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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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M- 283.


Donnerstag, 1. December LL"""'

L8«L

» Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für den Monal
December mit 18 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Trägern, sowie
der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).

* Pptttiscfte Umschalr.

Die Münchener „G. C." schreibt: „Unsere
Ministercrise dürfte endlich ihren Abschluß ge-
sunden haben. Die Unterhandlungen mit Frei-
herrn v. d. Pfordten sind beendet; man hat sich
vor wenigen Tagen über das von ihm vorge-
legte Programm geeinigt, und der Vorjchlag
seiner Ernenuung zum Minister-Präsidenten
und Minister der auswärtigen Angelegenheiten,
sowie des Ministerialrathes Hrn. v. Pretzschner
zum Handelsminister, liegen zur Uuterzeichnung
im köuiglichen Cabinet."

Die Ernennung des Bischofs Ketteler von
Mainz zum Erzvischof von Köln scheint gewiß
zu sein, lrotzdem der rheinijche Liberalismus
gegen diejen L>ieg der Ultramontaneu noch ut
der letzlcn Slunde alle Hebel in Bewegung setzt.
Die Bemühnngen weroen wohl vergcbens jein.

Wie die „Pfätz. Zlg." jchreibl, ijt der Eon-
flict zwijchen der SlaalSregierung uno dem Hrn.
Bljchos von Speyer beenoet, inoem der Hr.
Bljchvf die Anjlall am 28. gejchlossen und die
Canvioaien enllasscn hat.

Em Wielecr Correjpondent des „Frks. I."
äußcrl über die gegenwärlig jchwebenoeu Con-
sUcle in den Herzoglhnmern n. A.: „Wie eö
den Anjcheiu even gewinut, jo jtehen dle Dinge
in Berlin minvestens für den Augenblick jo,
daß man dorl jelbst von einer iu calegorljche
Formen sich kleioenden Einjprache Oejlerreichs
uud auf die Gefahr einer ernsten Erjchütterung
des jeilherigen Einvernchmeus mit lctzlerem sich
von der einmal betretenen Bahn nicht abbnn-
gen zu lcrsseu gcjonneu ist. Hierauf deuten
wenigstenö die in Berlin neuestens gelroffenen
militärijchen Maßnahmen, deren Tragweite
übrigens hier doch nicht recht begriffen wird,
da Oesterreich mindestenS für jetzt keine Absicht
ferner liegt, als elwaigen preußijchen Gewall-
maßnahmen gegen die Bundestruppen in Hol-
stein gewaltsam entgegentreten zu wollen. Wenn
man auch entschloffen ist sür ein allfälliges der-
artigeS Vorgehen Preußens diesem alle Verant-
wortlichkeit hierfür zu überlaffen, jo denkt man
doch nicht daran, mit der in Holstein zurück-
gebliebenen Brigade etwa die Dinge auf die
Spitze zu treiben. Zndeß möchlen wir doch
noch davon Notiz nehmcn, daß mau hier noch

nicht die Hoffnung aufgegeben hat, das Berli-
ner Cabinet auf andere Gedanken zu bringen,
und dasselbe cinem Compromisse geneigt zu
machen, dessen Grundzüge man hier bereit hält,
um der ernsten Crise die Gesährlichkeitsspitze
abzubrechen. Diesem Compromisse nach würden
die augenblicklich in Holstein beftudlichen Bun-
destruppen, als gewesene Eexecutionsorgane,
das holsteinische Gebiet verlaffen, dagegen hät-
ten auf Grund eines neuen Bundeöbejchlusses
andere Bundcstruppen mit die Bejatzung Hol-
steins bis zur AuStragung der Erbfolgefrage
zu bilden, und dahin einznrücken."

Die „Kreuzzeitung" bezeichnet die in Berlin
verbreiteten Gerüchle über einen zwijcheu preu-
ßischen und säsijchen Truppen vorgekommenen
Conflict als grunolos.

Die „D. Wehrzlg." schreibt: „Aus gut un-
terrichleter mililärischer Quelle geht unö die
Nachricht zu, daß die Beendigung eines län-
geren Depejchenwechsels zwijchen Berlin und
Wien nahe bevorsteht, in welchem die Eini-
gung (?) über die vollstänoige Annexion der
vrei Herzoglhümer durch Preußen zum Ab-
schluß gelangt. Etwa 14 Tage uach dem Av-
marjche der Oesterreicher joll die Annexwn
stallftnoen und ist man auf einen Wwerjtano
von Seiten der Bundeötruppen gcfagl, jeooch
gewillt, vor keineu Conjequenzen znrück zu
weichen. Man zieht dieje raichere Enlichee-
duug der langjamcrcn auf dem Wege eineö
Anlrages beim Bunde auj Näumung der Her-
zoglhümer von den Buuvcslruppeu vor."

Das allgemeine Feldzugsehreuzcichen sür die
Schleswig-Holjlein-Kämpfer hechl oer Solda-
tenwitz die Omnibusiiteoaille.

Der bleibenoe Ausschnß des deutschen Han-
delötags hal an jämmlliche Zollvereinsregie-
rungen eine Eingabe gerichtet, worin diejelben
gebeleu werden, anf die schlennigjte Durchfüh-
rung des neuen Zolltarifs Hinzuwirken uno
demnachst so zeitig als möglich den Zeilpunkl
des Znkrasttretens des Tarifs bekaunt zu
machen.

Der Manecke'sche Antrag auf Anschluß Meck-
lenburgs an den Zollverein ist vom Landtage
nicht einmal der Vorlejung würdig erachtet,
sondern mit dem denkwürdigen Beschlusse kurz
abgefertigt: „Der Autrag soll auf sich bcrnhen
bleiben." — Der Polizeidirector Blanck in Ro-
stock hat den dortigen Bierbrauern auf Jnstanz
der Schänkivirthe bei namhafter Strafe ver-
boten, in ihren Bierlokalen an die Gäste —
schrecklich, aber wahr — Butterbröde zu ver-
abreichen.

Zufolge Nachrichten aus Paris hat der Auf-

Weimar, 26. Nov. Das „Frkf. Journ." theilt
den Brief mit, welchen Franz Müller nach
seiner Verurtbeilung zum Tode an seine Eltern
geschrieben hat. Derselbe lautet:

„Newgatc, London, 1. Nov. 1864.

Theuerste Eltern, Geschwister, Freunde und Br-
kannte! Mit zitternder Hand und wehmuthsvollcm
Hrrzen ergreife ich die Feder, um Euck nähere
Nachrickt zu geben über mein Unglück, welches auf
meinen Ungehorsam gegen Euch, theuerste Eltcrn,
mir gefolgt, und die Tage meines Lehens unend-
lich gekürzt hat. -j- -j- -j- Zch erkxinix

jetzt den Spruch, der in der Bibel geschrieben steht,
bei klarem Licht: Daß, wer seinen Bater und Mut-
ter nicht ehrt, demjenigen wird ein srüher Tod
solgen; boch sehe tch das erst ein, wenn cs zu spät
ist. Jch hoffe jedoch, Ihr, die Jhr mir so tyeuer
waret, werdet mich nicht verwerfen, wenn mich
auch alle Welt verstößt. Denn Hoffnung führt uns
ja in'S. Leben ein, fie umfiattert den fröhlichen
Knaben, den Iüngling begetstert ihr Zauberschein,
fie wird mit dem GreiS nicht begraben, denn be-
schließt er am Grabe den müden Lauf, noch am

Grabe pfianzt er die Hoffnung auf. Und deßhalb
hoffe auch ich, Ihr werdet mir von ganzem Herzen
Alles vergrben. In Kurzem will ich Euch nun

und wärr nicht nach England gegangen, so würde
mich dtrses Unglück nicht betroffen haben; jeboch
ist es jetzt zu spät, und deßhalb will ich nichtS
mehr darüber sagen, bloß will ich eS beschreiben,
wie eS so gehen konnte: Ich war nämltch in Arbeit
bei einem gewissrn Louis Wild unb machte Be-
kanntschaft mit seiner Frau Schwefter, Grace Mat-
thcwS, und kam so weit,' daß ich gesonnen war,
mich mit ihr zu verheirathen; alS ich nun »nit
ihrein Brudrr, Iohann Matthews, auch bekannt
wurde, kam eS, daß verselbe mir einen Hut kaufte;
durch diesen Hutkauf brachte er mich zu metnem
unerwarteten Tod, nachdem ich die Bekanntschaft
mit seiner Schwester aufgegeben hatte. Es wurde

stand im Friaul sein Ende erreicht. Fast alle
Anführer sind auf das Gebiet des italienijchen
Königreichs zurückgekehrt. So wie sie sich an
der Grenze zeigen, werden sie von den Cara-
binieri entwaffnet und auf Brescia dirigirt, wo
sie Waffen und Freiheit wieder erlangen.

Jn Paris war das Gerücht verbreitet, Dr.
Herm. Demine und Frl. Flora Trümpy jeien
in Havre angekommen und der schweizerijche
Conjul habe deren Auslieferung verlangt.

Der Bericht der Senats - Commijsion billigt
in warmen Ausdrücken den französisch-italieni.
jchen Vertrag und macht den Vorjchlag zur
Annahme des Gesetzenlwurfs der Verlegung
der Hauptstadt nach Florenz.

Z»r Schleswig-Holsteitt'schen
Lache.

Schleswig - Holstein. Die Höhe der
Kriegükoslen wicd nach ven Angaben des öster-
reichijchen Finauzininiiters für Oesterreich auf
18 Millioncn Gulden oder 12 Millionen Thaler
berechnet. Da jedoch Prcußen mindestens die
doppelte Truppenzahl und außerdem eine
euorme Arlillcrie in's Felo jchickle, so möchte
daffelbe leicht über oas Doppetle diejcs Betra-
gcs berechnen — fallS nichl dic Anneclirung
Lauenburgs in Abrewnung gcdrachl wird.

Hannvver, 27. Nov. Der Hymnus auf
die Ersolgc (?) der yannovcr'jchen auswärtigen
Pötilik (in der Ncndsburgcr Angetegenheit)
war noch in allcr Ohren, ats uns der Tcte-
graph die Kunoe von oem neuesten preußischen
Vorgehen brachte. So rajch hat sich atjo die
Veraiilaffnng gefundeu, die oiptomatijchen Ta-
lenle uli>eres Mliusters deö Auswärtigen auf
eine neue Probe zu stellen. 15,000 Mann
Preußen sino in Miliden concentrirl und kön«
uen in wenigen Slunden in dem nur 8 Meilen
enlfernten Hannover sein. Die Eisenbahn sührt
sie bei Herrenhausen, wo der Hof wohnt, vor-
bei; waö Wunoer, daß man in den rcgieren-
den Kreisen ob dieser Drohung mit der vollen
Faust in höchster Aufregnng ist, Der König
ijt gestern mil dem Kronprinzen nach oem Harz
gereist, um seine Liebtingsneigung, Kirchen ein-
zuweihen, zu befriedigen, man erwartet aber,
daß er seine Reise sehr abkürzt, da das „Wel-
fenreich bis an's Ende aller Dinge" so ptötz-
lich in eine sehr unangenehme Situation ge-
rathen ist.

^erlin, 27. Novbr. Der Beschluß, den
Rückmarjch der preußischen Truppen zu ststiren
und die bereits zurückgekehrten beiden Divi-
sionen cvncentrirt zu hatten, ist, gutem Ver-

thcwS für mich gekauft hatte. Es wurdc nun eine
Belohnung von 2000 Thalern für Denjentgrn auS-
gcsetzt, wrlcher Auskunft grben könnte üher dcn
Mörder. Ich hatte mich nun lange vorher be-
schloffrn, nach Amerika zu gehen, was Ihr ja
selbst auch wißt, und deßhalb, am Montag, den
11. Juli 1864, ging ich nach dem Office, um für
meinen Lontract.nach Amerika zu bezahlen, uno
auf dem Wege wurde mir eine Uhr und Kette an-
geboten, und ich kaufte dieselben, und alS fich aber
später herausstellte, war daS dle Uhr und Kette
von dem Herrn, der in dem Eisenbahnwagen rr-
schlagen wurde den 9. Iuli 1864. Ich reiste von
London nach Amerika ab, am 14. Iuli 1864, und
crreichte Neu-York den 24. August 1864, und wurde
d-selbst Arrestant, weil mich Iohann MatthewS
als den Mörder beschuldigte, und somtt «urde jch
wieder zurück nach London gebracht. Ich kynnte
nun nicht den Mann bringen, von welchem ich dir
 
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