DOI chapter:
Nr. 205-230 September
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0293
Hridtlbergrr Itilung.
N» 22S. Samstag, 2L. September LL?'"" L8VL.
* Politische Umscha».
Dic „KarlSr. Ztg." wendct stch gcge» einc
Correspondenz dcr „Frankftr. Postztg.", worin
gesagt wurde, daß die Lußere und innere Po-
litik deS Hrn. v. Roggenbach schou seit gerau-
mer Zeit cine incrklichc Schwenkung crsahren
habe. Nachdem das Blatt aus den Jrrthnm
hingewiesen, daß Hr. v. Roggenbach einrn ent-
scheidenden Einfluß auf die selbststandigen Be-
fugnisse der nbrigen Ministerial-DepartemcntS
(hier des Znnern) anSnbe, bcmcrkt dasselbe
bezüglich der änßeren Politik der badischen Rc-
gierung: „Die angebliche Schwenkung dürste
vorerjt noch eine Hallucination des Verfassers
bleibcn. Sind wir recht unterrichtet, so ist
man hier im Gegentheil sehr zuversichtlich über
den Ausgang derjcnigen schwcdeuden Fragen
äußerer Politik, worüber die diesseitige Regie-
rung veranlaßt war, sich ausznsprcchen. Die
großh. Regierung wird daher sicherlich nicht
ablassen, die davon berührtcn Jnteressen in der
Richtung ferner zu vertreten, welche sie von
Anfang an als die richtige erkannt und vcr-
folgt hat.
Jn Wnrtemberg stcht eine theilweise Mini-
sterverzinderung bevor. Nach dem, waS bisher
zu erfahren war, nnd bis dcr „StaatSanzeigcr"
cs amtlich vcrkündet, haben dic Minister des
Aeußern, deS Jnnern nnd der Finanzen ihrc
Entlassung erhaltcn, die Herren v. Hügel, v.
Lindcn und v. Sigcl. An die Stcllc deS Er-
stcren trilt der Vicepräjident dcr zwcitcn Kam-
mer, dcr ritlcrschaftliche Abgcordnete Frhr. v.
Varnbüler, der mit seinem Ministerium des
königlichen Hauscs und der auswärtigcn An-
gclegenheiten nun auch die VerkehrSanstaltcn,
die Eiscnbabnen, dle Posten, die Telegraphen
und die Dampfschiffsahrt auf dem Ncckar und
dem Bodensee vereinigen wird, welche in Zu-
kunft dem Finanzdcpartcment entfallen. Den
Minister des Jnnern, v. Linden, svll staats-
rath v. Geßler, früher erstcr Rath im Mini-
stcrinin des Jnnern und Dircctor des Medici-
nalcollegiums, nachher Mitglicd deS k. Gehei-
menraths, ersetzen, und den Chef des Finanz-
departcmentS, StaatSrath v. Sigel, dcr bishe-
rige Director der Forstabtheilung im Finanz-
dcpartcment, v. Renner, mit dcm Titel eines
StaatsrathS und Finanzdepartementschefs.
Die „FienSb. Nordd. Zeitung" nieldet: Jn
wenigcn Tagcn werde von Berlin an die Bun-
desversammlnng ein Antrag abgehcn, dem lUl-
denburger einc Präclusivfrist sür Nachweisnng
seines ErbrechteS zu ftellen.
Die Zollconferenz in Prag findct nach einer
Versammlung Ler Leutschen Nalurforscher
unL Äergte.
Gießen, 17. Scpt. Dle heute degonnenc Vcr-
saminlung der dculschen Naturforscher und Aerzle
verspricht cine ber glänzendstcn unb zuglcich geiuüth-
llch-sröhlichstin zu werden. lleber tausend Theil-
nchmer und Witglicdcr sind bis hcute schon an-
gemcldet, worunler viele und bedeutcnde Namcn.
Gießen selbst hat sich fast über s-ine Kräft, an-
gestrengt, um seinen Gästen den Aufeuthalt so
angenchm als möglich zu machen. Alle Logls sind
hescbt, die lehten Betten in Bcichlag genommcn —i
weitere Gästc wcrdcn in Wctzlar untkrgebracht wcr-
den müssen. Jn allen Straßen wehcn dte schwarz-
roth-goldencn Fahncn — nur cinige, und wic cs
schkint, ofsicielle Häuser, zeigen auch dic hessischcn
Landesfarbcn oder bie blau-weißcn Wlmpel der
Universität. Aeußerst gefchmackvoll mit grüncm
Laubwcrk, Fahnen und viclfarbigcn Wappcnschil-
dcrn ist einc großc KcsthaUc dccorirt. die an ten
Saal des Zinser'schcn, frühcr Bnsch'schen Gart^ls
augebaut ist, und in welchcr die gemcinschastlichen
Correspondenz der „D. A. Z." ihre hauptsäch-
lichste Schwierigkeit in einem PassnS der Zn-
structionen deS Herrn v. Hasselbach, nach wel-
chem das Zngcständniß eincr kinftigeu Zoll-
einigung Oesterreichs mit dem Zollvereine von
einer totalen Acnbernng der öjterreichischen
Handelspolitik abhängig gemacht,werden soll.
Nach den Andcntungcn der „Francc" ginge
Napoleon III. mit dem Planc um, noch bei
guter Zeit den nothwendigen Nebergang der
Verfassung von der Dictatur zum Parlamen-
tarismus zu lciten. „DaS Kckiscrthum", jo
schließt die „France" ihren scheinbar osstciösen
Artikel, „ist liberal geworden, und es that recht
daran; seine Macht beruh! heutigen Tages nicht
in einer kindischen Furcht vor der Freiheit
und nicht in unfruchtbape» VorsichtSmaßregeln,
die uur eitel Mißtranen verrathen, sondern >n
dcr breitcn, ernften, umsichtigen Anwendnng
des Geistes der Znitiativc und des Fortschritts."
Laut ciner Pariser Depesche wird Jtalien an
der römijchen StaatSschuld nicht participiren
und ist dic Nachricht der „Francc", daß wegen
Venetien Verhandlungen obschweben, erdichtet.
Eine große enthujiastische Versammlung für
die Bestätigung der Erncnnung Mac ClellanS
zur Präsidcntschaft fand in Neuyork statt.
AuS Konstantinopel wird dic glückliche Lö-
sung des Suezcanal-StreiteS berichtet. Die
türkische Regierung hat den französischeu Schieds-
jpruch vollständig acceptirt. Die Entschädigungs-
summe sür die Gesellschaft wird vermitteljt eines
von dcr äghptischcn Rcgierung auszunehmendcn
Anlehens aufgebracht. Nur bshält sich die tür-
kische Regierung LaS Recht dcr Zntervention
vor bezüglich dcr Werthabschätzung dcr zurück-
genommenen Ländereien. Frankreich hat dicscn
Vorbehalt gebilligt, als der Wnrde deS Souve-
räns entsprechend.
Z»r Schleswig-Holsteiit'sche»
Lache.
Vvm Ne<tar, 20. Sept. Die Frie-
densverhandlungen in Wien würdcn besser
Fricdens verzögernn g sverhandlungen heißen.
Dänemark beharrt dabei, zu verwcigern, was
Oestcrreich und Preußen für die Herzogthnmer
verlangcn nnd weiß dic Verweigerung derge-
stalt durch immer neuen Scheingrund zu recht-
ferligen, daß den dculschcn Mächten schvn längst
die Geduld ausgegangen sein sollte. Der Um-
stand, daß heulc wieder andere Nachrichten
koinmen als gestern, und morgcn wieder andere
als hcute, liegt eben LN Dänemark, daß, wenn
es heute sich geneigl gczcigt hat, auf bie For-
Festcffen, sö wie die abendlichen gesclligen Zusam-
menkünstc statlfinden. Die erste Sitzung hcutc früh
im lLlubfaale bot, wie stcts, nur wenig Jnterrsse.
Man kcnnt den Anhalt der officicllen Begrüßungs-
rcden — sie unterschciden fich im Allgemcincn
nur dnrch dic mehr pder mlnder langwcilige Art,
kernig unb herzlich war srine kurzc Rcdc, cril echtes
Spicgelbild dcs tüchtigen BürgerstanvcS, den die
alte Musenstadt nährt. Dann solgtc rührendc eine
Parotie eiirer Episode dcr JliaS. Dr. Volger, Ob-
mann deS deutschcn Hochstists, und Pros. Lcuckardt
stritten, wie Ajas der Telamonier und der helm-
buschumschattetc Hektor um den Leichnam des Pa-
troklus, nämlich nun dik Acten der Gcscllschasl.
Abrr ein gütigcr Gott entrückte den Leichnam —
rinc osficikllc Erklärung wurdc provoclrt, wonach
gar keine Actcn derselben crlstirrn. tlm so hcstiger
cnlbranntc der Kampf — Zöpfe wurden geschlru-
dert, Eristrnzrri geläugnct — der Elne behauptctc
— o Blindwuth des cntfcffelten Fortschrittes —
daß die kaiserliche Levpoldiiirfche Acadcnire, wclche
dernngen der deutschen Machte einzugehen,
morgen bereits wieder Gründe dafür vorbringt,
daß eS zürücknehmen mnsse, was es bereits zu
bewilligen im Begriffe gewesen. Dies ist nichls
Weiler, als das Streben, den Abschluß des
FriedenS zu verschleppen. Daß man dies so
hingehen läßt, wäre unbegreiflich, wenn man
nicht wüßte, daß dic großen nichtdeutschen
Mächte Europa's mehr oder wenigcr mit Däne-
mark iympalhisiren. Dicscn Umstand darf
man überhanpt nicht auS den Augen lassen,
iveNn man begreifen will, waS von Anfang
dieses Jahres an von den beiden deutschen
Großmachten geschehen und—nichl geschehen istl
Berlin, 21. Sept. Die „Nordd. Allgem.
Ztg." bestätigt, daß die Absicht, den' Waffen-
stillstand auf eine längere Frist aüSzudehnen,
jetzt aufgegeben sei. Nicht wirkungSlos hierbei
f-i die Verzögerung der Friedensverhandlungen
dänischcrseitS gewesen. Ueberhaupt habe die
stimmnng in Kopenhagen einen eigenlhnm-
lichen Charakter angenommen, wovon auch
fkandinavische Blätter die bestimmtesten Andeu-
tungcn enthalten. Srlbst Kopenhagener Blätter
sprechen entschieden skandinavische Gesinnung
aus und greisen den Präliminarfrieden an, statt
sich den Bedingungen desselben zu fügen. Da-
her sei es begreiflich, daß die deutjchen Groß-
mächte an dem Paragraphen deS Waffenruhe-
protocollS festhalten, der thnen geftattet, jeder-
zeit mit jechSwöchentlicher Frist den Waffen-
stillstand zu kündigen.
LSien, 21. Sept. Die Conserenz ist for-
meller VcrzögerungSgrnnde wegen einige Tagc
verschoben.
Hrimburg, 22. Septbr. Laut „Altvnaer
Mcrcur" unterhandeln die BundeScommissäre
wegen Unterbringmig der überschnssigen Finan-
zen Lauenburgs mit einem Hamburger Geld-
institut.
D e » t s ch l a n d.
Karlsruhe, 21. Sept. Die Art der Ver-
kündigung dcr orispolizeilichen Vvrschriftsn ist
nach der neuen Organisation durch die Be-
zirksämter für die einzeinen Gemeinden ihrcS
Bczirks, unter Benehmen mit den Gemeinde-
rälhcn in dcr nach den örtlichen Vcrhältnissen
angemessensten Weise zu bestimmen. Die Ver-
kündigungen haben durch' das AmtSblalt zu ge-
schehcn nnd sind in den cinzelncn Gemeinden
sodann auf die vereinbarte zweckentiprechende
Weise weiter bckannt zu geben. Jn dringen-
dcn Fällen kann Lie Verkündigung dnrch öffent-
lichen Anschlag vder öffentliches Ausrusen gc-
schehen.
die Acten verlaiigte, etn mittelaltcrlichcS Anstltut
ser, der Andere, daß — o Frevclmuth bekrtttelnder
Ncrgelei — das Hochstist noch kcrn Zetchen seiner
Lebensfähigkcrt gcgeben habc. Eris warf schon rhrc
Acpfcl und die Mcduse schüttelte die Schlangcn
ihres Zwrespalt ftrftenden Hauptcs übcr der Ver-
sammlung, als Prosessor C. Vogt dcm Fasse den
Boden ausschlug mit dcm Antrage, Acdcr möge
mit scincn Acten machcn, was ihm beliebc. Dcr
Grgenstand sel dcS StrerteS nicht wcrth. Allgemelne
Zustlmmung aller bcdrückten Gemüthrr, dte sich cr-
löst sahen von Hochstrft und Acadcmic, und nun
bleibcn konnten, was sic sclther waren, eine fretc
Wander-Versarnmlung. Hierauf, unter forklau-
fendcm Bccsalle, rine Rrde über national-germa-
»ischc Raturforschung, mit Bezlchung auf Baco
von Verulam. Altetzt cin Sturmlauf gegen dic
Darwin'fche Theorie und die sortschrcltcnde Lnt-
wicklung von Dr. Volger. Das bcutschc Hochsttft
will nur tn sich zurückkrhrcndrn Kreislaus, keinen
Fortschritt in der Natur. Mcin Ohrim hatte einen
nnd Dreh-Krankhrit crschöpst zn Bodrn fiel. Bil-
N» 22S. Samstag, 2L. September LL?'"" L8VL.
* Politische Umscha».
Dic „KarlSr. Ztg." wendct stch gcge» einc
Correspondenz dcr „Frankftr. Postztg.", worin
gesagt wurde, daß die Lußere und innere Po-
litik deS Hrn. v. Roggenbach schou seit gerau-
mer Zeit cine incrklichc Schwenkung crsahren
habe. Nachdem das Blatt aus den Jrrthnm
hingewiesen, daß Hr. v. Roggenbach einrn ent-
scheidenden Einfluß auf die selbststandigen Be-
fugnisse der nbrigen Ministerial-DepartemcntS
(hier des Znnern) anSnbe, bcmcrkt dasselbe
bezüglich der änßeren Politik der badischen Rc-
gierung: „Die angebliche Schwenkung dürste
vorerjt noch eine Hallucination des Verfassers
bleibcn. Sind wir recht unterrichtet, so ist
man hier im Gegentheil sehr zuversichtlich über
den Ausgang derjcnigen schwcdeuden Fragen
äußerer Politik, worüber die diesseitige Regie-
rung veranlaßt war, sich ausznsprcchen. Die
großh. Regierung wird daher sicherlich nicht
ablassen, die davon berührtcn Jnteressen in der
Richtung ferner zu vertreten, welche sie von
Anfang an als die richtige erkannt und vcr-
folgt hat.
Jn Wnrtemberg stcht eine theilweise Mini-
sterverzinderung bevor. Nach dem, waS bisher
zu erfahren war, nnd bis dcr „StaatSanzeigcr"
cs amtlich vcrkündet, haben dic Minister des
Aeußern, deS Jnnern nnd der Finanzen ihrc
Entlassung erhaltcn, die Herren v. Hügel, v.
Lindcn und v. Sigcl. An die Stcllc deS Er-
stcren trilt der Vicepräjident dcr zwcitcn Kam-
mer, dcr ritlcrschaftliche Abgcordnete Frhr. v.
Varnbüler, der mit seinem Ministerium des
königlichen Hauscs und der auswärtigcn An-
gclegenheiten nun auch die VerkehrSanstaltcn,
die Eiscnbabnen, dle Posten, die Telegraphen
und die Dampfschiffsahrt auf dem Ncckar und
dem Bodensee vereinigen wird, welche in Zu-
kunft dem Finanzdcpartcment entfallen. Den
Minister des Jnnern, v. Linden, svll staats-
rath v. Geßler, früher erstcr Rath im Mini-
stcrinin des Jnnern und Dircctor des Medici-
nalcollegiums, nachher Mitglicd deS k. Gehei-
menraths, ersetzen, und den Chef des Finanz-
departcmentS, StaatSrath v. Sigel, dcr bishe-
rige Director der Forstabtheilung im Finanz-
dcpartcment, v. Renner, mit dcm Titel eines
StaatsrathS und Finanzdepartementschefs.
Die „FienSb. Nordd. Zeitung" nieldet: Jn
wenigcn Tagcn werde von Berlin an die Bun-
desversammlnng ein Antrag abgehcn, dem lUl-
denburger einc Präclusivfrist sür Nachweisnng
seines ErbrechteS zu ftellen.
Die Zollconferenz in Prag findct nach einer
Versammlung Ler Leutschen Nalurforscher
unL Äergte.
Gießen, 17. Scpt. Dle heute degonnenc Vcr-
saminlung der dculschen Naturforscher und Aerzle
verspricht cine ber glänzendstcn unb zuglcich geiuüth-
llch-sröhlichstin zu werden. lleber tausend Theil-
nchmer und Witglicdcr sind bis hcute schon an-
gemcldet, worunler viele und bedeutcnde Namcn.
Gießen selbst hat sich fast über s-ine Kräft, an-
gestrengt, um seinen Gästen den Aufeuthalt so
angenchm als möglich zu machen. Alle Logls sind
hescbt, die lehten Betten in Bcichlag genommcn —i
weitere Gästc wcrdcn in Wctzlar untkrgebracht wcr-
den müssen. Jn allen Straßen wehcn dte schwarz-
roth-goldencn Fahncn — nur cinige, und wic cs
schkint, ofsicielle Häuser, zeigen auch dic hessischcn
Landesfarbcn oder bie blau-weißcn Wlmpel der
Universität. Aeußerst gefchmackvoll mit grüncm
Laubwcrk, Fahnen und viclfarbigcn Wappcnschil-
dcrn ist einc großc KcsthaUc dccorirt. die an ten
Saal des Zinser'schcn, frühcr Bnsch'schen Gart^ls
augebaut ist, und in welchcr die gemcinschastlichen
Correspondenz der „D. A. Z." ihre hauptsäch-
lichste Schwierigkeit in einem PassnS der Zn-
structionen deS Herrn v. Hasselbach, nach wel-
chem das Zngcständniß eincr kinftigeu Zoll-
einigung Oesterreichs mit dem Zollvereine von
einer totalen Acnbernng der öjterreichischen
Handelspolitik abhängig gemacht,werden soll.
Nach den Andcntungcn der „Francc" ginge
Napoleon III. mit dem Planc um, noch bei
guter Zeit den nothwendigen Nebergang der
Verfassung von der Dictatur zum Parlamen-
tarismus zu lciten. „DaS Kckiscrthum", jo
schließt die „France" ihren scheinbar osstciösen
Artikel, „ist liberal geworden, und es that recht
daran; seine Macht beruh! heutigen Tages nicht
in einer kindischen Furcht vor der Freiheit
und nicht in unfruchtbape» VorsichtSmaßregeln,
die uur eitel Mißtranen verrathen, sondern >n
dcr breitcn, ernften, umsichtigen Anwendnng
des Geistes der Znitiativc und des Fortschritts."
Laut ciner Pariser Depesche wird Jtalien an
der römijchen StaatSschuld nicht participiren
und ist dic Nachricht der „Francc", daß wegen
Venetien Verhandlungen obschweben, erdichtet.
Eine große enthujiastische Versammlung für
die Bestätigung der Erncnnung Mac ClellanS
zur Präsidcntschaft fand in Neuyork statt.
AuS Konstantinopel wird dic glückliche Lö-
sung des Suezcanal-StreiteS berichtet. Die
türkische Regierung hat den französischeu Schieds-
jpruch vollständig acceptirt. Die Entschädigungs-
summe sür die Gesellschaft wird vermitteljt eines
von dcr äghptischcn Rcgierung auszunehmendcn
Anlehens aufgebracht. Nur bshält sich die tür-
kische Regierung LaS Recht dcr Zntervention
vor bezüglich dcr Werthabschätzung dcr zurück-
genommenen Ländereien. Frankreich hat dicscn
Vorbehalt gebilligt, als der Wnrde deS Souve-
räns entsprechend.
Z»r Schleswig-Holsteiit'sche»
Lache.
Vvm Ne<tar, 20. Sept. Die Frie-
densverhandlungen in Wien würdcn besser
Fricdens verzögernn g sverhandlungen heißen.
Dänemark beharrt dabei, zu verwcigern, was
Oestcrreich und Preußen für die Herzogthnmer
verlangcn nnd weiß dic Verweigerung derge-
stalt durch immer neuen Scheingrund zu recht-
ferligen, daß den dculschcn Mächten schvn längst
die Geduld ausgegangen sein sollte. Der Um-
stand, daß heulc wieder andere Nachrichten
koinmen als gestern, und morgcn wieder andere
als hcute, liegt eben LN Dänemark, daß, wenn
es heute sich geneigl gczcigt hat, auf bie For-
Festcffen, sö wie die abendlichen gesclligen Zusam-
menkünstc statlfinden. Die erste Sitzung hcutc früh
im lLlubfaale bot, wie stcts, nur wenig Jnterrsse.
Man kcnnt den Anhalt der officicllen Begrüßungs-
rcden — sie unterschciden fich im Allgemcincn
nur dnrch dic mehr pder mlnder langwcilige Art,
kernig unb herzlich war srine kurzc Rcdc, cril echtes
Spicgelbild dcs tüchtigen BürgerstanvcS, den die
alte Musenstadt nährt. Dann solgtc rührendc eine
Parotie eiirer Episode dcr JliaS. Dr. Volger, Ob-
mann deS deutschcn Hochstists, und Pros. Lcuckardt
stritten, wie Ajas der Telamonier und der helm-
buschumschattetc Hektor um den Leichnam des Pa-
troklus, nämlich nun dik Acten der Gcscllschasl.
Abrr ein gütigcr Gott entrückte den Leichnam —
rinc osficikllc Erklärung wurdc provoclrt, wonach
gar keine Actcn derselben crlstirrn. tlm so hcstiger
cnlbranntc der Kampf — Zöpfe wurden geschlru-
dert, Eristrnzrri geläugnct — der Elne behauptctc
— o Blindwuth des cntfcffelten Fortschrittes —
daß die kaiserliche Levpoldiiirfche Acadcnire, wclche
dernngen der deutschen Machte einzugehen,
morgen bereits wieder Gründe dafür vorbringt,
daß eS zürücknehmen mnsse, was es bereits zu
bewilligen im Begriffe gewesen. Dies ist nichls
Weiler, als das Streben, den Abschluß des
FriedenS zu verschleppen. Daß man dies so
hingehen läßt, wäre unbegreiflich, wenn man
nicht wüßte, daß dic großen nichtdeutschen
Mächte Europa's mehr oder wenigcr mit Däne-
mark iympalhisiren. Dicscn Umstand darf
man überhanpt nicht auS den Augen lassen,
iveNn man begreifen will, waS von Anfang
dieses Jahres an von den beiden deutschen
Großmachten geschehen und—nichl geschehen istl
Berlin, 21. Sept. Die „Nordd. Allgem.
Ztg." bestätigt, daß die Absicht, den' Waffen-
stillstand auf eine längere Frist aüSzudehnen,
jetzt aufgegeben sei. Nicht wirkungSlos hierbei
f-i die Verzögerung der Friedensverhandlungen
dänischcrseitS gewesen. Ueberhaupt habe die
stimmnng in Kopenhagen einen eigenlhnm-
lichen Charakter angenommen, wovon auch
fkandinavische Blätter die bestimmtesten Andeu-
tungcn enthalten. Srlbst Kopenhagener Blätter
sprechen entschieden skandinavische Gesinnung
aus und greisen den Präliminarfrieden an, statt
sich den Bedingungen desselben zu fügen. Da-
her sei es begreiflich, daß die deutjchen Groß-
mächte an dem Paragraphen deS Waffenruhe-
protocollS festhalten, der thnen geftattet, jeder-
zeit mit jechSwöchentlicher Frist den Waffen-
stillstand zu kündigen.
LSien, 21. Sept. Die Conserenz ist for-
meller VcrzögerungSgrnnde wegen einige Tagc
verschoben.
Hrimburg, 22. Septbr. Laut „Altvnaer
Mcrcur" unterhandeln die BundeScommissäre
wegen Unterbringmig der überschnssigen Finan-
zen Lauenburgs mit einem Hamburger Geld-
institut.
D e » t s ch l a n d.
Karlsruhe, 21. Sept. Die Art der Ver-
kündigung dcr orispolizeilichen Vvrschriftsn ist
nach der neuen Organisation durch die Be-
zirksämter für die einzeinen Gemeinden ihrcS
Bczirks, unter Benehmen mit den Gemeinde-
rälhcn in dcr nach den örtlichen Vcrhältnissen
angemessensten Weise zu bestimmen. Die Ver-
kündigungen haben durch' das AmtSblalt zu ge-
schehcn nnd sind in den cinzelncn Gemeinden
sodann auf die vereinbarte zweckentiprechende
Weise weiter bckannt zu geben. Jn dringen-
dcn Fällen kann Lie Verkündigung dnrch öffent-
lichen Anschlag vder öffentliches Ausrusen gc-
schehen.
die Acten verlaiigte, etn mittelaltcrlichcS Anstltut
ser, der Andere, daß — o Frevclmuth bekrtttelnder
Ncrgelei — das Hochstist noch kcrn Zetchen seiner
Lebensfähigkcrt gcgeben habc. Eris warf schon rhrc
Acpfcl und die Mcduse schüttelte die Schlangcn
ihres Zwrespalt ftrftenden Hauptcs übcr der Ver-
sammlung, als Prosessor C. Vogt dcm Fasse den
Boden ausschlug mit dcm Antrage, Acdcr möge
mit scincn Acten machcn, was ihm beliebc. Dcr
Grgenstand sel dcS StrerteS nicht wcrth. Allgemelne
Zustlmmung aller bcdrückten Gemüthrr, dte sich cr-
löst sahen von Hochstrft und Acadcmic, und nun
bleibcn konnten, was sic sclther waren, eine fretc
Wander-Versarnmlung. Hierauf, unter forklau-
fendcm Bccsalle, rine Rrde über national-germa-
»ischc Raturforschung, mit Bezlchung auf Baco
von Verulam. Altetzt cin Sturmlauf gegen dic
Darwin'fche Theorie und die sortschrcltcnde Lnt-
wicklung von Dr. Volger. Das bcutschc Hochsttft
will nur tn sich zurückkrhrcndrn Kreislaus, keinen
Fortschritt in der Natur. Mcin Ohrim hatte einen
nnd Dreh-Krankhrit crschöpst zn Bodrn fiel. Bil-