Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 152-178 Juli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Undelbtrgtr Itilung.

Äl^r. -H «rscheiat. Montag« auSgeaommea» ,ä,ltch. »V ZasertiollSgebabrell für die Sspaltige petit- M^MLM

vK.»» MeM M. Vrei« virnrliäbrlich 5t kr. ^)v»nekfr»g, 2. ^K»» jkile wervea mit z tr. berechaek. L^UWT»:»

Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Juli L8ir^l bego rnene 3. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

* Politische Umschau.

Auf den 17. Zuli ist der Weimarer Land-
lag zu einer außerordentlichen Sitzung ein-
berufen worden.

Nach der Wiener „Glocke" hat sich die Ju-
ristenfacultät der Wiener Universität für die
Erbansprüche des Herzogs von Augustenburg
ausgesprochen.

Die „Morningpost" verlangt die Allianz
Fraukreichs zur Vertheidigung der unterdrückten
Nationalitäten und dcn Krieg in Benctien.

„Times" sagt: Es fei unmöglich, das Resul-
tat dcs Angrisfs der Opposition vorauszu.sagcn,
die Partcien hiellen sich das Gleichgewicht, aber
man glaube in allen Fällen an eine Auflösung
des Parlaments.

Die „Wiener Abendpost" bemerkt bezüglich
der von allen competenten Seiten auf's Ent-
schiedenfte in Abrede geftellten „Morning-Post"-
Depcschen, bezüglich einer erncuerten hciligen
Allianz, noch ausdrücklich, daß die angebliche
Unterrcdung zwischcn dem Frhrn. v. Werther
und dem Grafen v. Rechberg niemals stattge-
snuden habe, da überhaupt Anträge in der be-
zeichneten Richtung nicht gestellt wurden, somit
keine Veranlassung vorlag, sich darüber aus-
zusprechen.

Aur Schleswig-Hplfteiu'scheu
Suche.

Kiel, 30. Juni. Der hiesige schleswig-
holsteinische Verein hat gestern einstimmig die
nachfolgenden Beschlüsse gesaßt: 1) Den vom
Großherzog von Oldenburg jetzt erhobenen An-
spruch auf die Thronfolge in SchlcSwig - Hol-
stein weisen wir zurück als eine Mißachtung
nicht minder des Znteresfeö wie des Nechtes
unseres Landes; es ist diey nur eine Aufforde-
rung mehr für uns, alle Mittel in's Auge zu
fassen, welche zur Herstellung unserer Armee
und einer geordneten Landesvertretung sühren.
2) Wir erachten die Bevölkerung des Groß-
herzogthums Oldenburg, insonderheit die Lan-
deövertreter, für nunmehr in erster Linie ver-
pflichtet, dem ferneren Vorgehen der großh.
Regierung entgegenzutreten und, getreu dem
Beschlusse des oldenburgischen Gesammtland-

tages vom 12. März d. I. auf die schleunigste
Anerkcnnung und kräftigste Unterstützung des
Herzogs Friedrich Vlll. von Schleswig-Holstein
hinzuwirken. ,

Eklangen, 1. Juli. Der hiesige schles-
wig-holsteinische Verein hat gestern folgcnde
Nesolution einftimmig angenommen: „Der
Schleswig-Holstein-Verein zu Erlangen spricht
die Ueberzeugung aus, daß das gesammte
deutsche Volk und voran die Bcvölkerung des
Großherzogthums Oldenburg den unberechtigten
Präteutionen des GroßhcrzogS von Oldenburg
den entschiedensten Widerstand entgegensetzen
wird, und erwartet von den deutschen Regie-
rungen am Bunde, welche durch die Aneignung
der Erklärung des Bundesbevollmächtigtcn bei
der Londoner Conferenz vom 28. Mai 1864
feierlich vor ganz Europa das Recht des Her-
zogs Friedrich auf die Thronfolge in Schleswig-
Holsteiu anerkannt haben, daß sie ungesäumt
den rechtmäßigen Fürstcn in die Negicrung
einsetzcn werden."

Akendsburg, 2. Iuli. Die Obercivilbe-
hörde von Schlcswig hat dem Vernehmen nach
an alle dortigen Beamten, die dem Könige den
Eid geleistet haben, eine Aufforderung ergehen
lassen, sich von dieser Eidesverpflichtung loszu-
sagen oder ihre Entlassung zu nehmen.

Frankfurt, 3. Juli. Auch der Prinz
Noer, Oheim des Herzogs Friedrich Vlll., hat
von PariS aus an den deulschen Bund eine
Rechtsverwahrung geschickt. Es heißt darin:
„WLHrend Deutschland das Mißlingen der
Conferenz beklagt, ift cS wicderum Nußland,
welches die Lösung diefer Frage zu erschweren
sucht. Daß die Ansprnche, welche der Groß-
herzog von Oldenbnrg auf Grund angeblicher
von 9tußland ihm abgetretener Nechte am deut-
schen Bund erhoben, eben so nichtig sind wie
die des Herzogs, welchen der Londoner Tractat
den Herzogthümern zu octroyiren versuchte,
bedarf eben so wenig meincrseits eines Be-
weises, als ich, nach dem Gutachten, das so
viele ausgezeichnete Staatsmänner und Rechts-
autoritäten abgegcben, die Rechte der Herzog-
thümer ungetheilt, ungetrennt und unvermindert
zu bleiben, oder das unmittelbare Successions-
recht des SchleSwig-Holstein-Sonderburg-Augu-
stenburger Hauses, dessen gcgenwärtiges Haupt
der Herzog Friedrich VIII. ist, und desfen näch-
ster Agnat jüngerer Linie ich bin, von Neuem
darzuthun brauche."

Hamburg, Montag, 4. Juli. Nach Be-
richten auS Kopenhagen von gestcrn kündigte
im Volksthing Kühnel auS Jütland eine Jn-
terpellation an, deS Inhalts: Ob der Conseil-

präsident gewillt sei, dem Volksthing die Gründe
mitzutheilen, auf welche die Regierung die Hoff-
nnng eines glücklichen Ausgangs des jetzigen
Kampfes gegen Deutschland stützt?

Lübeek, Montag, 4. Iuli. Prinz Johann
von Glücksburg, des Königs von Dänemark
jüngster Bruder, ist heute Vormittag mit dem
Dampfschiff „Bager" hier angekommen und
geht dem Veruehmen noch heute Nachmittag
nach Berlin.

Altona, 5. Zuli. Durch eine im Verord-
nungSblatt veröffentlichte Bekanntmachung der
Bundesregierung wird mit Genehmigung der
Bundescommiffüre dem in Kiel zusammenge-
trctenen Comite für den Canalbau gestattet,
behuss Prüfung der 1848 und 1849 projec-
tirten Canallinie vom Kieler Hafen nach Bnttel
Nivellements vornchmen zu lassen. Nach dem
„Altonaer Merkur" ist der zum Hardesvogt
auf Alsen ernannte Advocat Bogsen bereits
dahin abgereist.

Berlin, 5. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg."
sagt, daß die Erhebung der Oldenburgischen
Ansprüche keineSwegs das Resultat eines ge-
heimen Abkommens zwischen Rußland und
Preußen sei; ein solches sei weder geschloffen,
noch jemals beabsichtigt worden. Die von
deutscher Seite aus der Londoner Conferenz
gemachten Concessionen hätten nur für die
Conferenz selbst Bedeutung gehabt, und könn-
ten eine solche am allerwenigsten für den ncuen,
durch dänischen Muthwillen heraufbeschworenen
Krieg haben.

Berlin. Der preußische „Staatsanzeiger"
publicirt folgenden der verbündcten Armee be-
kannt gemachten Armeebefehl: „Hauptquartier
Apenrade, den 30. Zuni 1864. Tapfere Sol-
daten der verbündeten Armee! Nachdem mein
König und Herr während der Waffenruhe mich
vorläufig mit der Führung des Obercomman-
do's beauftragt hatte, hat es Seiner Majestät
gefallen, mich vor wcnigen Tagen zum Ober-
befchlshaber zu ernennen. Meine Beziehungen
zu Euch sind nicht mehr vorübergehend, sondern
dauernd. Jch habe den zweilen Theil dieses
Fcldzuges damit eröffnet, daß ich daS tapfere
Armeecorps, das ich bis jetzt commandirte und
mit dem ich nur Siege erfocht, gestern unter
meinen Augen Alsen erobern ließ. Es war
dies ein in der KriegSgeschichte einzig dastehen-
dcr Uebergang über einen MeercSarm, ein
Sturm zu Waffer gegen gut vertheidigte
Schanzen. Möge dieser Ansang ein gutcs
Vorzeichen für alle die Truppen sein, die später
noch die Ehre haben möchten, an Kämpsen
Theil zu nehmen. Möge dieser Anfang auch

vom Kriegsschauplatz.

Der preußische Staatsanzeiger enthält folgenden
Bericht über die E r oberung derInselAlsen:
„Hauptquartier, 1. Iuli 1864. Nackstehend erhal-
ten Sle einen vcrbürgten Brricht über die am
gestrigen Tage erfolgte Eroberung der Jnsel Alsrn,
in welchem dtejenigen Details aufgenommen find,
welche bis jrtzt über diese neue glänzende That
der preußischen Waffen mit Zuverlässigkeit bekannt
find.

Auf den von Sr. Köntglichen Hoheit dem Prin-
zen Kriedrich Karl ertheilten Befehl zu einer in
den nächsten Tagen zu unternehmenden Landung
auf der Insel Alsen hatte der General von Her-
warth, grgenwärtig Lommandtrender des den Sun-
dewttt besetzt haltenden combinirten Armeecorps
(6. und 13. Divifion) sich entschloffen, nachdem in
der vorhergehenden Nacht alle Borberritungen voll-
endet waren, mit dem Morgengrauen deS 29. Iuni
auf 160 Böten und 32 aus Pontons zusammen-
gesetzten Brückentheilen, den Alsrn-Sund bei Sa-

trupholz, nördlich Sandberg, mit dem ganzen
ArmeecorpS zu überschretten.

Die Schwierigkeiten dieseS Unternehmens waren
sehr bedeutrnd, und auch dem Laien erkennbar.
Dte Kriegsgeschichte kennt nur wenige Beispiele
eines Klußüberganges im Angesicht des Feindes:
hier aber galt eS, einen Meeresarm zu überschret-
ten, deffen Breite, Ttefe und reißende Strömung
das Schlagen einer Brücke nicht möglich macht,
dessen feindliches Üfer mit zahlreichen, wohl ar-
mtrten Batterien und Schanzen dicht besetzt war.
Es galt, sich dem fremden Elemente auf einer An-
zahl leichter Boote anzuvertrauen, nicht nur von
Wetter und Wind, sondern auch von zahlreichen,
das Meer beherrschenden fcindlichen KrtegSschtffen
bcdroht, von denen die gepanzerten Fahrzeuge vor-
zugsweise schwere Gefahren bringen konnten, und
selbst wenn dte Landung der ersten Bataillone
glückte, so mußte man gefaßt sein, auf einen über-
legenen Feind zu stoßen, der, längst auf diesen An-
griff vorbereitet, währrnd der Waffenruhe Zeit ge-
nug gehabt hatte, seine Truppen neu zu organt-
sireu und alle Vorkehrungen zu trrffcn, um jeden
Landungsversuch energisch zurückzuweisen.

Es war ein Sturm auf Schanzen im Waffer zu
! machen, es war eine Aufgabe zu lösen, wie sie, so
> viel uns bekannt, noch ntemalS tn modernen Krte-
gen etner Truppe gestellt worden war. Allein die
AuSführung dteser Aufgabe wurde solchen Führern
und solchen Truppen übertragen, denen kcin Wag-
niß zu groß war, welche von ihrem energischen
Unternehmungsgeiste, threr Kaltblütigkeit in der
Gefahr, ihrer hingebenden AuSdauer schon so glän-
zende Beweise gegeben hatten, daß thr erlauchter
Führer sie auch bei dieser Gelrgenheit wieder mit
vollem Vertrauen auf das Gelingen in den Kampf
senden konnte.

So ward daS Unternehmen nach echt preußischer
Art kühn beschlossen, sorgsam vorberektet und dann
mit einer solchen Schnelligkett und Energie aus-
geführt, daß der vollständige und glänzende Sieg
mit verhältnißmäßig geringen Opfrrn errungrn
würde.

Schon am vierten Tage nach Ablauf der Waffen-
ruhe ward Dänemark auf's Neur auf die empfind-
lichste Art gedemüthigt durch den Vrrlust einer Po-
^ sition, wclche es, auf setne Flotte trotzend, für
unangreifbar gehalten.
 
Annotationen