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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0085

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* Polittsche Umschau.

Ein Wiener Teicgramm meldet, es gehe daS
Gerncht, DLnemark wünsche die Vermittlnng
Frankreichs, welches das Resultat der Friedens-
verhandlnngen dem Urtheile Europa's unter-
breiten solle.

Stach eincr Prwatnachricht ans Wicn wäre
die Stellung des Grafen Rechberg in Folge
des Rendsburger Vorfalls nnn doch etwas er-
schüttert. Dcm Kaiser selbst ssllen Bedenken
gekommen scin über die ostellung, in welche
der Kaiserstaat gekommen ist- — Zndeß bleibt
dcr Herr Graf »ach wie vor der Leitcr des ans-
wärtigen Minifteriums I

Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, e»t-
hielten jich sowohl der preußische als ver öster-
reichische BnndeStagSgesandte in der Sitzung
vom 21. gelegentlich der Beschlußfassung über
die RendSburgcr Vorgängc der Rbstimmung.

Nach dem „DreSdn. Journal" hat stch ber
Kriegsminister v. Rabenhorst heute auf aller-
höchsten Befchl nach Allona begebcn.

Der in deni Berlincr Telegramm des gestri-
gen Blattes erwähnte preußische General heißt
v. Göben (nicht Gregen).

„Pays" erwähnt der Corrcspondenz dcs prcu-
ßischen Prinzen Karl mit dem BnnoeSgeneral
Hake. Das osficiöse Blatt jchließt mit dcn
Worleni „Jeden Tag tritt die Erobernngs-
und Usurpationshaltung Preußcns bezüglich
SchlcswigS und HdlsteinS ojsener hervor."

Es wird ein österreichisch (?)- prsnßischer An-
trag am Bunde auf Ueberlassung HolstcinS an
die Civil- nnd Militärverwaltung der deutschen
Großmächtc erwartct.

Garibaldi ist am 20. mit dem Dampfcr
„Zuavo di Palestro" auf Caprer» ange-
llommen.

Die italien. Partei in Rom soll eine groß-
artige Bewegung für den Augenbiick des Ab-
sterbenS des PapsteS vorbercilct haben. Es
sei u. A. beschlossen worden, daß sämmtliche
rvmijche AnSgewanderte — ihre Zahl beläuft
sich auf 11 —12,0M — in jcnem Nugcnblick
in den Kirchenstaat zurückkehrcn.

Der jchweizerische Bundesrath ladet alle
Mächte ein, an cinem internationalen Congresse
Theil zu nehmen, welcher in Paris im nächsten
Herbste abgehalien werden würde, um die Ver-
HLllnisse des TelegrapheuwcjcnS in Europa zn
regcln.

Nachrichten auS Tunis constatiren, daß die
Empörnng fast geendet ist.

Z»r Schleswig-Holsteiii'sche»
Lache.

Oldcobur-,;, 19. Znli. Eine LandeSvcr-
jammlnng der s'chlcswig-yolsteinischcn AuSjchüsse
bcschloß cine Rejolution und cine Adresse an
den Großhcrzog, welche beidc sich gegen die
Ansprüche des GroßherzogS erklären. Dcr De-
pntation, welche die Aoresse überreichte, sagte
der Großherzog: Er banke sür den AuSdruck
der Anhänglichkeit nnd des Vcrtrauens, welches
ihin auSgejprochcn sei; was er anch von jeinen
Ilnterthanen nicht anders erwartet hätte. Er
bedauere den Eonflict gleichsalls. Derselbe sei
aber dnrch Rcchlsanjchanungen enlstanden, die
der Großherzog nicht hervorgerusen habe. Ucbri-
genS hcge er oie Ueberzcugung, daß die schles-
ivig-holstcinijche Angelegenheit, welche jetzl eine
dentsche innerc Sach! sei und bei der er, der
Großherzog, anch sein Haus zu vcrtretcn hätte,
ihren bcsriedigcnben Ansgang nehmen werde.

Drcsden, 22. Zuli. DaS „Dresbner
Zournal" »eröffentlicht über die Vorgänge in
Rendsburg nachjtehendc Correjpondcnz zwijchen
dem Prinzcn Fricdrich Karl von Preußen uud
dem Oberkommandirenden der Bundcstruppen
in Holstein, Gencralliclltenant v. Hake:
Prinz Friedrich Karl von Preußen an
den General v. Hake.

„Ew. Excellenz habe ich die ergebcuc An-
zeige zu machen, daß die in Rendsburg in den
lctztc» Tage» von den L-oldaten der Bundes-
garnijon verüdtcn Epccsse gegcn prenßijche
Wachtposten und gegcn preußische Lazarcthe
jchlcuuigst einc Garantie gegen die Wiederkehr
solcher nnd noch weiter gehender Bclcidigungen
u»d Gcfährdungen an dcm Hauptetappen- und
Depotplatz der alliirtcn Armee crfordcrn. S.
M. mein König und Herr ist dadurch zu dem
Bcfehle veranlaßt worden: Jch soll mich in
dcn Besitz von Rendsburg setzen uno zum Herr»
des Platzes machcn. Jnjolge dessen wird der
Generalmajor v. Göben am 21. d. M., Mit-
tagS 12 Uhr, zunächst mit 6000 Mann und
2 Batterien bei Rendsburg bereit stehen und
die Bcjetzuug der Wache» übernehmen. Von
Ew. Excellenz so oft bewährter taktvoller Mä-
ßigung und Encrgie wird es abhängen, ob
diejcr unabwendbarc und für die Ehre der
preußijchen Armee unvcrmeidlichc Schritt so
wird gejchchcn können, Laß jpätercn diploma-
tischen Verhandlungen die Regelung der ganzen
Angelegenheit anheimzusrellen sein wird."

Gcneral p. Hake an den Prinzen
Friedrich Karl.

„Ew. k. H. Schreiben vom 20. d. ist mir im

Wechsel mit dem an Hochdieselben abgescndeten
Obersten v. Fabrice zugegangen. Bci den wahr-
heitSgemäßen Aufklärungen, die ihnen mein
Oberst, inmittelst über die Militärcxcessc in
Rendsburg gegeben habcn wird, muß ich mich
der festcn lleberzeugung hingcbcn, die Verfüg-
ung so ausfälliger militärischer Maßregcln un-
terblieben sein würde, wenn Ew. k. H. den
mündlichcn Bericht meines Obersten bcreits er-
halten gehabt HLlten. Zch kann mich daher mit
der Besetzung Rendsburgs durch prcußijche
Truppen schlechtcrdingS nicht einverstehen, sclbst-
vcrftändlich ebensowenig aber bei dcr schwachen
Bejetzung RendSburgs durch vier Compagnien,
ganz abgesehen von allen sonst dagegen sprechen-
den gcwichtigen Gründen, an cin militärisches
Entgegentreten denken. lim dcßwillen muß ich
alle Verantwortung von mir ablehnen uud
lediglich Ew. k. H. die Vertretung dcr Folgen
überlassen. Zch werde aber, falls Hochdiejelben
bei Zhren ertheilten Befehlen beharrcn, nm
Conflicte zu vermeiden, die Truppen sür jctzt
aus Rendsbnrg herausziehen."

Anf eine in der heuligen Sitzung der zwei-
ten Kammer von dem Minister a. D. Gcorgi
gcstellte Jnterpellation äußcrle StaatSminister
v. Beuft in Bezug auf die Rendsburger Vor-
gänge: „Die hohe Kammer wird «ohl daran
nichl zweiscln, daß dcr Vorgang der sächsischen
Regierung zu jchr ernsten Erwägungcn Anlaß
geben muß, diese Erwägungen wcrden sosort
eintreten, ich bin aber jetzt, da fie noch bevor-
jtehen, nicht in der Lage, mich darüber auszu-
sprechen; nur davon möge man stch überzcngt
haltcn, daß die sächsischc Regierung, wic sie
unauSgesetzt Dessen sich bewußt ist und nicht
vergißt, was sie dem Bundc, waS sie schuldig
ist, sie doch nicht vergcssen darf und nicht vcr-
gesscu wird, was sie ihrer eigencn Würde und
der Ehre ihrer Truppen schuldig ist."

Dresden, 22. Zuli. DaS „DreSdener
Zournal" theilt den nachfolgenden amtlichcn
Bericht des Generals v. Hake über die Vor-
gänge in Nendsburg mit:

Altona, 20. Jnli 1864. Am 17. habcn
auf einem vor RendSburg gelegenen Tanzlokale
Schlägereien zwischen Preußen eincrseits und
Sachsen und Hannoveranern andererseits statt-
gehabt, deren Beilegung den diensthabenden
Offizieren schließlich und ohnc Herbeiziehung
weiterer Hilfe gelungen ist. Diese Schlägereien
scheinen jedoch Anlaß geboten zn haben, zu
weiteren bedauerlichcn Excessen am 18., dem
darauf solgenden Tage, die leider für beide strei-
tende Parteien (Mannjchaften deS königl. preu-
ßijchen 15. Jnsantcrie-Regiments und einer in

vom tiriegoschauplatz.

Dic „Flcnsd. Nordd. Ztg." enthält kincn Bcricht
übcr dit Brsrtzung drr Znsrl Morsö durch die
Orftrrrrichrr, drm wir KolgcndrS rntnchmrn: „Die
Brfitznahme Lcr Znsel Morsö gcschah ln dcr Nacht
vom 13. zum 14. von Süboften her über den Sal-
lingsund unlrr Commaudo drs Grasen Bcllrgardr,
üommandenrs dcr Windlschgrätz-Dragonrr. Dir
Brigadr Kalik hattc schon Tags zuvor cin bls zwri
Mcilcn südlich d,S SalllngsundrS Stcllung grnom-
mcn nnd dle bctdrn Pionirr-Compagnien (Hanpt-
lcute Schrankel und Gras Bcroldingcn) kamcn untcr
Major Kcgrln grgrn 7 Uhr AbcndS hinter drn
nächsten Hügrln südlich deS Slliides mit ihrrm
Brückcn-Train nnd 37 Schlrppkähnen an. Zuglcich
fnhrrn virr Gcschützc gegcnüber von Nhkjöbing, also
kine Metle nördlich des Uebergangspunktes, und
dic virr andrren Geschützr abermals elne Meile
nördltch am Strande auf. AbendS 9 Uhr suhr
dcr Pontontrain zum Strandc heruntcr und bin-
nen 20 Mlnnlcn ftanden dtc 37 Kähne zur Kahrt
bireil im Waffrr. Am jrnseitigen Slranbe war

AUeS ruhig — da ans einmal, gegcn 10 Uhr,
ftammen, uns gerade gegenübcr und dann wteder
eiiieMellr nördllch vonNykjöbing, mächttge Allarm-
f-uer, in Form von Aanalen, auf, dir jedinfallS
ganz Morsö und noch weit darüber hinau« d,n
Leuten zu Waffcr und zu Landk das Anrücken des
Feinde« verknndetcn. Es schien dieS anzudeuten, daß
dvch nvch irgendwo Dänen vvrhanden scien, die
den Uebergai.g strcilig machen würden. Punkl
12 Uhr gab ein lrises schrillendrS Pfetfin das
Zetchen zur Abfahrt, dle um so besser geschehen
konnte, da kein seichtes Vorland stört. Nach 20
Minuten war der 2600 Schritt breilr Sund über-
schifft. Als man noch 50 Schrittr vom jenseitigen
User cnlsernl ist, erkennt man dorl zwei bespannte
Wagcn mit Znsassen, die laut rnfen. Zu gleicher
Zrlr stoßen dic Boote dc« richtcn KlügelS (Avant-
garde) aus Vorland, die Leutc springen herans,
müffrn abrr noch bis zum Leibe in das Waffer,
und als sie nach mühsamem Waten das Trockene
erretcht haben, find die Wagcn verschiviinden. Nun
glng es aus dic Höhc v°r Rhkjöbing zu, dlr crsten
400 Mann wohi svrmiet. Aber auf dem halben
Wcgr wurd, Hall gemacht, nm die zweile Kahr-

cvlonne (dle andern 480) und die andern Pa-
trouillen abzuwarten, welchc auf die Hügel in dle
llnkc Flanke, wo daS nächste große Fanalseuer von
10—11 Uhr gebrannt, entsandt worden warcn.
Bald nach 2 Uhr «ar AlleS zusammcn und IIM
3 Uhr rückte daS Bataillon ln Nykjöbing ein. Dlc
Straßen waren leer, und nur scllcn zelgtc fich cin
Kopf hlntcr dem Fcnfter, obwohl die guten Bürger
gewifi Nlcht erst durch den Trommelschlag crweckt
wurden. Der hcllc Tag zelgte uns ein freuiidllchcs
Stäbtchen mit manchcm nrtten Hause. Aus dem
Marktc wurde Halt gemacht, nnd sofort gtngcn
Patrouillcn ab, um die Behorden zu dcm Com-
mandcur zu citiren, nachdem man tn lhrcr Woh-
nung dic Kassen vifitlrt hatte. Zn dtefcn fand sich
wohlwctslich nlchts — nur in der Post fand man
drei ganzc Rigsdaler, und die Iteß man llegen.
Btnnen cincr Vlrrlclstunde fanden sich dle Beamten
bci bem Grafen Bcllcgarde cin, der lhnrn in einer
ganz srenndllchen Art dlc nächst nöthlgen Befchl«
rrthetlte. Sle sagten, daß man AbendS vorher den
Abmarsch der Truppen gewußt habe, daß ader daS
dänlsche Militär, Dragoncr und d,S 19. Znsan-
Icrirccgimenl, dic Znsel scho» voe acht Tagen gänz-
 
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