Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 152-178 Juli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
* Politische Umschau.

Dle „Berliner Kreuzztg." tritt hcute ent-
schieden für die Caudidatur des Grohhcrzogs
von Oldenburg in die Schranken und vcrlangt,
nachdem die Sache beim Bunde in ihrer neue-
sten Phase angeregt sei, daß demnächst eiu An-
trag gestellt werden solle, dahitr lautend, daß
der Erbprinz von Augustenburg nunmehr, nach-
dem ein zweiter Prätendcnt — „und noch dazu
ein deutscher Bundesfürst" — aufgetretcn, sich
aus den Herzogthümern zu entfernen. habe.

Die „Hamb. Nachr." berichten: Die'Mit»
thcilung der „Konst. Oest. Ztg.", uach welcher
der Bundesversammlung un» den europäischeti
Mächten eine Denkschrift, enthaltend eine Rcchts-
verwahrung Herzog Ftiedrichs gegen die olden-
burgischen Ansprüche zugegaugen sein soll, als
deren Verfasser der Geh. Staatsralh Francke
bezeichnet wird, ist in allen einzelnen Punkten
vollständig gruudlos.

An dic Cabinete von Wien uud Bcrlin soll
uach dcm „Cour. du Diinanche" eine Rote der
englischen Regierung gekommen sein, in welcher
diese wegen Lord Rufsells die deutschen Mächte
beleidigenden Worten ausdrücklich um Entschul-
digung bittet.

Nach der „A. A. Z." dürste das Lußcrste
Zugestandniß Dänemarks sein: dcm künstigcn
Souverän von Holstein auch Schleswig, aber
unter der Suzeränctät der dänischen Kronc sür
daS letztgenannte Herzogthum, abzulreten.

Die „N. Würzb. Ztg." schreibt über die dä-
ilischen Vorschläge Folgendes: „1) Wünjcht
Dänemark auf Grundlage des llti8 xossilletis
einen drcimonatlichen Wafscustillstand; dieser
Wunsch werde erfüllt werdcn. 2) Bersucht
Dänemark, die deutscheu MLchte zur Beibehal-
tung ihrer aus der Conferenz als Ultimakum
bezeichneten Grenzlinie Apeurade - Tondern zu
bestimmen; ein Erpcrimeut, das wenig AuS-
jicht auf Erfolg haben soll. 3) Jst Dänemark
bereit den Erbprsnzen Friedrich von Schlcswig-.
Holstein - Aiigustenburg sofort als souveränen
erblichen Herzog von Laucnburg, Holstein und
Schlcswig anzuerkennen, sobald er von dein
dcutschen Bunde als solcher ancrkannt und da-
durch die in Kopenhagen aus noch nicht aus-
gehellten Gründen schr gefürchtete oldenbur-
gische Erbsolge ausgejchlossen wird. Dieser
Antrag Danemarks finde in Wien die lebhas-
teste Unterstützung. 4) Will Dänemark, und
zwar das rein nationale, von Schleswig-Hol-
stcin befreite Dänemarl, dem Deutschen Bunde
beitretenl"

Nach der Pariser ;,Presje" bezeichnet man

als den Verfasse der bekanuten Depescheu über
die heilige Alliq iu dcr Morning Post den
Hrn. Klinkwortlzu Brüsscl, cine' in der diplo-
matischen Welt kannte Persönlichkeit.

Der „Gazette tFrance" znfölge sollen Maß-
regeln getroffen Nrdcu, um 10,000 Mann von
dem Erpeditionsaps in Mepico wieder uach
Frankreich zurückordern zu könncn.

Z»r Echl^wig-Holsteiii'schen
Eache.

Jn Qldcnbug ist Professor Pcrnice von
Göttingen (der llanntlich zur Beschönigung
des Londoner TriiatS vorher die preußischen,
gegen das Rccht ächleSwig - Holsteins gerichke-
ten, Staatsschriftcischrieb), Lngckommen. MaN
will seine Anweseneit mit der vom Bund ver-
langten Begründiih der oldenburgijchen An-
sprüche auf Schlesjig-Holstein in ZusammeN-
hang bringen.

Flensl'Urg, L. Zuli. Gestcrn ist der
Prinz Wilhelm voij Würtemberg, bckanntlich
bei Oversee Cvmmlideur des österreichischen
Regiments Belgien !nd als solcher verwundet,
hier eingctroffcn.

Wicn, 18. Zul« Die „Oesterr. Zeitung"
bringt ein Hamburg^ Telegramm: Moltke und
Kammcrherr Sick siib als dänische Bcvollmäch-
tigte nach Wien; dk Auflösung des dänischcN
Reichsraths wird ass nächstbcvorstehend an-
gesehen.

Lübeek, 18. Juli. Prinz Zohaiin von
Müüsburg ist, nach ^openhagen zurückreisend,
hier durch gekommcn.

Altona, 18. Zuli. Die „Schlesw.-Holst.
Zeitung" nieldet, daß gcftcrn dcr Gefainmtaus-
schuß der Schleswig-Holsteinvercine beschlossen
hat, auf den 20. Juli eine Delegirkenvcrsamiii-
luug nach Rendsburg zu berufen, um gegcn
jedes Provisorium, arch gegen ein solches mit
Einsctzung einer gciiieinsanicnRegicrung Schritte
zu thun. Die schlcswig'schen Mitgliedcr des
AuSschusses haben diesim Beschlusse bcigestimmt.

Berlin, 19. Juli Die „Spen. Zeitnng"
veröffentlicht dcn Tex: dcr Depejche des Grafen
Russcll an Lord 'Paget vom k. Juli. Zhr Jn-
halt läuft darauf hinaus, daß England sich anch
jetzt nicht verpflichtcn könne, die dänijche Sache
mil Wassciigewalt zu uukrstützen odcr Deutsch-
laud dic in der Loudoner Conferenz »orgeschla-
genen Bcdingungen cufzuerlegen.

Berlin, 19. Juli. Der „Nordd. Ällgem.
Zeituug" wird aus dem Hauptquartier bcrich-
tet, daß in der Nacht vom Sonntag auf Mon-
tag die Jnsel Köhr von östcrreichischen Truppeu

Lesetzt wurde. Der dänische Capitäu Hammer
ist mit wenigen Schiffen entkommen. Nunmehr
siud simmtliche Ziiseln an dcr schlcswig'schen
Wcstküste besctzt.

Berlin, 19. Zuli. Gutem Vernehmeu nach
wird Hr. v. BiSmgrck den Friedensunterhand-
luhgeu iu Wien beiwohnen, dic wahrscheinlich
schou morgcn begiuuen werdrn.

Deutschland.

Aus Baden. Die zweite Kammer hat
am 10. Zuli nach läugeren Verhandlungen die
mit dcr würtembergijchen, und beziehuugsweise
großh. hessischen Regierung abgeschlossenen drei
Staatsvcrlräge über den Bau und Betrieb vou
Anschlußbahneii an die badische Heidelberg-
Würzburger Bahn mit großer Stimmenmcyr-
hcit g-n-hmigt. Die badische Odemvaldbahn
wird dadurch die Basis eines dedeutsameu Eiscn-
bahnnetzes, für dessen Herstellung die b-idcii
Hauptcoutraheuten Baden und Würtemderg
sich gegcnscilig Opfer zu bringcn iu anerkeu-
neiiSwcrther Weise bereit sich zeigten. Jst auch
daS größere Qpfer, uamentlich was die Geld-
leistung betriffl, aus unserer Seite, so ist zu
hoffeu, daß dicses freundnachbarliche Entgegen-
kommen Badens, das die ganze Sachc in der
Haud hatte und uicht gezwungeu werden konute,
bei uiiseren schwäbischcn Stammgenossen dic-
jciüge Anerieniiuiig sinden werdc, wclche auch
iu andereu uoch schwebenden Punkten unsere
Bezichungen leicht und zu gegensMgcm. Vor-
theil gestalten dürste.

Vom Rhein, 10. Juli, Die „Bad.
Landesztg." enthält heute eine Mitthciluug auS
dem Mittelrhclnkreljc, daß das erste öffeutlichc
Zeuguiß für die Glaubens- und Gewisseussrei-
heit vou der Gemeinde Opfingen abgelegt
wordeu sci, indem der dortige Kirchengemcinde-
rath mit Bezug auj § 8 der Kirchcnrathsin-
striiction uud § 2 der Unionsurkundc dcn An-
trag an den Oberlircheurath gestellt habe, den
Protest der 110 orthodoxen Geistlicheu als ein
Verdammungsgcricht entschieden zurückzuweiscn.
DicscS mannhasle uud nachahmungswürdige
Austretcn gewimit dadmch einc besvndere Be-
deutung, daß die Gemeinde Opsingen cke Hei-
matsgemeinde deS Decans ist, der, wie de-
kannt, vvr Kurzem den vergeblichen Versuch
machtc, jeine DiiMsanjhnode zu cinem auf die
Absctzung Dr. Schcukels gerichteten Bejchluß
zu bestimmen. Die Stimme ciner Gemeilide
fällt schwerer iu das Gewicht, und ihr Beispiel
wird ohne Zweifel zur Nachfolge auffordern.

Aus Nassau hören wir, daß der au Stellc

Lur Diagnostik der Hmldswuih.

(Nach dem Französischen des Grandeau, aus dem TempS.)

(Svrtsetzung.)

Elnr noch sonderbarerc Thatsache lst jedoch die,
daß der Hund dlc ihm innewohnende besondere
Etgenschast, Ausregung bei drm »on der Wnth
befallrnen Thlerc zu oeranlaffen, zu verlirren
scheint, wenn dl-se Krankhrit brt ihnen nicht von
einem Hunde rrzeugt wurde. So bekam ein Pferd,
dem man in Alfort dic Wuth von eincm Schaas
ringeimpst hattr, diese Krankheit >n dem hestigste»
Grade, indem eö die Haut felncs VorderfußcS mit
den Zähnen jerriß. Bei diesem Thierc nun erzcugte
der Anbllck eincS HunvcS durchauS krinc Aufregung,
ja dikser wurde sogar, nachdcm man ihn in deö
PserdrS Krippe geworfen, von Ictztercm geschont
und, ohnc ihm irgend ein Leid zuzusügen, mit der
Kopsspitzr zurückgestoßen. AlS man ibm dagegrn
rin Schaas Lbrrließ, bckam eS soglcich einen surcht-
barrn Wuthanfall, packte daS arme Lhirr und
zermaimte r» unvcrzugiich mit seinrn Zähneu.

Dicse Thatsache ist jedoch viellcicht nur eine AuS-
nahme; angenommeii abcr, daß sie in Folgc eines
Naturgesctzes geschehc und daß künstige Fqlle drn
Bewcis liefern, daß birjrntgen Thiere, welche ver-
mittelst dcr Jmpfung von der Wuth bcfallcn wur-
dcn, hauptsächlich durch den Anblick eineS Thicres
vvn der glrtchen Gattung, wvvon der Giststoff
grnommen wurde, ausgcregt werden, so wird die
hier angesührtr, nicht häufig sich wtrdcrholeude
Erscheinung von Anteresse scin, da die Uebcrtra-
gung drr Wuth untrr drn Pffanzenfressrrn sehr
selten tff. Die Wlchtigkeit des hier Angcsührtcn ist
übrigcnS nur bcdeutend, wenn dic dadurch aufgc-
klärteu Etgenthüwer von Hunden den gehörigcn
Nutzen darauS zu zirheu versiehen.

Zur Bekräfttgung des aufgestellten Grundsatzes
fügt bier Bouieh bei, wie si» bki allen wüthcnden
Hunden, welche ihm in der Kkinik zur Beraihung
vorgeführt worden, herausgestellt habc, daß, bcvor
sie Menschcn zu bcißen vcrsucht, sie sich beim Au-
blick eineS ThiereS ihrer Gattung sehr gereizt ge-
z-igt hättrn. Dir beständigr Antwvrt der Bcsitzcr
solcher Hundr war: „Es ist sonderdar, daß mein
Hund, der sonft von fehr frtedfertigcm üharakter,

seit2—3Tagrn g-gen anderc Hunde so streitsüchtig
ist; sobald er cinen sieht, packt er ihn an."

Bet dieser Gelegenhrst erzählt drr Versasser fol-
gcnde Anekdote, wclche besscr als alle sonstigcn
Erläuterungcn dte diagnostischc Wichtigkeit der merk-
würdigen Eigenschast darthut, auf welchr cr dtr all»
gemeine Aufmerksamkeit hinlenkt: ,Vor einigen
20 Jahren brachte cine Perfon in etnem Eabrtolct
einen sehr schönen Jagdhund nach Alsort, der auf
dem Boden deö Wagcns, d. h. unter den Füßen
setneS Herrn und deS Kutschers, setnrn Platz hattc.
Demungeachter biirb der Hund auf der ganzen
Fahrt, obglcich ihn die Gegenwart einer fremden
Person zur Thätltchkcit reizen konnte, harmlos

Jn drr Schule von Alsort angrkommen, fuhr
der Wagcn bis znm Hofc dcr Krankcnstäüe, wv
dcr Eigcnthümer den Hund auf den Arm nahm
und ihn tn metn Zimmer trug, wohtn tch mich
begab. Als Vorbericht gab -r an, daß da« Thirr
sktt 7 Tagrn traurig s-t und setn Futter verschmähr.
Da ich damals gegcn dtc Wuth und thre hcrm-
tückischen Ausbrücke nicht anf metner Hnt war, wte
ich cö hcutc bin, so nahm tch den Hllnd aus meinen
 
Annotationen