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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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N» 212 Freitag, s Septcmber LS.?'"" L8V1.

Unferem Großherzog Friedrich zum Geburtstage.

Es strömen Kcgenswünsche heut' aus Aller Muntze,

Kie getten Leogotd's geliebtem Zohn,

Der hält, was Er gelobt in feierlichcr Ztunde,

Äls Kleinod schimmcrt es an Friedrich's Thron;

Dein Manisest erklang als der versöhnung ttunde,

Der Lwietracht Zaat oernichtend und der Frevler Hohn,
Drum steht Dein volk zu Dir in Licbe nnd in Lrene
Und jkdes Zahr befestigt sich der Üuud aus's neue.

lvir grüßen hrrglich Dich an Deincm Ehrrntage,

Dir nnd dem Land verlieh der Himmel seinen Zegeu,

Du hörst mit Huld nnd Mildr der Äedrängten Älage,
üeharrlich wandclst Du auf sonnenhellen Wegen;

In Deinrm Staat häki Themiö die gerrchte Wage,

Man steht das Gute Dich, das Zchönc pstegen,

Dcr Sildnng Frcniid, geneigt den Aünsten und Grwcrben,
Entzogst D« uns drm Kchiffbruch, dem Verderben!

Drnm prangt anch Heidrlberg im Festgewande
Und in's Gcbirge schallet feierlich Gelänte,

Äm Äodensee, am tthein, am Neckarstrande
Ist für Dein Volk ein wahrer Festtag heutr.

In diesem Volk erblickst Du keinc Kclavenbande,

Drnm liebt es Dich, es steht anf Dich mit Ltoh nnd Frende,
Kcin Dankesopfer legend ans des vaterland's Ältar,

Äringt cs gerührt Dir seinen Glücklvunsch dar.

Wir bringen Dir nicht viele Worte weiter,

Denn fade Kchmeichelei glcicht einem morschen ltahnz
In Freud und Lcid sci Deinrs Volks Segleitcr,

V wandlc fort anf der betretncn lichtcn i8ahn,

Und sri für Deutschlands ttrcht rin tapfrer Ztreiter,

Denn DeutschlauVS Cchre ist kein leerer Wahn!
vernimin, gclicbter Fürst, der Lürgcr Segensworte
Vom Gdenwalde bis gu Mainau's holder psorte. 6.

» Ans die „Heidelbergsr
Acitmig" kanu man sich
noch für den Monat
Zcptcmber mit 18 Krenzern abonniren bei
allcn Postanstaltcn, dc» Bote» und Trägern,
sowic der Expedition sSchifsgasse Nr. 4).

* Pvlitische Uinschaii.

Jn mehreren Blättern wird die Nachricht von
einem neuen Bundesreformplan (von uns nach
der „Neuen freien Presfe" gebracht) und einem
Berliner Fürstentag von Wien ans für voll-
ständig ersunden erklärt. Dagegen scheint sich
die Nachricht vom Besuch des Kaisers von
Oesterreich in Berlin zu bestätigen, woselbst cr
gegen Ende des lausenden Monats eintreffen
würde. Vou der Zusammenkunft des Königs
mit dem Kaiser Napoleon weiß mau in Berlin
nichts. Dieser leidet außerdem an schmerzhaf-
tem Podagra und hielt sich im Lager von
nur mühsam anf dem Pferde. Vor-

Was ein cnglischer Nedacteur alles wissen soll.

(Fortsetzung.)

Aber eines verstehen die Damen vortrefstich, das
ist sich herauszuputzen. Es läuft einem völlig daS
Wasser in den Mund, wenn man diese Steckbrief-
beschreibungen von Engelsgestalten liest. Um all'
dtese Anmuth, Lieblichkeit und Vollkommenheit
scheint pure Wahrheit zu sein; denn die Damen
haben größtenthetls ihre Photographien eingesen-
det, oder sie haben sich selbst mit allen ihren Rei-
zen dem Redacteur vorgestellt, und dieser bestätigt
nun entweder nach Photographischen Indicien oder
auf Grund persönlichcr Anschauung das wirkliche
Vorhandensein der vollen Summen der angegebe-
nen Schönhetten.

Man fieht's dem Redacteur förmlich am Styl
an, daß er selbst dann und wann von so viel Lieb-
reiz und Zaubrr gefeffett ist. Er vollzieht die Be-
stätigung nickt immer mit der trocknen Formel:
„Bezeugt hicrmit u. s. w.", over: „Wir sind in
der Lage, dte obigen Angaben vollkommen zu be-
stätigen," oder: „Selbst grsehen und für wahr br-

gestern wurden ihm wiederholt drei Zugpflaster
gelegt.

Man schreibt dem Pariser Temps aus Athen,
daß die Stellung des Grafen Dponneck als sehr
erfchüttert betrachtet wird, und daß man sehr
daran zweifle, daß er lange an der Seite des
Königs bleiben könne. Am 26. August fürch-
tete man in Athen den Ausbruch von Unruhcn.
Den ganzen Tag durchzogen Patrouillen die
Straßen.

Nach neuesten Pariser Nachrichten ist Napo-
leon allerdings unwohl.

Der Pariser „Moniteur" bringt nun weitcre
Berichte aus Madagascar. Der gewaltige Mi-
nister erlaubte sich in der Trünkenheit, seine
Gemahlin, die Königin, öffentlich zu beleidigen.
Dies ward von seinen Feindcn benützt. Er
wurde gestürzt nttd zum Tode verurtheilt, dic
Strafe dann in lebenslängliche Verbannung
verwandelt. schließlich indeß ganz anfgehoben
und er nur von seiner Stelle entfernt, die nun
sein Bruder einnimmt. Der merkwürdige Mensch

funden," sondern der Gegenstand reißt ihn häufig
zu höherem Schwung hin, und eS enrschlüpfen ibm
AuSdrückr, wie „Rosa Ein verteufelt hübsches
Mädchen!" „Rosenkn ospe. Ein Mund wie zum
Küffen geschaffen," „Fcuerauge. Die Augen dieser
Dame sind in der That gefährlich schön" u. s. w.

Von solchen verführerischen Gestalten wtmmelt
es im Briefkasten. Da tst gleich am Eingang des
BrirfkastenS „die schöne Iessy". Sie ift goldblond,
hat lichtblaue Augen, ein bezaubernd freundliches
Geficht und rind Alabasterbüste. So viele Vorzüge
können aus dieser Welt nicht ohne Anerkennung
blrtbrn, und der Redacteur knndigt der schönen
Irssy bereits in der vorliegenden Nummer an, daß
ihr die Wahl unter fünf HeirathScandidaten fret-
stehr: ein Kaufmann, ein Handwerker, ein Künstler,
ein Buchhalter unb ein Gentleman bewerben sich
um ihre Gunst, alle mit plent)' ok mone^, mit
viel Geld. Auch Laura glrich nebenan „kann jedrn
Augenblick heirathen": 1. einen Advokätenschreiber,
der wrder raucht noch trinkt, 2. einen gesetzten
Kiiufmann, dtr sich etwas erspart hat, genügend
eine Fawilie zu unterhalten und außerdem mit
Srpk ctations, d. h. mit der Anwartschaft auf eine

hak den für unS etwaS absonderkich lautenden
Namcn Nainivouninahitriniouny.

Zwischen Frankreich und der Annamitischen
Negierung von Cochinchina ist uun ein Frie-
densvertrag abgeschtoffen worden. Darnach
crhält Frankreich das Protectorat über die 6
Provinzen vdn Nieder-Cochinchina, und es muß
ihm eine Entschädigung von 100 Mill. FrcS.
bczahlt werden. Die erste Nake von 2^/z MiU.
ist abgetragen.

Die „Europe" veröffentlicht ein von dem
amerikanischcn Consul Bing in Smyrna an
den Generalconsul Murphy in Frankfurt a. M.
gerichtetes Schreiben, worin die im Allgemeinen
in Deutschland herrschende Ansicht,. daß die Re-
gierung der Vereinigten Staaken durch ihre un-
erschöpflichen Resourcen, durch die unerschütter-
liche Ausdauer und Hingebung dcs VolkeS die
Rebellion der Sklavenstaaten bcsiegen werde,
ausgesprvchett wird. Namentlich ist auf den
Umstand hingewiesen, daß man in England
und Frankreich zu leichtfertig annimmt, daß

fette Erbschaft. Ob sich Laura wohl besinnen wkrd,
den Gentleman mit ErpectationS zu nehmen?

Auch Herren steht eine große AuSwahl frei. Dem
Herrn M. O. E. gratulirt der Redäcteur zu sei-
nem Glück, denn fünszehn Damen sind bereit, setne
Eiusamkeit zu stören. Fünfzehn Engel marschiren
vor thm auf, einer schöner als der andere, so daß
wir uns glücklich schätzen, nicht der Herr M. O. E.
zu setn; denn hier müßte einem die Wahl wtrklich
sehr wehe thun.

Andere Herren befinden sich zwär nicht in solcher
embsrrsg 6e ricdesse; aber immerhin brauchen fie
sich nicht zu fürchten, liegen zu dkeiben. Nicht so
ist's mit den Damen. Es sind darünter auch einige
von 30 bis 40 Iahren, mit frommem Gemüthe,
und diese glänzen auch durch häusliche Tugenden.

(Schluß folgt.)

(Die Wtener in Konstantinopel.) ^ie
Reisegesellschast, welche in den letzten Lagen von
Wien nach Konstäntinopel abging, tburde, wie von
dort unterm 23. August berichtet wird, an diesem
Tage von dem österreichischen Internuntius F.Z.M.
Baron Prökesch-Osten empfangen und rin Lhril
 
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