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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Vkidklberger Ieituilg.


Dienstag, 3 October


Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" »ebst Beilaqe „Heidelber-
ger Fnmilienblätter" fnr das mit 1.
October I88L begonnene Ä. Kuartal
werden fortwäbrend angenommen.

Die Expe-ition

^7 Die französtfch italienische
Co. ventivn

ist cin Schachzug des Kaisers Nastoleon , wo-
durch er der jranzösischen Politik wieder das
Uebergewicht verliehen hat, das ste im Verlause*
des letzten Jahres allmälig verloren halte. Er
ist hiedurch auS der Jsolirnng hcrauSgetreten,
in der sich seine Regierung noch vor Kurzem
befand, und hat zugleich auf die Drohung mit
dcr bevorstehenden Wicderausiiahme der heiligen
Allianz geautwortet.

Der abgeschlossene Vertrag ift ossenbar cin
der italienischcn Sache gnnstiger Act, und
nimmermehr ist hierin, wie manchc Blätter
ansänglich vermeinten, ein Zugeständniß an
den Papst zu erblicken. Man muß zu dem
Ende vor Allem im Auge behallen, daß der
Vcrtrag mit dem Königreichc Ztalien allein
abgeschlossen worden ist, ohne daß die päpst-
liche Regierung auch nur davon in Kenntniß
gcsctzt worden ist. Frankrcich erkcnnt zum
crstenmale daS unabhängige Königrcich Jtalirn
im Gegensatze zum Papstthume an, indem cs
einen dicjeS letzlere eiiipsindlich berührenden
Beschluß ohne dessen Hinzuthun mit Victor
Emanuel allein rcgelt. Dicses einjeitige Ab-
konimen hat keinen andern Sinn alS den Wunsch
FrankreichS, eS wolle beiderseits alle Hindernifse
hinwegräumen, welche der einheitlichen Gestal-
tung Jtaliens entgcgensiehen. Früher hatte
Frankreich den Zeitpunkt abwarten wollen (wie
der Brief dcs bdaiserS an Thouvcnel beweist),
wo das Papstthum in sich kehrend, sich bereit
erklären würde, Jlalien dic Hand zur Verjöh-
nung zu reichcn. Zetzt verzichtct man offenbar
anf jede Möglichkcit einer solchen Wendung
und überläßt den Papst seinem Schicksale. Frci-
lich gegen einen Ueberfall ZtalicnS, es sei IIUN
ein llcberfall durch geregclte Truppen odcr
durch Freischaaren, soll derjelbe geschützt werden.

Viclor Emanuel leistet dieje Bürgjchaft durch
sein Wort, und gegen seine eigencn Uiiterlhancn
mag dcr Papst jich dnrch Anwerbung von Sol-
daten auS andereu Lindern schützcii. Da der
hcilige Vater keine Arinee unterhalleu darf,
welche durch ihre s-tärke einc Gefahr für das
Königreich Ztalicn bilden dürften, so ist wieder

Lweikampf einrs indianischen Witdcn mit cincm
Franzofeu.

Als tch mich — so erzahlt cln Augenzeuge —
vor einigen Zahrcn zu St. Loais aufhielt, wohnte
rch elnem seltsamcn Zweikampse zwiscken rinem
Fraiizoseii und etnem WUden vom Stamme der
Saukis bei. Die Veranlassung dcs Streites war
solgendr: Hkrr v. R . . . . hatte eincn Spazicr-
gang in der näckstcn Nähc jener alten Grabhügel
gemackt, wclcke sich in der Umgebung der Stabt
brfinden. Zn einem Winkrl oirser großcn, läng-
lickcn Vierccke, die entwcder Ruincn cinrs Parthe-
nons oder eineS Pästums sind, wo die Ureinwoh-
ner des Landcs ihren Todten dic größte Ehrsurcht
bcwkisen, erblickte er ein unförmlichcs Zklt voit
grffochtenen Matten und mit Häuten bedeckt. Er
ging näher und gewahrte cin junges Wctb, dcssen
Zügr mit dencu drr kalten, züchtigen Ataia nichtS
gcmkin hatten. Zwischen lhm, dem Mantic der
Ltvilisation, nnd der Tochter drr Wildniß entspan»
sick nunmehr rine dlirch Zetckcn und Gcbcrdcii sort-
grführte Unterhaltung. Drr Franzose, durch daS

klar, daß die Römer, wenn flch einmal die
Franzosen auS Nom entfernt haben dürflen,
wcuigstens nicht daS Unmöglichc zu leisten
habcn, fallS sie ernstlich das päpstllche Zoch
von jich abwälzen wollcn. Jedensalls ist der
Vertrag mit Jtalien cin starkcr Schlag für daS
Papstthum, uud wcr über dic Bedeutung dcs-
selbcn noch im Zweifel jeiu wolltc, dcr achtc
unr ans den Jammer der ctericalcn Blättcr in
Frankreich und aus dcu Zubel dcr dortigen uud
italicuischeu liberalen Srgauc.

Jn Bezug auf dic allgemeinen polittjchen
Verhältnissc ist aber dnrch dicsen Vertrag da-
sür gcsorgt, daß die brennenden Fragen in
Europa nie anSgehen. Kanm hat daS große
pokitischc Drama im Norden (mit AuSnahme
der in Wicn stattfindenden Schiußjccne) ans-
gcspielt, jo beginnt bercits jeneS Slück im
Süden sich zu entwickeln, und an die Stelle
der schleswig-holsteinische» Frage tritt die ita-
ttenische wieder bedeutsam in den Vordergrund,
und es dürftc stch in der nächsten Zcit das
Jnteresse der StaatSmänner und Völker der
Nord- und Oftsee wieder ab- u»d an die Ge-
stade des Mittclländischen McereS wcnden.

* Politifche Umschau.

Zn Leipzig svll nach den „Leipz. Nachr."
eine Peütion an den Staatsminister v. Beust
um Erlassung cines Verbvts des „Kladdera-
datjch" in Sachsen circuliren. (!)

Die Gemeinderäthe einer Anzahl piemonte-
sischer Städte haben an die Municipalität von
Turin Adressen gerlchtet, in denen sie ihre
'L-ympathien für die bisherige Hauplstadt aus-
drücken.

Nach dem „Pays" kann die Anerkennung
des Königreichs Ztalien von Seite Spaniens
alö eine vollendete Thatsache betrachtet werden.
Die Turiner Regicrung werde dieselbe wahr-
scheinlich dem Parlamente ankündigen können.

Die spanische Königin - Mutter Ehristine ift
am 27. zu San Sebastian eingetrofsen. Sie
wurde glänzend empfangen!

In der Republik Benezuela ist eine neue
Revolution ausgebrochen. Von den conföde-
rirten Staaten haben sich 5 unabhängig er-
klärt, indem sie die Kinanzwirre als Ursache
angaben.

Zur Lchleswig-Holfteitt'schett
Sache.

Altona, 1. Octbr. Die vom Abendblatt
der „Börsenh." gebrachte allarmirende, in einer

Ungewöhnliche der ganzen Scene gereizt, wollte
sich einige Galanterien gegcn dte schöne Wilde er-

zur Seite. Wenige Laute grnügten, um den Her-
gang auszuklären; unser Franzose sah sich bald
darauf geknebelt und der Obhut einiger Indianer
übergeben, die sich im Dienste des beleidigten Fa-
milienvaters befanden.

Jn rinem noch an demselben Tage abgehaltenen
Rathe wurde beschlossen, daß schon bcim Anbruch
des nächsten Morgens ein Zweikampf zwischen dem
Belcidigrr und dem Beleidigten stattfinden sollte.
Kreischende, durch wunderliche Blas-Instrumente
hervorgebrachte Töne gaben alsbald das Zeichen,
daß man sich zu dem bevorstehenden Kampfe tn
großer Anzahl auf dem eingehegten Platze einfin-
den solle. Es wurden Richter ernannt, um ihr
Gutachten über die beigebrachten Schläge abzugeben,
und um dte Waffen, oder, wie man auch sonst zu
sagen pflegte, die Kntttel anszuwählen.

Man machte dem Franzosen das Gefährltche seiner
Lage begreiflich, denn cs handelte sich in diesim

Kopenhagener Correspondenz gebrachteMeldung
über Abbruch der Conferenzen wird zusolge ein-
geholter Erkundigung des „Mercur" per Tele-
graph durch keines der Wiener Blätter bis
gestern Abends bestätigt.

Wien, 1. Octr, Abends. Heute hat aber-
mals eine Sitzung der Conserenz stattgesunden;
Herr v. Beust und Lord Clarendon sind ab-
gereist.

Kopenhagen, 1. October. Die heutige
„Flyveposten" bezeichnet die Nachricht deutscher
Zeilungen, Dänemark willige in eine Theilung
der S>taatsactiven mit den Herzogthümern, als
ein leeres Gerücht. Wahrscheinlicher sei, daß
dänischerseits ein anderweitigcr Vorschlag einer
billigeu finanziellen Auseinandersetzung werde
gemacht werden; aber es sei eine große Frage,
ob die Alliirten denselben annehmen. Es heiße,
die Angclegenheit sei in der gestrigen Sitzung
der FriedenSconferenz verhandelt worden.

Dentschland.

Karlsruhe, 30. Sept. Das großh bad.
RegierungSblatt Nro. vom 29. ds. enthält
eine Bckanntmachung gr. FinanzministertumS
vom 22. Seplbr., Berordnung, daS Berfahren
in Steuer- und Zollstrafjachen betr., und Nr.
52 von heute l. Unmittelbare allerhöchste Ent-
schließnngcn Sr. Kgl. Hoheit deS GroßhcrzogS.

1) Dienstnachrichtcn: Se. Ep. der Herr Erz-
bischos hat die kirchliche Einsetzung erlheilt:
d-m Pfarrverweser LiboriuS Pcter in Riegel
aus die Psarrci Göjchweiler, Dcc. Villmgen,
dem Pfariveriveser Phiiipp Leiblein in Hüng-
heim, Dcc. Buchen, aus die Pfarrei daselbst,
dcm Pfarrverweser Zgnaz Trost in Untermet-
tlngen, Dec. Stühllngen, auf die Pfarrei da-
felbst und dem Pfarrer Zohann Baptist Escher
in Unteribach auf die Psarrei Bräunlingen,
Dec. Villingen. II. Berfügungen und Bckaiint-
machungeu der Ministerien: 1) Gr. Zustizmi-
»isterinms vom 20. d. M., Berichttgung zur
Znstruction sür die Amtsgerichle Ivege» deS
VerfachrenS in amtSgerichtlichcn Strassachen.

2) Derselben hohcn Stellc vom 20. ds. Mts.,
die Verlcgung deS WohnortS deS Rechtsanwall»
Friedrich Beck in Wcßkirch »ach Pforzheim betr.

3) Ebendcrselbcn hohc» Stellc vom 2t. d. M.,
Verordiiung über den Anjatz und die Erhebung
der Gebühren sür die Gcschäsle der »ichl strei-
tigcn Gcrichisbarkcit. 4) Ebenderjelben hohen
Slelle vom 24. d.M., wvnach im Hinblick auf
die W 6, Avjatz 2, und 44 der AnwaltSord-
nuug vom 22. d.M. und nach Anhvrung dcr
GerichtShöfe an den AmNgerichlssitze» Stockach,

Zweikampfe nickt darum, einin Degen zu führen
vder lin Piftol abjuschicßen; er hatte nor zu
wählen zwtscken dem Pfeil, der Keule und dem
Tomahawk. Er gab der ketztercn Waffe, ciner
Art klciner Art, bcn Vorzug, wcil er glaubte,
dikseS Znstrument am lctchtesten handhaben zu

allein Lie von den Saukis gcfaßten Bcfchlüsse waren
unerfchülterltch. Drr Jndianer, dcn Herr v. R.
belkidigt haltc, war kein gertngerer als dcr „große
Adlcr", ein Abkömmltng des berühmten Ponthiak,
— ein Name, bem nach Montczuma und den Zn-
cas von dcn Urcinwohnern des Lanves' die größtc
Vcrherilichung zu Lh-tl wirv.

Kaum war dcr erste Slrahl LcS neuen Tages
herelngebrochen, ats allc jcnc altcn Grabhügel tn
der Umgeburig der Sladt mit Wildcn wie übersäet
waren. Niemals hat sich mcincn Blicken eine solche
Bersammlung dargedoten. Diese kupferigen <8,-
sichter mit den hcrvorfpringenden Backcnknockcn,
dicsc lcbhasten, lcnchtenden Augen, deren Wtmpern
mit Zinnober uud, zum Zeichen größcrcr Würde,
 
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