Donaueschingen, Breisach, Lahr, Raftatt, Bruch-
sal und vorläufig auch Wertheim und Tauber-
bischossheim die Nicderlassung vvn je 2 An-
wällen, und an dem AmtSgerichtssitze Pforz-
hcim die Niederlassung von 3 Anwälten ge.
stattel wird. Die Anwälte, welche ihren bis-
herigen Wohnsitz verlassen müssen, haben den
neu gewählten Wohnsitz spätestenö im August
1865 diesseitigem Minifterium anzuzeigen und
denselben spätestens am 1. Oktbr. zu beziehen.
5) Ebenderselben hohen Stelle vom 24 d.M.,
die erste Bersammluug der AnwaltSvereine und
die Wahl der Anwaltskammern und des An-
waltsausschusses am 10. k M. betr.
Karlsruhe, 29. Septbr. Mitglieder des
auf den 24 October einberufenen ständischen
Ausschusses sind: Aus der ersten Kammer die
Herren Graf Hennin, Fabrikant Dennig in
Pforzhcim, Ministerialrath Jolly in Karlsruhe;
aus der zweiten Kammer die Herren Kreisge-
richtsdirector Hildebrandt, Hofapotheker Kirs-
ner, Hofrath Häusscr, Fabrikant Buhl, Gast-
wirth Friderich, Fabrikant Moll.
Karlsrude, 1. Oktbr. Das Geburtsfest
Jhrer Majestät der Königin von Preußen
wurde gestern, wie schon scit mehreren Jahren,
im Krcise dcr höchsten Familie gefeiert und
damit ein Ausflug in die schöne Gegend von
Bühl und Achern verbunden. Die Burg
Windeck war das Ziel, und außerdem wurden
noch das Turcnne-Dcnkmal bei Sasbach, das
Erlenbad, Sasbachwaldcn und Jllenau berührt;
in Achern wurde dinirt, und Abeuds nach der
Nückkehr der Thee bci Jhrer Majestät der Kö-
uigin in Baden eingenommen. Seine Hoheit
der Prinz Friedrich von Hessen mit Höchstseiner
Gemahlin, sowie Seine Hoheit der Prinz Eduard
von Sachsen-Weimar nahmen an diesem Aus-
fluge Theil.
— Mannheim, 1. Oct. Heute Vormit-
tag um halb 11 Uhr wnrde der neue Gerichts-
hof durch seinen Präsidenten, Herrn Neßler,
in öffentlicher Sitzung cröfsnet. Herr Ncßler
gab in einer gcdiegenen Abhandlung einen
Ueberblick über die seitkerige Organisation der
Gerichte und stellte dic Vorzüge dcr neuen
Einrichtung in's Licht. Hr. Oberstaalsanwalt
Mayö, dem hierauf das Wort gegebcn wurde,
ging auf den Ursprung der Staatsanwaltschaft
in unserem Lande zurück, welcher mit dem Gesetz
über die Preßvergehen und über Ehrcnkrän-
kung öffentlicher Beamten zusammenficl. Tv
mangelhast auch die bisherige Stellung und
Aufgabe des Staatsanwalts im Vergleich mit
der durch die neue Gcrichtsorganisation ihm
angewiesenen war, so hatte sie boch das Gute,
daß der Staatsanwalt zugleich Mitglied Les
Hofgerichtes war und Antheil an dem Ansehen,
der Achtuna und Ehre halte, die der Gerichtö-
hof besaß; und wcun es dem Staatsanwalte
je gelungen sei, sich eine gewisse Popularität
zu erwerben, so habe er es hauptsächlich diesem
Umstande zu verdanlen gehabt. Jetzt stehe der-
selbe aber nur als öffentlicher Ankläger da,
und dicse Stellung sei keine beneidenswerthe.
Hr. Mays ließ ein gewisses Gefühl der Weh-
muth durchblicken, mit welchem er aus seinem
bisherigen Beruse scheide; er sprach jedoch die
zum Theil mit Blut gefcirbt waren; dlese dicken,
die kahlcn Köpfe, in deren Mitte nur ein Haar-
büscbel steht; diese Ohren, ausgereckt durch die Last
schwerer Ringe, und endlich jene Scklangen ähn-
angehängt hatten, — alles das gab ber Versamm-
lung ein nicht zu beschreibendes phantastisches An-
sehn. Einige von ihnen, mit einem wollenen üeber-
wurf bekleidet, ließen nur Pfeile und Bogen sehen ;
andere wieber waren nur mit einem weißen oder
rothen Gurt bekleibet und trugen ihre schlanken,
aber trägen Gliedmaßen zur Schau; sie glichen in
ihren Häuten von Ziegen-, Büffel- oder Elennsfell
den römischen oder grteckischen Ringern und Faust-
kämpfern.
Dte Weiber erwarteten mit fliegenden Haaren,
bescheiben und surchtsam wie Sclaven, in der Stille
das Zeichen zum Beginn des Kampfes und misch-
ten ihre Stimme nur selten tn das wilde Geschrei
der Männer, daS aus ben benachbarten Wäldern
wiedkrhallte.
Der Augenblick, da beide Kämpfer in die Schrauke
zuversichlliche Hoffnung aus, daß der Staats-
anwalt auch in der neuen Aera scinem Stande
Achtung verschaffen werde. wenn er mit un-
parteiischer GerechtigkeitSliebe darnach strebe,
nicht allein dic Gesellschaft gegen Vcrbrechen
zu schützen, sondern auch der verdächtigten Un-
schuld zu ihrem Rechte zu verhelfen. — Die
hiesigen Obergerichts- und Rechtsanwälte wohn-
ten diescr Eröffnungsfeier als stumme Theil-
nehmer an, da sie die Einladung, sich durch
einen Sprecher verlrclcn zu lassen, abgclehnt
hatten. Es scheint, daß es unter den Vertre-
tern des Rechts auch noch viele Freunde des
Vorrechts gibt, und daß da, wo man es am
wenigften vermuthen solltc, der Zunftgeist noch
seine Verehrer hat.
Aus Baden, 27. Scpt., wird der Na-
tional-Zeilung geschrieben: Unsere nächste Nach-
barschaft Stuttgart hat bereits ein Adelsmini-
sterium reinsten Wassers sich zugelegt, in Kassel
tauchen die Schattcn Hassenpflugs gespenstig
auf, Herr von Dalr^gk bedarf zu Reaktions-
zwecken kcines Nachsolgers, kurz — es regt sich
um Baden. Die Reaktion streckt ihre Fühl-
fädcn aus, allein zunächst ohne Erfolg. Nicht
allein ist unseres Fürsten persönliche Ueber-
zeugung vollständig der vollen Ausbildung des
Nechtsstaates zugewendet, auch unserem Bürger-
lhum ist die freie geistige Bewegung so sehr
zur andern Natur geworden, daß an eine Sy-
stemänderung nur in Folge förmlichen äußern
Zwangs zu denken wäre. Dazu aber wird es
nicht kommen, nicht sowohl weil die Neigung
fehlte, als weil das politische Jnteresse der
deulschen Großstaaten erheischt, sich wieder
Freunde zu machen, nachdem selbsl ihr großer
Erfolg nach Außen so gestaltet wurde, daß man
sich seiner nur halb zu erfreuen vermag. —
Dcr Jubel des Ultramontanismus über par-
ticlle Enthaltungen von der Ortsschulrathswahl
änderl an der Stimmung des Landes im Gan-
zen nichts. Man kann wohl sagen, daß nie-
mals im Laufe dieses Jahrhunderts eine poli-
tisch kirchliche Parteiung mit gleich verwerflichen
Mitteln vorangegangen ist, wie der Ultramon-
tanismuö in Baden. Das geht sv weit, daß
dre bezüglichen Organe beispielsweise bei den
Neugestallungen in Justiz und Verwaltung den
Widerstand predigen, weil diese Einrichtung
theuerer sci, wie die frühere, dabei werden alle
Vorzüge der Einrichtung sorgfältig verschwiegen.
Frankfurt, 30. Sept. Nach einer Mit-
theilung der „N. F. Ztg." hat die geschäfts-
leitende Commission des ScchsunddreißigerauS-
schusses eine Versammlung dieses Ausschusses
am 16. Oktober in Weimar abzuhalten be-
schlosscn.
Hannover, 29. Sept. Heidelberg wurde
heule zum Orte der nächsten Versammlung der
Philologen, Köchly zum Präsidenten, Stark
und Kaoenbach zu Vicepräsidenten ernannt.
Bertin, 1. Oct. Der Ministerpräsident
v Bismarck reist heute Abend zum König nach
Baden-Baden ab, von wo er erst mit dem König
zurückkehreu wird.
KönittSberg, 24. Sept. Allgemeine Auf-
merksamkeit erregt hier die Monstreuntersuchung
gegcn die ostpreußischen Rechtsanwälte wegen I
traten, war feierlich und schrecklich zugleich. Der
Franzose stammte aus einem edlen Grschlecht, auf
seiner Stirn thronte der ritterliche Geist des Mittel-
alters, und nichtS gab Zeugniß dafür, daß der
Heldenmuth seiner Väter von ihm gewichen set.
Festen Fußes, mit der einfachen Art bewaffnet, er-
wartete er den Angriff seineS FetndeS.
Die Haltung des Wildkn tvar stolz, sein mit
zwei Fucksschwanzen geschmückter Kopf erhob fick
voller Würde, worin fich einige Verachtung für
denjenigen mischte, mit dem er sich schlagen sollte.
Nackt und am ganzen Körper mit Farbe bemalt,
glich er mehr einem wilden Thiere, daS über seine
Beute herstürzen, alS einem Helden, der seinen
Streit durch daS Recht der Waffen ansgleichen
will. (Schluß f.)
Wien. (Ein pünktlicher Dienstmann.)
Jn einem Kaffeehaus der Leopoldstadt spielte neu-
lick ein Herr aufs eifrigste mit einrm andern Gast
Billard. Einen Moment sah er vom grünen Tuch
weg und bcmerkte, daß sein Hund zur offenen Thür
hinauslief, »m sich mit Seinesgleichen zu unter-
halten. „Laufeu Sie doch meinem Hunde nach!"
„regierungsfeindlicher Wahlagitationen." Eine
so allgemeine Razzia ist in keiner anderen Pro-
vinz veranstaltet. Achtzehn, sage achtzehn,
Rechtsanwälte im Departement des hiesigen ost-
prcußischen Tribunals sind zur Untersuchung
gezogen, von denen fünf auf Königsberg kom-
mcn, und zwar drei wegen Mitglicdschaft im
Wahlcomite der Fortschrittspartei, einer wegen
Aeußerungen in einer WLHlerversammlung und
einer wegcn Mitgliedschaft im Comite für dcn
Nationalfonds. (Nürnb. C.)
Hamburg, I.Oct. Der „Eorrespondent"
von gestern Abend vernimmt, Hannover sei es,
wenn auch mit erheblichen Zugeständnissen, ge-
lungen, die Verlängeruug des bald ablaufenden
Telegraphcnvertrags mit Hamburg zu erreichen.
Veile, 30. Sept. F.-M.-L. Graf Neip-
perg ist zum Gouverneur der Bundesfestung
Mainz ernannt.
Wien, 27. Sept. Dem „Botschafter" zu-
folge soll das in Aussicht stehende Deficit durch
die Ausgabe eines neuen Dteueranlehens im
Betrage von 30 bis 40 Millionen gesteigert
werden.
Wien, 28. Sept. Jn der gestrigen Siz-
*zung des Gemeinderaths wurde ein Antrag des
Dr. Berger, aus welchem hervorgeht, daß die
Regierung mit dcm Plane umgeht, Wien wie-
der zu befestigen, einstimmig angenommen.
G ch w e t z.
Genf. I. Fazy soll nächstens in Paris
eine Broschüre herausgeben unter dem Titel:
„Die Wahrheit über Genf."
Dern, 30. Sept. Der Nationalrath hat
in Uebereinstimmung mit dem Stäuderath den
Recurs der Polytechniker mit 73 gegen 9 S-tim-
men abgcwiesen. — Die Sitzungen beider
Räthe wurden heute geschlossen.
Z t a k i e n
Turin, 30. Sept. Ratazzi ist hier ein-
getroffen.
Turitt, 30. Sept. Die „Gazetta ufficiale
del Regno" bringt die Liste der Minister. Da-
nach besteht das neuc Cabinel aus den Herreu
Lamarmora für die Präsidentschaft, die aus-
wärtigen Angelegenheiteu und interimistisch die
Marine, Lauza für das Jnnere, Jacini für die
öffentlichen Arbeilcn, Petitti für den Krieg,
Sella für die Finanzen und Natoli für den
öffentlichen Unterricht. Dieses Ministerium
veröffentlicht eine Proclamation, in welcher ge-
sagt ist, daß es die mit Frankreich abgeschlos-
sene Convention und die Verlegung der Haupt-
stadt annehme, und den Kammern das Project
vorlegen, diesen aber behufs der Ausführung
einen Mittclweg vorschlagen werde,'um Turin
zu entschädigen, ohne den in der Convention
für die Räumung Rom's durch die Franzoscn
sestgesetzten Zeitpunkt hinauszuschieben.
S p a n i e n
Mndrid, 29. Sept. Der „Clamor Pub-
lico" erklärt sich in der San Domingo-Frage
für eine darin bestchende Lösung, daß Spanien
nur die Städte San Domingo, Samana und
Puerto-Plata behielte und, um dem Kriege ein
Ende zu machen, alles Uebrige aufgäbe.
rief er, einen Sckritt auf die Gasse machend, einem
Jndividuum zu, das an der Mauer lehnte und
wie ein Dienstmann auSsah. Ter Mann that eS,
ruft der Herr auS, „konnten Sie denn daS Thter
nickt früher einfangen?" — „Entsckuldigen Sie,"
entgegnetc der Schnaufendc, „Sie haben mir ge-
schafft (befohlen), dem Hund nachz'laufen, und
daS hab' i dret Stunden redli than. Für dte Stund'
50 kr., macht 1 fl. 50 kr.!" Ob dieser Herr noch
einmal seinem Hund einen Dienstmann „mach-
laufen"läßt?
Karlsruhe, 30. Sept. Gestern ist Herr Kunst-
händler Gg. Holtzmann dahier verschieden. Ein
Herzleiden beendigte sein thatkräftiges, vielbeweg-
tes Leben. Dem gesetzlichen Fortschritt huldigend,
war er ein eifrtger Körderer verschiedener Einrich-
tungen, insbesondere des VorschußvereineS, zu deffen
Vorstand er seit dem Beginn desselben gehörte. Wir
verlteren in ihm einen äckten, warmen Vaterlands-
freund. Ruhe seiner Asche!
sal und vorläufig auch Wertheim und Tauber-
bischossheim die Nicderlassung vvn je 2 An-
wällen, und an dem AmtSgerichtssitze Pforz-
hcim die Niederlassung von 3 Anwälten ge.
stattel wird. Die Anwälte, welche ihren bis-
herigen Wohnsitz verlassen müssen, haben den
neu gewählten Wohnsitz spätestenö im August
1865 diesseitigem Minifterium anzuzeigen und
denselben spätestens am 1. Oktbr. zu beziehen.
5) Ebenderselben hohen Stelle vom 24 d.M.,
die erste Bersammluug der AnwaltSvereine und
die Wahl der Anwaltskammern und des An-
waltsausschusses am 10. k M. betr.
Karlsruhe, 29. Septbr. Mitglieder des
auf den 24 October einberufenen ständischen
Ausschusses sind: Aus der ersten Kammer die
Herren Graf Hennin, Fabrikant Dennig in
Pforzhcim, Ministerialrath Jolly in Karlsruhe;
aus der zweiten Kammer die Herren Kreisge-
richtsdirector Hildebrandt, Hofapotheker Kirs-
ner, Hofrath Häusscr, Fabrikant Buhl, Gast-
wirth Friderich, Fabrikant Moll.
Karlsrude, 1. Oktbr. Das Geburtsfest
Jhrer Majestät der Königin von Preußen
wurde gestern, wie schon scit mehreren Jahren,
im Krcise dcr höchsten Familie gefeiert und
damit ein Ausflug in die schöne Gegend von
Bühl und Achern verbunden. Die Burg
Windeck war das Ziel, und außerdem wurden
noch das Turcnne-Dcnkmal bei Sasbach, das
Erlenbad, Sasbachwaldcn und Jllenau berührt;
in Achern wurde dinirt, und Abeuds nach der
Nückkehr der Thee bci Jhrer Majestät der Kö-
uigin in Baden eingenommen. Seine Hoheit
der Prinz Friedrich von Hessen mit Höchstseiner
Gemahlin, sowie Seine Hoheit der Prinz Eduard
von Sachsen-Weimar nahmen an diesem Aus-
fluge Theil.
— Mannheim, 1. Oct. Heute Vormit-
tag um halb 11 Uhr wnrde der neue Gerichts-
hof durch seinen Präsidenten, Herrn Neßler,
in öffentlicher Sitzung cröfsnet. Herr Ncßler
gab in einer gcdiegenen Abhandlung einen
Ueberblick über die seitkerige Organisation der
Gerichte und stellte dic Vorzüge dcr neuen
Einrichtung in's Licht. Hr. Oberstaalsanwalt
Mayö, dem hierauf das Wort gegebcn wurde,
ging auf den Ursprung der Staatsanwaltschaft
in unserem Lande zurück, welcher mit dem Gesetz
über die Preßvergehen und über Ehrcnkrän-
kung öffentlicher Beamten zusammenficl. Tv
mangelhast auch die bisherige Stellung und
Aufgabe des Staatsanwalts im Vergleich mit
der durch die neue Gcrichtsorganisation ihm
angewiesenen war, so hatte sie boch das Gute,
daß der Staatsanwalt zugleich Mitglied Les
Hofgerichtes war und Antheil an dem Ansehen,
der Achtuna und Ehre halte, die der Gerichtö-
hof besaß; und wcun es dem Staatsanwalte
je gelungen sei, sich eine gewisse Popularität
zu erwerben, so habe er es hauptsächlich diesem
Umstande zu verdanlen gehabt. Jetzt stehe der-
selbe aber nur als öffentlicher Ankläger da,
und dicse Stellung sei keine beneidenswerthe.
Hr. Mays ließ ein gewisses Gefühl der Weh-
muth durchblicken, mit welchem er aus seinem
bisherigen Beruse scheide; er sprach jedoch die
zum Theil mit Blut gefcirbt waren; dlese dicken,
die kahlcn Köpfe, in deren Mitte nur ein Haar-
büscbel steht; diese Ohren, ausgereckt durch die Last
schwerer Ringe, und endlich jene Scklangen ähn-
angehängt hatten, — alles das gab ber Versamm-
lung ein nicht zu beschreibendes phantastisches An-
sehn. Einige von ihnen, mit einem wollenen üeber-
wurf bekleidet, ließen nur Pfeile und Bogen sehen ;
andere wieber waren nur mit einem weißen oder
rothen Gurt bekleibet und trugen ihre schlanken,
aber trägen Gliedmaßen zur Schau; sie glichen in
ihren Häuten von Ziegen-, Büffel- oder Elennsfell
den römischen oder grteckischen Ringern und Faust-
kämpfern.
Dte Weiber erwarteten mit fliegenden Haaren,
bescheiben und surchtsam wie Sclaven, in der Stille
das Zeichen zum Beginn des Kampfes und misch-
ten ihre Stimme nur selten tn das wilde Geschrei
der Männer, daS aus ben benachbarten Wäldern
wiedkrhallte.
Der Augenblick, da beide Kämpfer in die Schrauke
zuversichlliche Hoffnung aus, daß der Staats-
anwalt auch in der neuen Aera scinem Stande
Achtung verschaffen werde. wenn er mit un-
parteiischer GerechtigkeitSliebe darnach strebe,
nicht allein dic Gesellschaft gegen Vcrbrechen
zu schützen, sondern auch der verdächtigten Un-
schuld zu ihrem Rechte zu verhelfen. — Die
hiesigen Obergerichts- und Rechtsanwälte wohn-
ten diescr Eröffnungsfeier als stumme Theil-
nehmer an, da sie die Einladung, sich durch
einen Sprecher verlrclcn zu lassen, abgclehnt
hatten. Es scheint, daß es unter den Vertre-
tern des Rechts auch noch viele Freunde des
Vorrechts gibt, und daß da, wo man es am
wenigften vermuthen solltc, der Zunftgeist noch
seine Verehrer hat.
Aus Baden, 27. Scpt., wird der Na-
tional-Zeilung geschrieben: Unsere nächste Nach-
barschaft Stuttgart hat bereits ein Adelsmini-
sterium reinsten Wassers sich zugelegt, in Kassel
tauchen die Schattcn Hassenpflugs gespenstig
auf, Herr von Dalr^gk bedarf zu Reaktions-
zwecken kcines Nachsolgers, kurz — es regt sich
um Baden. Die Reaktion streckt ihre Fühl-
fädcn aus, allein zunächst ohne Erfolg. Nicht
allein ist unseres Fürsten persönliche Ueber-
zeugung vollständig der vollen Ausbildung des
Nechtsstaates zugewendet, auch unserem Bürger-
lhum ist die freie geistige Bewegung so sehr
zur andern Natur geworden, daß an eine Sy-
stemänderung nur in Folge förmlichen äußern
Zwangs zu denken wäre. Dazu aber wird es
nicht kommen, nicht sowohl weil die Neigung
fehlte, als weil das politische Jnteresse der
deulschen Großstaaten erheischt, sich wieder
Freunde zu machen, nachdem selbsl ihr großer
Erfolg nach Außen so gestaltet wurde, daß man
sich seiner nur halb zu erfreuen vermag. —
Dcr Jubel des Ultramontanismus über par-
ticlle Enthaltungen von der Ortsschulrathswahl
änderl an der Stimmung des Landes im Gan-
zen nichts. Man kann wohl sagen, daß nie-
mals im Laufe dieses Jahrhunderts eine poli-
tisch kirchliche Parteiung mit gleich verwerflichen
Mitteln vorangegangen ist, wie der Ultramon-
tanismuö in Baden. Das geht sv weit, daß
dre bezüglichen Organe beispielsweise bei den
Neugestallungen in Justiz und Verwaltung den
Widerstand predigen, weil diese Einrichtung
theuerer sci, wie die frühere, dabei werden alle
Vorzüge der Einrichtung sorgfältig verschwiegen.
Frankfurt, 30. Sept. Nach einer Mit-
theilung der „N. F. Ztg." hat die geschäfts-
leitende Commission des ScchsunddreißigerauS-
schusses eine Versammlung dieses Ausschusses
am 16. Oktober in Weimar abzuhalten be-
schlosscn.
Hannover, 29. Sept. Heidelberg wurde
heule zum Orte der nächsten Versammlung der
Philologen, Köchly zum Präsidenten, Stark
und Kaoenbach zu Vicepräsidenten ernannt.
Bertin, 1. Oct. Der Ministerpräsident
v Bismarck reist heute Abend zum König nach
Baden-Baden ab, von wo er erst mit dem König
zurückkehreu wird.
KönittSberg, 24. Sept. Allgemeine Auf-
merksamkeit erregt hier die Monstreuntersuchung
gegcn die ostpreußischen Rechtsanwälte wegen I
traten, war feierlich und schrecklich zugleich. Der
Franzose stammte aus einem edlen Grschlecht, auf
seiner Stirn thronte der ritterliche Geist des Mittel-
alters, und nichtS gab Zeugniß dafür, daß der
Heldenmuth seiner Väter von ihm gewichen set.
Festen Fußes, mit der einfachen Art bewaffnet, er-
wartete er den Angriff seineS FetndeS.
Die Haltung des Wildkn tvar stolz, sein mit
zwei Fucksschwanzen geschmückter Kopf erhob fick
voller Würde, worin fich einige Verachtung für
denjenigen mischte, mit dem er sich schlagen sollte.
Nackt und am ganzen Körper mit Farbe bemalt,
glich er mehr einem wilden Thiere, daS über seine
Beute herstürzen, alS einem Helden, der seinen
Streit durch daS Recht der Waffen ansgleichen
will. (Schluß f.)
Wien. (Ein pünktlicher Dienstmann.)
Jn einem Kaffeehaus der Leopoldstadt spielte neu-
lick ein Herr aufs eifrigste mit einrm andern Gast
Billard. Einen Moment sah er vom grünen Tuch
weg und bcmerkte, daß sein Hund zur offenen Thür
hinauslief, »m sich mit Seinesgleichen zu unter-
halten. „Laufeu Sie doch meinem Hunde nach!"
„regierungsfeindlicher Wahlagitationen." Eine
so allgemeine Razzia ist in keiner anderen Pro-
vinz veranstaltet. Achtzehn, sage achtzehn,
Rechtsanwälte im Departement des hiesigen ost-
prcußischen Tribunals sind zur Untersuchung
gezogen, von denen fünf auf Königsberg kom-
mcn, und zwar drei wegen Mitglicdschaft im
Wahlcomite der Fortschrittspartei, einer wegen
Aeußerungen in einer WLHlerversammlung und
einer wegcn Mitgliedschaft im Comite für dcn
Nationalfonds. (Nürnb. C.)
Hamburg, I.Oct. Der „Eorrespondent"
von gestern Abend vernimmt, Hannover sei es,
wenn auch mit erheblichen Zugeständnissen, ge-
lungen, die Verlängeruug des bald ablaufenden
Telegraphcnvertrags mit Hamburg zu erreichen.
Veile, 30. Sept. F.-M.-L. Graf Neip-
perg ist zum Gouverneur der Bundesfestung
Mainz ernannt.
Wien, 27. Sept. Dem „Botschafter" zu-
folge soll das in Aussicht stehende Deficit durch
die Ausgabe eines neuen Dteueranlehens im
Betrage von 30 bis 40 Millionen gesteigert
werden.
Wien, 28. Sept. Jn der gestrigen Siz-
*zung des Gemeinderaths wurde ein Antrag des
Dr. Berger, aus welchem hervorgeht, daß die
Regierung mit dcm Plane umgeht, Wien wie-
der zu befestigen, einstimmig angenommen.
G ch w e t z.
Genf. I. Fazy soll nächstens in Paris
eine Broschüre herausgeben unter dem Titel:
„Die Wahrheit über Genf."
Dern, 30. Sept. Der Nationalrath hat
in Uebereinstimmung mit dem Stäuderath den
Recurs der Polytechniker mit 73 gegen 9 S-tim-
men abgcwiesen. — Die Sitzungen beider
Räthe wurden heute geschlossen.
Z t a k i e n
Turin, 30. Sept. Ratazzi ist hier ein-
getroffen.
Turitt, 30. Sept. Die „Gazetta ufficiale
del Regno" bringt die Liste der Minister. Da-
nach besteht das neuc Cabinel aus den Herreu
Lamarmora für die Präsidentschaft, die aus-
wärtigen Angelegenheiteu und interimistisch die
Marine, Lauza für das Jnnere, Jacini für die
öffentlichen Arbeilcn, Petitti für den Krieg,
Sella für die Finanzen und Natoli für den
öffentlichen Unterricht. Dieses Ministerium
veröffentlicht eine Proclamation, in welcher ge-
sagt ist, daß es die mit Frankreich abgeschlos-
sene Convention und die Verlegung der Haupt-
stadt annehme, und den Kammern das Project
vorlegen, diesen aber behufs der Ausführung
einen Mittclweg vorschlagen werde,'um Turin
zu entschädigen, ohne den in der Convention
für die Räumung Rom's durch die Franzoscn
sestgesetzten Zeitpunkt hinauszuschieben.
S p a n i e n
Mndrid, 29. Sept. Der „Clamor Pub-
lico" erklärt sich in der San Domingo-Frage
für eine darin bestchende Lösung, daß Spanien
nur die Städte San Domingo, Samana und
Puerto-Plata behielte und, um dem Kriege ein
Ende zu machen, alles Uebrige aufgäbe.
rief er, einen Sckritt auf die Gasse machend, einem
Jndividuum zu, das an der Mauer lehnte und
wie ein Dienstmann auSsah. Ter Mann that eS,
ruft der Herr auS, „konnten Sie denn daS Thter
nickt früher einfangen?" — „Entsckuldigen Sie,"
entgegnetc der Schnaufendc, „Sie haben mir ge-
schafft (befohlen), dem Hund nachz'laufen, und
daS hab' i dret Stunden redli than. Für dte Stund'
50 kr., macht 1 fl. 50 kr.!" Ob dieser Herr noch
einmal seinem Hund einen Dienstmann „mach-
laufen"läßt?
Karlsruhe, 30. Sept. Gestern ist Herr Kunst-
händler Gg. Holtzmann dahier verschieden. Ein
Herzleiden beendigte sein thatkräftiges, vielbeweg-
tes Leben. Dem gesetzlichen Fortschritt huldigend,
war er ein eifrtger Körderer verschiedener Einrich-
tungen, insbesondere des VorschußvereineS, zu deffen
Vorstand er seit dem Beginn desselben gehörte. Wir
verlteren in ihm einen äckten, warmen Vaterlands-
freund. Ruhe seiner Asche!