck-
straße Nr. 54

Dienstag, dcn 3». Iuni,

Vormittags 9 und Nachmittags 2 Uhr
anfangend, vcrschiedenc Möbcl, Bettung, Küchcn-
gkschirr, Faß und Bandgeschirr^ verschiedenc Bäume
in Kübeln und sonstigen Hausrath gegcn baare
Zahlung versteigcrn.

Hcidetberg, dcn 24. Zuni 1863.

Ph. Schaaf,

(2) Waisenrichtcr.

Dr. Psttison's

Heil- und Präscrvativmittel gegen Gicht und
Rheumatismen aller Art, als: gegen GesichtS-,
Brust-, HalS- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-
»nd Kniegicht, Seitenstechen, Glicderreißcn, Rücken-
und Lcndenschmerz ic.

Ganzc Pakete zu 30 kr. und halbe Pakete zu
16 kr. mit Grhrauchsanweisung bei
U C. Weißgerber, Haspelgasse Nr. 1.

j welcher man eine vcrbrecherische Handkang,
wie die ihr angeschuldigte, wohl zutrauen darf.
Die Vertheidigung hattc nur «in Feld der
Hoffnung, den Vorsatz der Tvdtung von der
Angeklagten abzuwenden, und ste that eS mit
Erfolg. Die Geschworenen nahmen nur den
Vorsatz der Beschädigung an, und der Schwnr-
gerichtshof verurtheilte ble Angeschukdigte zur
ArbeitshauSstrafe von drei Zahren, und zwar
in Erwägung des MinderungsgrundeS der un»
bedeutenden Verletzung, und dcS Strafer-
höhungsgrundes der vcrwandtschäftlichen Ver-
hältniffe.

Vermifichte Nachrichten.

V°m b. bis 9. Jult wird der Eeutrulvcrein diutschir
Zuhnälzte in Franksurt setne Zahicioersammlnng
halte».

Dle Ehrengaben fni das' eidgenösfische Schntzenfcst flnd
auf IS5.V93 FrS. gesttegcn.

Aus B«de». Ja Aranthetm wurde ein Franeu»
zimmer ans dcn T-legraphcndi-nst -idlich verpfiichtel. -
Zn Pforzheim brannte in vorgestriger Nacht das snr
dic Uebungen d-s Fcnerwehrcorpö crbantc StctghauS z»-
sammen. Der Schaden tst nm so dcträchtltcher, al« im
Steighans die Geräthschastrn des LurnvercinS anfbewahrt
warcn, ohnr, dem Vernehmen nach, verfichert zu sein.

Freiburg, 24. Juni. D°S erzbtschöfl. Anzeigeblatt
Nr. 14 -nthäit l) B-rfügnng-n deS kath. OberstistuagS-
ralhcS, s. dtc N-rwaltnng deS katholischen Xirchenver-
mögens n„d b. dic Genehmtgnng der Sitstnngen betr.;
L) Psrnnd-d-setzungen: Dte Psarrei Lenzkirch d-m präscn-
tirten btsherigen Psanvcrwcser Stang l» Buchhvlz, dtc
Psareci Mühlhans-n dcm prästntletcn btsh-rigcn Psarrverw.
Wciß in Gcrlachsheim, dtc Psarret HubertShofen dem
präscntirlcn biShcrtgcn Psairo. Gostenboftr; 3) Psrüode-
ansschr-ibnng: Eaplanci Nendtngen, D-canatS Vwingcn
(SSÜ fl.); 4) V-rsetzungcn: Dtc Vicare Bold in Ober-
winben alS Psarrverwcstr nach Oberspitzeubach, Mapee »on
Rcunkirchcn nach Dielhcim, Kuß vv» Haßlach nach Schlin-
gen und Lotter son RhetnSheim nach Schlierfiadt.

Körsenbcricht.

Frankfurt, rs. Znnt. Bet wentg bclebtem Umsatz
dauerlc dte flauc Tendcnz, d-n answärtigen Nottrungen
cntsprcchcnd, fort. Von Wien waren Crcditactim 188,
Loosc 98. 56, Valuta 111. 30, von Berlin Creditaetten
841/2, Loosc 881/, bekaant. Aurhcffische Anlihe» hter in
Posten zn lvll nmgesctzt. .

Um r Uhr: O-sterr. Ereditactten 197^/-. Nai. 701/..
t8KV-, Loose 88-/2.

8 Uhr AbciidS. Zn der Effectcnsoctetät wnrden österr.
Credltactlen zn lgvs/, —197, Lnosc zn M/ix —1/, nud
Ralional zu 7lli/i umgesetzi. Dte Tendenz war ziem-
ttch s-st.

Gottesdienst in Heidelberg.

Am Reformationsfeste.

Sonntag, den 28. Anni, Bormittags 9 Uhr, predigen:
tn dcr H-tltggeistkirche (Abcndmahl): Herr Stadtpfarrer
Herbst; t„ dcr Prootdcnzktrche (Abendmahl): Hr. D-can
Zti! el. Am AnSgangc ouS den Kirchen nnter den Ktrch,
thüren wird einc Collecte für dic in den katholischeir
LandcSth-il-n zerstreut lebcndcn evangcltschen Gcmeinden
teS GroßhcrzogthnmS eingcsammelt wcrden.

Nachmtttags r Uhr,

in dcr St. PeterSkirche: Hr. Vtcar Röck.

Aniverfitätsgottesdienst tn der St. PeterSkirche,
VoemittagS i/pll Uhr: Hr. Kirchenrath Schenkcl.

WochcngotteSdienste: in der St. PeterSkirche:

Mittwoch, 8 Uhr: Hr. Stadtpfarrer Sch-ll-nberg.

Fnitag, 8 Uhr: Hr. Candtdat Becker.

Deutschkatholische Gemcinde.
Sonntag, den 28. Zuni, früh 9 Uhr,
Gotiesdienst in unserem Bcisaalc durch Herrn
Dr. Brugger.

Zeitunq.

Gewerbverem.

Allgemeine Versammlung Samstag, den
27. d. Mts., Abends 8 Uhr.

Tagesordnung:

Vereinbarung zwischen Gewerbverein
nnd Arbeiterbildungsverein über ein
gemeinsames L'esezimmer und Thell-
nahme an den Vorträgen.

Stelle-Wcsuch. iZÄSÄS L

Gesellschafterin und Hauöhälterin bei einer vor-
nehmen Familie conditiouirte und aller feinen
Handarbelten mächtig ist, wunscht eine paffende
Stelle. Dieselbe würde auch eme Stelle als Be-
schließerin in einem Hotel annehmen. Der Ein-
tritt könnte - sofort geschehen. Franco - Offerten
unter der Ehiffre Le. Nl. besorgt die Erpeditton
dieser Zeitung._ '

Anlage Nr. 9. Näheres daselbst.

Altszuleihen. 2 7 N 0 fl. Vorn iidschastS-

geld bei sZ Zahnarzt Geterhaas.
 
Annotationen