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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0556

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ndelbkrgkr Zrilung.


^ Aus die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für den Mvnat
Decrmbcr mit 18 Kreuzern abonniren bci allen
Postanstalten, den Boten uud Trägern, sowie
der Expedition (Schiffgasje Nr. 4).

* Politische ltmschau.

Der „D.Allg.Z." wird auS Wien, 2.Dec.,
geschrieben: „Es ist hier sranzösischer Scits
Mittheilung von einem Schritt crfolgt, wclchen
das Cabinet der Tuilerien so eben in Berliu
gethan und welcher in ungcwöhillich lebhafter
Weise und mit besonderer Beziehung auf srüher
von Preußen abgegcbenc schr bestimmte Zu-
sicherungen Aufklärung über das Vorgehen dcr
preußischen Politik in Schleswig, Holstein cr-
bitten soll."

Gcneral Haacke sagt in seiner Bekanntmach-
ung vom 6. wciter noch: Die Bundescxecution
hat ihr Ende errcicht; die bishcr von den
Civilcommissaren geführte Obvcrwaltung beider
Hcrzogthümer aufgehört; sowie auch die Bun-
destruppen das Land verlassen werden, welchcs
sortau ausschließlich von österrcichischen und
preußischen Truppen besetzt bleiben wird.

Die Bundescommissäre stnd aus den Hcrzog-
thümern abgercist. Die hannöverschen Truppen
sind in Harburg angckommen.

Der Proceß gegen den Kämmerer Hagen ist
der „Kreuzztg." zufolge mit der Vernrtheilung
dcsselben zu eincr Geldstrafe vou 100 Thalcr
beendigl; dic AmtSsuSpension ist gleichzeitig
aufgehoben.

Die „VolkSztg." stellt die in mehrcren Zei-
tungen vcrbreitete Nachrichl, daß Untcrhand-
lungen zwischen namhaften Führern der Fort-
schrittspartei und dem Miiüster v. BiSmarck
stattgcsunden haben, in Abrcde.

Die Wiener „N. Fr. Pk." erhält die tele-
graphijche Nachricht aus PariS, Kaiser Napo-
leon habe im Gespräch mit dcin kaijerl. öster-
reichijchen Botjchaster Fürsten Meliecuich die
friedlichstcn Erklärungen abgegeben und vcr-
sichert, er werde elwaigen Angriffeu Jtaliens
gegcn Rom keine Unterstützung angedeihen
lasscn, sei aber bercit, wenn Oesterreich, wie
cS scheine, sich hiezu geneigt zcige, eine Ver-
ständigung zwischen den Cabiueten von Wien
und Turin anbahnen zu hclfen.

Jn Prag haben unter lebhafter Agitation
sowohl von dcutscher als czcchischer Seite dic
ErgäuzuugSwahlen dcs Stadlrathes mit einer
Niedcrlage der deutschcn Partei gcendet.

Zn Barcelona hat dicscr Tage untcr dem

Andrang unzähliger Gläubigen eine dreitägige
Andacht stattgesunden, um Gott wegen deS von
Hrn. E. Renan an Jesns ChristuS begangeneu
Frevels um Verzcihung zn bjtten.

Aus Madrid wiro unter'm 5. telegraphirt:
Die königliche TadakSfabrik stehe seit dem
Morgen oieses TageS in Flaniinen. — Die
Gerüchte, zwei Minister hätten ihre Stcllen
niedergelcgt, werden für grundlos erklärt.

Die Comniission dcs italienischen Abgeord-
netenhanseS hat sich sür Einführung einer
gleichen Gesetzgebung in ganz Jtalien crklärt.
Viele Bureau's der Kammer haben sich für die
Abschäffung der Todesstrafe ausgesprochen.

Dcr Papst wird in nachdrücklicher Weise
gegen die Aufbebung der Klöster in Polen
protestiren, als eine offenbare Verletzung dcS
1847 zwischen der römischen Curie Md dem
Kaijer NikolauS abgeschlosscnen Concordats.

D e » t s ch l a n d.

Karisrude, 7. Dec. Freitag, 9. Dccbr.,
Vormittags 11 Lhr, findet die feierliche Bci-
sctzung der Leiche der Frau Margräfin Eli-
sabeth von Baden statt. 11m 10>/z Uhr ver-
sammeln sich die zu dieser feierlichen Handlung
cingeladcnen Behörden nnd Personen in dem
untcrn Raum dcr evangelischen Stadtkirche.
Etwas vor 11 Uhr begcben Sich Zhrc Königl.
Hoheiten der Großherzog und die Fran
Großhcrzogin, sowic die Prinzen und die
Prinzessinnen dcs Großherzoglichcn Hauses uud
dic fremden anwcsciiden hohen Furstcn und
Fürstiiincn, in die evangelische Stadlkirche. Um
11 Uhr werden die Glocken der evangelischen
Stadtkirchc daS Zeichen zum Anfang der fcier-
licheu Handlung gcben, welche mit oem Orgel-
spiel und eincm Choralgcsang beginnt. Hicrauf
folgt die Trauerrcde. Alsdann wird der Sarg
in die Gruft verscnkt. Nach der Versenkung
deS Sarges wird cin zweiter Choral gesungen
und die Trauerversammlung durch den Geist-
lichen entlassen. Hierauf begeben Sich Seine
Königliche Hoheit der Großherzog, nmgeben
von dcn Großherzoglichcn Prinzcn nnd den an-
wejendcn Fürsten, unter Vortritt deS Obcrst-
kammerhcrrn und dcr Geistlichkeit, in die Grust,
woselbst die hohe Leiche eingesegnet wird.

Karlsruhe. 7. Decbr. Dicnstnachrichten.
Seine Königl. Hoheit der Großherzvg haben
Sich unter bem 26. v. M. gnädigst bcwogen
gefnnden: den BeziikSförster ». Gcminingen in
Rastatt wegen Kränklichkeit, seinem Ansuchen
gcmäß, in den Ruhestand, dcn Professor Zul.
Maycr am Lhceiim in Freiburg an das Lhccum

in Mannheim, den Professor Nothermel an
der höhern Bürgerschule in Waldshut an die
hohere Bürgerschule in Buchen, unter Ueber-
tragung der dortigen erften Lehrstelle, den Be-
zirksförster Kopp in Wertheim wegen andauern-
der Krankheit, seincm Ansuchen gemäß, bis zur
Wiederherstclluiig seiner G-sundheit, in den
Rnhestand zu versetzen.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben
Sich untcr dem 10. v. M. gnädigst bewogcn
gefnnden: dem Stadtpfarrer Robert Arnold in
Durlach die nächgesuchte Entlassung auS dem
Dienste der evangelischen LandeSkirche, «nter
Vorbehalt deS Rücklritts, zu gewihren, und
den Kirchcnrath Karl Friedrich v. Langsdorff
in Auggen, unter Belassnng seiner dermaligen
Psarrei, mit Sitz und Stimme in dcn cvan-
gelischen Oberkirchenrath zu berufen.

Se. KSnigl. Hvheit der Großherzog haden
mit HSchster Entschiießung vom 2. d. M. gnä-
digst geruht, deu Amtsvorsiand in Ueberlingen,
Oberamtmann Hermann Winnefcld, zum Mi-
nisterialrath bei dem Ministerium deS Znnern
zu ernennen.

Karlsruhe, 5. Dec. Wie der „S. M."
vernimmt, wird stch der Großherzog-mit Ge-
mahlin demiiächst nach Berlin begeben, um im
Kreise der Schwiegereltern daS Weihnachtsfest
znzubringen: — Dem bei der großh. Hosbiblio-
rhek angestellten Dr. v. Weech ist der ehren-
volle Auftrag zu Theil geworden, einc badische
Geschichte von den Zeilen dcS Großherzogs
Karl Friedrich biS zum Regierungsende deS
Großherzog« Levpold zu fertigen; die srühere
Epoche der badischcn Geschichle soll von einem
Heidelberger Prosessor bearbeitet werden.

KaxlSruhe, 6. Dec. Die „KarlSr. Ztg."
ist im Staude, den Wortlaut der Abstimmung,
welche der grogh. BundcstagSgesandte v. Mohl
in der gestrigcn außcrordcnllichen BundeStags-
sitzung übcr dcn Antrag der bciden Großmächte
auf Zurückziehnng der Buiidesexccntion in Hol-
stein abgegeben hat, nachsolgend mittheilen zu
können.

Diejelbe lautet:

Eugen Kne in satalrr Lage.
(Schluß.)

„Teaftl, Herr Sue, Sie sind schwerer, als ich
glalibte," ftigte nach etwa fünfzig Schritten der
Matrose.

„Nnr Mutb, mein Freund, Muth! Jch habe Dir
zwanzig Kranc» versprochcn, bie bekommst Du."

„Zwanzig Francs, darauS inache ich mir nichts!
Es grschicht aus Liebe. — Ah! wenn ich Sie nur
erne Minute absrtzen konntc."

„Mitten tn den Bach da!" schric der Unterarzt
mit Entsetzen. „WaS würdc aus mctnen Schuhin
und meincn weißcu Beinkleibcrn!"

„Za, dai ift wohl wahr. — Aber potz Mast-
baum! Sie wiegeu über zwiihundert Pfund."

„Bah, mach nur, tch gebe Dtr zwei Lvuisd'or."

„Ncin, k-in Grld — Krcundschast, Herr Sue —
tch zi-he etnen kteinen B-weiS von Freundschast
vor. — Streichrn Sie mtr ein wenig mit der Hand
durch dic Haarc."

„W-s, ich s-ll Dir durch die Haare stretchen?
Dnmmkopf, bist Du toll?"

der Matrose und krümmte den Rücken, um fclnc
Drohung auSznsührrn.

DaS Waffer stand Kuß hoch tn der Straßc.

Der Unterarzt sand cS gescheidter, sich zu sügen,
und fuhr Mlt dcm blaßgelben Handschuh durch dai
wlrrc Haar bes Matrosen.

„Schönsten Dank, Hcrr Sve! Sie glauben nicht,
welcheS Vergnügen ich empsinde. — Aber einerlei!
Ste fmd ein wahrcr Bleiklotz."

„Geh' rascher, Narr! Du schleichst wie eine
Schildkrötc."

„Sie haben gut reden, Hcrr Suc; mtr bricht
daS Krcuz entzwci. Muntern Sle mlch etwas auf,
Herr Sue, geben Sie mir etncn Kuß."

„WaS? cinen Kuß, Du Schltngel! Einen Kuß
soll ich Mr gebcn!" schrie der Unterarzt, knirschend
vor Wuth.

„Wcnn Si- mir die Beleidigung anthun, sich zu
weigcrn, lso schüttlc tch Sie von melncn Schul-
tern".

„Verdammter Dickkops, willst Du «ohl aufhören!"
schri« der Ofsicier, deffen eineS Bein der Matrose

berrtts losgelaflen, so daß er das Waffer an ben
Schuhrn spürtc.

„Grbrn Stc mir einen Kuß!"

„Nie!"

Der Matrosc Ueß auch daS andere Bcin loS.
Gezwungen, sich mtt beiden Hanben ftftzuhalten,
um nicht zu falleu, fügte fich der Untcrarzt in dir
Umarmung.

„DaS ist hüdsch, da« isi sehr hübsch, Herr Sue! —
Noch einmal!"

Man kam in die Nähe deS PräsectnrgebäudcS,
Eugen Sue umarmtc von Neuem.

„Noch einmal, noch einmal!"

Die Umarmung wtcverholte fich, bls man an
Ort und Stelle war. Hier setzte der Matrosr dcn
Unterarzt ab, indem er sagte:

„Ach, Herr Sue, Sle habcn mich in Prrson

vtel hübfcher gefunden, als metn Porträt!-

Zch erzähle daS meinen Kameraden, und sic wcrden
sich ntcht mehr über mich luftig machcn."

Dcn Tag darans war daS Abenteuer in gaoz
Breft bckannt.
 
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