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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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Htidtlbtrgtr Ieitlmg.

Äl>r. Lrschrint. MontagS auSgenommkll. täglich. »L Vr.sst Zasertioll«gebührell für dte Sspaltigr Petit- M^MLM

PreiS virrteliährlich 5» tr. ^S. ,eile werbea mtt 3 kr. berechaei. M^DMWM:»

* Politische U-nschau.

Zur Kennzeichnung deS gegcnwärtig in der
Berliner Presse herrschenden gnten Trme« thcilt
die „R. Fr. Ztg," solgenden PassuS aus der
„Reform" — einem sonst liberalen und gut
rcdigirten Blatte — init: „Jener Schl-Swig-
Holstciner, den wir ncuiich in „Seinem" Lande
wenigcr zählten, hat sich bereits aus die Beine
— oder vielmehr auf die Socken — gemacht:
der Augustenburgcr ist incognito, auf einen
Wink von Dresdcn her, davon gegangen.
Er hatte nicht die Lust — oder dürsen wir
hier nicht wcnigstens sagen: den Muth — es
auf einen „Schub" ankommen zu lasfen. Er
soll nach Gotha gereist setn, viclleicht um den
Herzog Ernst bci dem schöneu Wetter zur
Gemsenjagd in der Hinterriß, seinem Zagdre-
vier, zn geleiten: cr hätte danii deu Vortheil,
jede unangenehine Redensart, die ihm eiwa auf
den Weg mitgegeben würde, sür sein Waid-
inannsglück, daS bekanntlich gute Wünschc ver-
abscheut, zn verwerthen. Es soll ihm eine
Aussorderung bevorgestauden haben, Holstein
zu veriasscn, bis dje Erbfolgesrage erlcdigt sei
und daß dics zweckmäßig und billig sei, daS
ist ja jchon früher von Officiösen angeregt
worden."

Die Nachricht, daß Herzog Friedrich am 21.
Kiel verlassen habe, um sich nach Golha zu
bcgeben, wird mit dem Einzuge mehrerer preuß.
Bataillone in Kiel in Verbindung gebracht.

Iiach der „Ostd. Post" habe dic Hanno-
ver'sche Regierung direct nach Wien telegra-
Phirt und gefragt, ob. Oestcrreich mit dem Bc-
sehl des Prinzen Friedrich Karl eiiiverstanden
sei, wbrauf sofort die Rückantwort erfolgte:
man sei durch diesen Befehl überrascht worden
und die östcrreichische Regierung habe von
diesem Schritte nicht die mindeste Kenntniß
gchabt. (Wird sich aber dcnnoch damit ein-
verstanden erklären.)

Der „Nürnb. Corresp." cnthält folgende nur
zu wohl begründete Mahnung: Wir möchten
doch Angesichts der Rendsburger Ereignisse die
Frage stellcn, ob unser gcräujchloseS baycrisches
Ministerium es noch nicht an dcr Zeit findet,
den Landtag einzuberufen? Auch der Kurz-
sichtigste muß sehen, um was es sich gegcn-
wirtig handelt: es steht nicht blos Schleswig-
Holstein, sondcrn auch die Bundesverfassuiig,
die Existenz der Einzelstaaten und also auch
die Baycrns auf dcm L-picl. Sollen diese
Lebensfragen der Nation und der cinzelnen
Stämme cntschicdcn werden, ohnc daß die bayc-
rische LandeSvertretung Gelegenheit erhalten hat,

Ein Setrüger par excellenvo.

Wohl selten hat ein Mann so viele Arten von
strafbaren Handlungen begangen und tn so rasfi-
nirter W-Is- seinen Milbürgern Schadcn zugesügt,
w° fich nur irgendwie G-legcnh-tt zur Ansb-nt-
fand, wie der setzt stüchtig g-wvrd-ne R-stanrateur
Eck zu B-rlin. Von Tag zn Tag.kommen mchr
falschc W-chs-l und m-hr Unglückliche zum Vor-
sch-in, d-n-n -r ihr B-rmögen abg-schwind-lt hat.
Am meist-n zu d-mltl-id-n ist -in arm-s Mädch-N,
das sich am Montag Abend in d-m ehemals Eck-
sch-n Local! -infand, wcil -s g-hört battc, daß
Eck verschwunden f-i. ES war in dcr größten V-r-
zweiflnng und -rjählt-, daß -S am Tagr vor d«r
Flucht von Eck als Wirthschaftsmams-ll engagirt
w«rd-n s-i und lhm cine Eaution von lbvü Thlrn.,
stin ganzes mühfam erworbcncs Ersparniß, übcr-
g-ben habe. Die S-ene, welchc sich cntwickelte,
ali dic Arme zu d-r U-berz-ugung kam, daß fik
dctrogen, war -in- alle Anw-s-nden ties -ischül-
t-rnde. Mit -inem anderen B-trog-nen hat man

ihre Stimme in die Waagschale zu werfen?
Gibt es für die Volksverlrctung dcs größteu
der Mittelstaaten noch immer, wic im vorigen
Winier, keine Geschäfte zu bejorgen? Wenn
das die Meinung unserer Staatsregierung ist,
so könnte der erste Act unseres Ländiages bei
seinem nächsten Zusammenlritt eine erste An-
wendung des Gesetzes über die Ministerverant-
wortlichkeit scin: vorauSgesctzt, daß bis dahiu
nichl dcr Landtag und die StaatSrcgierung
durch preußische uud „alliirte" österreichische
Bajonettc hinweggefegt sind.

Die „Liberale Berlincr Correspondenz" bringt
die plötzliche Besetzuug Rcudsburg durch preu-
ßische Lruppen nicht mit Unrecht, mit dcn deut-
schen Reformpiäncn in Verbindung, über welche
sich Hcrr v. Bismarck und Graf Rechberg in
Karlsbad verständigt haben sollen. Weichen
die deutsche» Bundestruppen uuter fortwähren-
dcm Prvtest zurück, so gilt das sranzösische
Wort: yui proteste, uiuligiie, und der deutsche
Bund hal auch dcn letztcn Schatten seines An-
sehenS verloren, sv daß sich die driugende Noth-
wendigkeit, etwaS audereS au seinc Stelle zu
setzeu, vdii keiner Seite mchr wird läugneu
lassen. Für diesen vorausgesctzten Fall werden
danil Hr. v. Bismarck und Graf Rcchbcrg wohl
schon eine neue Versasfung des zukünftigen
deutscheu ReicheS in der Tasche haben, welche
dann von den übrigen Mitfürsteu angeuommen
werden muß. Welchcr Art dieje scin wird,
lasseii dic osficiösen Corresporidenteii, welche in
der lctzten Zeit so manchcs von Trias-Jdeen
gefabclt habeu, ahnen.

Die „Const. Oesterr. Ztg." sagt: „Die preu-
ßische Allianz hat bishcr das österreichische Volk
keineswegS mit Entzücken crfüllt. Die öster-
reichische Regierung hat in dieser Verbiiiduilg
manchen harten Moment mitdnrchlebt. Oestcr-
reich inuß es sehnlich wünschen, daß der Riß,
wclcher im Jannar d. Z. im dentschcn Bnndc
entstand, wieder geheilt werde; das aber ge-
schieht nicht, wcnn ein Bundcsmitglicd, ans einc
momentanc Ucbergewalt pochend, barsch über
Bundesanordnungen himveggeht, ja, der Bun-
deSantoriiät mißachtend eiitgcgentritt."

Selbst dcr „Würtemb. StaatSanz." spricht
über dic RendSburgcr Vorgängc seilie Ent-
rüstung aus und kommt zu der Vermuthuiig,
dah hier „etwas Gemachtes" »orliege.

Die in Hannover erscheincnde „Zeitung für
Norddcutschlaiid" hat eS kürzlich gcwagt, sich
gcgen die preußischen Uebergrifse auSzusprechen.
Der „Elberfclder Zcitung" znfolgc ist daS
Blatt nunmchr von dcr preußischcn Regierung
verboten Ivordcn.

in den Kreiscn der Eck'schm Bekamitschaft nicht
gerade ebenso großes Mitleld wie mit diesem armen
W-s-n. Von Eck rührtin die seit -inigen Monat-n
t» den Z-itung-n -rschi-n-nen Annoncen her, tn
drnen rin Gastwirth fich erbot, Personen gegen
Ailshändigling eines KapitalS in der Art anf Leib-
rrntrn zu nrhmrn, daß fie täglich bei ihm so viel
-ffen iind trlnken könnten, als sie wollten. Ein
Gewerbeireibender sanb sich, dcr Ivüü Thlr. hcr-
gab, nm ln dirser Wrise s-in-n L-ib pflcgen zn
könncn, und er soll vics scit dcr Zeit seiner Leib-
rentcnschast auch redlich gethan haben, indem er
täglich gegen sechSmal in ber Eck'schen Restauration
erschienen tst uiid jedcsmal einen Eicrkuchen, etn
halbes Zwelgroschenbrod nnd einige Setdel Bier
vertilgt hat. Eck war jedoch nicht der Mann, d-r
stch ungcsirast auöbeutcn ließ, er wußte auch diesen
Speculanten richtig zu nchmen, indem cr ihm sür
kvvv Thlr. sein Geschäst veikauftr, nämlich ohnc
es thm zu übergevcn, sd daß dtescr Herr jetzt webcr
feine Eierkuchen noch srin G-ld erlangen kann.
Das Geschäfl hat Eck kurz vor setncr Flucht an
drn letzten Käuser, -inen früheren Gasthofbcfitz-r,
übergeben, der ihm dafür Lvvü Thlr. gezahlt hat

Ein officiöser Artikel in der Mnnchener
„Abdztg." gibt gegenüber beruhigenden Corre-
spondenzen im Wiener „Botschaster" die Ver-
sicherung, daß Staaisminifter Frhr. v. Schrenk
in dcn Erfolgen seincr handelspolitischen Un-
ternehmungen so wenig als seiner schleswig-
holsteinischen Politik einen Grund erblicken
köune, von seinem Posten znrückzutreten.

Die Nachricht französischer Blätter, daß der
König von Prenßen nach Baden gchen werde,
um dort mit dem Kaifer Napoleon zusammen-
zutrefien, wird in der „Voss. Ztg." als nnbc-
gründet bezeichnet.

Die Sitzungen des italienischen Abgeordneten-
haufes wurden auf unbestimmte Zeit vertagt.

Die „Opin. nation." will wifien, daß in
Rußland binnen Kurzem die jämmtlichen
Mönchs- und Nonneukiöster aufgehoben wer-
den sollen.

Aus Constantinopel wird berichtct, die tür-
kische Regierung habe alle Anstallen protestan-
lischcr MisstonLre schließen lafien und die Ver-
haftung mehrerer ueueii Convertiten angeordnei.

Zur LchleSMig-Holstciu'scheii
Sache.

Es steht jetzt fest, daß die kriegführenden
Thcile bei dcii FriedenSverhaiidlungeii durch je
zwei Bevollmächtigte vertreten sein werden:
Däiiemark durch den Minister Hrn. v. Quaade
und dnrch den (frühern Militärbevollmächligten
in Frankfurt) Oberst Kanfimann; Preußen
dnrch Hrn. v. Bismarck und Frhrn. v. Werther,
den Gefandten in Wien; Oesterreich endlich
durch den Grafen Rechberg und den Baron
Brenner, der zur Zcit des AusbruchS des
Kriegs österreichischer Gesandter in Kopen-
hagen war.

Kappeln, 18. Znli, Jn einer gestern ge-
haltenen Versammlung von 400 Bnrgern nnd
Einwohnern Kappclns wurden nachstehendc Rc-
solntionen einstimmig angenommen: „1) Wir
Ivcrden unter allen Verhällnisseii, Ireu unserem
Gelöbniß, festhalten an unserm rechlmäßigen
Herzog und Herrn Friedrich VIII. 2) Wenn
der Großhcrzog «on Oldenburg Ansprüche aus
den Thron der Hcrzogthümer erhebt, so hat es
uns mit Unwillen und Trauer erMt, daß ein
deutscher Fürst im Widersxrnch mit dem ein-
müthig ausgesprochenen Willen des schleswig-
hvlsteinijchen Volks, im Widerspruch mit ganz
Deuischland und seincn eigenen Landstäiiden,
die heilige Sache unsereS Vaterlandes durch
unbegründete Ansprnche, «enn anch mcht gc-
sährdet, so doch deren endlichen Abschluß ver-

und der fich tm Befitz bestndet, weil schon borher
di- Wohnung d-S Eck mit Genehmigung d,S Etgen-
thümerS auf ihn üb-rtragen worden ist. Eincn
audcren GeschäslSfreund hat Eck in folgender Welse
betrogen: Er hatte diesrm auf s-in Bitt-n «in Ac-
eept gegeben, weil fi- fich gegenseitig in dteser Art
ichon öfter auSgeholfen hatten. Eintge Tage vor
drm Versalltage kam nun dieser Freund zn Eck,
gab ihm die Wcchselsumme und bat thn, daS Ac-
ccpt damit cinzulösen; Eck vcrsprach dicS auch, löste
abcr den W-chfel nicht ein, sondern fälschte etnen
andercn auf seinen Freund, mit dem er das Papter
prolongirte, den damtt eingelöstcn Wechsel aber
verkaustc cr noch einmal, so daß der Frcund jetzt
das Geld noch etnmal zu bezahicn hat. Auch seine
«igenc Fran hat cr nichi gcschont. Da dtesc ketne
Wechsel unterschr-ibkn wolltc, so fälschte er ihren
Namen, nahm, svbald -ine Klagc grgrn ste kam,
dic Vorladung an, sagtc ihr natürlich oon dem
Proceß ntchts, und so wurde die Fran, ohne ein«
Ahnnng davon zu haben, verurthcilt. Sett setner
Flucht hat bie Frau Eck schon mchrsach zu schwören
gehabt, daß ihre Unterschrift anf eingeklagten Wech-
seln falsch ist. Eck hat schon vor 14 Tagen -inen
 
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