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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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DaS Bcrfahren bei gewallsamen Todesfällen
besagt: Gewaltsame, dnrch Unglücksfall oder
Selbftmord herbeigeführlc Todesfällc stnd so-
glcich deui Bürgermcister deS Qrts anzuzeigen,
wclcher davon daS Bezirksaml in Kennliüß
setzü Jn städlen, «o das Bezirksamt selbst
die OrtSpolizei verwaltel, sind jolche Anzeigen
demselben uninillelbar zn machen. Das Be-
zirkSamt veranlaßt den BezirkSarzt, die Besich-
ligung deS LeichnamS vorzunehinen. Ergibl
stch kein Verdacht, oaß der Tod durch eine straf-
dare Handlung herbeigeführt wurde, fo theilt
der Bezirksarzt seine Erhebungen beni Bczirks-
amte mit. Dieses vervollftändigt solche und
thcill nach gcschlofsener Untcrfuchung bie Acten
dem Staatsanwalle mit, welcher, wenn er nichls
zu erinnern findcl, dieselben dem BezirkSamle
znr Erwirkung der Kostendccretur zurückgibl,
Zeigt stch hingegen Verdachl, daß der Tod durch
eine strasbare Handlung vcrursacht worden ist,
so ist unverwcilt dem AmtSgcricht davon An-
zeige zu machen. Ucber jolche Todesfälle habcn
die Bezirksäintcr besonsere Tabellen zu führe»
und diese alljährlich dcm Ministerium des Zn-
nern vorzulegen.

Karlsruhe, 21. Westt. Nach angckomme-
ncr llllitthcilung fand letzten Sonntag dcn18.
auf Veranlasjung Seiuer Königlichen Hoheit
des Großherzogs in dcr Schloßkirche zu Mainau
ein gcmeinschastlichcr Gotlcsdieust fnr die evan-
gelischen Gemeinden deS SeekreiseS stalt. Trotz
dcr ungünstigen Wittcrung hatte sich eine große
Anzahl dcr Geladenen eingcsunden. Um 11
Uhr degann der GotteSdicnst, dem auch Jhre
Königlichen Hoheilen der Großhcrzog und die
Großherzogin anwohnlen. stlach demsclden
wurden gegen 40 Mitglieder der evangelischcn
Gemeinden zur Großhcrzogl. Lasel gczogen, dei
welcher Seine Königl. Hoheit der Großherzog
die Gäsle mit herzlichen Worten begrüßte und
denselben seine ansrichtigcn Wnnsche sür das
sricdlichc Gedeihcn dcr Diajporagemeinden auS-
sprach. Ein Kirchcngemcinderalh »on Konstanz
gab Namens der Anwesenden dcm allscitigcn
Gesühlc der Dankbarkeit uud Liebc gegcn den
thcuern LandeSfürstcn beredten Ausdruck. Nach
aujgchobener Tasel nnterhicllcn sich die höchsten
Herrjchajten noch mit jcdem Einzelnen der
Gäste und vcrabschicdcten diesclben mit dem
von Allen gctheilten Wunsche auf ein frohes
Wiedersehen.

- Koburg, 20. Sept. Unter dcr Redaction
von F. Slreit crscheint vom 1. October an
cine neue Zeitung, daS „Kodurger Tageblalt."

Dresden, 21. Sept. Die preußijchc Re-
gierung hat die Zollconserenz auf den 26. Sept.
nach Lerlin bcruscn zur Feststellung dcs Bei-
tritts »on Hessen-Darmstadt zu dcn Vcrträgen
vom 28. Juni nnd zur Erössnung der in ben
letzleren vorgejehenen Vcrhandlungen.

Hamdurg, 20. Sepl. DaS größlc Aus-
sehen erregl hier ein im Augusthefl des Orion
(MonatSsehrist für Literatur uud Kunst, her-
ausgegcden von Adolf Strodtmann) enlhaltener
Aussatz, welcher in scharfer, rücksichtslojer Weise
deu Prinzen Friedrich Karl als Schrift-
stellcr und Soldat angreift. Dcr Artikel be-
spricht, wie daS die Natur des Blattes, in dem

dnng der Seclionen, hellrreS Kesteffen. Nöggeralh,
der Alte vrm Berge, gkwlnnt dik Palme vnrch
sröhlich-witzigen Toast, in welchem geflügeltr Löwen,
die durch enge Inilialen durchspringen uno holde
Jungfrauen feltsam sich in einander vcrkcttcn. Aber
dcr z-stwein ist gut uno der Jcsuitenausbruch noch
beffer, und wenn es auch draußen stürmt und der
Rcgcn hrrnledcrpraffelt, in der Kesthütte jubelt es
fort bis ln dicMitternacht hinein. Morgen Festfahrt
nach Schloß Schanmburg zu Erzhcrzog Stcphan.
Wenn's nur nicht regnet!

Paris, 13. Scpr. Die groben Verbrechcn neh-
mcn seit einiger Zeit in Krankreich sehr überhand.
Ieden Tag sind bie Blättcr mit Berichten übcr
begangcnc Todtschlägr, Mord «o Raubthaten und
Dtebstähle angesüllt. Die Gerichte selbst haben
vollauf zu thun, und obgleich dieselbcn jctzt cigent-
iich Feriell habcn, fo find die Spaltcn der Ge-
richtS-Journale doch noch immer mit Processcn
angrfüllt, bci dcnrn es sich nm dic schwersten Ver-
gehen handelt. So bringcn diesclbrn heute wirder
zwei liriheili, welche der Assis-nhos d,s Oisc-
DepartemenIS am 8. nnd 9. gesprochen hat. Da«

er erschiene» ist, mii sich bringt, namentlich
bie Schrift dcs Prinzen: „tleber die Kämps-
weiie der Franzosen", unlersucht dann aber
auch, inwiefcrn seincn in jencr schrisl nieder-
geleglen Ansichten dic von ihm bejolgtc PraxiS
enisprechc, und kommt dabci zu dem Resultak,
daß jowohl jcne Schrist als die Thalen bes
Priiizcn voll Widersprüchen, demnach ohne
Cviiseqnenz seien. An der Schrisl des Prinzen
wird besonderS getadelt, daß ber Aulor oas,
was vor All-m bie Slärke ber srauzösischen
Hecrescinrichtnng bedinge, gar nichl vcrstanben
yabe, worauS dcr Vorwurf der Oberflächlich-
keit gezogen wird. (S. M.)

Wien, 18. Scpt. Gestern Arüh halb 9
Uhr wurben aus dem Schmclzer Kriedhose die
kürzlich »usgegrabencn Ucbcrreste der Ntärzge-
faUenen ihrer ursprüiiglichcn Ruheslätte zuriick-
gegebcn, wd Lls Grundlage ihres Dcnksteines
eine Grujl gewötbl wordcn, welche ihnen end-
lich zur cwigen Rnhe angewicsen ijt. Dicse
Gruft ist aus Zicgrln aufgcmaucrt und ent-
häll zu beidcn Seiten klcinc Gewölde, in welche
die Gebeiue gelegt wurdcn. Ueder der Gruft,
worin die Gebeine dcr Gcsallenen ruhen, wird
nun der Obclisk aus Stein von den Gestaden
der Aijt sich erhebcn.

F r a » k e ei ch

Paris, 20. Sept. Die Gehalte dcs Ge-
neralgouvcrneurS und der hohen Verivaltungs-
beamien in Algcrien sins durch kaiserlichen
Beschlnß vom s. September solgendcrinaßen
sestgestclll: sür deu Gcncralgonverncnr: 120,000
Francs; Untergouvcrneur: 00,000 Fr.; Gene-
ralsecrelär der Regierung: 30,000 Fr.; die
Präfectcn: 20,000 Fr.; oie Generalsecrctäre
dcr Prafecturen: 7000 Fr. ,

Parts, 20. Septbr. Das neue spanische
Miuisteriuni wird sich den Tuilerieu aus alle
Weisc entgegenkommcnd zcigen; iusbcjondere
soll cs nicht abgeucigl jein, Frankreich an der
Expedition gegeu Peru thcilnehmen und geinein-
schajtlich dic Guanostäiteii bcsctzeu zu lassen.
Der Escorial jürchtet stch mit Rcchi »or den
südamcrikaiiischen RepudUkcn, dercn illiachk bei
scstem Zusainiiienstchen nichl zu verachten
Ivärc. Dic taiserlichc Regieruug ihrerjcitS hat
schou läugft ihr Auge auf jencn Archipel ge-
richtct, hat alljährlich dem gesctzgcbcndcn Kör-.
per geklagt, waS die arinen Lauosleule »on den
dortigen Gouveruemeiits zu leiden habcn, uno
wird nun mit Freuden die Gelegenheil bcnutzeii,
den crstaunlen Franzosen einmal zu zcigen, daß
es auch einträgliche Erpeditioneii nach fernen
Weltgcgcuden gibt; dcnn dcr spauifchc wie der
hiesige Finanzmiiiister werden beide dem Plan
sich nicht widerjctzcn, vou dcn Chiiichas-Znseln
dauerud Bcjitz zu ergreifen.

C ii g l a » d ,

London, 17. Scptbr. Franz Müller ist
heule vor Liverpool hicr in London unler poli-
zeilicher Bcdeckung angclangt, uno es wird jetzt
die Voruiilersuchinig augestellt wcrden. Zn
Neuyork au Boro gebrachl, ward Müllcr sö-
fort in das Hospital des L>chiffcs inlernirl und
nnter strengcr Ausstchl gchalten, ohne jcdoch

erstc Urthcil verurtheilt zu lebenslättglichcr Galec-
renstrase kincn Bemond Vtlain, der versucht hatte,

Klndcrn scin ganzeö Vermögen überlaffcn, kine
Jahrcörcnte von 3b Frankcn zu zahten hatte. Das
zweite Urtheil wnrbe glgen jwti Brndcr ertaffen,
die cincn Mordversuch aus ldre Mutter gcmacht
hatten; Habgtcr tag dlesem Verbrechen ebensalls
zu Grunde. Dle alte Krau besaß nämlich ein HanS,
und da fie lhrcn Söhnen zu langc ledtr, so bc-
stimmtc der älterc Bruver, drr scbon versucht hatle,
sein, Mutter mlt Gist nmznbringen, dcn jüngeren,
sie deS Nachts zu erdrosseln. Die Mutter hatte

dem Sohnc dauerte übcr eine halbc Stunbe, sie
siclznletztohnmächtig zuBodcn; dcrEIende gtanhtc,
sie sci tovt, und nahm dic Flucht. Die Gkschworenen
nahmen milderndl Umständc an, und dic beidcn
Mnttermörder wurdcn nur zu lrbenölänglichcr Ga-
l--r-nstrase verurthetlt. Dl-scr Ansspruch der Gr-
schworencn blldet einen seltsamen Lontrast mit
dencn, wklche in der lrtzlcn Zeit von anderen Gk-
schworenen gethan wurden.

gesesselt zu werden. Während der Ucberfahrt,
welche eine außerordentlich ranyc war, befand
silh Müller auSgezeichnct wohl, nnd seine Füh-
rung ließ nichts zu wünschen übrig. Seine
Stimmung verrielh bnrchaus k-ine iliiederge-
schlagenheit; be» größlen Lheil seiuer Zcil ver-
wanble er auf bie Lectüre einigcr Werke von
Dtckens und lachte dabei mitunter herzlich.
Seln Schlaf war durchans gesunb, seln Ap-
petil gul. Er bleibt vc> seiner Behauptung,
daß es ihm gellngcn weroe, seine Unschnlb dar-
zuihun. Der hicsige deutsche Rechlsschntzverein
hat mehrere tüchtige Ndvocaien gewonnen, welche
die Vertheidignng des Angeklagtcn übernehmen
sollen; jchon sell einlger Zeil hat dieser Vereln
Siachsorjchungen üder Müller'S Vorleben und
jeincn Aiifcnlhalt während der Zeit jener an
Herrn BrlggS oerndten Nlvrdthat anstellen
lassen, um, wenn der Verhastete unschnldig jeiii
sollte, demselben alle inöglichen Vertheidignngs-
mittel an die Hand zu geben. Der Verein
erklärt nunmehr bas Äiibi Müller's, bezichungS-
weisc dcssen Schuldlvsigkeit an dcr Ermordnng
des BrlggS deweisen zu könncn. Man stehl
mll begreislicher Spannung dcr gerichtlichen
Verhandluiig entgegen.

London, 19. Sept. Zn dcr Geldkrists in
England scheiiit sich einc ArdeilerkrisiS gesellen
zn wollen. Zn allen größeren Distnclen jind
Arbeilseinstellungeii eingelretcn. Zn Slajjord-
shire haben nichi wenlgcr denn 18,000 Berg-
leuie bie Arbeit niebergelegt. An der Lrhnc
mußte» mehrere bebeuteiide Eisengleßereien iyre
Ardeiten auS Maugel an Arbcilskrästen ein-
steUen.

Z t « t i e ii

Turin, 21. Sept. Die Kammern sind aus
den 0. Oktbr. einberufen.

E P a » t e ii

Madrid, 20. Septbr. Ein Riindschrciben
des 'MinistcrS dcs Jliiiern cmpftchll den Ctvll-
gouverneurcn dle llnpartellichkcit gegen dic
Parleien LN, sorderl jie jcdoch ans, slch streng
zu zcigen in Belreff der Änsrechlhaltiiiig dcr
Orbnung und Achlung oer Gesetze.

Ä m e r i k a.

Philadelphta, 2. Septbr. Das große
Ercigiiiß, die demokralischc Conveiilion in
Cyicago, ist vvrüber. Durch einstimmigen
Beschtuß ,st General Gcorge B. Nk'Clellaii znm
Präsidentschaftscanbloalcn nnd Senawr Georg
tz. Pcndleton zum Vicepiäsidcmschaslscaiididaten
ernaniit wordcn. 'M'Clcllan isi m Philadcl-
phla gcboren, wo scin Later, ciner der dedcn-
tendsten Chliurgen Amcrika's, keble. Er ist
3K Jahre alt, slndirle zuerst in Phlladelphia
und kam später in die Cadelteiijchiile zu West-
point. Pendletoii ist in Oyio geborcn, 40
Zahre all, stndirte als Zurlst, nnb hat sich als
ausgczeichneter SlaatSmaiin bewährt. Beidcr
Ernennnng, sowlc die angenommene Plaisorm
ist übcrall von dcr deinolratijcheii Partei mit
Znbel ausgenommen worden. Man glanvi,
daß M'CleUan namcntllch eine große Anzahl
der Soldalenstimmeii erhalten wird, und der

Stadl Cavaillon im Baueluse-Dcpartcmeiit um
uninkgillllche u-berlaffang einigir seiner Wcrke
Blhllss dcr Gründung -iner Gemeliidrblblioth-k
(gute Gemiindedldliokhik, die ais Gruudlage dic
Romane von DumaS erwirbt!) angegangen. Du-
mas überließ b-icilwilllgst dieser Stadt die 2—38g
blS j-tzl -rschtineneii Bänd, s-in-r W-rkc, oerlanglc
in eincm Schrclben, baß, ba in Lavaillon auö-
gezcichncti Meioncn wachsen, ihm durch Gemeindc-
ralhbeschluß einc lcbenöläiiglichc Rcntc von 12 Me-
lonen jährlich zngkstchert wrrbe.

Höstlche Opcriigucker ncnnt sich dlc neuesic Er-
findnng sranzösischer Inbnstric. Rit Hilfe dieser
Op-inguckcr ist I-d-rmann im Stande, im Theater
nnd a» öffentlichen Orten P-rsonen zn mnsterii
ohnr si- dircct -ns-h-n zn mnffen; d-S scharsc GlaS
sührt sic ihm nahe °°r das Auge, ohne daß die
Blgnckten -inc Ahnung haben, sic würden b-ob.
achket unb seien ber G-g-nstand zarter Anfmerk.
samkeit. Es braucht daher auch Niemand mehr
roth zn w-rd-n, clne Schwäche, die ohnehin im-
mer Mkhr abkommt.
 
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