Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 231-256 Oktober
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0407

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M 2L3


Donnerstag» 27 October


18«4

* Politische Umscha».

Dle „Norddeutsche Mgemeinc Ztg." stellt die
Zeitungsnachricht von eiuer österreichisch-preu-
ßischen Convention bezüglich der schleswig-hol-
steinischen Frage und einem Zusatzartikel dazu
in Betrefs Laueuburg's in Abrede. Es existire
weder eine Convention, noch ein Zusatzartikel.

Der „Moniteur" glaubt, daß der Friedens-
vertrag zwischen den beideu deutschen Groß-
mächten und Dänemark Anfangs dtovember
wird unterzeichnet werden können. Er bemerkt,
die danische Regieruug wünsche sosortige Rau-
mung ihres von den AÜiirten besetzten Gebie-
tes uach Abschluß dcs Friedeus.

Die Lage, in welche Oesterreich durch die
Septemberconvention gerathen ist, zeichnet die
„Neue Pr. Ztg." folgendermaßen, uud zwar
nicht unrichtig: „Oesterreich gegenüber enthalt
jepe Convention Beides, Krieg und Frieden, je
nach der Stellung, welche cs selbst einnimmt.
Und es liegt auf der Hand, daß mit dieser
Entscheidung zugleich auch übcr die Richtung
entschiedcn wird, welche die Polilik Oesterreichs
im Ganzen einschlagen muß. Dabei ist diese
Frage so verzwickt, daß die Entscheidung in der
Thal nicht leicht sein wird. Entscheidet man
sich für die Abweisung und Bekampfung der
fraglichen Convention, so muß man schließlich
den Krieg und damit die Kriegskosten, so wie
die Lösung der Finanzfrage überhaupt n Aus-
sicht nehmen, — das heißt mit andern Worten,
wenn man dem politischen Jmpuls der Finanz«
partei nicht folgen will, so fällt man derselben
gerade um deswillen schließlich doch in die
Hände. Entscheidet man sich dagegen für eine
gütliche, friedliche Lösung, d. h. für das Nach-
geben, so verleugnet man nicht allein die be-
währten Traditionen der österreichischen Politik
uud verläßt damit in gewisser Weise seine
bisherige Wellstellung, sondern man läuft auch
außerdem Gefahr, die bisherigen Allianzen zu
vcrlieren, ohne andere zuverlässige dafür zu
gewinnen, und schließlich doch nocb den Krieg,
und zwar in seiner schlimmsten Geftalt gegen
sich heraufzubeschwören." Was in dieser Zwick-
mühlenlage zu thun ist, -fragt, aber beantwortet
heute nicht die „Kreuzzeitung."

Es gäbe, meint daS „F. I." richtig, ein ein-
faches Mittcl, Oesterreich zu helfen: man er-
statte den Ungarn ihre alten verbrieften ver-
fassungsmäßigen Rechte zurück und dehne sie
auf die ganze Reichsverwaltung aus, sodann
entferne man das Concordat und was damit
zusammenhängt und wende sich an dic Geist-
lichkeit, daß dieselbe mit dem Ertrag ihrer Güter

Aebrr den Vorfall in Glogau.
(Schluß.)

Beibe fühlten fich so elenb und betäubt, daß
längere Zeit verstrich, ehe sie sich so weit er-
holten, daß sie die beiden Mäbchen wenigstens in
eine bequemere Lage bringen konnten. Auf die !
Zbee, daß baS Zimmer mit Kohlendamps angefüllt
sein könnte, kamcn Beide nickt, sie glaubten viel-
mehr, daß der Wein schädliche Zngredienzien ent-
halten habe. Endlich gcgen 3 Uhr konnte v. R.
das Haus verlassen, um einen Arzt zu holen, ünd
erst nach einer Stunde kehrte er mit demselben zu-
rück. An den Svmptomen, die sich an dem Körper
der Agnes Sander, die, wie sich herauSstellte, be- !
reits todt war, rrkennen ließen, kam der Arzt auf j
die Vermuthung, daß Kohlendampf im Zimmer
sei. Sofort wurden Thür und Fenster geöffllet, !
und während man daS nock lebende Mäbchen in
ihr elterliches HauS schaffte, wurben an dem andern
von einem herbeigeholten zweiten Arzte Rcttungs-
versuche angestellt, die leider erfolglos blieben. Am

den Finanzen uuter die Arme greife, — danu
wird Ocstcrrcich von Jnnen erstarken.

Nach dem Memorial oiplomatique hätte sich
Oesterreich, um sein aufrichtiges Vertrauen auf
die französische Negieruug zu beweisen, ver-
pflichtet, auf die weiteren Eutschließungen des
Papstes keinen Druck auszuüben und sich für
die Zukunft nur das Recht als katholische
Macht vorzubehalten.

Die Rcaction wird iu Dänemark dem Ab-
schluß des Friedens in ihrer ganzen Nacktheit
auf dem Fuße folgen, wenu die „France" gut
unterrichtet ist. Dieselbe erfährt nämlich aus
Kopenhagen, daß Bluhme und Davis genöthigt
werden dürften, ihre Portefeuilles aufzugeben.
Als deren Nachfolger werden Heltzen für den
Miuistervorsitz, Quaade für's Auswärtige be-
zeichnet. Dieser Veränderung in deu Stellen
wird dann, laut der „France". eine Reihe von
Maßregeln folgen. die auf Vernichtuug der
jetzt bestchenden demokratischen Jnstitutionen
herechnet sind.

Nach'einem Telegramm hat sich zu Turin
die Deputirtenkammer am 24. unter dem Prä-
sidium von Cassinis versammelt. Die Deputir-
ten seien sehr zahlreich gewesen. Die Mitglieder
des alten Ministeriums waren anwesend und'
die neuen Ministcr befauden sich auf ihren
Ministersitzen. Die Stadl schien durchaus ruhig;
man bemerkte keine besondere Entfalmng militä-
rischer Streitkräfte.

„Tcmps" versichert, die Verständiguug zwi-
schen Oesterreich und Frankreich sei erzielt, und
die Lösung der italienijchen Frage werde dem-
nächst sichtbar werden.

Die Sitzungen der italienischen Deputirten-
kammer sind bis auf Weiteres vertagt.

Die Nationaloersammlung in Athen hat das
Decret aufgehoben, durch welches in der Zeit
des Königs Otto 6 Mitglieder des Ministeriums
Miaulis ihrer bürgerlichen Nechte aus 10 Zahre
verlustig erklärt worden waren.

Die Volksvertretung in Peru hat beschlossen,
Spanien den Krieg zu erklären. Der General
Pezet trifft jedoch keine Anstalten, diesen Be-
schluß zu vollziehen, da er die peruauische Ma-
rine zu schwach hält.

Ziir SchleswitZ-Holstci r'schen
Eache.

Hamburg, 21. Oct. In Aarhuus haben
blutige Schlägereien zwischen Civilisten und
preußischen Soldaten stattgefunden. General
Falkenstcin hat deshalb den abendlichen Wirths-
hausverkehr verboten; ferner hat derselbe die

Morgen ward die Leiche ebenfalls fortgesckafft. Die
bciden Officiere litten am nächsten Tage an Kopf- !
und Brustschinerzen, Schwäche und Zittcrn an allen j
Gliedern, Symptome, welcke bewiesen, daß fie selbst !

ten^ daß sich der Rickter auck in dieser Angelegen- ^
hcit über die Parteien stellen und wohl zu unter- !
scheiden wissen wird, wo eine jugendlicke Verirrung !
zu einer traurigen Fügung deS Schicksals geworden !
ist." (Eine ganz ähnlicke Darstellung, nur mit
einigen Schimpfereien auf dte Prcsse decorirt, ent-
hält daS „Pr. Allg. Volksbl." Ohne die Richtig-
keit drrselben in Frage zu stellen, muß boch be-
merkt werden, daß jetzt eine anonyme Darstel-
lung durchauS nickt mehr ausreickt, sondern
nothdürftig eine von anerkannten Autoritäten aus-
gchenbe, vollständig aber nur die gerichtliche Un- j
trrsuckung. Red. d. Spen. Z.)

Drr vorstehe drn Darstellung lassen wir auch
drn wesentlichsten Znhalt einer Correspondenz auS
Glogau im feudalen „A. V. B." folgen, welche
die Officiere vollständig zu erculpiren sucht und
überall nur „fortsckrittlicke VerbLcktigungen" wit-

Verbreitung gedruckter Berichtc über die däni--
schen Neichstagsverhandlungen untersagt.

Lübeck, 24. Oct. Aus einer wohlunter-
richteten Berliner Quelle verlautet, daß Laucn-
burg mit Participirung an dem Seitens der
Herzogthümer von Dänemark zu übernehmen-
den StaatSschuldantheil, wie mit dcm Ersatz
der Kriegökoften-Quote verschont bleiben solle,
dagegen seinen Antheil an den Erecutionskoften
von Bundeswegen werde cntrichten müssen.

Altvkilr, 25. Oct. Die hiesigen „Nach-
richten" beschweren sich, daß für die preußische
Einquartiernng bisher preußischerseits in Al-
tona noch gar nichts rückvergütet worden sei,
wohl abcr seien der Eisenbahnverwaltung hun-
derttausend Thaler abschläglich der Transport-
kosten ausbezahlt worden.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 24. Octbr. Durch die Voll-
zugsvcrordnung zum Schulgesetze ist vorbehal-
ten, wann die Kreisschulräthe in ihre Func-
tionen einzutrcten haben. Der Tag soll auf
die erste Woche des künftigen Monats bestimmt
werden, und es würde hiernach die specifisch
geistliche Schulvisitatur mit jenem Zeitpunkt
ihr Ende erreicht haben. — Der landständische
Ausschuß ist auf heute einberufen.

«L Vom dteckar, 22. Oct. Wenn auch
der formelle Frieden zwischen den deutschen
Großmächten nnd Dänemark noch nicht desi-
nitiv zu Stande gekommen ist, so drohen der
dänischen Angelegenheit jetzt doch keine Gefah-
ren mehr, als die aus dem Zwiespalt der bei-
den Großmächte untereinauder entstehen können.
Die liberale d. h. die Schmerling'sche Pqrtei in
Wien wollte zwar, wie ein inkeressanter Artikel
des „Botschafter" bewies, die Sache zu eincm»
Bruche mit Preußen treibcn; ja man hielt
hiernach die ganze frühere AUianz mit Prcu-
ßen für ein „Windei", für Etwas, was durch
seine Nichtigkeit bereits in sich zusammengefallen
sei. Wäre es Hrn. v. Schmerling gelungen,
den (dem preußisch-bismarck'schen Absolutisinus
zugethancn) Grafen v. Rechberg zu verdrängen,
so würde die antipreußische Politik in Oester-
reich vollständig an's Ruder gekommen, zu-
gleich eine Annäherung an England und selbst
möglicherweise eine Aussöhnung mit Frankreich
in Bezug auf die italienische Frage stattgefun-
den haben. Die Ministercrisis muß sich bald
entscheiden.

Bom badischen Mittelrhein wird
dem „Schw. M." geschrieben: Um von dem
wohlthätigen Einfluß der neuen Verwaltungs-

tert. Nack diesem Berichte soll das gerichtlicke
Verfahren gegen die Lieutenants Krause und
v. Richthofen bereits eingestellt sein; de»n
eine strafbare Handlung liege nicht vor, es sei

dock immerhin amüsanter Stadtklatsch gewesen". (!)
Es wird dann bebauptet, daß die beiden Mädchen
fretwillig die Officiere besuckt, mit ihnen Ungar-
wein getrunken, übrigens keine Orgien geseiert
HLtten, da nach dcm erften Glase alle vier Personen
„3 tempo" (wörtlick) durch daS Kohlengas, welcheS
in Folge deS zn zeitigen VerschluffeS bes Ofens fich
entwickelte, betäubt worden seien. Um 2 Uhr sei
der Lieutenant Krause durch den Fall, welchen die
tm Todeskampfe befindliche Agnes Sander auS dem
Bette auf die Erde gethan, aufgeweckt worden!
Er babe dann mit Mühe seinen Kameraden ge»
wcckt und mit dessen Hilfe das Mäbcken aufs Bett
gelegt, wo es alsbald gestorben sei. Auf die großen
Unwahrschcinlichkcitcn in dieser Darstellung brauchen
wir wohl nicht erst Hinzuweisen.
 
Annotationen