Heidelberger Zeitung (1864 (Juli bis Dezember))

N: 22«


Loniltag, 2S September


18«L.

Einladung zum Abonnement anf das
IV. Quartal 1864.

Auf das mit dem 1. October beginnende
IV. Onartal 1884 der „Heidelberger Zeitnng"
wird mit dem Ersuchen eingeladen, Bestellnngen
darauf für Heidelberg bei dcr.Expedition Schiff-
gasse M. 4 odcr den Zeitungsträgern. aus-
wärts bei den nächstgelcgenen Postamtern oder
Landpostboten baldgefälligst machen zu wollen.

Heidclberg, 24. Scpt. 1884.

Die Expcditiori.

* Pvlitische Uinschau.

Nach der „Kreuzzeitung" hat der bisherige
Minister der auSwärtigen Angelegcnheiten,
Frhr. v. Hügel, die. erbetene Entlasjung. cr-
halten.

Dcm Wicner „Lloyd" ist vo» „einem der
gefciertsten ungärischen Staatsmänncr" cine in
crgreifender Weise die Bedrängnist dcS mitt-
teren ungarischen Grnndbesitzcs schildernde Zn-
jchrift zugcgangen, die, wie das Blatt bcmerkt,
„bcsse, als alle ellenlangen Journalartikel für
die Nothwcndigkeit der schleunigsteu Einberufung
des ungarischen LandtagS spricht.

Für die Gcneralversamnilung des National-
vereins am 28. Oct. in Eijenach ist folgende
Tagesordnung in Vorjchiag gcbracht, nämlich:
1) die politische Lerichtcrstattung; 2) die dcntsche
Fragc; 3) die schleswig - holsteinijche Frage;
4) die gcschäftlichc Berichtcrstaltung; 5) die
Reuwahl des AnsjchusscS; 8) die etwa ein-
gehendcn besonderen, unter den übrigen vor-
stchcnden nicht schon mit znr Besprechnng kom-
inendcn Anträge.

Die Redaction der „Etberseldcr Ztg." wird
vom 1. Oct. an anf den frühercn Redactcnr
der eingegangcnen „L-üddentschen Ztg." Hrir.
A. LaiiimerS übergehcn.

Die „Opinion nationale" theilt mit, dast die
Ratificationen der sranzösijch-itatienischcn Ueber-
einkunft am Dienstäg ausgewechjelt wurdcn.

Dic Wiener „Adcndpost" registrirt die Ztach-
richten italienifcher und französijcher Blätter
übcr die franzvsisch - italienischc Uebcreinkunft,
und bemerkt dazu nach ihrcr Wcise: „WaS
damit gcwollt wird, ist klar. Man gibt jich
der Hofsnung hin, eine „„srcie Willensäuste.-
rung"" oer Römcr übcr die Ahjchaffniig der
weltlichen Macht des PapstcS arrangircn zu
können. Man wird in das pLpftlichc Gebiet
vielleicht nicht mit regulären oder irrcgulärcn

Ncrsammtung der dcutschen llatursoi scher
und Äerztc.

Gießen, M. Scpt. Wlinn soU ein geplagter
Bericktcrstattrr sckrribcn? Wo Zett hernchmrn und
nickl ftehlen? Urthcilen Sic selbst. Sonntag Fest-
fahrt nach der Sckaumburg nnd Eins. Herrsiches
Wclter burch das hcrrliche Lahnthal. Dic Sonue
brleuchtct dic Restdcnz des Erzherzog Strphan wic
aut Bkstrllung. Er setbst ernpfangr an der Station,
tLlteßt fich brn vordrren Brstetgern an und bittet,
nach iängerem Grsprächr obin angrlangl, einen
dcrselben, iyn dcm crstcn Gcschästssübrer vorzustcs-
lrn. „Mit wem habi ich dte Ehri?" „Ach heiße
Stkphan!"— Dlc Räume dcs Schlossrs mit srincn
M-r!würdigk-tt>n, linrr »ortrrfflich schönen, aus-
gesuchten Mtneraliensaiiimlung und etner ktetncn
Menagrrtc werden bcrrttwilligst dcm Strome preis-
gcgeben, dcr sich hinburch wälzt, nm cndlich an
Tischen tm Frcirn anzukommcn, wo vortrrsfliches
kalteS Krühstück, rdler Wcin nnd hrrrtichrS Bier
dte Hungrtaen und Durstigen crquickcn. AUgemct-
ncr Enthusiasmuö, wicderholtes Hoch dcm sreunh-
lich-n Wirthe, dcr fich ganz ats li-denSwürdigrn
GeskUschnfter und vorsorgtichen Schloßbesttzrr zrigt.
Unbrwnßt wohl thnt drr Erzherzog drn Wirthrn
von Ems den größlrn Schadrn. Wir warrn Zrngi,

Truppen, vbwohl ein bloßes Versprechen der
Turiner Regsernng dafür auch noch keiuc Ga-
rantie bictet, aber mit jenem regulärcn Polizei-
und AgitationSapparat eindringcn, der ander-
wärtS so günstige Rcsultate crziclt hat."

„TimeS" und die andern Zournale bllligen
die sranco-italienische Conoention. Sie lcgen
dar, daß diesel.be zur Lösung der römischen
Frage in einem den Znteressen Ztaliens gün-
stigen Sinne führeu inuß.

Die „Morningpost" sagt: Seit dem Frieden
von Billafranca gab es kein so wichtigcs Er-
eigniß, als die franco - italienische Convention,
welche die rSmischc Frage löst. Die „Post"
'billigt die Wahl von Florenz als Hanptstadt.

Die Unordnungen in Turin entbehren jeder
politischcn Bedeutung. Sie sind ÄuSbrüche
einer localen Unzusriedenheit, hervorgerufen
durch dic dcvorstehcnde Verlegung oeS Regie-
rungösitzcS.

Nach einer Depejche aus Athen oom 20.
Sept. hat die Nationalversammluiig am Tage
zuvor mit grvßer Niajorität die Abschafjung
des Scnates bcschloffen. — So wird cS denn
iu Griecheuland nur ciue Kammer geben.

Zur Lchlcswig-Holstein'sche»
Sache.

2>.ltvnri, 22. Sept. Die „SchleSw.-Holst.
Ztg." bringt ans guter, anschcincnd vsficiöjer
Quellc ciue längere Miltheitung, aus welcher
hervvrgeht, daß in den betrcffenden Kreisen
eine cntschiedene Schwenkung zu Gunstcn ber
Wünschc Preußens gemacht zu sein scheint.

Kiel, 22. Septbr. Dic „Kieler Zcitung"
vernimml, daß Badcn am BnndcStag dcn An-
trag stellcn wcrde, dcm Großherzog von Olden-
burg eiue Präclusivfrist sür Einreichung eincr
Rechtsbegründung seiner Ansprüche auf die
Erbsolgc in Schteswig-Holftein zu stellen.

Hlimburip, 23. Sept. Dte „Hamburger
Nachrichtcn" melden, daß der Hcrzog von
Augnstenburg in gestrigcr Nacht incognito
nach Bcrliii gcreisi ist, angcblich wegcn einer
Familicnseier; doch sprechen offtciöse Corre-
spondcntcn von dort, maii erwarte einen au-
gustenburgischen Bevollmächtigten; einige spre-
cheu von einer beabstchtigten Privatbesprcchung
dcS HerzvgS mit einer hochgestcllten Perjon.

Flonsbura, 23. Septbr. Einc Bckannt-
machung dcS MilitLrgouverncurS sür Jütland
Hrn. ». Falkenstein, vom 20. erwähnt, daß
diejem aus Kopenhagen etne Bcamteninstrnction
einfach per Couvert zur Weitcrbeförderting an
die dällischen Bcamten zugcschickt wurde, nnd

wie einlgr unglückiiche, mit der Gcschäftsführung
und dcn Emser Baseärzten naher tn Bczichung
strhcnde Menschen wte Schiachtopfer an bte Mlt-
tagstafckn gczogrn wurdcn, an denrn Tausend

aiifgetragcn wurdc? Also Spaziergänge, um das
erzherzogilche Arühftück rinigrrmaßen zu verdauen,
und fröhliche, wenn auch späte Hermfabrt. Gesrern
den ganzcn Lag Sectioiisfitziinarn. Schaffhaufen
spricht ^über^Urzmig^ung! Zhr ^Reserent^ wankt in

Plutonisinus und Vulkanismus. — Remak eiectri-
sirt mit constantcr Battrrir. — AUes in dassclbc be-
rtchierfiaticnde Pvrtrseuille ,u sväterer Ausnutzung.
Abrr vou Linrm niliß ich gleich sagen nnd zeugen,
von Lruckart's Fisch mit Nebcnaiigen. Stellen Sie
fich, schreibt inan dcr „Köln. Ztg.", cinen Fisch
vor, der das wahre Zdeal eines großbcrzoglich
hrsfischen Beamten ifi und tauseud hellglänzende,
fiib-rweiße üntformköpfe, „jrdcn an brstimmtrr
Stellc", übrr drn Leib vcrbrcitct trägt. Und bas
sollcn alleS Augen srin, die allr nach nnten guckcn!
— Heutc Morgen Arbrtt in den Scctiöncn, Mit-
tags nach Nauheim zistsabrt, und das nach einrm
FestbaUr, wo in eincin für tausrnd Perfoncn br-
rrchnelcn Raume sast dreitaufend etnandrr die St-

bemerkt darauf, daß die gegenwärtige Verwal-
tung JütlandS und die dänischen Beamten ln
ketnem Dienstverkehr mit K'openhagen stehen,
fondern lcdiglich vom diesseitigen Militärgvu-
vernement ressortiren und nur von diesem Be-
fehle anzunehmen haben, nnd daß Dawider-
handlungen als Vergehen gegen die zcitliche
Landcshohcit Jütlands bestrast werden müssen.

Wicn, 23. Septbr. Hr. v. Beust wird
hicrhcr reisen, um als (chemaliger) Bundes-
commissär an einer Bcsprechung bezüglich oer
Friedensoerhandlungen Theil zu nehmen. Ein
Elaborat über die Greiizbestimmung ist dem
KricgSministcrium vorgelegt. (?)

Deutschland.

Karlsruhe, 23. Sept. Seine Königliche
Hoheit dcr Großherzog habe» Sich unter dem
10. September b. I. gnädigst bewogen gcsun-
den: dcm Oberbürgermeister der Stadt Heidcl-
bcrg, Kraußmann, die uiiterthäiiigst nachgesuchte
Erlaubniß zu erthetlen, das ihm vvn Seiner
Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachsen-
Weimar verliehcne Ritterkreuz erster Classe vom
Orden des Weißen Falken anzunehmeii und zu
tragen.

Seine Köiiigliche Hoheit der Großherzog ha-
ben Sich unter dcm 8. septcinber d. Z. gnä-
digst bewogen gefunden, wit der Einführung dcr
neueii Organisation dcr inncrn Vcrwaltuiig die
Porstandsstclle bei dem knnftigen BezirkSamt
KartSruhe dem Vorftand des StadtamteS da-
selbst, Stadtdirector Krhrn. L. Reubrvnn zu
übertragen und den Nesercndär Heinrich Pfister
von Heidctberg, unter Erncnnung dessclben znm
Aiiitmann, dem Bezirksamt Bruchsal alS Beam-
tcn bcizugcben; den Borstcher dcr polizeilichen
BerwahrungSaiistalt zu Bruchsal, Szuhany, bis
zur Wiederverwendung in den Ruhcstaiid zu
versetzen.

Scine Königliche Hoheit der Großherzvg ha-
ben Sich unter dem 20. September d. Z. gnä-
digst bewogen gesunden, nachstehende Kreisge-
richtS-Räthe zn Mitgliedern dcr AppcllattonS-
senate zu ernennen: bei dem Kreis- und Hof-
gericht Koiistaiiz: die Kreisgerichts-Räthe Leers,
Finneijen, Sauerbcck, Amann, Meyr, Kamm;.
bci dem Krets- urid Hofgericht Freiburg: die
KreiSgerichts-Räthe Waidcle, Kirn, Lugo, Ei-
mer, Lacoste, Wilhelmi; bci dem Kreis- und
Hosgericht Ossenburg: die KreiSgertchtS-Rathe
Schcnckh, Gcider, Ottendors, Gerbel, Springer;
bei dem Krcis- und Hosgericht Karlsruhe: die
Kreisgerichts-Rälhe Keller, Baumüller, Bujard,
Rrinharö, Wielandt; bei dem Kreis- und Hos-

lcnbogen abrieben und dieses fljergnügen bts langc
nach Mttteruacht genoffen.

Bad Nauheim. Am yerflossenen Dienstag wurde
Nauheim ourch dcn Besuch der Mitglieder der 39.
Vcrsammlung drutscher Natnrsorscher und Arrzle,
wrlchc in dem nahen Gceßen tagtc, ersreut. Die
Stadt prangte im fcstlichen Schmuck, und warcn
die Häuser mit Fahncn und Guirlanden geziert.
Bor dem »roßrn Sprnorl war ein großer Trinmpf-
bogen aufgesührt, tn bcffcn Nähe dte Gäste von
dem Fcstcymtte nnd mit eincr BcwtllkommnuiigS-
reor dcs htefigen BürgermcisterS empsangen wurden.
Um 3 Uhr fand das Kcstdiner, und zwar in den
beiden Sälrn bes altcn Kurhauses statt. AbendS
glänzte die Stadt, der Park und ble großc Terrassc
vor dem ncnen Kursaal in einem Lichimeer, na-
mentltch dic ckinefische Belenchtung war tn sedrr
Hinficht ansgrzrichnrt. Die vorlrefflichen Lcifiungen
dcS Wililär-Mnsrk-EorpS deS prenß. 39. RegimenIS
auS Frankfurl am Matn, so wir auch dic auSge-
zricknrten Mufikvoriräge von Edmunb Neumann's
Orckefier Irugen nickl wenig zur Verherrlichung des
KrsleS bri. Grgen ts) Uhr Abendtz kehrle dte Ver-
sammlung angcnscheinlich in der hcttersten Stim-
mung per Ertrazug nach Gteßen zurück.