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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0564

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N» 2S2. Lonuta,, II December


'r,^s. . Auf die „Heidelbergei

ff " Zeitung" kann man sich

--.->-7, noch siir den Monat

Dercmber mit 18 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Trägern, sowie
der Expedition (ischissgasse Nr. 4),

fortan kein Einwanderer mehr in die Bundes-
arMee aufgenommen wird, wenn er nicht frci-
willig dic Erkläruug abgibt, in dicsclbe ciutre-
ten zu wollen, uud wenn er nicht gleichzeitig
scin Verlangen erklärt, Bürger der Vereinigten
Staaten zu wcrden.

heit § 7 der Justruction succcsstpe zu BundeS -
zwccken angewiesen und zur Auszahlung gc-
bracht sind, und daß allerdiugS die letzte Zah-
lüng hicrauf, weil die herzoglichc Landesrcgic-
rung im Jnteresse dcs Landes Vorstellung da-
gegen lhat und sich zu dicser Äuweijuug uicht
culjchließeu zu könucu glaubte, von dcn Bun-
descommisiarieu unmittelbar bci der RendS-
burgcr Eentralcaffe veraulaßt worden ist. Ucber
allcs Ucbrige wird weilerc Aufkläruug abzu-
warten jciu. Wcnu aber uach ciiier Nachricht
im „Hamb. Corr." die „N. Z." bchauplet hat,
daß die obeugcdachte Ictztc Zahlung in Folge
cincr Wcisung, „dcu Preußen das Land mög-
lichst kahl zu übcrlasseu", ersvlgl sei , so liegt
die böswilligc Tcnvcuz dicser Behauptung offeu
zu Tagc, bcruht abcr auch in soferu auf völ-
iiger Unkennliuß dcr VcrhLItnisse, als die kgl.
preußische Regieruug bci allen dieje Angclcgcn-
heit dctriffenden Auordiiuugeu und Weisungen
ber BundcSvcrjammlung scibstverständlich mii-
cvncurrirt habcu muß.

Alronu, 7. Dcc. Die „«-chi.-Holst. Ztg."
schreibt: „Sicherem Veruchmcn nach hat die
Landcsregicrung in Kiel das Aiisinnen, die
Proklamation dcs Prinzcn Friedrich Karl zu
verbreitcu, adgelchnt.

Slurrgai r, 7. Dcc. Di- Abstimmung de«
köuiglich wurtembergischcu BuudcslagSgesandten
in dcr Sitzung dcS Bundcslags vom d Dccbr.
lautcl i»i Wcscutlicheu: AiS eiu reines Bun-
deScxcculionSvcrsahre» belrachiet bie köuigiiche
Regicrung die am 7. Dcc. v. I. beschlosjeuen
Maßnahmcn schvn aus dem Grunde »ichi, weil
gicichzeitig die Rcgeluug der Erbjolgesragc in
den Hcrzogthümcrn vorbehalteu worden ist.
Diese Frage ist noch nicht zum AuStrag ge-
kommeu, und es betrachtet daher die königliche
Rcgieruug als eine unziveifeihafte Thatsache,
daß cin zu Rccht anerkauiüer Herrscher der
Herzogthümer zur Zeit nicht' »orhauden sei.
AIS soichcr erschcincn der köiügl. Regicrung
von ihrcin Staudpunktc auS, inSbejondere nicht
die Regierungsn vou Oestcrreich und Prcußen,
iusoferu diesc ihre Rechte voin König Christiau
!X. vou Däncmark ablciten, welchem dic königl.
Regicrung und auch der Deutjche Bund ein
Rccht auf die Hcrzogthümer lüe zuerkaunt
haben. Die königl. Regierung iväre nuii zwar
ganz geueigt gewesen, dic von dem Buude bis-
her in den Herzogthümern geführte Verwaltung
mit vollem Vertraueu ats ein Mandat des
Bundes in die HLude der Regicrungen »vn
Oesterreich und Preußcn niederzulegen, ipenn
in Belreff der vou diesen beideu Regierungen
in AuSsicht gcstellleu Rcgelung der Nerhältuisse

* Politische Nmschau.

Die Stände dcs Königreichs Würtemberg
sinb auf dcn 28. V. M. cinderuscn. Die nächste
Aufgabe derselben wird scin: dic Vcrlängcruug
dcS Slcuerprobisoriums auf wcitcrc 6 Mouate.

Der slark ultramontan gcsärbte Gencralstaats-
procurator Dr. Scitz hat nach dcm „F. I."
seine Pcusiouirung nachgesucht u»d toll dem
Vcrnchmen nach beabjichtigen, uach Salzburg
sich zurückzuzichcn.

Hr. v. d. Pfordten ist, kaum zu Müncheu
augclaugt, crkrankt, und zwar wic es jetzt hcistt,
nicht dlog ganz vorübergchend.

Ed schcint unzweifclhafl, dag Ocsterreich eine
enlschicdcne Parleinahmc für deu Hcrzog von
Augustenburg u»d cbcnjo dcfiuitive Untcrstützunz
dcr buudcsmäßigcu Erbfolgccntjcheidung zu sci-
nen Guustcn bckunden wird. Angcstchts der
Haltung Prcußcns, nämeutlich aber augesichtS
dcr angcblichcn SucccssiouSansprüche, die Prcu-
Hcn selbst erhcbcn will, gewinnl die Mitthei-
luug an Bcdeutung.

Die Wicucr „Ncue freic Pressc" bringt einen
Artikel, worin den preuszijchen Erbansprüchen
auf die Herzogthümer genealogijch-österreichijche
Erbanjprüche entgcgeugcsetzt werde». (Wie viel
Prätendenten iverdcn dcnii noch koinmen?)

Die preußische „Prvvinzialcorrcspondenz" cr-
klärt die Nachricht, Preußc» habe die Gcltcud-
machung von Erbanjprüchen auf Schleswig-
Holstei» in Wicn angckündigt, für faljch.

Die Nachricht, Gras Mensdorsf habe scine
Abdankung eingereicht, wird halbamtlich als
vollständig aus dcr Luft gegriffen bezeichnct.

DaS Kölncr Domkapitcl hat dcr Regierung
5 Candidaten für dcn erzbischöflichcn Stuhl in
Köln Präsentirt: den Wcihbischof Baudri in
Köln, den Profcssor Dicringer i» Bonn und
die Bischöfe »on Oönabrück, Padcrborn und
Mainz. Lctztercn wird die Regierung kcinen-
fallS gcuehmigen. Dic Rcgicrung wünscht die
Wahl dcS Cardinals Prinzen Hohcnlohc-Schil-
lingSfürst, deö Brudcrs des HcrzogS von Ra-
tibor.

Nach der „Jtalie" haben 2000 Gcmeindcu
sich bcrcit erklärt, die Grundstcuer von 1885
vorzustrcckcn.

Die UnionSrcgicrung hat verordnet, daß

Z„r Schlesivig-Holsteiu'schen
Sache.

Zu Ztzehoe fand am Sonntag, 4. Decbr.
die vou deu Commissärcn angeordncle kirchtiche
Friedensfeicr ftatt. Dic Kirche war gedrängt
voll. Prälat Vcrsmann, ein Hauptstrc'uer für
daS LaudcSrecht, hielt die Prcdigk. Ergreifcnd
war die Schildcruug der Kncchtschaft dcr lctzlcn
Jahre. Der Dank für die Bcfrciung und sür
die Befreier wurde in feurigen Worten darge-
bracht, uud auch der Bundcstruppen wurde
dankcnd gcdacht. Der Ncdner bczeugtc jedoch,
daß trotz Allem im Lande eiue rechle Freudig-
keil nicht aufkomme, weil die Sonne dcS Frie-
denS wie von einem Nebel verounkelt sei; wir
habcn dcn Fricdcn, aber jonst sei noch AlleS
ungewiß nnd unsicher. Schmerzlich werde es
voin ganzen Lande cmpfundcn, daß wir im
Zustand dcr Unmündigkcil gehalten werdeu; er
ermahute, mit dcr alten Frvmmigkeit äm Lan-
dcsrecht festzuhalten, Holstentrcuc zu bewahrcn,
der Tag müsse doch endlich koiniuen, wo „Ge-
rcchtigkcit und Fricde sich küssen." Jn daS
Gebet schloß der Geistliche den ein, „aus wel-
chen die Rechte des Landcs hiuwciseu, nnd dcm
die Herzen zngefaüen sind."

Der König von DLncmark hat an seine ge-
treuen uud lieben Unterthancn in Zürtand
einen offenen Brief gcrichtct, in welchem den
Jüten Dank und Anerkennung ausgcsprochen
wird für die Bcreitwilligkeil und AuSdauer,
mit wclcher sie so vielc Opser gebrachl und
ihre würdige Hallung bewahrt haben.

Attona, 7. Dec. Dem „Alt. Merk." geht
iu Betreff der nach „Fraukfurt abgeführten
Gclder" folgende, wie cs scheinl, osftciöse Be-
richligung zu: Die von mehrereu Zciiungeu
gebrachte Nachricht, daß die Bundescommissäre
mil Umgehung der Rcgierung Gcldcr der Lan-
descassen hälten abführen lassen und die Mit-
glicder derselben deßhalb um ihre Entlassung
nachgesucht HLttcn, findet für jctzt nur in soweit
Bestätigung, als aüf Anordnung der Buudcs-
versammiung in Frankfurt die für Holstcin auf
732,033 Thlr. 28 Gr. festgestelltcn Uebcrschüsse
vom 23. Dcc. vorigen bis ullimo d. Z., sowie
eine weitere Suinine mil 30,761 Thtr. 22 Gr.

7 Pf. von den neueu Ucberschüsseu in Gemäß-

* Heidelberg, 7. Dec. Von gefälliger Hand
und von einem Manne, der bei seinem langjähri-
gen Aufenthalte in der NLHe HeidelbergS mannich-
fache Verbindungen dahier hat, erhielten wir auS
der russischen Hauptstabt nachstehenbe Mittheilung,
die für Viele unserer Leser nicht ohne Jnteressc sein
bürfte.

St. PeterSburg, 28. Nov. „Wieder hat der
Tod mit unerbittlicher Hand etne der Koryphäen
der Wissenschaft hinweggerafft. Wilh. Struwe,
der berühmte Astronom auf der Sternwarte Pul-
towa bei Petersburg, ist nicht mehr. Heute fand
seinr Leichenfeier in der lutherischen Katharinenkirche
auf Wasili Ostroff statt. Vor dem Altare ftand
der einfache Sarg mtt schwarzem Tuch überzogen
unb mit Cypressenzweigen geschmückt. DaS Innere
der Kirche war mit schwarzem Tuch ausgeschlagen,
die Fenster verhängt und der Raum durch einige
hundert Kerzen magisch erleuchtet. lZunächst um den
Katafalk hatte fich bie Familie deS Verstorbenen
versammelt und in weiterem Umkreise vereintgten
fich die vielen Freunde und Bekanntcn deffelben, —
die höchsten Würdenträger des Staates, die Pro-

fefforen der Univerfität, Kaufleute und Leute aus
dem Bürgerstande. Pastor Dr. B a eckmann, ein

Wilh. Struwe wurde zu Altona geboren
und bezog schon in seinem 15. Iahre, von seinem
trefflichen Vater vorberritet, die Universität zu Dor-
pat. Als 18jähriger Iüngling hatte er bereits setne
Studien vollendet und trat mit ciner goldenen
Medaille, alS PreiS für eine philologische Arbeit,
geschmückt eine Stelle als Hauslehrer an und wurde
dadurch der Lehrer und Erzieher deS jrhigcn Statt-
halter» von Polen, deS Grasen v. Berg. Schon
im 20. Lcbensjahre wurde er als Oberlehrer sür
dic classischcn Sprachen deS Alterthums an eine
gclehrte Schule berufen, aber er schlug diese Be-
rufung auS, schon jetzt in fich fühlend, daß er zu
etwas Höherem berufen set. Bald darauf wurde
er alS ordentlicher Professor der Astronomie an
ber llniverfität Dorpat angestellt und bildete hter
in einer Reihe von Iahren eine Anzahl der tüch-
tigsten Astronomen auS.

Er war eS vorzugSweise, der beim verstorbenen

warte in Pultowa anrcgte, an welche er später
selbst übersiedelte unb seine erfolgretchen Beobach-
tuugen machte. Ietzt nimmt setn ältester Sohn
seine Stelle ein, und es ist zu hoffen, daß dicser
im Geiste seines großen trefflichen VaterS fort-
streben wird. Was Wilh. Struwe für die Wisscn-
schaft geleistet hat, ist zu bekannt, als daß es
nöthig wäre, darüber viele Worte zu machen. Wer
kennt nicht seine Entdeckungen üher die Doppel-
sterne! Unvergänglich ist der Lorbeerkranz scineS
Ruhmes, wenn auch das LiLt feines Auges er-
loschen ist und der Staub in Staub zerfällt!"

Wir haben hier schon sehr kalt, die Newa tst

begangen werden. Auch der finnische Meerbusen
ist bis nach Kronstadt mit Eis bedeckt. Heute vor

8 Tagen hatten wir 22 Grad Kälte. Ietzt hat
dieselbe wieder etwas abgenommen, aber bet drr
ungeheuern Schneemasse ist ein andauernber strenger
Winter zu erwarten.

Bei mtr geht Alles gut und auch der russische
Winter hat biS jetzt nicht nachtheilig auf mejne
Gesundhett eingewirkt.
 
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