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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0285

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Undtlbergtr Ztitung.

N» 223. D-nnerstag, 22. September '''''7-nLL'^L L8VL.

* Politische Umschau.

Die seit dem 1. Zuli vertagtc kurhessische
Ständcversammlung ist auf dcn 30. Septbr.
einberufen.

Nach der „Gcneralcorresp." ist die Angabe
ciner Wiener Correjpondenz der „Köln. Ztg.",
daß Oesterreich die Absicht habe, im Fall der
Erfolglosigkeit der öperreichisch-pieußischen Zoll-
verhandlnngen cinen Handelsvertrag mit Frank-
reich abzujchlicßen, eine reine Privatcombi-
nation.

Ein Privattelegramm dcr „Hamb. Nachr."
aus Paris vom 19. d. berichtet Niheres über
die Vereinbarungspunkte zwischen Frankreich
und Jtalien: Rom wird von Seite Frankreichs
innerhalb zweier Jahrc gcräumt. Victor Ema-
nuel macht Florenz zur Hauptstadt, und ver-
hindert eine Jnvasio« aus päpstlichem Gebietc.
Die Kammern werden anf den 1. Octbr. ein-
bernfen. Ratazzi kehrt zurück, um diese Politik
zu unterstützen.

„Jndependance belge" und „Opinione" ent-
haltcn Turincr Nachrichten, wonach der Abschluß
eineS Vcrtrags zwijchen Frankreich und Zta-
lien bezüglich der römischen Fragc außer Zweifel
ist. Der Vertrag ist am 15. untcrzeichnet
worden. Er bestimme: Rückzng der sranzö-
sischen Trnppen aus Rom in Zeit von zwei
Jahren.

Das Ministerium Narvaez scheint das Un-
stchere seiner Stellung zu snhlen, und will einc
Versöhnungspolitik befolgen. Demgemäß sind
die gege» Zeitungen beabsichtigten Processe nie-
dergeschlagen worden.

Rach russtschen Blättern hätts. die kaisertichc
Regierung die Anshebung dcr kathol. Klöster
in den polnischen Provinzen beschlossen. Die
Klostergüter würden in LechulfondS verwandelt.

Nach den neuesten amcrikanijche» Nachrichten
ist der Rcbcllengeneral Kelly tödtlich verwundet
in die HLnde dcr Unionisteu gefallen. Ebenjo
bestätigt eS sich, daß der geschickte jüdstaatliche
General Morgan gctödtet nnd sein Slab gc-
fangen wnrde. — Shcrman hat in den letzten
Tressen 1200 Mann eingebüßt, «ogegen die
Rebellcn 300 Todte, 250 Verwnndete und
außcrdem 1500 Gcfangene verlorcn. Ucber-
haupt wird berichtet, daß Sherman's gesammtc
Vcrluste in der letzten Zeit durch das Eintres-
fen von 4 bis 5000 Mann Verstärkung voll-
ständig ausgeglichen jeicn, wogegen die ihm
gegenüberstehende südstaatliche Armee um Tan-
sende gejchwächt-sei.

Z«r Schleswig-Holsteiii'sche»
Sache.

Kiel, 19. Scpt. Gestern sind die preußi-
schen Kriegsschiffe „Arcona", „Vineta" und
„Slymphe" hier eingelaufen. Militärmujik
spielte am Nfer. Die Kanonenboote kommen
heute. Die „Grille" ijt vorgcstern ausgegan-
gen, und zwar nach Danzig.

Der zu dem Herzog von Augnstenburg in
dcn vertrautestcn Beziehungen stehende Advocat
Wiggers erklärte in der geftrigen Generalver-
sanunlung des Schleswig - Holsteinischen Vcr-
eins: „Mit dem Staatsgrundgesetz (von 1848)
steht und fällt unser Herzog Friedrich."

Kolding, 19. Sept. Die Prenßen ziehen
jich fortwährend in Zütland nach dem Lmdcn,
sowoyl die Postcompkoirs als auch die Telc-
graphenstationen auflösend.

Wien, 20. Sept. Die dänische Antwort
aus die »on den dentschen Großmächten in der
Finanzsrage gemachten Vorschläge ist heute ein-
getrofien nnd wird in der mvrgen stattsinden-
den Conscrenzsitzung vorgelegt werden. Die
„Generalcorrespondenz" dementirt alle beun-
ruhigenden Gerüchte, wiePersonalunion, Gegen-
confcrenz der Westmächte, Räumuiig Jütlands
dnrch die alliirten Truppen. Die Börse war
günstig gestimmt.

Deutschland.

Karlsruhe, 17. Sept. Das Gesetz über
dic Gerichtsbarkeit und daS Bersahren in Po-
lizcistrassachen weist bckanntlich mit Eintritt der
neuen Organisation die Functionen der Staats-
anwaltschaft in Polizcistrafsachen der Bezirks-
polizeibehörde zu, Zur Besorgung dicser'Ge-
schäste einschlicßlich der Voruntcrjnchnng wer-
den denjenigen Aemtern, bei wclchen sie nicht
eincm außer dcm Amtsvorftand angestclltcn
Amtmann oder sonstigen Beamtcn zugetheilt
werden, Refercndäre oder RechtSpracticanten
als Gehilfen beigcgeben. Zu solchen Amtsge-
hilscn sind ernannt: 1) Bei dem Bezirksamt
Konstanz (znr Besorgnng der Staatsanwalt-
schast in Polizcistrafsachen vor dem AmtSgericht
Konstanz und jener in polizeilichen und gcricht-
lichcn Strajjachen vor dem Amtsgericht Radolph-
zell) Referendär Eduard Levnhard von Ersingen.
2) Bei dem Bezirksamt Stockach: (zur Besor-
gung der StaatSanwaltschast in polizeilichen
und gerichtlichen. Strafsachen vvr den Amts-
gerichten Engen, Stockach und Meßkirch) Ref.
Ottv Litschgi in .Freiburg. 3) Bei dem Be-
zirksamt Ücberlingen Ref. Zohann Zäckle von

Ebringen und Ref. Karl Farenschon von Kon-
stanz (z. B. der polizeilichen und gerichtlichcn
Strafsachcn vor den Amtsgerichten Ueberlingen,
Mecrsburg, Pfullcndorf). 4) Bei dem Bezirks-
amt Villingen: (z. B. der Staatsanwaltschast
in Polizeistrafsachen vor dem AmtSgericht Vil-
lingcn, sowic in polizeilichen und gerichtlichen
Strassachen.vor dem Amtsgericht Lriberg) Ref.
Ferd. Beck von Krautheim. 5) Bei dem Be-
zirksamt Donaneschingen (z. B. der Staatsan-
waltschaft in polizeilichcn und gcrichtlichcn Straf-
sachen vor dem Amtsgericht Donauejchingen)
Rechtspracticant Thevd. Singer pon Freiburg.
6) Bei dem Bezirksamt Bonndorf (z. B. der
StaatSanwaltschast in polizcilichen und gericht-
lichen Strafsachen vor dem AmtSgericht Bonn-
dorf, St. Blasien und Neustadt) Ref. Jakob
Wciser in Ebringen. 7) Bei dem Bezirksamt
Säckingen (z. B. der StaatSanwaltschaft in po-
lizeichen und gerichtlichen Slrassachen vor den
Amtsgerichten Säckingen und Zestetten) Res.
Wilhelm Amann von Freiburg. 8) Bci dem
BezirkSamt Breisach (z. B. der StaatsanlHalt-
schaft in polizeilichen und gcrichtlichcn Straf-
sachcn vor den Amtsgerichten Breisach und
Staufen) Ref. Franz Stehle von Freiburg.

9) Bei dem BczirkSamt Waldkirch (z. B. der
StaatSanwaltschaft in polizeilichen und gericht-
lichen Strafsachen vor dem Amtsgericht Wald-
kirch und der gerichtlichen vor dem Amtsgericht
Emmendingen) Ref. Karl Lederle von Stanfen.

10) Bci dem BczirkSamt Lörrach (z. B. der
Staatsanwaltschast in Pvlizcistrassachcn vor dem
Amtsgericht Lörrach und in polizeilichcn u«d
gerichtlichen Strafjachen vor dem Amtsgericht
Müllycim) Rcf. Heinr. Kohlund von Blumen-
feld. 11) Bei dem BezirkSamt Schopfheim
(StaatSanwaltschaft in polizeilichen und gericht-
lichen Strafsachen von den Amlsgerichten Schopf-
heim und Schönan) Ref. Otto Vesenbekh von
Durlach. 12) Bei dcm Bezirksamt Kcnzingen
(zur Aushilse bei der Staatsanwaltschast in
Pvlizeistrafsachen und zur BesorguNg derStäats-
anwaltschast in gcrichtlichen Strassachen vor dem
Amtsgericht Lahr und jencr in polizeilichen und
getichtlichen Strassachen vor den Amtsgerichten
Ettenheim und Kenzingen) Ref. Konrad Lö-
wenstein von Heidelberg. 13) Bei dcm Be-
zirksamt Kork (z. B. dcr Staatsanwaltschaft
in polizeilichen und gcrichtlichen Strafsachen
vor das AmtSgericht Kork und' Oberkirch)
Res. Aug. Exter in Kork. 14) Bei dem Be-
zirksamt Ofsenburg (z. B. der Staatsanwalt-
schaft in Polizeistrafsachen »vr dem Amtsgericht
Osfenburg nnd in polizeilicheu und gerichtlichen
Strafsachen vor dem Amtsgericht Gengenbach,

tzieber bas Ende lassMe's.

(Fortfetzung.)

Nach dem Berner Aufcnthalt nämlich war Frl.
v. D. nach Genf gereist, w° ihre Familie, cin
Vctter, etn Herr Arendt und kln Hcrr v. Kaiser-
ltngk, ein zukünfliger Schwager d,S FräulelnS,
eine Villa gemlelhet hatten. Laffalle war aus ihre
Bilten nach G-nf gefolgt und in etner ihr bekann-
ten Pcnsion Bovct abgestiegen, wo er mit Mühe
im dritten Stock cin Uiiterkommcn fand. Hier
hatte da« Fräulein ihm wiedcrholte Besuchc ge-
macht, ihm ihre Llebe aus's glühendsic crklärt und
war endllch eines Morgens so weit gegangcn, lhm
zu sagen: „lch bin Dcin Wcib, Delnc Sachc."
LaffaUc hatte dieSmal gegcn setne sonstigc Art vor-
gkschlagen, erst dcn legalen Weg zu vcrsuchen, ehe
man zu Gewaltmitteln schreiten wollc, und das
Mädckcn zurückgeführt, bcreit, ln aller Form um
sie bcim Vater anzuhaltcn. Die Folgc davon war,
daß man das Mädchen vollstäudig sequestrtrt hatte.

Man stkllte Wachen auf, Niewand wußtc, wo
sie gcbtiebm, nur einmal hatten Rüstow und Las-
salle sie >n einem Wagc» mit dem Vater jahrc»

sehen, von wo fie einen langen durchdrlngenden
Bltck aus Laffaüc geworsen. Spätcr crfuhr man,
daß fie nach B . . . verietst gewcfcn. „Eile ich nicht,
sv sagte dcr unglückliche Laffaüe in seinem Liebeö-
wahn, so witd sic dtcscm Menschcn, dcn sie nicht
liebt, vcrmählt und am 1. Octobcr muß ich ins
Gefängniß, oder, bletbe ich fcrn, so führt man fic
indessen nach Bcrlin - gehc ich lns Gefängniß,
so sind mir dic Hände cbcnsalls gebundcn und man
verhcirathet sie — kurj, die Lagc war einc vcr-
zwcifrlte. Es kam ihm damals daraus an, erstcns
zu entdecken, wo das Mädchen sei, und dann den
Vater zu zwingcn, lhr dir Wahl fret zu laffcn.
Jn dcm Wahn, daß Herwcgh mit eincm dcr Friund-

deö alten D.Lleblg oder Kaubuch persöu-

llch bckannt sei, hattc er an ihn nach Basel gc-
schrteden, damlt er selneu Einffuß schriftlich odrr
nöthlgknfalls mündlich gkltend machc. Gcorg kannte
kcincn der beiden Herren, fckrleb jedoch auf Las-
sallcs Bltten in diefcm Sinne an Richard Wagner.
Er srldst, Lassalle, ging nack jcner Nacht nach
Karlsruhe, wo dte Gräfin war und allcrhand
Schritte thun mußte, dann nach München, wo er
den dortigen bahcrischln Ministlr, dcffen Ramen

mlr cntfallen ist, so fnr fich und seln Rechs zu
lntcressiren wußte, daß dieser eincn Stellvertreter,
eincn vr. sur. Namens Hähnle nach Genf zum
alten D. sckickte, um von ihm zu vcrlangen, daß
er der Tochter keinen Zwang anthuc, und vor
seinen, deS vr. HLHnleS Augcn cincn notariellen
Act aufsetzen lasse, worin daS Fräulein lhrcn
Wlllen srci erkläre. Lassalle, dcr persönlich beim
alten D ....... nicht vorkommcn konnte, hatte

lhm geschrtrben und durch Rüstow auch dcm Mäd-
chen, welcher ber Brief tm Bcifetn de« Bräutigams
nnd des Vaters und des vr. Hähnle eingehiudlgt
wurde — außcrdem ans einc zwcistündlgc Unter-
redung mit der Tochtcr gedrungen. Das Fräulrln
aber vcrweigrrte dies Gefuch, und zwar mit den
Worten: „ötr. s.S88gIIo uims ö parlsr, ckeux bkllres

darauf die crdcnklichsten Vorstellungcn, alS Stellcn
anS dcn Brlefen vorgelefen, jcne Scenen in der
Penston Bovet mlt den odllgaken Worten: „lch
bin Dcln Weib u. s. w." von dcn Umstehenden
bcsprochen nnd ihr in« G-wlffcn gercdet wurde,

so d-rß dem alten D.heiß und kalt wurdc

und sämmtUche Anwesendc starr von dem bltcben,
 
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