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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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N 17«


Freitag, 2?» Z»li 18« 1.

* Politische Umschau.

Die „Nvrdd. Ztg." erklärt die Reise des
Herzogs Friedrich nach Gotha für unrichtig.
Dcr Herzog reifte am 19. nach Neudors bei
Lütjsnburg und kehrte pon dort am 20. nach
Kiel zurück.

Die von Wiener Bläjtern urfprünglich ge-
brachte Nachricht, daß Fürst Löwcnstcin-Rosen-
berg m Vertretung des Herzogs Friedrich dem
Kaiser Naxoleon ein die eigennützigen Ziele
PrenßenS darlegendes Docnment überreicht
und seine Befürchtungen wegen des Ausgangs
ausgesprochen habe — wird von Kiel »ns in
verschiedenen an größere deutsche Blätter ge-
richleten Mittheilungen als durchaus anS dcr
Luft gegriffen bezeichnet.

DaS fendale „Vaterland" schreibt: „Die Si-
tuation Europa's ist eine solche, daß es znr
Pflicht bcider verbündeten Großmächte wird,
aus das Schleunigste eine Reform des deut-
schenBundeS in die Hand zu nehmen. Wir
hoffen, daß die Anwesenhcit des Herrn v. Bis-
marck in Wien und die sich daran knüpfenden
Berhandlungen dahin führen werden, cine aus-
reichende Basis solcher Rcformen des Bundes,
die zunächst ihren Ausdruck in schristlichen Fest-
setznngen gar nicht zn finden brauchte, zu Stande
zu bringen."

Nach der „Sxen. Z." sind zur Beruhigung
nber die Besetzung Rendsburgs von Berlin
glcichiantende Noten an das Wicncr, Pariser
und Londoner Cabinet abgegangen.

Nach dem „Dresdener Journal" finden die
Zeitungsnachrichten über die angcblichc Ab-
berufung des Bnndesgenerals v. Hake keine
Bcstätigung.

„France" hebt in einem längeren Artikel die
Unmöglichkeit einer neuen heiligen Ällianz her-
vor — das Verdienst hiervon gebühre jedoch
nur Frankreich, welchcS die Grundsätzc von
1789 über Europa verbrcitet und damit ein
Bollwerk gegen absolutistische Willkür geschaffen'
habe. „France" gibt zu, daß iu Kisstngen
zwischen dcn drei nordischen Großmächten eine
Verständigung rücksichtlich Dänemarks, Jtaliens
und Polcns stattgesnndcn habe; aber diese drei
Fragen kümmerten nicht Frankreichs Ehre oder
Znteressen; und wenn auch jene Annaherung
zu einer Koaiation gegen die Freiheit der den
Herrschern unterworsenen Vöiker — zu einer
Art. internationalem , Beiagernngszustand —
sührcn könne, so jei cs doch Sache dieser Völker,
sich selbst hiergege» zu wafsncn. Die Veliei-
täten der Preußischen Annexionspo-
litik in den Elbherzogthümern könne Frank-

Naxolcon und dic veiichcn.")

ES wor in den crsten Jahrcn dieses Jahrhnn-
dcrts. Der große Gencral, der die Gesckickc
Frankreichs und Europa's, wie er sich selbst
rühmte, auf dcr Spttze seineS SchwerteS «rug,
war b-reitS zum Conful auf LebenSzeit crnannt
und sti-g raschen SckrittcS die Stnsen znm Kaiser-
throne hinaus. Jn Malmaison wohnte seine Ge-
mahlin Josephine; er s-lbst b-wohntc daS Eiisee,
denn die Tuilerirn bezog -r ersr nach seincr Krö-
nung. Kast täglich rttt -r nach Malmaison hin-
aus, nur von einem Diener odcr auch von scinem
treuen Rustan gesolgt. So war -r auch an einem
Februarmorgen untcrwegö und ritt schncNcr als
gewvhnlich, ocnn er hatte sich verspätet. Die Ur°
sache dcr Verzögerung war cin Vkilchenbouquct,
das der lLonsul aus dcn Treibhäufcru vvn Vcr-
sailleö crwarletc und das nicht ankam. DamalS
waren Veilchen im Winter kine Scltcnheit, und

*) Aus den „lebenden Bildern aus dem modernen
PariS'.

reich ruhig ihrem natnrlichen Verlaufc, d. h.
dem Scheitern an dem Wlderstande, den ste zu
Wicn und Frankfurt finden wnrden, überlassen.

Die Bevölkerung von Valparaiso in Chile ift
durch die Nachricht von der spanischcn Besetznng
der Chinchasinscln sv schr in Aufregung ge-
bracht worden, daß ste die Stadt mit dem Rufe
durchzog: „Tod den Spanier»! Too der Kö-
nigin von Spanicn I" Man hatte Mühe, das
Herabreißen der spanischen Fahne am Gefandl-
ichasisgcbände zu verhindern. — Auch die bra-
silianische Regierung soll sich zn Gunsten Pcru's
ausgesprvchen habcn.

Z„r LchleSwig-Hvlsteiii'schc»
Sache.

Kopenhagen, 22. Znli. Dic amtliche
„Berlinske Tioende" verösjentlicht mehrere aus
den Provinzen an dcn König gerichtete Adres-
sen, aus dmcn hervorgeht, daß die Friedens-
sehnsucht namentiich in der ländlichen Bevölke-
rung sehr verdreitet ist.

Hamburg. Der Times - Correspondent
Gallenga ist am 22. aus Jütland ausgewiesen
worden.

Koiding, 24. Juli. Von heute ad ist das
Postwejen in Zütland in die HLnde der preu-
ßijchen Feldpostbeamten übergcgangen. Eiu
temporärer Postvertrag ack doc mit ber ober-
sten Civilbehörde für das Herzogthum Schtes-
wig ist dem Vernehmen nach bereis abgeschios-
sen. (Nordd. Ztg.)

Berlin, 2!>. Zuli. Nachträglich theiien
wir noch folgenden Bericht der „Nordd. Allg.
Ztg." nber die Gefangennehmung dcs Capitäns
Hammcr mit: „Das dänische Geschwader" —
wird der genannten Zeitung berichtet — be-
stand aus zwei Dampfern, mehreren Zollcut-
lern und cinigen Kanonenjolle», im Ganzen
19 Fahrzeugcn, Jn Wyk wnrde Hammer durch
VcrmiMung des englischenKriegsdampferS „Sa-
iainis" die irrthümliche Nachricht überbracht,
daß am 16. d. M. ein Wassenstillstand zwi-
schcn den kriegfnhrenden MLchten abgeschlossen
jci. Hammer begab stch in Foige dessen sclbst
unter Pariamentärflagge zn den ihn jüdlich
einschließendcn Oestcrrcichern, um denselben
diese Nachricht mitzutheilen. Da dieselbe be-
gründet scin konntc, indcm man von Berhand-
lungen wegen Herbeiiührung einer Waffenruhe
wußte, wnrdcn in Tondern die gecignetm Nach-
richten nber die Begründung des Wafsmstill-
standcs eingezogen und bis zum Eintressen der-
selben Waffenrnhe gehaltcn. Als stch aber her-
ausstellte, daß die englische Mittheilung eine

ein Bvuquet sosort andcrwcttig auszutreiben, war
gcradezu unmöglich. Und doch hatte Bonaparte
ein V-rsprechen zu lösen, denn eS war der Na-
menStag seiner Frau, und sic hatte ihrn wentg«
Tage vorhcr auf seine Ansrage, welcheS G-schenk
si- wünsche, einsach g-antworlet: Nichis als ein
Strauß V-iichen. Nun sollte -r di-scn Wunsch
nicht -rsüllen. Zwei Luriere hatte der Ungeduldtgc
schon nach VcrsailleS gcschickt; es ging ihm wtc
Ludwig XIV.: er mnßte warlcn. Da brtngt man
ptötztich vvn undekannter Hnnd einen großen, präch-
tigen Veilchenstranß, fo bustig und frisch, wie mit-
ten im Mai aigtpsinckt, jedenfalls vicl schöner,
alS daS von VersatllrS erwartete Bouqnet gewesen
wäre. Der Eonsni, nberrascht und gerührt, schwingt
sich hastig damit ans'S Ps-rd u»d sprengt nach
Maimaison. Dort ist schon große V-rsnmmlungj
die Krenndc de« HauseS — nnd begreisiich zähite
der erstc Eonsul dcrcn nicht wcnige — warcn mtt
reichen, glänzenden Geschenkln gckommen. Bona-
parte trttt htnein, umarmt serne Gemahltn und
überreicht ihr daS Bouquet. Von da an dattrt die
Vorliebe RapoleonS snr dtc Veiichen, Der blwußte
Stranß wurdl gehegt nnd gepsicgt wie lin Schooß,

unbegründete ivar, wurde Hammer eine knrze
Frist bis zum Wiederbeginne der Feindselig-
keiten gewährt. Znzwischen bcsetzten die Jäger
die Jnsel Föhr und Hammer s»h stch, als die
Frist abgelansen war, genöthigt, gegen die Znsel
Sylt vorzugehm, w« ihm aber im Norden nnd
Sndwesten dic Dampser „Basilisk" und „Blitz"
das weitere Entkommen unmöglich machten.
Am .stärksten bedrängt wurde er von Süden,
und zwar s° nahe, daß er, um Zeit zu ge-
winnen, eine seiner Kanonenjollen in Brand
steckie, welcheS Opfer die Verfolger in dem
engen Fahrwasser etwas anfhielt. Wahrschein-
lich wollte dcr Däne zwijchen Föhr nnd Sylt
die hohe See erreichen, jedoch fand er diesen
AuSweg vom „Blitz" besctzt. Jn dieser Lage
begab sich Capitän Hammer am 19., Abends
8 Uhr, nach dem „Blitz", erklärte, daß er nur
noch wenig Proviant habe und sich mit seincn
Schiffen, von denen er bekanntlich vorher die
Jollen hatte zerstören lassen, und mit seinen
Leuten ergeben wolle. Daraus fertigte er am
Bord des „Blitz" einen entsprechenden Befehl
an sein Geschwader ans. Vom „Blitz" wurden
nun Boote zur Uebernahme der feindlichen
Schiffe »bgcsandt und die Officiere nnd Mann-
schaften gefangen genommen. Eins dcr Damps-
jchisse, der „Lymfjord", hatte aber die Ankunst
der Prcußen nicht abgewartet, sondern war
nach Wyk zugcsteuert und ergab sich dort den
Ocsterreichern."

Bcrlin, 2k>. Jnii. Die Wiencr Blätter
Lußern sich mcist ziemlich sanguinisch übcr die
Friedensverhandlungen. Da Oesterreich so «ie
Preußen ihre Bedingnngen schon vorher nach
Kopenhagen notifizirt, und zugleich als solche
bezeichnet hätten, an dcnen sie entschieden fest-
halten wnrden, so sei fchon die Absendung eines
dänischen Bcvollmächtigtm als Zeichen der An-
nahme aufznfassen Dics würde indessen dem
Charakter, den die dänische Diplomatie bisher
kundgegeben, nur wenig entjprechen. Uebrigens
kann allerdings die Frage der Präliminarien
nichl lange in der L-chwebe bleiben, da die
Waffcnruhc in 6 Tagen abläuft.

Kvpenhaqen, 20. Zuli. Jn der hmtigen
Sitzung dcs FoikethingS «iderrieth der Conseit-
präsidcnt Btuhme die Annahme dcr Adrcsse an
den König, worauf Zagd beantragte, zu be-
schließen: „Jn Folge der heutigen AeußerNng
des Conseilpräsidenten geht daS Foikething zur
Tagesordnung über, da es nicht wnnschen kann,
der Regierung Schwierigkeiten in den Weg zu
lcgen." Dic Berathung dieses Antrags stndet
morgen statt.

Holstcinisch Oldcnburg, 26. Juli.

kind, auf dcn besondcren Besehl des KaiserS. Als
dte Biumen endlich verwelkt waren, sorgte Io-
sephine, dte sich dte piötzliche V-ilchenpasfion ihr-s
GemahlS gar nicht erktären konntc, für frischc,
und nis Kaiserin blieb sie ihrem LultnS treu.
Später, da fie alS Opfer einer unheilvollen Politik
dem Throne -ntsagtc und fich nach Malmatson
zueückzog, gebeugt und verlaffen, war Blumcn-
pff-ge ihrc ltebstc Beschäftigung, und die Lteb-
lingsblnme blieb daS V-tlchen.

Als sie nach -inigen Zahren starb, pffanzte man
Veilchen auf ihr Grad, nnd noch hrnt, wo ein
prächtiges Mausoicum über der Gruft der ersten
Katscrtn aufgefiihrt tst, blühen V-ilchen tn Füllc
ringS umher. Auch aus St. H-l-na pffanzt« Na-
polcon mit Vorliebc Veilcken, und als sein Sarg
in Chcrbourg die französischc Erde berührte, war
cr in wenigen Minuten mtt Deilchensträußen und
Kränzen übcr und übcr bedcckt. Unter drr Restau-
ration hod die weiße Lilte ihr stolzcS Haupt, und
unter der prvsaischen Jnliregicrung bekümmerte
man slch gar nicht nm Blumen; abir mit drm
neucn Kaiserthum trat das Veilchen wieder an seinen
frnheren Lhrenplatz.
 
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