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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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Mittwoch, 17. August L8KL.

192. ^^''"pr?s "vittlrliädN

Belgien.

Jn Belgien hat nach den ncnesten Rach-
richten bci den Kammerwahlen dic liherale
Partei mit 12 Stimmen Mehrheit über die
clericale Partei gestegt. DaS Versassungsleden
und dic innern Berhältnisse Belgiens übcr-
haupt sind answärtS lange Zeit über allzu
wenig beachtet worden. Da es jedoch immer
als ein constitutioneller Musterstaat gegolten
hat, da zugleich ein näherer AnknnPfnngsPunkt
mit unserem eigenen Versassungsstaate (Baden)
in neuerer Zeit dadnrch entstgnden ist, dast —
was viclleicht nur Wenigen bekannt ist — die
Grundsätzc unserer ncnen Verwaltungsorgani-
sation großentheilS aus dcr bclgischen entnom-
men sind, so dürfte ein kurzer Rückblick auf
die neueste Krisis in Belgien auch in den
Spalten dieses Blattes am Platzc sein.

Es stehen sich in diesem Staate schon scit
langcr Zcit 2 große Partcien enggeschlosscn
gegenüder: die liberale und die katholische, oder
richtiger gesagt, clericale Partei. Nach ihren
Sitzen in der DePutirtenkammer wird jenc als
die Linke, diefe als die Rechtc bezeichnct. Eine
Mittelpartci zwischen beiden gibt eS nicht. Das
StiminenverhLltniß in der Kammer war früher
der Arl schwankcnd, daß abwechsclnd bald die
Liberalen, bald die Clericalen eine Mehrheit,
abcr nie eine bedeutende, bcsaßen und demge-
mäß (nach dem in Bclgien streng befolgten
parlamentarijchen) Grundsatzc dic Rcgicrung
biideten. Der letzte Ministcrwcchscl hatte 18ä7
stattgesunden. Damals trat das katholijche Mi-
ni.steriuiii de Dccker und Vilain zurück, wcil
dic Gemeindewahlen (anf Veranlassung dcS sog.
Wohlthätigkcitsgesetzcs, mit dcm die clericale
Partei nutcrlag) in libcralcm Sinne ausgc-
fallcn waren. Die Liberalcn, an ihrer Spitze
die HH. Frere-Orban und Rogier übcrnahinen
die Regierung. So blieb eS biS zu Anfang
dieses Jahres. Zn dcr zuletzt zusainmengetre-
tenen DePutirtenkammer standen sich numerisch
dis beiden Parteien fast gleich. Die Clcricalen
hatten daher auf Bildung eines neutralcn»odcr
sog. bloßen Verwaltungscabinets angetragen.
Dagegen eiklärte jich aber init Recht die össent-
liche Mcinung, indem ein solchcs außerparla-
inentarisches, faxbloses Ministerium allen Tra-
ditionen dcs Laudes widersprechc; ein Mini-
sterium aus dem Centrum hielt mau für uu-
möglich, weil eS ebeu kein Centrum, keiue
Miklelpartei gebe. Die liberalen Mittister boten,
bei der schwankenden Stiininenzahl iu der Kam-
mer, auch einmal förmlich ihre Entlassung an,
der König abcr nahm die Entlassung nicht LN,

Der Fcldbrrg und scin neurs Easihans im
odercn Zchwarjwald.

(Schliiß.)

Dtr Feldbcrger Hof. Mit drr Erösfnung
diists Gafthoft«, drr iii jidrr Hinficht allrn billigen
Aniorderungen rntspricht, ifi erfi der Feldberg rrcht
zugänglich grworden. AllerdingS findet man sich
-nsänglich g-tänscht, wrnn man, aus die Zeitnngs-
nachrichten bin, dir s-tner Zrit dic Lröffnung dtests
Oddaches, als eines HauseS auf drm Feldbrrge ch,
verkündeten, dasselbe an dem südöftlichen Abhange
des Berges ctne halbe Stunde Wegs von dem
Thurmc entfernt sindet. Bei nähercr Untersuchung
dcr Oertllchkeit muß jedoL zugestandcn werden,
daß die Wahl derselben keineSwegS einc ungünstige
gcnannt werden kann. Nicht alleiu, daß bri dcr
dcoorsteheuden Lrbauuug etner Fahrstraßc von

Mau denkt hierbei unwillkürlich an daS HauS auf
dem Feldberge des TaunuS, welches dessen cigenltichen
Gipsel zierl, vereinigt mit einem AussichlSlhurin; ein
Haus, dessen Wirlhjchailer — belläustg bemerkt — oon
ieintin Schwarzwälder Belter Manchcs lernen könnlc.

nnd es willigten jcne ein, bis zur Bildung
eines neuen Cabinets die Gcschäflc intcrimi-
stijch fortzuversehen.

Ein Programin der Rechten, welcheS ganz
absonderiich formulirt war, und anf nichts Ge-
ringcres trachlete, a!S nach drr Thcorie des
Hrn. Moiitalenibert, Kirche und Democratie mit
einander zu versöhnen, mit andern Worteu, eiu
Programm dcr Re'chtcn, mit weit über die Linke
hiuaNsgeheuden demokratischen Tendenzen, wel-
ches den clericalen Bestr-bungcn die breiteste
Basts jchaffen sollte, wurde verworfen. Nun
brachte ein liberaler Abgcordneler der Hanpt-
stadt Brüsscl, Orts, cinen Vorschlag ein, daß in
Anbetracht des Umstandes, daß seit Gründnng
dcs Königrcichs dic Einwohnerzahl desselben sich
bedeulend vermehrt hade, verschiedene ncue Ab-
geordnetenstellcn zu jchaffen seien, ansonst ein
erheblicher Brnchtheil der Nation sortwährend
unvertrelen sei. Da diese Ergänzung nun haupt-
sächlich dte größlen Städte bctroffen hätte, welche
mcistens in iiberalem SinNe stimmen, während
die Clericalen ihren Hauptciiifluß auf dem
Platten Laude befltzen, so eiserten diese letzteren
auS allen Krästen wider den nenen Gejetzes-
vorschlag und blieben znletzt, um die Kammer
durch Unvollzähligkcit an einer entscheidenden
Abstinnnung zu hindern, in vorxoro aus den
Sitznngen hinweg. Eine nothwendige Folge
hievon war sodann dic Auflösuiig der Kaiiiincr
»on >seiten dcs Königs, und die Berusung an
dic maßgebcnde Stimme dcS Volkes, wciche in
dcr obcn angcgebenen Weisc ausgefallcn ist.
Wenn von der liberaien Mehrheit nunmehr der
Oris'sche Anftag zum Gesetze erhoben wird,
und in Foigc davon noch eine Anzahl weitcrer
Dcputirter gleicher Farbe und Richtuiig i,i die
Kammer gelangcn, so ist voraussichtlich die
Präponderanz diescr Partei auf lange Zeit
hinaus gesicheri.

* Politische Umschau.

Die Ratificationen dcr ncuen Zollvcrträge
wurden hcute in Berlin ausgewechscli.

Zu Paris fandcn bereiis vor zwci Tagcn
große Vorberciiungen znr Feicr des heuiigcn
NapoieonstageS statt. Zwei Obristcn wurden
zu Brigadcgencrälen und ein Schissscapilän zum
Conlreadmiral besördert, der Minister Behic
znm Großofftzicr, Minister Duruy zum Com-
mandenr und der Compositenr Rossini znm
Großofsizier der Ehrcnlegion ernannt.

Rach dem Moniteur hat dcr Kaiser 1517
Verurtheilten die Strafen ganz oder theilweisc
criassen.

Todtnau nach Bärenthal dcr Feldberger Hof durch-
aus brqurm zugänglich grmacht wird, so bietrt er
auch einen wohl gelegenen Mrttclpunkt für loh-
»rndr AuSflrige nach allen Richtungen htn. Zu-
nächfi sührt cin wohi unterhaltcner Rcitpfad über
den Seebuck (20 Minuten, ein prachtvoller AuS»
sichtSpunkt, von dcm aus sich namentlich Blicke
nach dem Feldsee in ticscm Kesscl, dem Titi- und
Schluchsee, die von dem eigentlichen breiten Berg-
rücken nicht zu schen find, eröffnen) nach dem Thurm.
An den sorellenreichen Feidsce, eine wahre Fund-
grube für grschtckle Kischrr (drnn -s ifi hier so
schwierig, der schlauen Forelle beizukommrn, daß
d-r mit dem Rrchte der Fischeret beliehcne Wirth
deS Fcldbergrr Hofts hieraus eiiirn unmittelbaren
Rutzen nicht zirht, vielmrhr eS d-r Geschicklichkcit
und Geduld der Söhnr Aibions, dic das Fischerci-
grschäst anS Liebhabrrri trribrn, übcrläßt, sich
schmackhaften Mundvorrath einzufangrn), sübrt
abwärts in riner Vicrtelstnnde ein Fclscnpfad;
doch ifi auch ein schöner Wasseesall b-suchrnSwrrth.
Wclterhin btrtrt drc Wannr dir rcizcndste Aus-
sicht nach drm Titisre.

Eine halbe Stunde enlftent liegt der Ruckr

Ein Telegramm mcldel, daß in Belfast
(Zrland) Unruhen stattgefundcn haben nnd da-
dei viele Verwundnngen vorgekonimen stnd. —
Die Hoffnung, daß dem Tumulte zwischen den
protcstantischen und katholischen Beivohnern
durch das taktvolle Einschreiten der Polizci die
Spitze abgebrochcn sci, hat sich leider nicht be-
währl. Dcr ncueste Tekegraph meldet auS
Dnblin: „Der Belfaster Krawall hat heute
zwischen 2 und 5 Uhr MorgcnS seinen Höhe-
pnnkt erreicht. Es wurde mit Steinen und
Ziegeln, mit Knüttcln und selbst mit Schieß-
waffen gesochten. Bcvor die Polizei, die sich in
ihre Kasernen znrnckgezogen haite, einschreiten
konnte, waren viele Personen mehr oder weni-
ger beschädigt. Ein Frauenklvstcr wurde gänz-
lich vcrwüstet. Zm Begräbnißhause des St.
Patrick-Vcreins und in anderen Gebäuden wur-
den alle Scheiben eingeschlagen. Die Bchörden
beriethen hierauf über die weiteren Maßregeln
znr Erhaltung der Rnhe und kamen zu dem
Bcschlusse, Militär ausrücken zu lassen, wenn,
wie zu erwarten steht, die Unruhen am Abend
wieder beginnen solltcn.

Z»,r Lchleswig-Holsteitr'schen
Eache.

Paris, 13. Aug. Das officiöse „Pays"
cnthatt folgendes mttgetheilt: „Mehrere frcmde
Blätter behaupten, daß die französifche Negie-
rung an ihre diplomatifchen Agenten in Deutfch-
land ein Rundfchreiben gefandt habe, worin fie
das Auftreten Preußens in Rendsburg fcharf
tadele. Diese Nachricht isk vollständig falfch.
Eö ist das dritte Nundschreiben, welcheö seit
dem Schlussc der Conserenzen die sremde Presse
mit Unrechl dein Pariser Cabinette zuschrcibt.
Dieses besteht eben so wenig, wie die beiden
anderen. Da die kaiserliche Regierung nicht
geglaubt hat, daß die Chre und das Zntcresse
Frankreichs erheischen, daß sie sich am danisch-
deutschen Conflicte thätig betheilige und einen
persönlichen Antheil daran nehme, so liegt kein
Grund vor, daß der Tuillcrienhof heute durch
seinc diplomatische Action einwirke. Frankreich
hat weder die Jnitiativc, noch die Verantwort-
lichkeit bei dcn ersten Unterhandlungen. Es
will diese Haltung bewahren und sich darauf
beschränken, die Vorfälle zu beobachten, welche
in Folge der Unterzeichnung der Wiener Frie-
densprätiminarien sich ereignen können."

Hamburg, 14. Aug. Aus Aarhuus wird
berichtet, daß General v. Plonski am 10. be-
kannt gemacht habe, die nach Jütland zurück-
kehrenden beurlaubten dänischen Soldaten müß-

(Rücken, GebirgSrücken, so wie Buck für Buckel

dortigen Berglandes entsprechen), gleichsalls mit
weiter Aussicht, zugleich Iagdrevter deS Feldberger
Hofes, welches länger weilenden Gästen gerne zur
Verfügung steht. Endlich das eine Stunde ent°
fernte Herzogenhorn mit malerischer Ausficht in die
Thäler von Menzenschwand und Bernau bis nach
S. Blasien, so wie trefflicher Uebersicht der ganzen
Feldberggruppe selbst.'

Obschon der Feldberger Hof immer noch auf
einer Höhe von nahe an 4000 Pariser Fuß liegt,
so bieten doch Berghänge und der hier schon begin-
nende Baumwuchs besonders gegen den Nordwind
so trefflichen Schutz, daß es möglich war, dem
Hause diesclbe gefällige Form zu verleihen, wie
man sie von den ähnltchen Ansiedelungen auf dem
Rigi u. s. w. gewohnt ist. Es enthält einen Speise-
saal, ein Gastzimmer (welch' betde durch Heraus-
nahme einer Scheidewand zu einem großen Gesell-
schafts- oderTanzsaale umgewandeltwerden können)
nebst Küche u. s. w. im Hoch-Parterre, dazu 18 Zim-
mer mit 21 Betten in den oberrn Stockwerken.

Der Bau bes Hauses hat i:^,000 fl. rrfordert,
 
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