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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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Ueidklbtrgtr Ztilung.

28L.

Freitag. 2. December 18«L.

°MK. , Auf die „Heidelberger

ik ü Zeitung" kann man sich

»l"' - noch für den Monat

Decembrr mit 18 Krenzern abonniren bei allcn
Poftanstalten, den Bolen nnd Trägern, fowie
der Erl-edition lfSchiffgasse Nr. 4).

/ Nach dem Frieden

droht die nach Außen glücklich bcendigte schleS-
wig-holstein'sche Angelegenhcit noch zu ernstcn
Differenze» zwijche» den deutjchen Großmäch-
tcn, bez. zwischen dem deutschen Bunde Anlast
zu gcben. Die Sachsen und Hannoveraner
wollen, unter Beistimmung Oesterrcichs, auS
Holslein nicht sort u»d sind — da man sie nicht
mchr alS Erecutioitstruxpen anjehc» kanu —
eutschlosscu, untcr einem andern Titel zu dlei-
ben. Dagcge» macht anoerscits Preußen kein
Hehl daraus, daß cs diese Buudcslruppc» nicht
mehr in Hotstein duloen will; wohl abcr hat cs
jcinem etgenen noch dort befindlichen Acmee-
corps, wetchcS bcreils zum Aufbruche bestunmt
war, Befeht ertheilt, dort zu ocrbleibcn. WaS
soll nnn gcschchen? Von den Däuen ist Hol-
stein befrcit worocii; soll cs nun auch von
den Dcutschen bcsreil werdcn? Da stcht nun
auf dcr eiuen >veite das kleine HLnflein Sach-
sen und Hannovcrancr, auf dcr andcrn stehen
die Großmächte Preußen und Oesterreich, von
denen jedoch die lctztcrc Macht, hintcr dem
Rücken der Prcnßen, den Bundcstrupxcn die
Hand drückt und sie zur Ausdauer crmahnt.
So komisch dieje Siluation sein mag, jo hat
ji- doch ihrc sehr ernste Seite. Die Ansichten
hierübcr gehen in iricht mehr als 4 vcrschiede-
ncn Richlungen auseinander. Die Einen (na-
mentlich dic entschieden preußisch Gestirnten)
sehen cine krästige Action deS Hrn. v. BiSmarck
gegen die ExecutionStruppen, oder gar gcgen
den ganzen Bund, ja auch gegcn Oesterrcich
vorher; Andere mrinen, daß Oestcrreich (auS
gcheimcn politischcu Gründen oder welchcr Ur-
sache sonst) ein solches Vorgehen Preußcns nicht
ernstlich hindern wcrde; eine dritte Gruppe
glaubl, daß der Bund, uin alleu Eonflicten
auS dem Wege zu gehen, lhatsichlich, wenn
auch »icht sorinell, nachgeben uud die Obsorge
über die Hcrzogkhümer durch eiuen Bundesbe-
schluß an Oesterreich und Prcußcn übertrage»
rverdc; die vierte Mcinung endlich gcht dahin,
daß Preußen nachgeben u»d — wie vor an-
dcrthald Decennien schon cinmal — durch
Oefterreich iu dcn Bund zurückgcdracht werden
würde. Vielleicht wird aus Allem diescm ein
ütiirtum oompositum zu Stande kommen.

Prcußen wird energisch auftreten — aber nur
in Noten. Oesterreich wird zu diesem Verfah-
ren schweigen; der Bund ivird dcn angegebenen
Ausweg suchen, mit dem Preußen sich vielleicht
eiuvcrstandcn erklären wiro, u»d am Ende aller
Ende wird die preußische Reaclion mit der
kleinstaatlichen Hand in Hand gchcn. Und die
Comödie dürfte dann, allerdiugS eine Tragödie
werde». Eine etwaige Nachgiebigkcit Prcußens
wird aber in diesem Pnnkte noch schwcrcr wie-
gen, als die beste Concession in der Frage der
Zollcinigung. Es hat hier cinen Knotcn ge-
schürzt, den es unker Uiiiständcn scldst wiedcr
zn löscn »crurthcilt ist. Denn das Recht ist
sicher auf Seiten deS deutschcn Buudes, wenn
diescr sagt: Holsteiu ist BundeSland; wenn
von Dänemark an Preußcn und Oesterreich
abgetrcten, gchört es doch weder Preußen noch
Oesterreich, noch Beidcn zusamuien, sondern
einzig und allein Dcutschland, daS in seiner
Gcjammtheit uun abcr einmal durch dcn dcut-
schen Bund vcrtrete» wird; so lange die Ver-
HLltnisse in Holsieiu nicht geregclt und so lange
die LaudcSregieruiig dor^selbst noch nicht einge-
setzt ist, >o haden wir — unter welchem Titel
auch iinmer — das Recht, unsere Truppen in
dcutschem Bundeslande zu lassen.

* Politische Umscha».

Der „A. Z." wurde a»s Franksurt unterm
29. jolgeudes Teiegramm mitgcthcilt: General
v. Haacke telegraphrrte an den Bund, daß die
Preußen die Etappensteatzen bcsctzten und um
Altona 12 Divistonen und 4 Schwadroncn
coircciitrirten."

Prinz Fricdrich Karl hat bei der neulichen
Revuc zu Mindcu in einem Trinkspruch auf
dcn König erklärt, daß jeder prcußische Soldat,
gieichviel ob Westphale odcr Brandenburger,
Rheinländer oocr Ostpreuße, freudig Blut und
Leben, sür seinen König und Kriegsherrn ein-
setzcu müssc: „aber freilich", sügte cr hinzu,
„sür jolch einen König blutet sich's leicht, für
jolch cinen Köuig stirbt sich's leicht l Dicser,
unser König, er lcbe hochl"

Die „Frkf. Post-Z." meldet telegraphisch aus
Bcriin, daß Prcußen ünd Oesterreich gemein-
sam am Bundc erklären werden, daß die Exe-
cution becndet ist.

Eiu Wiener Blatt spricht die Besorgniß aus,
daß dic Wendung der östcrreichischen Rcgierung
zu den Mittetstaaten mehr den Werth eines
diplomatischen Manövers, als den einer erfreu-
lichen Realität häbe, und man in dem bevor-
stehenden Conflicte zwischen Preußen und den

Mittelstaaten die letztcren sich selbst überlassen
wcrde.

Zu Hamburg werden Prospecte einer däni-
schen Sproc. Negierungs-Anleihc von 728,lXX>
Pfd. Sterling, welche mit Naphacl und SonS
in Londo» abgeschlossen ist, vertherlt. Der
SubscriptionspreiS ist 84'/,. Dic auSstehenden
russischen Zahlungen für Ablösung de« Su»d-
zollcs bilden die Sicherheit.

Der von dem k. sächstschen Gesandten in der
Sitzung der BuirdeSvcrjammlung vom 29. d.
gestellte Antrag geht dahin: „Die Bundesver-
sammluiig wolle unverweilt einen Beschluß da-
rüber fassen, ob die sächsischc Negierung den ihr
ertheilteu Auftrag als vorjchrisiSiiläßig erfüllt
zu betrachten uud dcmgemäß ihre Truppcn auS
den Hcrzogthümern zurückzuziehen habe." —
Der uiit 8 gegen 7 Stimmcn gefaßtc Beschluß
lautet: Haacke habe in seiner Stellung zu ver-
bleiben.

Die Nachricht vvm Untcrgangc deS zwischen
London und Rotterdam fahienden Dampfboote»
„Batavicr" hat stch nicht bestätigt. DaS Boot
hat nur festgesessen und liegt in Rotterdam
wohlbebalten vor Anker.

Nachdem für den rujsischen Grvßfnrstcn-
Thronsolger zu Rom bereits eine Wohnung
gcmiethet war, ist die Nachricht nach der Papst-
stadt gekommen, daß der Großsürst diese R-ise
aufgegeben habe, was. auf keiu besondcrs inti-
mes Verhältniß zivlschen dein Czaren und dem
Papstc schließen läßt.

Znr Echleswig-Holstein'sche»
Eache.

Berlin, ZO. Nov. Ein Leitartikel der heute
ausgegebenen „Provinzial-Correspondenz" spe-
cificirt die gestern erfolgte Aufsorderung Prru-
ßcns an Sachsen und Haniiover, die Bundes-
commissäre und die Bundestruppen unverzüg-
lich aus den Herzogthümern abzurufen. Der
Artikel scheint in den von ihm angeführten
RechtSgründen die von der Regierung geltend
gemachten Anstchten wiederzugcben. Darnach
wurde die Bundesexccution gegen die dänische
Regierung beschloffcn; abcr einc dänijche Re-
gierung existirt in Holstein nicht mehr. Die
Verbindung mit Dänemark hat aufgehört, da-
rum kann sür Schleswig-Holstein keine gleich-
artige Verbindung gesordert werden; ste ist
durch die Bekanntmachung deS Köuigs »on
Dänemark von selbst weggefallcn. Die For-
derungen drs Bundcs sind demnach erfüllt, u»d
die Bundesregicrungen haben daher nach Artikel
Xlll. der Bundesacte zu versahren. Prcußcn

Die Volkszählung.

Von drci zu drer Iahrrn findet in drn Staaten
drS ZollvcreinS ctne Volkszählung statt, deren
nächster Zweck dic Verthktlung der Einkünfte des
ZollvrretnS aus den gcmctnsamen Grrnzzöücn und
drr Rübrnzucker-Struer an dle -tnz-ln-n Slaaten
ift. Diesc V-rthrituug wird nämlich nach drm Ver-
HSltniß drr B-völkrrungSzahl dt-s-r Staaten vor-
genommen, derart, daß anf jeden Kops drr Be-
oölkrrung, ohne Rückstcht auf Altrr, G-schlecht rc.,
der sovielste Theil jenrr Linkünfte kommt, al« dcr
ganze Zvllveretn Einwohner zählt. Nur für Han-
nover, Oldenburg und Frankfurt findet -tne AnS-
nahme statt, rndem för diese Staaten ctne, glerch-
falls nach der Einwohnerzahl bercchncte Summe
(bas sog. Präcipuum) vorweg gczahtt wirv.

Für dicfen nächsten Zwkck der regelmäßigen drei-
jährigcn Vokkszählung genügt cs, einfach dlcZahl
der Linwohner zu crmitteln, da, wie iemerkt, die
Beschaffenheit der einzclnen Einwohner leinen Ein-
fluß auf dt- Berechnung der betreffenden Verthei-
lnng hat.

btoßen Zahl der Elnwohner. Der Zollverein selbst
hat in der Lrkenntnrß, daß etne so mühsame Opc-
ration zu werteren Aufnahmen benützt werden müsse,
angcordnet, daß zugletch daS Geschlecht, das Alter
unter und übcr 14 Iahrc und das Dirnstverhält-
ntß angegeben, bezw. in den ihm vorznlegenden
Tabellen dargestcllt werde.

In Baden ist bigher im Wesentlichcn nach diesen
Bestimmungen deS Zollvcreins die ZLHlung vor-
genommcn, namcntlick aber auch die Reltgton der
Einwohncr erhoben worden.

Die Wiss-nschast-n der VolkSwirthschastS-Lehrc
nnd der Statislik, in Schriften und aus üongreffen,
haben lndcß dicsc G eg« n ständ c der Zähkung alS
unzurcichend erachtkt, und dic StaatSverwaltungcn
f-tbst haben daS Bcdürfniß grsühlt, über mehrerc
andrr, Berhältiiiffe der B-völkerung Zahlciiangaben
zu erlangrn und die Erlangung derselben mtt dcm
G-schäft dcr regclmäßig wiederkehrenden VolkSzäh-
lung zu »crbinden. Ls find di-S vor Allrm drr

Stand nnd Bcrus, der Famtlienstand*), daö ge-
nau, Alt-r nach dcm GeburtSjahr, dte Herkunft
nach HetmathSrecht und nach GeburtSort, dt, kör-
p-rltch- Brschaffenhett in Betreff von blind und

Nicht mtnder ist die Methode der btsher üb-
lichen Zählung dnrch Wiss-nschaft und Prart« für
nnzulängltch besnnden worden. Es wnrde nämtich
früher durch von HauS zu HauS Umfrage halteude
Beamtc tn grmeiniamen Listen die G-sammtzahl
dcr in jedem Hause wohncnden Personen avtirt,
und nur auSnahmSweise fand rine Etnzetchnung
der ctnzelnen Jndtvtduen nach dem Ramen und
mit den jcdcömaligen besondcrn Etgenschaftcn statt.
Bet etner svlchen summarischen Aufnahme besvrgt
man mtt Grund, daß sowohl Personen ühcrgangen

tcrlausen. Dcßhalb tst bereits tm Iahr 1861 tm
Großherzogthum rtnc Zähtung vermittelst sog.
Hauslistrn angeordnet worden, d. h. ctne Zäh-
Inng, hct welchcr fiir jedeS rinzelne Hau« «in

") D. h. ob eine Pcrson ledig, verheirathtt, ver-
 
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