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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0077

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Ukidklbergrr Ikilung.


Eamstag, 23. Z»lt


* Polittsche Umschau.

Nach der „Patrie" würde sich Kaiser N a -
Pvieon Ettde Allgust uach Baden begeben.
wo um die nämliche Zeit der großh. badische
Hos dcn Besnch des Königs Wilhetm von
Preußen zn erhalten hosse. Die „Presse"
cnthält eine mit dieser Nachricht übercinstim-
mendc Mittheilnng.

Das heillose Spiel, welcheS sich die Diplo-
malie >nit der schleswig-holstcinischen Sache er-
laubt, hat namentlich auch bei den Dentschen
in England tiefe Entrüstung hcrvorgerusen. So
hat namentlich der engcre Ausschllß des Lon-
doner schleswig-Holstein-Coinite's einen Auf-
rnf „An das deutsche Volk" gerichtct, in wel-
chcm es unter anderem heißt: „Das natürliche
Freihcitsrecht eines niedergetretenen Volkks, sich
des FremdjochS zn entledigen und dic Vcrwal-
tung jeiner eigenen Angelegcnheiten an sich zu
uehmen, steht über allen Satznngen erhaben,
und wird als solches von den besten Antoritä-
ten aller Zeiten und aller Nationen anerkannt.
Aber auch daS alte VcrtragSrecht in Schleswig-
Holstein stand nrsprünglich hoch über den spä-
teren monarchischen Erbrechtssatznugen! Durch
jenes Vertragsrecht zieh! stch die starke Spur
der jreien Souvcränelät der Bevölkerung, die
sich selbst eine Verfajsung gab, uicht eine oktroh-
irte entgegennahm, ja dic jich das Wahlrccht
in Bezug ans das Staatsobrrhaupt förmlich
vorbehielt. Das natürliche Znteresse der Schles-
wig-Holsteiner nnd ganz Dcutschlands war cS,
nach dem Todc des letzten Däneiikönigs.anf die
nralten Volksrechte und auf das allgemeine
Freiheitsrecht zurückzugrcifen. Nur so konnte
man die Grundlage wirklicher Selbstständigkcit
und Selbstregierung legen — nur so die
zischcnde Stimme des Anslandes zum Schwei-
gen bringen — nur so die dhnastijchen Zänle-
rcien im Jnner» Deutschlands im Keim er-
sticken."

Die schleswig - holsteinische Sachc hatte bis-
her ihre Stärke in der Einstiiiimigkeit des dor-
tigen Volkes. Diese Einstiininigkcit ist nuu
thatjächlich vernichtet. Die Presse ist daselbst
möglichst corrumpirt, den Stelle - Zägern die
Aussicht aut Aemter und Gehalte untcr der
preußischen Verwaltung als Köder eröfsnct, den
Aengstlichen wird gezeigt, nur das Berliner
Cadinet tönne den Streit um das Land zu
Ende führen, und — damit bringt man wohl
eine Anzahl Großgrundbesitzer zujammen, die
eine Adresse in vorgcschricbener Art untcrzcich-
nenl Um mit dcm Bunde fertig zn werden,
provocirt man Soldatenstreitigkeiten in Holstcin.

Snr Diagnoflili der Hundswuth.

(Nach dem Französischen dcs Grandeau, aus dem Temps.)

(Kortfttzung.)

Abcr manchmal, lcider noch zu häufig, kommt
das arme Thier, nachdem es 1 odtr 2 Tage um-
hergctrrt und allen Berfolgungeu entgangcn ist,
eiuer verhängnißvollen Anziehungskraft folgeud,
in das Haus ftines Herrn zurück. Hauptfächlich
uutcr dieftn Verhältniffen aber finden UnglückS-
sälle statt. Denn nach Rückkunft dcs armcn 8nt-
laufeneu bemüht man fich eifrig um ihn, und
zwar weil der erstc Gedanke tst, ihm hclfcn zu
wollen, da cr in den meisten Fällen übcr allc
Maßcn elend, herabgekommen und mit Koth und
Blut bedeckt ist. Unglücklich jcdoch Der, wclcher
fich ihm nähert. Ju dieser Perlode der Krankhcit
ist dem Hunb das Beißen zu einem wahrcn Bl-
dürfnlß geworden, und wle lebhaft auch daS An-
hänglickkcitsgcfühl bel ihm noch scin mögc, so be-
metstert doch jener Hang solches, und veranlaßt
ihn leider sehr häufig, dic ihm gcspcudeten Licb-

Mit einem Leichtsinn, um nicht zu sagcn m!t
einer Eewissenlosigkeit ohne Gleichen, haben die
in Schleswig gewonnenen Diener dcs Bismarck-
thums die Fackel dcr Zwietracht in iyr eigeneS
Land geschleudert, und man tann vorhersehen,
daß das Unheil sich weitcr ausbreiten und die
Gegensätze im nbrigen Deutschland mit aller
Schärfe wachrufen wird. Die Herzogthümer
sclbst werden cs zu büßen habcn.

Dic „Ztg. für Nordd." fordert jetzt zu einer
Agitation für ein deutjches Parlament aus.
Ohue desfen Etnwirkung würden die Herzog-
thümer zum zweiten Male geopscrt.

Die Betliner „Provincialcorresp." mcldet,
daß die allcin annchmbarc Friedensbedingung
in der gänzlichen Abtrctung Schleswigs, Hol-
steinS und Lauenburgs bestche; die Ablretung
müsse aber zu Händen Prcnßcns und Oester-
rcichs erfolgen, vorbehaltlich weitercr Erledi-
gung gegenüber dem Erbberechtigten und dem
Dentschcn Bnnde. Das Urthcil deS Bundes
werde bei der schließlichen Gesammtenlfchridung
bedeutend in's Gewicht fallen, aber nicht allein
entschciden.

Dic „Kreuzzeitung" macht zu der Nachricht
von Ercesfcn hannover'schcr Truppen in Rcnds-
burg soforl pvlitijchcs Kapital, indem sie sagt:
„Zwistigkeiten zwischen Truppen verjchicdener
Kriegsherren koinmen wohl vor; aber eine Be-
drohung der Lazarcthe unserer verwNndeten
Krieger ist unerhört. Dieser bedenklichc Vor-
gang wird hojsentlich Veranlassnng znr Prn-
fung geben. mit welchem Recht die sächstjch-
hannovcr'jchen Erecntionstrnppen noch Holftein
besetzt halten, nachdem von einer Epecution des
Bnndes gegen Dänemark längst nicht mehr die
Rede sein kann. Soll elwa die Executivn ge-
gen dre Verbündeten fortgesetzt werden?"

Der Generalarzt, Gch. Medicinalrath Pro-
fcssor Dr. Langcnbeck, ist wegen sciner Ver-
dienste aus dcm Kriegsschauplatze in den Adel-
stand erhobsn wordcn.

Die preinontestschen nnd lombardischen Bi-
schöse haben cine an den König gerichtete Ein-
gabe veröfsentlicht, worin sie gcgcn das von
der Kammer beschlossene Gesetz über Aufhebung
der Militärfrciheit dcr Geistlichen feicrlich pro-
testircn, und den König beschwören, demselbcn
scine Sanction nicht zu ertheilen.

Zn Madrid isi cine Amnestie fnr alle Prcß-
vergehcn beschlosscn worden.

Der General Saiitana, einst Prästdent der
Republik von Santo Domingo, der aber sein
Vaterland an Spanien vcrkaufte, ist in Folge
eincs Schlagcs zn Santo Domingo Plötzlich
gestorben.

kosungen odcr die ihm gcwidmcte Pfiege mit cincm
Biffe zu vergclten. Auck hicr muß cs demnach als
Regel geltcn, jedüi Hund, der das häusliche Dach
ans l vder 2 Tage veriaffen hat, wcnigfiens für
verdächtig zn haltrn, hanptsächllch wenn derftlhc
in dem so cben beschriebenen elenden Zustande fich
befindct.

Zn Vorstehendcm haben rvir dic Erscheinungen,
die Zeichen und die Eigenthümltchkciten ausgezählt,
welche die Wuth bet dem Huiide kcnnzeichnen und
wle solche der gelehrte Thierarzt von Alfort be-
schricben. Daß dle Wuth dcr Hundc dcmnach ketne
befiändigc Raftrei znr Folgc hat, wle daS Pnbli-
kum lm Allgemeinen glanbt, und zwar weil das-
ftlbe dic Krankheit nur nach den Aeußerungen der
Endperiode derftlben beurthellt, gcht daraus deut-
lich hervor.

Wichtig vor Allem ifi, dic Wahrheit hervorzn-
hebcn, damitJedermann davon durchdrungen werde,
drnn sobald der Werth dcr ersten Erschcinungcn deS
WuthzustandeS richtig bcurthrllt wird, so kann bie
Mehrzahl der »vn der Krankhelt befallrnen Hundc
bet Sctte geschafft wcrden, bcoor fie Gclcgenheit
g-habt haben, UnglLck anzurichtcn.

Eine Neuyorker Privatdepesche vom 10. Juli
vcrstchert, der Unionsgeneral Wallace sei in
Maryland in einer achtstündigen Schlacht gc-
schlagen wvrdcn.

Ziir LchlcSwig-Holstem'scheii
Lache.

Altona, 18. Zuli. Mit 4 Zügen gingen
gestern Morgen eine größere Anzahl preußi-
jcher Postbeamten der verschiedensten Grade
bis zum Poftillon nach Zütland ab, welchc
eine bedeutend'e Anzahl Postwagen ncbst den
dazn gehörenden Pferden mit stch führten;
aiißcrdcm eine ganzc Sanitätscompagnie.

Flensburg, 2V. Zuli. Die „Nordd. Z."
meldet, daß den entlassencn dänijchcn Beamten,
die nicht in den Herzogthümern geboren stnd,
nunmehr anbesoylen worden ist, in kürzester
Frist das Land zu ränmen. Es ist hier ein
Verbot gegen dcn Gebrauch dänijcher Schildcr
erlassen.

Frankfurt, 20. Zuli. Hr. v. Bismarck
hat nun Aussicht, drei Vcrfassungen nach ein-
ander zu Grnnd zn richten: 1) die schleSwlg-
holsteinische von 1848, wegen deren Anerken-
nung ihm der Herzog Friedrich besonders un-
angenehm ist; 2) die dänische, übcr deren De-
nwcratismuS er dem englischen Gesandten ge-
genüber sein Verdaminungsurtheil anssprach,
wie die Blaubücher beweiscn; endlich 3) dic
prenßische, die, ohnehin längst blos vegetirend,
nun ihrer Wesenheit nach völlig begraben «er-
den kann. Es ist diese Gestaltung nicht zum
geringsten Theil die Folge davon, daß ln Preu-
ßcn selbst die Angehörigen der sogcn. Fori-
schritlSpartei nicht nach eincm Sicg der rein
deutschen Sache, sondcrn partikularistisch nach
eincr Hegomonie ihreS Sonderstaates über
Dcutschland strebten, und meistenS sogar noch
heute in ihrer Verblendung beharren. So
drohen dcnn die mit dem Blutc der Söhne des
Landes erlangtcn Erfolge, stalt einfach zu eincr
Befreiung der Herzogthümer zu sühren, viel-
mehr in cinen Sicg über die Versassungspartei
des eigeneii Slaatcs sich umzugestalteii, und
überdics nvch einen Triumph über die sreisin-
nigen Verfassnngen zweier anderer Länder nach
sich zu ziehen. (N. Fr. Z.)

Hauptquartier Apenrade, 21. Iuli.
Der Capitän Hammer hat sich dem preußischen
Kanonenboote „Blitz" am 19. Abends zwischen
Sylt und Amrum ergeben. Acht Ofsizicre,
244 Mann, zwei Dampser, zwei Küstensahrer,
zehn ZoÜkutter und süns Transportschisse sielen
den Preußen in die Hande.

Jst die Krankheit aber zu vollkommener Ausbtl-
dung gelangt, d. h. kennzeichnet sie sich einmal
durch Rasereiausbrüche, so wtrd das Aussehen des

düstern Schein, ber Schrecken erregt — sagt Bou-
ley — selbst wenn man das Thter durch das Gttter
setneS Stalles, worin er verwahrt worven, beob-
achtet.

In dtesem seinem Gefängniffe ist er tn unauf-
hörlicher Bewegung und springt bet der geringsten
Reizung auf den Betreffenden zu, indem er daS
bereits gedachte ckarakteristische Geheul ausstößt.

Während des Wuthanfalles beißt das Thier in
die eisernen Stangen seines KäfigS und knirscht mit
den Zähnen. Und wenn man ihm eine hölzerne
oder eiserne Stange vorhält, springt es auf fie los,
erfaßt sie mit dem ganzen Maule und bcißt wieder-
holt hinein.

Diesem Zustand der Aufregung folgt jedock bald
große Erschlaffung; tn dieser zteht sich das erschöpfte
Thier tn den Hintergrund seines Stalles zurück und
bleibt daselbst einige Zeit unbeweglich, was man
auch aufbteten möge, dasselbe zu retzen; dann aber
scheint es plötzlich wieder zu erwachen, springt
 
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