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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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Wdelberger Ieilimg.

M 227.


Dtenstag, 27. September

Einladuiig zum Abonnement auf das
IV. Quartal 1864.

Auf das mit dem 1. October beginnende
IV. Quartal 1864 der „Heidelberger Zcitung"
wird mit dem Ersuchen eingeladsn, Bestellungen
darauf für Heidclberg bei der Expedition Schiff-
gasse Nr. 4 oder den Zeituugsträger», aus-
wärts bei dsn nächstgelegenen Postämtern vder
Landpostboten baldgefälligst machen zu wollen.

Heidelberg, 24. Sept. 1864.

Die Expedition.

* Politische Umschau.

Die „Kieler Zeitung" brachte die Nachricht,
Baden beabsichtige am Bunde den Antrag zu
stellen, dem Oldenburger einen Ausschlußtermin
zur Einbriugung seiner Ansprüche in dcr Erb-
folgcfrage zu bestimmcn. Die „Karlsr. Ztg."
von heute bemerkt darans, es sei von einer
solchen Absicht der Regierung bis daher nichtS
bekannt tzeworden. Weiter bemerkt das Blatt,
daß für die großh. Regierung die Erbfolgefrage
in den Herzogthümern schon mit dem Tode des
Königs Friedrich VIII. von Dänemark entschie-
den gcwesen. Die Frage, wer Souverän der
Herzogthümer, bedürfe keiner Entscheidung
mehr; es scien nur noch thatsächliche Hinder-
nisse hinweg zu räumen, die bisher sich dem
Rcgierungsaulritt des Augustcnburgers in den
Weg stellten. Vor Allem komme der Abschluß
des Fricdeus in Betracht. Dann wcrde es aber
wesentlich scin, daß der Herzog und seine Rälhe
mit den GroßmSchten sich zu stellcn verstcheu,
die durch dic Bcfreiung der Herzogthümer eiuen
Anspruch auf die Regclung der Gcschicke der-
selben sich erworben HLttenU Damit werde
mehr erziclt, als durch Bundesbeschlüsse. Alles
zu seiner Zeit. Vor Allem ein guter Friede
mit DLnemark. Dann cine Verstäudigung mit
den Großmächtcn, vvr Allem mit Preußen —
in einem Sinne, dcr den nationalen, insbc-
sondere den maritimen Intcressen entspricht.
(Also dipiomatischer und militirischer Anjchluß
anPreußen.) — — Dänn werde die Bcschluß-
fassung dcs Bundes nicht ausblciben uud sich
zeigen, ob dazu von Badcn der Anstoß zu
geben sci.

Aus bester Ouelle erfährt das „F. I.", daß
Hr. Geh. Obersteuerrath Ewald am Samstag
Mittag nach Berlin mit der Vollmacht zur
Unterzeichnung des Beitritts des Großherzog-
thumS zum reconstruirten Zollverein abgc-
reist ist.

Wie der „Wett. Bote" hört, werden dem-
nächst auch die orthodor-llltherischen Geistlichen
in Obcrhesscn eine Erklärung gcgen Professor
Schenkel in Heidelberg wegen desscn „Charakter-
bild Zesu," in welchcm sie „Verleugnnng Christi"
finden, loSlassen.

Der in Znrich erscheinende „Weiße Adlcr"
hat auS Warschau vcrnommcn, daß man da-
selbst alle politischen Proccsse eiligst zu been-
digen und die Staatsgefangeneu zu beseitigen
suche. Am 14. seien wieder vicr Polen auf
einmal in der Warschauer Citadelle crschossen
worden, Niemand wisse weßwegcn, der „Djien-
nik" schweige wie immer und nur gerüchtsweise
erfahre man , daß drei der Erschosiencn Ossi-
ciere und der vierte ein Bcamter der hiesigen
Feucrwehr warcn. „Der öfsentlicheu Meinung
zufolge sind diese hastigen Erccutiouen sichere
Anzeichcn eines baldigen Besuches deS Kaisers,
dem man nicht die Verlegenheit bereitcn will,
für den ivahrschcinlichcn Fall eincr Amnestie so-
genaunte gcfährliche Menschen begnadigen zu
müssen."

Das „Pays" verstchert, der Graf v. Sar-
tigeS habe gestern dem Cardinal Antonelli von
der am 20. ratificirten französisch-italienischcn
Uebereinkunft amtliche Mitthcilung gemacht.

Nach dcn letzten ainerikanischen Nachrichten
erwartete man eine neue Hauptschlacht zwischen
Grant und Lec. Beide concentrirten ihre Strcit-
kräste bei Petersburg. Der Kamps würde zu-
nächst um dcu Befitz der Weldon - Eisenbahn
gesührt.

Lchleswig-Holsteiii'scpe«

Lache.

Hamburg, 24. Septbr. Die Aarhuser
„Amtszeituug" bringt eine Bekanntmachung deS
Militärgouverneurs von Falkenstein, lautend:
Auf Grund der WaffenstillstandSbestimmung,
daß aus den Revenuen von Zütland außer den
VerpflegungSkosten sür die alliirten Truppen
nur dic nothwendigstcn Vcrwaltungskosten zn
beftreiten sind, kann ich fortan auS den Lan-
deSeinkünsten nur diejenigen Zahlungen be-
willigen, wclche unmittelbar sür die Vcrwal-
tung nothwendig flnd; namentlich können durch-
aus keine Pensionen mehr erhoben werden.
Alle entgegenstehenden Bestimmungen treten
außer Krast.

Aarhuus, 24. Sept. Laut Gouveruemcnts-
besehl geht die preußische OccupationSarine-,
etwa 30,000 Mann stark, in Winterquartiere
in den vstlichen Städten JütlandS zwischen
Friedrichshafcn und Horsens.


Deutschland.

Aus Badon, 19. Sept. Die Wahl der
OrtSschulräthe wird von den einzelnen dazu
angewicsenen katholischen Geistlichen auf das
Lebhafteste bekämpft, und obgleich die Curie es
in Abrede stellt, so wird doch ganz allgemein
behauptet, daß auch dic' Kapitelvcrsammlungen
zum Zwccke der Verwahrungcn eigcns ange-
ordnet find. Das war auch mit den srcien
Conserenzen ganz Lhnlich so und liegt in der
Natur deS hierarchischen NcgimentS. Eigent-
lichen Einfluß übcn diese gencrellen schriftlichen
Kuiidgebungen nicht. Dagcgen ist eS wohl
glaublich, daß an einzelneu Orten der Psarrer
durch sortgesetzte Polcmik von der Kanzel, durch
Einwirkungeii auf das Gemüth, namentlich der
Frauen, wenn er ste mit der erlogenen Gefahr
jchreckt, die deu Scelen der Kinder droht, eine
gewisse Wirkung erzielt. Aber auch so nur an
einzelncn Orten und durch die Mittel ciner
unzweideutigen Unwahrhcit und darum llnsitt-
lichkeit. Das ist der Punkt, in welchem eigent-
lich die tiesste Bedeutung dcs jetzigeu StrciteS
liegt, der ja, streng genommen, seit dem Jahre
1860 nie aufgehört hat. AlleS, was znvor
nur als halb empfundene Ahnung auf dcn gc-
bundenen Gcmüthern lastete, ist durch die
Oeffentlichkeit dcr Verhandlungen «Lhrcnd dieser
Zeit zur sestgewurzelten Uebcrzengung gewor-
dcn in allen annähernd gcbildeten Kreisen; die
Tricbkräste und Beweggründe der Hierarchie
und der ihr nahe stehenden Organe sind mit
unerbittlichem Secirmcsser bloSgclegt worden,
und.auch die künstlichste Verklcidung, der rhe-
torische Purpur der Würzburger Versammlung
mit eingeschlossen, zerstikbt vor dem scharsen
Auge der öffentlichen Meinung. Die Presse
hat niemals in kürzerer Z-it eine größere Auf-
gabc -rfüllt, als in Deutschland im Allgcmcinen
und in Baden insbesondere währen dieser 4
Jahre. Die Folgen diescs KampseS siud ganz
unberechenbar, und wenn auch die Curie im
Stande ist, die nächsten praktischen Folgen, wie
gerade hier in der Frage dcs Oberschulraths,
zu bckämpfen, so hat doch der hierarchische Ultra-
montaniSmus (nicht die Religion) eine Wunde
im Herzen, aus der ihre Lebenskrast unauf-
haltsam und rascher, als ste wohl ahnt, ent-
quillt. (Ps. K.)

Aus Baden, 22. Sept. Die unter dem
17. d. M. vom großh. Justizininistcrium an
die AmtSgerichte, als die Gerichte erster Znstanz,
ergangene Znstruction bringt dicsen vor Allem
in Erinnerung, daß ste nach der neuen Ge-
richtsversassung in den zu ihrer Gerichtsbarkeit

W,e dic Männer ihren Frauen echte Zbawls
kauscn.")

„Sag' mtr nur, warum Du heute gar so sreund-
lich und liebevoll mit mir bist. Mlr scheiut, Du
hasr kein Geld mehr." — „Das nlcht, Ileber Adoif,
Du weißt j-, daß ich immer Noch eiuiges erspare."

— „Dann begreife ich Deine ausnehmende LiebenS-
würdigkelt nicht." — „Du fährst ja heute znr Staot."

— „Da« geschicht in j-dem Monat zweimal." —
„Hent, lst abrr ein besonderer Jahrestag. Daznmal
bist Du auch nach Wi-N gefahren." — „Besonderer
JahreStag? Dazumal?" erwidertr tch. „Sei so gut
und redr dentlich, sonst werde ich nicht klng aus
dem Ganzen." — „Heute vor vierzehn Tagen war
der Geburtstag Adolfs." — „DaS weiß ich, er ist
jeht zwei Jahre alt." — „llnd was versprachst Dn
mir, als Du heute vor zwel Jahren nach Wien
suhrst?" — „Jch? Ah, ja doch! Sappermen»,
Welberl, Du hast ein gutes Gedächtniß. Jch ver,
sprach Dir rinen echt sranzöstschen Shawl." — „Drn
Dn tis jetzt nvch nicht gebracht hast," entgegn-te

mit dtin Vingtt drvhend meine Frau. DirSmal
hat sie Dich, dachtr tch mir. „Gnt, Wetderl, wie
ich tn die Stadt komme, gehe ich gleich in ein
Modegewölb und wähle Dtr soich eincn echt fran-
zöstschen oder inrkischen Shawl auS, kvst'S, waS
es koste." . „Wirklich, lieber Mann?" rief meine
Frau, lndcm ste mich zärtlich umarmte. Ste hattc
mich ia diesrm Augrnbiieke znm Essrn gern, davvn
war ich übrrzcugt. „Aber noch einS, meln Lieber,"
sprach fic weiter. — „Willst Du vicllcicht Schuhe
auS China odkr Nachtjankcrln auö Eugland? Bitte
»ur zu besrhlrn." — „Nlcht wahr, ich darf mir
dcn Shawl selbst aussuchen?"— „Aha," dcnke ich
mir, „ste traul mir nicht." — „Aber da müßtest
Du ja mitfahrcn, mcine Liebe, — cenke nur
„Frellich," war dir Antwort. DirseS „Ftliiich"
wurde mit soich einer Sicherheit, mit solch einer
Ucberzeugung anSgcsprochen, daß lch „paff" wurde.
Du btst j- zur Nttsc gar nicht hrrgerichtet, mtinr
Gutr, Du könntest Dich btt dem heutigcn Wcttcr
vrrkühirn," entgtgnrtr ich Ihrttnahmsvoii. — „O
AllcS, Allrs ist schon in Ordnung," war die Ant-
worr. „Zch bin schon rrisefertig, ist'S Dit recht,
lirber Mann?" — „Za srcilich," senfzte ich. Dic

Frau eilte davvn. „Sie ist schon srrtig. Zetzt ent-
gehst Du Dttnem Shawlschicksal nicht. DaS wird
sich gut machrn, so ein Dtng von rinrm Umhäng-
tüchrl kostet gewiß 2 biS üvll Gulden. Zch hätte
zwar dag Gcld, aber eln großcr Narr wäre tch
doch, wenn ich solch' einc Summe für ein Stück
Wollstoff verwendrn würde, der vicllricht im Schot-
tenfeld oder Gumpcndors fabrtcirt wurde, statt in
Paris." Doch da kommt mttne Frau wieder. Richtig
ganz rttsesrrtlg. „Jst'S Dir grsällig, lirber Adois?"
— „Ei, ei, wie lieb Du heut' blst," srufztc ich,
indem ich meinrr Gattin den Arm reichte. — „Du
btst mein guirr Adoif," erwidrrte fie. — llnd fomit
besti-gen wir de» Wägrn, wilcher unS nach Wirn
führtr.

(Forts-tzmig folgt.)

vcrlämmlung drr Leutsthcn llaturforscher
und Aexzle.

Gießen, 22. S-Pt. D-r .Köl». Ztg." wird g«.
schrieben: Einer allgemeincn Sitzung drr drutschen
Natnrforscher nnd Acrztr brizuwohnrn, muß fnr
rinen Schwrizrr odrr Engländrr rinrn Grgrnstand

') Aus der „Dorfzlg."
 
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