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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0173

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Htidelbtrgrr Ititung.


Samstag, 2« August


* Politische Umschau.

Der „Würtkmb. Stoatsaoz." stellt stch in
iincm ojficiöjcn Artiket auf Scite der deutschen
GroMächte, deren Abstchten mißdeutet würden.
Wenn aüe Umstände mehr erwdgen würdcn,
dann dürfte bald eine bessere Stimmung in
Bczug auf dic don Preußen und Oesterreich
gewonnenen Resultate Platz greifen. Die deutsche
Politik würde dann iyr Hauptbestreben dahin
richten, zu erhaltcn, was errungen ist. Dies
dürste nicht schwer sein, wenn von gewisscr
Seite aus nicht die Furcht vor den Endab-
fichten der „vorinächtlicheu" Politik genährt
würde. Wäre dics nicht der Fall, so wnrden
die Dinge dald so angesehen, wie sie sind, und
nicht so, wie sie durch unjer Parteiwesen vor-
gestellt werden.

Aus Frankfnrt wird der „N. Pr. Z." mit-
getheilt, in den Bundedkreisen wärc berrits der
lithographirtc Entwurs dcr Augujtenburger
RechtSbegründung gesehen worden, und nach
einer Mittheilung der „Berl. Börsenztg " HLttcn
sich für ein init einem Franksurter Bankhanse
zu negociirendes Anlehcn des Herzogs Friedrich
von Schleswig-Holstein so einflnßreiche Garan-
ten gefunden, daß die Uiiterhandluiigen im
vollen Gange jeien.

Das „Dresdener Journal" verstchert, in
Betress des beabstchtigten sächsischen AntrageS
am Bunde jei keine Rote eiugegaiigcn; es thcilt
den Wortlaut deS AntragcS mit, wonach die
deutschen Großmächte um dcruhigcnde Auskla-
rung ersucht werden sollten, und fügt bci, NIN
dringenden Wünschen zu entsprecheu, verzichte
L-achsen auf Einbringung deS Antrags.

Die nassauische 2. Kammcr hat dcr Einla-
dung zur Theilnahme au dem Fackelzuge bei
der Wjährigen Zubiläumsfeier der segensreichen
Regierung des HerzogS nicht entsprochen.

Zn Algier soü jetzt cin Erzbislhum uud ver-
schiedene Bijchosssitze errichtet wcrden.

Ziir Echleöwig-Hoistettt'scheii
Sache.

Aus dem Herzogthum SchleSwig,

im August. Die schleswig'jche Gendarmerie ist
jetzt reichlich 80 Mann stark vollständig aus-
gerüstet. Die HLlfte dieser Mannjchasl ift be-
reits in Fnnction getretcn und jollen auch die
übrigcn nächstens placirt wcrden. Unter den
Engagirten sind viele srühcrc schleswig-holsiei-
nische Kampsgenossen; denselben ist es nicht
gestattct, das Erinnernngskrcuz im Dienst zu
tragen. (l) (Schl.-Holst. Z.)

Ein Abentencr unter Ler Erbe.
lKortsetzung.)

„Gutcn Tag, Mastcr Smlth, wie gchts Zhncn?
sagtc cr, als bcgcgnctc ich ihm cdcn in der Straßc
mcincr Hcimalhssladt. Zch sprang auf und slarrtc
ihn an; iS schicn mir, als habc ich din Mann
irgcndwo cinmal gcsehcn — jcdinsalls war cS abcr
nur slüchtig gcschehcn; dinn ich habc cin zi-mlich
gntiS Gcdichtniß snr Gcsichtcr. „Es thnt mir l-id,
daß Sic' so langi in cincr unangcnchmen Lagc
gcilikbin sind — dic Virhältntssc li-ßcn cs abcr
nicht anderS an," fuhr er mit cinem halb sar-
kastischrn Lächiln sort; wollin Sie mit mir nach
dem Parlonr") kommcn?" Er öffiieii die Thiir,
un« ich solgte ihm — ich g-st-hc cS, clwas vcr-
blüfft — durch cinen kurzcn Gang, an d-ssen Enbe
cinc andcrc Thür dcn Eingang in -in hill crlcuch-
t-tiS und g-schmackvoll möblirtcS Zimmir z-igt-.

„Nihmin Ste Platz, Str, und irlaubüi Sik

*) 'Sprechzimmer.

Ratzcburg, 14. Aug. Lauenburg wchrt
ftch gewaltig gegen die Kriegskosten. Das Land
sei gar nicht in den Krieg »erwickelt gewesen,
unfreiivillig an Dänemark gekommen dnrch Ab-
trctung Scitens Preußen nnd Hannover; wa-
rum also zahlen? sragt die Laiienb. Ztg.

Kopenhagen, 18. August. Nach „Berl.
Tidende" kam im weiteren Verlanf der hentigen
Sitzung des Landthings auch Lehmanns An-
regung zur Sprache, ob der König berechtigt
sei, ohne Zustimmung des Reichsrathes die
Regierung der von der Monarchie abgetrennten
LandeStheile zu übernehmen. Auf die daran
geknüpften Ansfälle Lehmann's antwortcte
Bluhmc, daß der jetzige ReichSrath selbstver-
ständlich wegfiele, daß er (der CvnseilprLsidcnt)
stch aber noch nicht darüber aussprechen könne,
was an desscn Stelle treten würde.

Schleswig, 17. August. Der Magistrat
«eröfsentlicht eine Bekanntmachung der Civil-
commissäre vom 8. August, dahin gehend, daß
im Anflrage der prenßischen Rigierung der
Eisenbahninspector Schwabc behufs Einrichtung
ciner directen Eisenbahnverbindung zwischen
Flcnsburg und Schleswig mil den erforder-
lichen Nivellcmcntsarbeiten den Anfang machen
wirb.

Arona, 17. August, Bei der Eisenbahn-
verwaltung werden Erlrazüge bestellt, um 2400
Mann der stch in Rendsburg concentrircnden
priußischen Truppen hicher zu bringen. Letz-
tere gchen von hier dircct in ihre Depots ab.
Der hicsige österreichische Fcldlclegraph ist nach
Wiin zurückberufcn; auch die Zurückberujung
dcr Feldpoft stcht bevor.

Kiel, 17. Aug. Am Dienstag, dcn 18. ist
dic direcle Dampfschiffsverbindung mit Kopen-
hagen wiedcr durch das Schiff Aurora eröffnet
worden.

Berlin, 17. Angnst. Bevvr die firmliche
Auslieferung der dänischen Kriegsgcfangencn
an Dänemark erfolgt, wird dcn Gefangcnen
ausdrücklich eröffnet, daß dieselben, sofern ste
bci einem etwaigen WiederanSbruch der Feind-
seligkeiten die Wafsen gegen dic verbnndete Ar-
mec ergreifen und abermals gesangen genominen
werdcn sollten, alSdann aus eine Behandlung
als KriegSgefangene leinen Ansprnch haben
würden.

Wien, 17. Aug. Die Nachricht der „Weim.
Ztg." über die Bcendigung der Berhandlnng
wcgcn der Znlerimsrcgicrung ist unbegrüiidcl.
Ein Beschluß ist noch nicht erzielt. — Dle
dänischen Jnstruclidnen sind unvollständig, des-
halb ist der Beginn der Fricdensverhandlungen
vcrlagt.

mir, Jhnen glelch zwcl Worte znr Erklärung ber
letztrn Vorgängc zu sagcn," begann er: „Sle wer-
ben viellcicht schon errathen haben, daß ich und
melne Gesährten hier allein und unbeachlet zn sein
wünschen— wcßhalb, tst unsere Sache allcin. BIS-
her waren cs nnr Zndiaiier, die uns dann und
wann störten; dnrch cinige Kunstsiückc, wie Sie
solchc bei Ahrem Eintreten angesehen haben, gc-
lang cs unS, thnen den Glauben, daß dic Höhle
von Geistern nnd Tenfeln bcwohnt sei, beizubrin-
gen. Jeder, der von uns aus wieder in Freiheit
gesetzt wurde, streute nur größern Schrecken vor
unserm Wohnorte unter sctncm Stamm auS. Bei
Jhnen ist daS aber etwas anderes, und Ste bätten
mich beinahe durch die Naivetät Zhreö Verlangens,
„oo sckmlttsuee" .an den Elngang zu schreiben,
zum lanten Lachen gcbiachl. — Sie glauben nicht
an dic Geister, dir hter hansen, nnd so müffen
wir uns aus irgend einc anbcrc Art Zhrer Vrr-
schwiegrnheit versichern. Wollcn Sie uns durch
einrn heiiigcn Eid schwören, nicmand wiffcntlich
ein Wort von Jhrem yeutigen Abenteuer zu ver-
rathen ?"

Zch hatte gieich beim Eintritt in das Ztmmrr

Berlin, 18. August. Die „Nvrdd. Allg.
Ztg." erklärt, die Verzögeruug des Bcginns
der Friedensverhandlnngen bernhe lediglich in
der Schwierigkeit der finanzicllen Auseinander-
jetznngen zwischen DLnemart und den Herzog-
thümern, welche dle umsassendsten Vorarbeiten
nolhwcndig machen. sodann erklärt daS ge-
nannte Blatt die Nachricht, wonach über Her-
stcllung emer Jnterimsregicrung in den Her-
zogkhümern von den Großmächten bereits ein
definitivcr Beschluß gefaßt wäre, — für wenig
wahrscheinlich. Endlich thcilt es mit, dah der
von Sachjen berbsichtigte Antrag am Bunde.
zurückgezogen sei, wcil die sächsische Regiernng
voraussehe, daß sie dasnr eine MLjorität nicht
errelchen weroe.

Deutschland.

Karlsruhe, 15. Aug. Die Berl. Nalio-
nalzeitnng Iheili den Erlaß des Ministeriums
dcs Znncrn an das erzbijchöfliche Ordinariat
bezüglich des Hirlenbriejcs mil und jagt darü-
bcr: Das Ministerium des Znnern pflegt sich
sonst der amtlichen Erwidcrnng auf hirtenbricf-
liche Znftellungen zu enthalten. Hier aber
mußte srellich elne Ausnahme gemacht werden,
dciin der Hirtenbrief strotzt von Unwahrheit
und Aujreizung. Man wird in den übrigen
Theiten Deutschtands die maßvolle und dabei
dcs politijch-kirchlichea Entscheidungsmomente»
doch so voll bewnßlc Haltung der badischcn Re-
gicruiig von Neuem jreudig anerkennen. Man
wird abcr auch begreisen, wie unendlich jchwer
diese Wäßigung zuweilen gemacht «ird, gegen-
über einer fanalischeii Camarill», in dercn
Häiidcn sich der 92jährige Erzbischos befinbet.
Es ist indcß zu hoffen, daß gcgen diesc Cama-
rilla bei forlgcsetztem Mißbrauch ihrer Slellmig
sich endlich anch Stimmen auS der kathvlischen
Geistlichkeit selbft erheden werden.

Karlsruhe, 18. Aug. Heute ist Se. Epcell.
Hr. Staatsmiiiistcr Dr. Regenauer, lange Zahre
hindurch großh. badijcher Finanzminister, in
Folge eincs ihn lürzlich gctrossenen Schlagan-
sallcs verschiedcn.

AuS Baden wird dem „Schw. M." un-
term 16. Ang. geschrieben: „Es ist weit mit
einem Kirchenregiment gekommen, wenn man
ihm, wie es in den letzlen Tagen von Seiten
nnserer istaatSregierung geschah, mit Grnnd
vorwersen kann, daß ein von demselben »ns-
gegangenes, an „heiliger Stalte verlesenes"
Aktenstnck, nämlich der jnngste erzbifchöfliche
Hirtenbrief, eine „Kette nnwahrer Angaben,
entstellter Miltheilungen und jeden Grnndes

eincn fvischciiden Blick durch daffelbc gleitcn laffen,
ohne irgend etwas von Bedrutung zu cntbccken.
Jlder hätte sich ehcr in einer rnhtgrn Privatwoh-
nnng alS in rinri Verbrrcherhöhle vermuthet; daß
aber daS Letztcrc der FaU sern mußte, war tch nun
vollkommen klar.

,Und wenn rch nun den Erd nlcht lclfte, Siri"

„Dann müßlen wir das Vcrgnügcn haben, Sle
so lange bei unS zn behaltcn, als wlr eS unsceer
Sichrrheit wegen sür Ilothwcndig erachten!" crwi-
derte er rnhtg, und lteß sein graueS Augc so fest
aus mir ruhen, daß ich fühlte, cS war set» btt-
terster Ernst, was er sprach.

Jch hielt eS untlr den Umständen sür das Zweck-
mäßigstc, mlch dem gestelltcn V-rlangen zu sügen.
Der Wann erhob sich, nm, wir rr sagte, einige
Zcngen zu holen, verfchloß dic Thür und ließ mich
allein. Welnc Augen wandertcn wicdcr tm Zimmrr
umhcr und trafen tn ciner Ecke des sondcrbaren
ZlmmcrS aus etwaS GlänzeitdeS, in «elchem stch
das Licht der an der Decke hängenden Lampe brach.
Zch erhob mich nnd nahm ,s »om Bodcn auf —
der crfte Blick ließ mich erkennen, waS eS war:
rin zrrbrochcneS Stück Matrizc von etner Maschinc
 
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