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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0194
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Sich unterm 20. Aug, l. I, gnädigst bewoge»
geftinden. den Director Schmidt am Arbeit«-
hnuse zu Freiburg — zu der Yilsd-Strafanstalt
Bruchsal, deu Vorsteher Eichrodt am Zucht-
und Arbeitshause zu Kidlau — zu der Weiber-
Strasaustalt nach Freiburg zu versctzen, und
dcm VerwaÜer Bauer am Zellengesängniß zu
Bruchsal den Titel „Rcchnungsrath" zu ver-
leihen.

Mannheim, 23. Aug. Dem „Actionär"
eutnehmen wir Folzendcs: Wic wir aus guter
Quelle ersahrcn, sind die Berhandlungcn zwi-
schen Bayern und Baden wegen der Brücke
bcendigt, der gencrclle Bauxlan ist von den
beiderseitigen Regicrungeu und der Central-
RheinschisssahrtS-Commijsion endgillig geneh-
migt. Die Detailxlänc sind zwischen dcr baye-
rischen und badischcn Bauverwaltung bcreits
vcreinbart und werdcn den betrefscuden Staars-
ministericn in kürzester Frist vorgelegt werdcn,
so dah dic Ausschrcidung und Bcrgebung der
bezüglichen Arbeiten in Kürze ersolgc» und mit
der Bauausführung noch im Lause des Sxät-
jahres begonnen werden wird. Der Bau soll
mit aller Energie in Angriff Lenommen und
dahin getrachlet werden, daß die Brücke im
Herbste 1888, dem vorauSsichtlichen Zeitxunkt
dcr BetriebS-Eröfsnung der Heidelberg-Wnrz-
bnrgcr Bahn, dem Berkehrc übergeben werden
kann.

Freiburst, 21. Aug. Dcm heutigen städti-
ichc» „Verkündiguugsblattc" liegt eine Bckannt-
niachung des hiejigcn GcmeinderatheS bei, welche
unter Vcröffentlichuug des GcsetzeS, die Auf-
jichtSbehvrdcn sür die Volksschulen betr., und
des ErlasseS deS großh. MinisteriumS deS Jn-
nern vom 11. ds. MtS. an das erzbischöfliche
Ordinariat, die Bürgerschaft aufsordcrt, „sich
hiernach cin Urtheil darüber zu bilden, in welch
hohem Grade die Julcressen der ReligionSge-
nossen aller Bekcnutnissc durch das gcnaunte
Gcsetz gewahrt erjcheinen und wic schr der be-
rechligten Stellung dcr deiden Landeskirchen
und deren Einpuß auf die Schulen Rcchnung
getragen ist, Dic Bürgerschasl werde sich daher
auch ein richtigcS Urtheil üder die Uuitriebc
Derjenigen bilden, welche in biesem Gejetze eine
neue Veranlassnng suihen, den Friedcn des
LandeS zu stören." Wir zweifeln nicht, daß
diese Bekanntmachung bci Manchem, dcr nichl
in der Lage ist, Zeitungen zu lesen, eiu rich-
tiges Verständniß in dcr Schulfrage hcrbci-
führen wird. Ler lctzte Hirtenbries yal ohne-
dem den gewünschten Eindruck nichl gemacht,
vielmehr, wie der erwähute Ministerialerlaß
ganz richtig sagt, nur dazu beigetragcn, die
cigene Autorität der Versasscr in hohem Grade
zu crjchüttern. Die Bürgerschaft Frciburgs
wird auch, wie die Gemeindebehörde vorauSsetzt,
treu zu Gesetz und Recht, zu Fürst und Vater-
land stehenl HBd. LdSz.)

Stuttgarl, 20. Aug. Unsere Ultramon-
tauen könneii eS immer noch nicht verschmerzen,
daß sie in Betrcff der beabjichtigten Errichtuug
eincs Klostcrs voni Miiiisteriuin abschlägig be-
schieden worden sind. VorauSsichllichcrweise
dürftcn sic unter dem neucn König für ihre
Plane «enigcr zu hoffen haben, als unter dcm j

so hergerichtet, wle bei der Festvorftcllung in der
großen Oper. Der lkaiscr hatte zu feiner R-chten
den König von Spanien, die Kaiserin nnd den
Prinzen Murat, zu sciner Linkcn dcn kaiserlichen
Prinzen (derselbe wohnte dcr Vorstellung in ber
Opcr nicht bet) und die Prinzcsfin Mathllde. Der
Kaiser trug wieder den Orde» des goldencn BlicßcS
und der König den Großcordon der Ehrcnlegion.
Die Kaifcrin war wörtlich mit Diamanten über-
deckl; dcr kaiserlichc Petnz trug einen schwarzen
Anzng; cr war dcr einsachfte im ganzcn Saale.
Dte Anwescndcn trugen fast alle (cs waren nur
wenigi schwarze KrackS sichtbar, dic, nebenbei gc-
sagt, allein an die Ictztzeit ecinnerten) großc Uni-
form. Uebcrall strahlte und strotzte cs von Gold.
Die Damen selbst waren in glänjcndster Tollctte.
Der Werth des Diamantenfchmllckes, mtt dem fich
dt- ganzc hohe Gescllschaft, Hcrren nnd Kraucn,
bcladen hatte, muß, wenn AlleS ccht war, über
hunoert Milltoncn bctragen haben. Die Hundcrt-

»erstorbenen. Dersclbe ist gut protestantisch ge-
sinut, auch dic Königin wird den auiuaßlichen
Bestrebungen RomS so wenig hold sein wie
ihr kaiserlichcr Bruder llebrigens hat dic srühcr
so mächtigc Fürsxrecheriii oer Ultramontanen
in Würtcmberg keinen Eiufluß mehr.

(D. A. Z.)

Stuttgart, 22. Aug. Es wurden 100
Landjäger uach FriedrichShafen commandirt, um
die russische Kaijersamiiic, die dajelbft vom 9.
bis 1L. Sextbr. verwcileu wird, vor deu —
Polen zu schützen. (Ai. A.)

Stuttgart, 22. Auaust. Zn einer vou
Morgens 10 bis Nachmitiags 3 Ühr andauern-
den Versammlung süddeutscher Vorschußvereine
und Handwerkerbanken, wobei auch KariSruhe
und Mühlburg, sowic Koustanz, Bruchjal und
Bretten vertreteu waren, uud der Schulze-
Dclitzsch anwohnte, wurde die Errichtung eineS
Cenlralvereins sür Süddeutschlaud, mit dem
Sitz in Stutkgart, mit allcn gegen die eine
Stimme vou Bretten beschlossen aus Grund des
vorgelegten Statutenentwurss. Hrn. Schutze-
Delttzsch wurdc von der hiestgen Handwerker-
bank cin siiberuer Pokal überreicht.

48icsbaden, 23. Aug Bet der gestern
in Biebrich stattgehabteu Festtafel, wozu je eiu
Mitglied der vorgeftcllten 140 Dexutationeu
alS Gast geladen war, detonte der Herzog in
ciner Rcde, welche derselbe währeud der Tafel
hielt, die Versöhnuiig dcr Parleien, wclche er
aubahncn wolle zum Frieden deS Landes. Daß
bieseS Wort die Herzeu der Thciliichmer auf
das Frcudigste ergriffen hat, brauchen wir woht
nicht erst zu melden.

Berlin, 23. Aug. Der König reist schon
hcute vou Wieu ab und lrifft in der Zeit vom
6. bis 20. Sextembcr in Straßburg mit dem
Kaiser vou Frankrcich zusammeu, nachdem er
inzwischeu iu Bertin uoch eine Begegnung mit
dem Käisrr von Rußland gehabt hat. Das ist
heute, nach einer Reihe von Tagen xolitischer
Stille, die Ncuigkeit von einiger Bedeuluug.
Dcr Ausenthatt dcs Köiilgs am österreichijchen
Hoje war urjxrüngtich um einige Tage länger
lii Aussicht geuommrn und die Abkürzung deS-
selbcn wird jicherlich Dcutungeu und Wider-
sprüche hervorrufen. AlS festftehend köuiien
Sic annehnieii, daß kciue Eiuiguiig in Berreff
der in deu Herzogthümeru zu erablireuderi Jn-
tcrimSregicruug staltgesunden hat, daß nament-
lich auch die Kedingung Oesterreichs für das
Zugeständniß eiuer xreußijchcnStatthalterjchast,
eine Cvncessioii iu der haudclspotitischen Krage
iiamlich, von Preußen vorläufig abgclehitt ist.
Bestiminend für diese Haltung dcS preußischen
Cabincts war eine Vorstellmig FrankreichS, da-
hin geheud, daß vor solchcu Zugcstäuduissen
doch jedensalls cine Verftäudigung mit Frank-
reich wünschenSwerth sei, um jo mehr, als die
Coiicejsiou OeftcrreichS auf xolitischem Felde
liegc und Preußcu doch gewiß auch Werty auf
eiu Einvernehmeu mit Frankreich auch in dlcser
politischen Frage lege. (N. F. Z.)

Aus Westphalen, 22. Aug. Die Excesse
im preußijchen Milttär vermehren sich iil
schreckenerregender Weise, uud gewiß ist es ein
bemerkenSwcrthes Zeichen, daß Osfiziere wie

garben fchlten natürltch wedcr in dcr kaiscrlichen
Loge, noch aus dcr Scrnc. Gcgen 11 Uhr crhob
sich der Katser und bcgab sich mit dcn Eingclavcncn
in dcn Park. Der Rcgrn hatte aufglhört, wcnn
auch daö Wettcr noch unfrcundlich war. Der ganze

Latonc bot besondes eineii wunderbaren Anblick
dar; rs war kcln Waffcr mehr, vas sich in dic
Lust erhob, rs waren Diamantrn und Krystalle.
Die bengalischen Feuer, dic auf allen Sclten auf-
stammtcn, wnrdcn vermittclst der Elcctricität an-
gezündct. Von drr großrn Trrppc des SchloffrS
konntr man daS Ganzr übersrhen. Dic glänzend
erlcuchtcten Gcwäffer, dir Fcurrguirlandrn, dir fich
um allr Bcete, Wicsen, Banmgruppen und BasfinS
h-rumzogen, dir T-usend und Tausendr von bunten
Lamprn, dle man bis in die Spltzcn der höchsten
Bäum, rrblicktr, — ,s war ein herrlichrr Anblick.
Um 1l Uhr wurde daS Fcurrrvrrk abgrbrannt. Es
war viellrlcht das prachtvoüste, großartigstr, welchcs
PariS je gesehen. u-ber 2S,Ü0Ü Rakrlen, Bom-

gewöhnliche Soldaten sich gleichmaßig durch
diese an die finfterften Zeilcn des Mittel-
altrrs erinnernden Aufiritte auszeichnen. Jn
Elb-rseld, Treptow und Wehlau fanden in
rascher Aufeiiianderfolge emxöreiide Aujtritte
statt, und heute haben wir abermals von einem
solchen Vorgauge zu berichten, der an Rohheit
jeineS Gleichen suchen dürfte. Zn Miuden
wurden vor einigeii Tagcn zwei Dameu in
ihrem Wagen vou einem Soldalen auf der
Chaussee ohue alle Ursache mit dcr blanlen
Waffe angefalleu, über Arme, Beine uud Koxf
gchaucu uud theilweise erheblich vcrletzt. Eln
hinzukommender Lazarcthgehilfe ist von dem
Ercedenten cbenfaUs ganz bedeutend zugerichtet
und der Uebetthätcr ift dann schtießlich gefangen
worden. Würdig reiht stch hicran der folgende
Vvrsall, den der „Elbinger Anzeiger" unterm
18. Aug. berichtet: „Lm Dienstag Abend kam
eS in etncr hiesigen Restauration, welche nur
von dem gcbildeten Publikum besucht wird,
zwischen einem Ulanenosfizier und einigen Ci-
vilisten zn einein Streite, der dadurch enlstand,
weit Ersterer AuSdrücke gebrauchte, die sonst in
diesem Lokate nicht gehört werden, und vor
welchen Jeber, der einigcrmaßen Ansxruch anf
Bitdung macht, gern scin Ohr verschiießl. Aus-
geforoerl, jein Bclragen der Gcjellschaft anzu-
passeii, ging der Uiiteroffizier Mlt einer Droh-
ung davou und erschicn batd darauf mit zwei
Utanen, welchc er von der Hauptwache geholt
hatte uud die sich am Eiugange der Rcstaura-
liou xostirten. Nur dem ruhigen Benehmeu
und dem eiustimmigen Beschluß der auwesenden
Gäste, sofort nach der Hauptwache geführl zu
werdcn, als auch der Einsicht der beidcu her-
beigehottcn Ulaneu kann man es verdankeu, daß
nicht auch hier eine ähultche Brutalität wie in
Wehlau vcrübt wurdc. DaS Blalt knüpsl hie-
ran die Benicrkung, daß in Zukunft CivUisteu
wohl nur bcwaffnet die öffentlichcn Lokale be-
suchen dürsten, um stch ihrer Haut weyren zu
können. Atjo xraktische Einführnng deS Faust-
rechtS in dein „staate der Jntelligenz!"

Müncden, 23. Aug. Der König hat be-
züglich der Abkürzung der Finanzxeriodcn die
Jnitiative ergriffen. Zn einem Handschreibcii
an daS Gcsammtstaatsininisleriilin verlangt cr
eine erschöxfende Berichtersiattuug über den
Gegenstand nnd drückt seine Gcneigtheit aus,
zu einer daranf bezüglichcn Verstänoignng die
Hand zu bieten.

Travemünde, 23. Aug. Drei prenßische
Corvetten und 5 Känonenboote stnd hier ein-
getroffcn.

A r a i« k r e i ch.

Aus Frankreich liegen nur Festberichte vor.
Das Versailler Fest hat doch stallgesunden, ob-
gleich vie nahe Verwandte des Königs von
Spanien, die Tochter der Königin Christine,
Fürftin Czartoryska am 19. August geftorben
ist. Die Zournale werden ersuchl über den
Trauersall zu schweigen. Die Königin Chri-
stine hat dcn König von Spanien hier em-
psangen; sie war dieserhalb von Havre nach
Paris gekommen.

Paris, 22. August. Der hiesige deutsche

ben rc. wurden abgebrannt, das Bouquet bestand
allein aus 16,000 Raketen.

Man schreibt aus Baltimore: „Unser Hasen
hat während ver letzten 24 Stunden in Flammen
gestanden, buchstäblich tn Flammen. Die Ober-
fiäche deS HafenS ist auf Tausendc von Quadrat-
meilen hin ein Feuer gewesen, und zwar verur-
sacht durch die Zerstörung deS itallenischrn SchiffeS
„Juliana", welcheS tn Brand gerieth, während eS
an der Werfte lag und Petroleum einnahm; es
hatte 1800 Fäffer bereits an Bord und mußte nach
der andern Seite des Bassins hinüberbugsirt wer-
den, um die in der Nähe seineS ersten LiegeplatzeS
befindlichen Vorräthe unv Baulichkeiten zu retten.
Da die Fäffer erplodirten, verbreitete fich daS Oel
in heller Klamme über das Wasser."

(Du, Herr Kön ig.) Während seineS Aufent-
haltS in Gastein rtef am 12. Auaust eine :der tn
den Buden auf kem Straubinger'schen Platze feil-
haltenden Tyrolerinnen den König von Preußen
an: „Du, Herr König, kauf mir doch auch waS
ab!" Dcr König erhandelte fich eine Spielhahn-
frder und ein paar GemShornleuchter.
 
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