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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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Veidrllmger Ieitullg.

N 133


Lamstag, 2. Jalt L8V1.

Besteüungen auf die „Heidelberger
Zeirung" nebst Bcilage „Heidelber-
ger Fauiilienblätter" fur das mit 1.
Juli I88L begounene 3. Quartal
werden fortwäbrend angenouimen,
Die Expeditivn.

* Politische Uinschau.

Dcr „Rusflsche Znvalide" sagt in eincm Ar-
tikel über die Zusammcnkunfl in Kissingeu n. A.,
das nationale und liberale Rußland strebe nicht
nach der Wiedcrherstellnng der heiligen Allianz,
aber cs freue sich über die gegenseitige Annähe-
rung dcr Herrscher, da diesclbe ein Gcgengewicht
gegen die kriegerische Strömung der gegenwär-
tigen Zeit adgede.

Die „Ostd. Post" schreibt: „Wir glauben,
daß nunmchr der ganze Krieg als eine rein-
deutsche Angelegenhcit zn bchandeln und ans
dem bisherigen Programmc ein lsit gocomjili
zu schafjen wäre. Man anerkenne den Erbprin-
zen Friedrich von Augnstenburg als den legi-
timen Herrscher der vereinigte», von Dänemark
losgelöften Herzogthümer, sctze ihn in die Re-
gicrnng derselbcn cin und sühre dann niil ihm
und scinem Bolke den Kricg als ciucn Kampf
snr eincn Bundessnrsten zu dem erivnnschten
Ende."

Bei der am 28. Zuni stattgehabten Zusam-
rnenkunft von 23t. Unlerhauomitgliedern in der
Wohnung des Marquis Salisbury und unler
dem Borsitze des Lords Derby erklärte Derby,
cr wolle nicht untersuchen, ob jich das Mini-
stcrium für Unterstützung DänemarkS hättc cr-
klären sollcn oder nicht; dagcgen hätke cs bei
ben Dänen kcine Hossnungen erwccken dürfen.
Der Rcdner theilt bann die später im Unter-
haus beantragten Resolutionen mit. — Kec
brachte eincn auf bewasfncle Znlervention ab-
ziclenden Antrag ein. Dcrbi) bckämpste dcn-
selbeu, weil. man keme Verpflichrnng übernchmen
solle hinsichtlich einerunmiltclbaren Untcrstützung
der Dänen. — illlehrcre andere Rcdner spra-
chen flch für Erhaltnng dcö Fricdcns ans. Alles
deutet daranf, daß England sich nicht in den
Krieg stürzen würde, jclbst wcnn das jetzige
Ministerium untcrläge. Ohnehin sind die Tv-
ricS ciuem Streite mit Deutschland cntschicden
abgencigt.

„Daily Tclegraph" vcrtheidigt die RegicrnngS-
polilik und sagt, daS Land sclbst habe jeine
Bedenken über den Krieg. Dic Toryparlci
wvlle dcn Kricg, um die innern Reformen auf-

Dem Dr. G. Rasch als Verfasser des BucheS:

Der rothc Lrack.
lFortsetzung.)

Das ist bäldcr befohlen als ausgeführi, dachte
der Museiifohn, als er die Treppe hinuntcrstieg
und aus die Strahe trat. Wo solt tch jetzt elnen
Frack herbekonimen? Planlos schritt er wcitcr, er-
füllt von den peinigenosten Frackgedanke». llnwill-
kürlich hatte ihn setn Weg bts vor eine kleine wohl-
bekannte Weinkneipe geführt. Beim Anblick dieseS
kleinen HanseS stieg plotzlich ein helles Licht am
dnsterii Horizont seiner Frackgegend anf. „Halt,
ich hab'ö l" rics cr freudtg, „na, wart' Altcr, ich
will mlch besracken, daß es Dir cin wahres Ver-
gnügen sein svll!" Eilig trat er in das HauS und
in di- Stube, wo oer Wirth, etn grvßcr, breit-
schulteriger Metzger, dic Hände aus dem Rücken,
an einem Tische Aand. „Ehrsamer Meifter der
edlen Kliischerzunst!" redete dir bedrängte Musen-
svhn den Phillster an. ,3hr müßt mir gleich eincn
großcn Gcfallen thun!" — „Mtt Vergnügen!"
lachtc dcr dickc Metzgir und fuhr blitzschnell in scine
große Tasche. „Wie viele Harte?" blinjeltc >r den

„Vom verrathenen Bruderstamm", oder: Der
Krieg in SchlcSwig-Holstein, ist jctzt die An-
klage zugcstellt. Diesclbe lautct anf Erregung
von Haß, Verachtung nnd Beleidigung deS
Prinzen Friedrich Karl.

Ziir LchleSIvig-Holsteiii'scheii
Sache.

Flensburg, 28. Jnni. Die 8. Compagnie
des königl. prcuß 35. Jnfanterieregimenls hal
vom Lande auS am Wenningbund ein Kano-
ncnboot demontirt.

Berlin, 2S. Zuni. Auf Befchl des Königs
bleibt der Kronprinz vorcrst bei scinem pom-
mer'schen Armeecorps und ist bcreits in Stcltin
eingetroffen. Die Kronprinzcssin tehrt heute
nach PolSdam zurück. Die „Provinzialcorre-
spondenz" sagt bezüglich der Erbsolge in dcn
Hcrzogthümern, daß sich für die Herrschaft über
ganz Schleswig - Holstein die Ansprüche deS
Großherzogs von Oldcnburg so wcnig als die
dcs Hcrzogs von Augustenburg als jo zwcifclloS
darstellcn dürsten; und Preußen werde, wenn
die RechtSfrage zwcifelhast sei, vor Allem die
wirklichen Jntcressen Deuljchlands nnd dcs
eigenen Staates bei seincr Entschließung über
die Erbsvlge zu Rathc ziehen. Die „Provin-
zialcorrespondenz" rcproducirt jodann den Ar-
tikel der „Spener'schcn Zeitnng", wonach in
Karlsbad sefte Vcrabrednngcn HPuuktationen)
getrossen worden nder die Art nnd Weise deS
ucuen Feldzugs: Alsen, Fühncn und die westl-
jchleswig'schen Znscln sollen genommen, und
dcr Sectämpf soll mit vermehrten Kräften wie-
der aufgenomnien werden. Wegen Vereinigung
ber Civilveiwaltnngen von Holstein und Schles-
wig wcrde verhandclt, und ebcnso seien beim
Bundeslage Vcrhandlungen wegen politischer
und mililärischcr Milwirkung des Deutjchen
Bundes zur schließlichen Erledigung dcr Ange-
legenheit angercgt. Das crvbcrie Zütland solle
von Deutjchlaiid in eigene Verwaltung und Be-
steuernng genommen nnd es solle Sorge getra-
gcn wcrdcn, daß die reichen Erträgnisse und
Mittel deS Landes einigen Ersatz sür die sort-
dauernden KriegSopfcr gewähren.

Hnmburg, 30. Znni. Dic „Hambnrger
Nachrichten" dringen über dcn Uebergang der
Prcußen nach Alsen einen anSsührlichcn Be-
richt aus Flensburg von illiitlwoch Abcnd 9 Uhr.
Darnach begann daS Brückenschlagen gcstern
srüh um 2 Uhr mittelst PontonS, worauf die
beiderjeitigen Batterien nördlich das Feuer er-
öfsneten. Znnerhalb einer Stunde waren die
Brücken fertig, um 11 Uhr standen die ersten

Student pfitfig an, zog aber sciiie Augenbraucn
verwundcrt tn dic Höhc, als der Student sagte:
„Nichts da, Harte, hent etwaS Andercs! Leiht
mir Eurcn rothen Hochzeitsfrack auf etne Stunde!"
— „Was, meincn Hochzcitsfrack?" — «Ia, euren
rothcn Frack von anno dazumal, dcn mlt den Tel-
leiknöpfe»!" — „Aber heute tst ja nicht Fastnacht,"
meinte dcr dicke Meister kopfschüttetnd. — „Tbut
nichts!" drängtc der Andere, „lch wtll heute nur
einc Probe zur Fastuacht halten, also nur den
Frack her!" — Die anwesenven Gäste, meist Be-
kannte, die daS mlt angehört hatten, lachte» fchon
zum VorauS, denn sie waren gewtß, daß da eln
Hauptspaß bevorstehc.

Nach «iner kleinen Welle kam der Wirth mit
dem Krack zurück und legte ihn mit ehrcrbictigcr
Scheu aus dcn Tisch. Wehmüthlg betrachtetc cr das
altc ehrwürdigc Gewaud, in welchcm er einst selne
Jugendgellebte stolz vor den Altar gcsübrt und
voll bangcr Erwarlung, was wohl mit scinem Hel-
ligthume grschehen würde, sah er den Studentcn
au. Dicser abcr sagte kein Wort, sondern zog eilig
seine» Gottsrted aus und suhr in dcn rothcn Frack.
DaS war nun sür die Anwesenden lin köstiicher

Preußen auf Alsen. Der Kamps währte noch
sort, die Däncn wichen tapser sich schlagend
von Slellung zu Stellung zurnck. Um 2 Uhr
Nachmittags waren die Preußen schon in Volle-
rup nnd Ulkebüll. Nach Anssage von Augen-
zeugen >st der Prinz Friedrich Karl bei Son-
dcrburg über den Alssund gegangen, während
der Hauptübergang bei Sandberg stattfand.
Unter den übergegangcnen Rcgimentcrn warcn
auch das 84. und das 24. Der Verlust beim
Ucbcrgang betrug 100 Mann. Jn Sonder-
burg fand zuletzl noch ein Straßenkampf statt,
wobei jedoch nnr wenige Opser ficlcn. Gestern
Abend wurden in FlenSbnrg 1000 Gcsangene,
daruntcr vicle Officicre, eingebracht. — So-
dann wird den „Nachrichten" unterm 28. auS
Apenrade gemcldet, daß von dort zwci größere
dänische Kricgsschifse stark beschosscn wurden;
eins davon erhielt binncn 5 Minuten 10 Boll-
schüsse in die Breilseite, das andcre verlor den
Fockmast. — Endlich untcrm 27. auS Kolding,
daß auch in dortlger Gegend am Ostsccstrande
sortwährend Allarmirungen durch dänische Ka-
nonenboole vorkommen.

Lvnbvn, 30. Znni. Klnglakc wird zu dem
Antrag Disraelt's folgendeS Amendcment vor-
schlagen: Das Haus drücke seine Befriedigung
darübcr aus, daß die Rcgicrung der Köuigin
angcrathcn habe, sich einer bewaffneten Ein-
mischung zu cnthaltcn.

Deutschland.

Karlsruhe, 27. -Zuni. 68. öff-ntliche
Sitzung dcr 2. Kammer. (Fopts. u. Schl.)

Spohn nimmt wiedcrholt dcn evangclischen
Clerus in Schutz bczüglich der pünktlichen Er-
füllung dcs AmteS des Schulinspectors. Ein-
zelne Ausschreitnngen seien ^war auch vorge-
kommen, allein daS evangelisch-protestantijche
Kirchenregiment habe durch dieKirchenverfassung
die Mitlel an der Hand, widersxenstige Geist-
liche zum Gehorsam zurückzusührcn. Er habe
übrigcnS die Ucberzeugnng, daß die protcstan-
tischen Gcistlichcn frciwillig ihre Thätigkcil in
der Schnle entsalten. Zu Lit. ck wünscht Spohn
diejelbe Zahl in der Vertretung der Kirchenge-
meinde, als in der der polittschen Gsmeinde,
und stcllt einen hierauf bezüglichcn Antrag. —
OberschulrathSdirector K n i e s spricht sich gegen
diesen Vorschlag aus. — Prestinari bcan-
Iragt den Schlnß der Erörterung zu dicscm
Paragraphen, den die Kammer auch beschließt.

§ 3 handclt von der Aufsichtsbehvrde in den
gcmischlen Schulen. — Mvll vermißt eine
größere Betheiligung der Gemcinden, bei denen

Anblick, und sclbst der dicke beängstigtc Wtrth mußte
lachen. Es war abcr auch zum Lachen. Dcr präch-
tige Frack war für den jungen Mann »iel — viel
zu groß und weit, denn er war sür den großen
und umfangreichcn Meistcr gemacht worden, dcm
er felbst noch ctn wcnig wcit war. Dle Frackfiügel,
die bet dcm Meister kaum dte fetten Waden fanft
berührten, rcichtcn dem fchmächtcgen Studenten bis
znr Fußsohle. Von den kleinen weißen Händen sah
man keine Spur, und das ganze Gewand sah auS,
alö hänge es an einem Kleidkrständcr. In dtcsem
grotcsken Aufzuge begab sich dcr Student unge-
säumt wikder zum RegterungScominissär zurück,
unterwegS ntcht wentg angestaunt von den Borüber-
gehenden.

Wortsetzung f-lgt.)

Zn Rom wurd« cine, zn Ehrcn MeyerbeerS
vcranstaltete musikalisckc Gcdächtnißfrter von der
päpstlichcn Behörde nntersagt, weil — der Eon-
certgeber eln Inde warl!
 
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