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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Ni; 27S. Dienstag, 22. Nsvember

* Politische Umschau.

Eine Kicler Eorrcspondenz des „Dresdcner
Journals" bezeichnet das Resultat der Be-
jprechung der dort wrgen dcr Rendsburger
Bcsetzungsangelegenheit versammelten Commij-
säre als defriedigend und sagt, man hoffe all-
jeitig auf die Zustimmung dcr b-theiligten Re-
gierungen. (S. auch Attona. 19. Nov.)

Die Unterhandlungen mit Frhrn. von der
Psordtcn wegen scines Eintritts in's Ministe-
rium haben zu keinem Resultat gcfuhrt, und
es flnd dagegen Unterhandlungen mit Hrn. v.
Wydenbrngk, z. Z. V-rtreter deS HcrzogS von
Augustenburg zu Wien, im Werke und einem
gi'mstigen Abschlufse nahe.

Bei der Wahl dcr Adreßcommisston des Her-
renhauses ist der liberale Graf Anton Auers-
pcrg (Anastasius Grün), welcher zweimal hin-
tereinander die Adresse zu redigiren berusen
war, auSgeschlossen, dagegen Graf Leo Thun,
der Candidai der seudalen Partei, in die Com-
mission gewählt worden.

Jn officiöjen Kreisen Berlins hört man ver-
sichern, die preußischcn Kammern würden auf
den 4. Januar einberufen.

Eine Depesche aus Aachen vom 17. meldet,
daß der Candidat der libcralen Partei, Herr
Arnold Deutz mit 382 Slimmen gcgen 107
zum Landtagsabgeordneten gcwähl wurde.

lleber den angenblicklichen StandpunktOester-
reichs in der deutschen Zoll- und HandclSver-
tragSsrage macht die Wiener „Generalcorrejp."
folgende verläßliche Angaben: die sormellen
Hindcrnisse, welche dcr Wiederaufnahme der
Verhandlungen BchusS Erncuernng deS Zoll-
vereinsvertrages von 18S3 im Wcge standen,
seien größtenlheils beseitigt, denn es sei eine
Verstindigung darüber erreicht, daß wie im
biöherigen, so auch im ncuen Vertragc die
Zolleiuigung als Zielpunkt fcstgehalten werde,
und daher sei zuversichtlich zu erwarten, daß
die Verhandlungen zwijchen der kaiserlichen
Regierung und den den Zollvcrein vertretenden
Regicrungen Preußens, BayernS und SachsenS
nächstcnS wieder beginncn.

Der Lemberger „Gazcta Narodewa" wird
aus Bologna von eincm Eingeweihten über
die Aufstands-Versuchc im Venetianischen fol-
gende authentische Mittheilung gemacht: Seit
dcm Zahre 1859 dauern die Conspirationen in
Venctien ununterbrochen fört. Es biloete sich
ein National-Cvmite, das dcn bcwafsnctcn Ans-
bruch vorbereitete, indem es Waffen yerbeijchaffte
und die Zahl der Freiwilligcn mchrte. Gari-
baldi und Mazzini billigtcn diescs Vorhabcn,

Das Ichwnrgericht in EnglanL.

(Schluß.)

Dn Prälldcnt übt einen übermäßigen Elnffuß
auf dle Jury aus. Er b.zeichnet die Bewelsmittet
alö zuläsffg ober unzulässig, nach den hlerüber bc-
frehendcn Rechtsansichten, — er mackt dic Geschivor-
nrn auf dle Bewcisregeln aufinerksam, an die ffe
durch lhr Gewiffen gebundcn ffnd, — cr glbt ihnen
tn elnem Schlußvortrage Anlcltung jur Beurthei-
lung dcs KaUeS, wobei cr häufig kein Hchl auS
seiner Meinung macht, bei sogenanntem Zndirien-
beweise densclben zergliedcrt und auf dle Trüglich-
krit, wie auf die Bediutnng einzetner Verdachts-
momcnte hinwetst. Der Präffdent ift clner der
lb Ritter der drel hohcn Gcrichtshöse von West-
minster, der ffch in wichligen Fällen, wle hier, »on
einem sriner Lollegcn, odcr ciiirm andercn angc.
srhencn Rickter, assistiren läßt.

Jn die Bcrhandlung stlbst mtscht ffch der Richter
nlcht. Der- Angeklagte wlrd nicht vcrhört. D-r
Ankläger hört die von ihin, — der Angeklagt, die
seincrseits gestellten Zeugen, — hieraus aber be- !
fragt der Anklägcr dle VertheidigungSzeugen und

empsahlen aber zuglcich Vorsicht und Geduld.
Vor zwci Monaten beganu man, imnier mehr
Waffen herbeizujchaffen. Die österreichische Re-
gierung kam der Sachc auf die Spur, confis-
cirte das in Venctien errirhtcte Waffendepot und
vcrhastete zwanzig und einige Persoue». Das
vcnetianische Comitc, bestchend auS zwöls Per-
sonen, sah fich bedroht uud bcfürchtcte, daß in
Folge jeuer Verhastungcu alle Vcrjchworenen
compromittirt wcrden möchten. Man sah sich
in die Alternative gestellt, eulweder nach Jtalien
auszuwandern oder die Waffen zu erhebe».
Das Comite wollte sich nlcht auf italienischem
Gcbiete vcrbergen, es verschmähte die Gast-
freundschaft Victor Emanuels und ricf selbst-
ftändig die bewaffnete Bewegung hervor. Wedcr
Garibaldi noch Mazzini wußten davon. Ein
Mitglied des Comitc's war aus Caprera; Ga-
ribaldi »ersxrach, AlleS zu thnn, was in jeiner
Machl sci, mißbilligte aber den Ausbruch als
verfrnht und nnüberlegt. Der Sohn Garlbat-
di's war am 29. October in Genua, wohin
auch der Vater am 31. kam, um mit dcn
Patrioten in Genua über die venctianischen
Vcrhältnisse zu beralhen. Keine Zeitung mcl-
detc diese Reisc, wcil ste in das ticsste Geheim-
niß gehüllt war.

König Mctor Emannel hat den N/z Mill.,
dir er zu GnNsten des StaalsschatzeS von jeiner
Civilliflc abtrat, cinc »eue xalrtottsche Gabe
solgen lassen, indcm er dem Schatze d seiner
Schlösjer zum Geschenk machte, wovon eines im
Mailändischen, zwci im Neapvlilanischcn, eincs
in Picmont und eines iu ToScana Uegt.

Mancini hat im itaticnischeu Partamente dcn
Antrag anf Abschassung der TodeSstrase
ciugebrachl.

Der chcmalige italienischc Kriegsministcr
Della Rovere ist gestorben.

Ueber die endliche Uutcrdrückung deS Auf-
standeS im Venetianischen sehlen noch immer
bcstimmte Nachrichten. Aus der Partscr Prcsse
läßt fich ersehen, daß die Jtaliener auf eine
Jnsurrection iu Ungarn und Galizien hossen l

Die deutsche Pctersburger Zeitung erklärt
die Nachricht dcS Wiener „Wanderer", wonach
cine russische Drohnole an Sachsen die Ent-
lassung deS Hrn. v. Beust gesordert hätte und
dem sächjischen Consul in Warschau das Exe-
qualur entzogcn worden ware, sür eine Un-
wahrheit.

Rußland zieht an dcr Grcnze von Galizien
weiiere 60,000 Mann zujammcn. Nach lele-
graphischen Mittheiinngen bcsetzt Oesterreich die
monlenegrinische Grcnze.

Aus Newyork wird berichtct: Das Staats-

daß der Spruck mit dem Gcfetze Iiicht vereinbar
sei, die Mittel zu einer Revlffou des Sprucks nickt
vcrsagl sind, so daß vom Allfang bis zum Sckluffe
der Verhandluug der Schwcrpunkt in dcr Person
dcS Rickters ruht.

D-r Sprnck der Znry kann (der Rcgel nach)
durch Appellation rc. angefvchtcn wcrdcn. Es kommt
aber öfters vor, daß auch nach bem Sprnche neue
Erörterungen vcranstaltcl werden und nach dem
Ergebnlß derselben Bignadignirg eintritt. Solche
Erörterimgen werden vom Berthcidiger, wvhl auch
vom Richtcr sclbst odrr auf deffcii Antrag von
dem Slaatssecretär dcS Znnern (bcm Ministcr dcr
Gnade) veranlaßt.

Die Erecution folgt meistcnS rasch anf daS llr-
tbeil: Jn wichtigern odrr zweifelbajten FSllcn wtid
von dcm Richter (jcdoch nur nach scinem Ermcssen)
ein, längere Arist gilaffen. Diese wird von dem
Vertheidtger, wie vvn d-n Freunden d,S Berurtheil-
ten, In daz» geetgneten Fällen denutzt, um bli !


departement macht bekannt, daß es dlploma-
tische Nachrichtcn habe, wonach vo» Canada LNS
ein Angriff auf die bedeutendsten nördtichen
Städte beabsichtigt werde. Dic Aufregung in
diesen ist dadurch fehr gestcigert.

Jn Havanna herrschl das gelbe Fiebep und
foroert vielc Opfer.

Z»r Tchleswig-Holstein'scheii
Lciche.

Gegen eine» Vorwurf, daß die Herzogthümer
flch gegen Dänemart »icht vertheidigen könnten,
untz daß deshalb ein maritimer Anschluß an
Preußen nothwendig, fucht Hr. Zimmcrmcister
Riepcn in einer Zuschrift an dic „N. F. Z."
nachzuweisen, wie nnbegründet derscibe sei, und
was Schleswig-Hoistein zu leistcn vermöchte.

Hamburg, 16. ffivv. Dcn „Hamburger
Nachrichleu" wird aus Kiei telcgraphirt, daß
der Herzog von Augustenburg heute Deputa-
tionen vcrschicdener Stände und Vereine cm-
pfangeu habe. Die Dccane der Facultäten
übcrreichten eine Adresse de« academifchcn Con-
ststoriums.

Bertin, 18. Nov. Wegeli der am 20. d.
begilinenden großen Truppcnlransporle werden
vo» morgen dcn 19. Nov. an anf dcr Berlin-
Hamburgcr Eiscnbahn, jowie auf der Bahn-
strcckc Beriin-ffiödcrau alle eigenllichcn Güicr-
züge bis aus Weiteres cingestellt. Dic Besör-
derung der vom KrlegSjchaupiatz lommenden
österrcichischen MitttärtranSporte durch Bertin
wird mindestenS bis zum 29. d. M. dauern.

Berlin, 19. Nov. Dic „Nvrdd. Allg. Z."
sagt, es bestättge sich dic Zeiiungsnachricht,
lvonach zwischcn einzclncn mittelstaatlichen Rc-
gicrungen TranSactioncn darüber stattgefundcn
hätlcn, ob und wie cS möglich sei, die KriegS-
kosten und die Kostcn, welche durch daS Ver-
bleiben der ExecutionStruppen in den Herzog-
thümcrn elwa erwachsen würden, anf dic Bnn-
desmalrikcl zn reparlircn. Oesterreich habe abcr
durch Aufnahme der zu erstattenden KriegS-
kostcn in sein Einnahmebudgct bcreits Antwort
geglbcn und in Prcußcn dürfte die Speculatton
ebcnsalls nicht giücken.

Altona, 19. Nov. Nach der „Schlcswig-
Holsieinischcn Zeitnng" hat die in Kict au«
Aniaß dcr RcndSbnrgcr Besatzungsangciegcn-
heit zujammengetretene Commissidn sich dahin
geeinigt, daß die Hannoveraner wicder in
Rendsdurg einrücken. Der preutzische Com-
missär hat den Vorjchlag jedoch nnr vorbe-
halliich der Genehmigung sciner Regierung

dcm StaatSsccretar deS Jnnern Aufschub dcr Ere-
cution behusö neurr Erörterungen, oder auch so°
fortlge Strafverwaiivlung im Wegc dcr Gnaee nach-
zusllchcn. Wird dicS vom StaatSsecretär abgetehllt,
oder verstretcht inmittelst die Krist: so wlrd daS
Urtheil ohne WeitercS vollstreckt.

Literarischcs.

Mannherm, 15. Nov. Soeben erschicn hicr
eine Schrift mtt dcm Titcl:

„Die frcireligivse Gemeinde in Mannkclm,
ihre Reiiglvn nnd ihrc Gegner. Ben Karl
Scko.l, Previger drr Gcmcinde"
welche Aussehcn erregen wird, indem fic dic Vor-

stehcn auf einem andern Geunb und Boden, alS
dic alten Kirchcn, den keine Zcit zu unterwüh-
Irn im Stande ist, und aus weichem mit uns
allc jenc Tausendc auch ffehen, die dcm Scheine
nach den Kirchen nock angehören, adcr inncrlich
mit thnen zerfallcn ffnd. Wir habcn unsere Relt-
gion nicht auf dic Bibel und übirnatürttche Glau-
 
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