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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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* Politische ttinschatt.

Herr v. Bcust ist wegln ciucr »on ihm bci
Gctcgcuhcil ocr Gcburtslcizbfcicr dcs Königs
»»» Locyjcn ttchaltcucu Ncoc, iu wclchcr u. a.
dic Llcttc »orkam, dast dcr Köuig „»ölhij>en-
falld sciuc dirvuc sür Dculschland drcinwcrsc»"
wcrdc, wicdcr ciumat die Ziclschcibc dcs Sp»t-
tcs c>c»»»rec». Dic „Krcuzzcuuug" ist so d»S-
ha>l, Hru. v. Bcust au lciuc Bcrgauctcuhcit zu
crinucru, die kcjncswcgS. ciucu übcriiiasticteir
Giithusicisiuus sür Dciilichlauo, wehl abcr cin
schr luiiigcs Vcrhällinst z» Prcustcu aujzuwci-
fcn hal. „Hal man i» Drcsecil dic 'chcaitagc.
uiid eas vrcujjischc Alcraudci-Regiiucii! sv gauz
vcrgcsscu h Nicuials isr liiaii prcußischcr Scils
daraus auSj>cc>aiigc», dic Krvuc LachjcuS zu
jchäbigcu; uiciuals avcr Ivird »lan darauf ciu-
gchc», ciucu jachsi>chcu Liplvinarcu, dcr cs uicht
bcgrciscu kauu, oag iyn uicht Lllc für ebcu sv
bcociiiend halicu, wie cr sich sclbst, als dirigi-
rciidcn Wvrtsüyrcr dcS Deutschcu BiindcS au-
zucrkciiuc»."

Zu Bcrlin soll »om 1. Zauuar k. Z. ab ciue
ucue pvlilischc Zcitiiug crschdiiicu uutcr dciu
Titct „Dcr Social-Dciiivkral", welche bestiuiint -
ist, die Lasjaltc'schcu svcialistischcn Zdcen zu
vcrtntcu. '

Der „Evnstitutioiincl" wcist das Dciuenti,
Ivclchcs nculich die Zeitung für Norddcutsch-
land bczüglich der vou „Palric" uud „Tcmps"
in Umlaiis gcsctztcuGcrüchtc eincr Uulcrhaiid-
luug Fraukreichs wcgcn der Kohicubergwcrke
dcs Saarbcckciis zurück, indcui cr bchauptcl,
daß cs jich III» ganz andcrc Bcrgwcrke, als.dic
dcr Saar handlc.

Jii Fraukreich scheinen die vom Ministcr
Tuiiiii ciiipfohlclicu ösjcutlichcu Vorlcsungeu
nichl nur gut ausgcnoiniiicu, soudern fast zu
eincr Sachc dcr Mvoe zu wcrdcu. Zn Lhvn,
Marjcillc, Toulon, Aix, Havre und AiiiicnS
siud solchc Vvrlräge organisirt; tägtich solgcii
Liidcrc Slädle, jctbst bis zu blvßcu Flcckcu
hcrab, ihrcm Beispicle. Wird die Sachc vcr-
siändig und uichl zu schr mit eincm Haschcu
nach lheatralischcm Esfccie bchandclt, so kaiin
cine Aicuge iiützlichcn Wisscns vcrbrcitct werdeu.

Dic Gegeiid vou Bvlogna ist uun ebensallS
durch dedeutende Ucberjchwcinniuugen heimge-
sucht.

Der Ex General M'Clellan ist in Reusersch
zuni Jngenieurchef an einer Eisenbahu erugunl
worben. Sein Gchalt belrägt 25,Ü00 Dollars,
die Suinme, wclche cr, wäre jeine Cgudioatur
von Erfolg gekröut gcwcjen, als Präsidenten-
jahrcsgehalt bezogen haben würde.

Samstag, 17. December

DaS schweizcrische Bundespräsidinm gibt dcm
Rcgierungsralh K<ul»tuiß davv», daß dcr auS
Ztalicu zurückgekchrtc Hr. Uiitcrjuchungsrichtcr
Birchcr ihm iiiitgclheilt, die Jccntilät dcr iib
Ncrvi bci Genua todt Gcfiiiidciicii niit Dr.
Hcrmann Demiue uüd Fwra Triimpy jci u»-
zwcisclhast hcrgcstelll.

Ziir Echleswiii-Hoisteltt'sche»
Lache.

Die Kieler Ztg. bring! an ihrcr Spitze einen
vvn jPros. Forchhamiiier iu Kich uiilcrjchricbe-
ncn Arlikcl gcgcu dcu Obcrbürgcrmciftcr Sch-
dcl iu Berliu ivcgcu seiucr bcim Euijiige dcr
Trnppeu dascldst gchallcuen Anjprache. Cs
hcißl dariu: „Dcr Herr Obcrbütgcriiikistcr
kciint die Bcvöikerung djejcr Hcrzoglhümcx
nichl. Häite cr sich uichi durch hcu gisltgcuHauch
iilvralischcr und iiitcllcctuellcr Üiibildung, wclchc
dcr Pressc seincr HauplstaSt culstcigl, iu cineii
kräukhajlcil Zustaiio » rjctzcn lasscn; HLlte cr
mehr aus allcs daS'geachrcl, wodurch sciü König
ein gauz auderes Urlheil übcr die Bcvölkcruug
der Hcrzoglhümcr auSgkjprochcn, cr würde
sichcrlich crkauiit habcu, daß dieje Bevölkeruug
Uichl crst eiucr, wie cr aiizüiiehiiicn schciüt,
spccisisch „prcußischcu streugeii Zuchl uud Ord-
uuug und sollbildciiden Krafl" bedarf, uin iiül
dem prcußischeü Vvike auf glcicher Slüfc dcr
Bcsähigung zu stehrn, sür Dcutjchland zu jcin,
was Dcullchtaud init Rccht fördcrt, nnd sür
Preilßen zn scin, was Piciißcn Iiül Nccht svr-
dcrt. Hal nichl PrcußcuS Köiüg ciue grvße
Zahl der trvtz Däncmark in dcS Volles iunc-
rer, soilbllvcuvcn Krast, iu seincr ihttl illue
wohiiciidc» Zucht und Orduuug Aufgewachse-
nen , Crzogciieu, Gcbildelen in allcn Zwcigcu
der Zustiz, dcs Lchramtes, der Vcrwallung, mit
zum Thcil hvheu Aeiiitern belraut? Au dcr
Lpitzc bes AiilerrichlSweseiis der preußifchen
HoHschuleii stcht eiu Schlcswig-Hvlsleiiicr, dcr
zuglcich Curalvr der Bcrlincr Uiüversiläl ist.
Jeoe FacuItat zählt einen vder mehrere Schlcs-
wig-Holsteiüer unter ihrcn Mitglicderii, uud iu
jüngster Zeil lraj cs sich, daß dcr Curalor, der
gcwählte Rcctor und dic gewählleu Dccane der
phüosvphijchen und, wcun wir nicht irren, der
Ihevlogijchen Facultäl SchleSwig-Holfteiucr Iva-
ren. Schlcswig-Hvlsteiucr isl der Curator der
sllniversität Bonn, Schleswig-Hoisteiiier der
Polizeimeister von Stettin, Schieswig-Holstciner
dcr treffiiche Graf, dcr eine Zeit lang au der
Spitze nicht uur deS Adels, jondcru des Lan-
deS stand, uud deu der Köliig kurze Zcit nach
seiuer Uebersiedelung nach Preußcn in das


HerrcnhauS bcricf. Wir siud überzcugt, daß
wir im Siimc jcdcS ehrlichr» Schicswig-Hol-
stcincrs sprcchcn, indciii wir die Beichuidigung
in dcn „jlolzcii Worleu" dcS Hrn. Oberbiirger-
meistcrs iim höhcrem Siolze zuriickwciieii."

G Ückstadt. 11. Dcccmbcr. Dgs hixstge
Obcrgcricht hal i scüie UiilckivcrfuNg uiikcr dic
gcgcuivärligc höchjlc Dcrivalluiigsbchörde SchlcS-
wig-HvlüciuS iu cincr bcrcilS äbgcgäugcstcn,Er-
kiärmig ausgciprochcn.

Jtzciior, 12. Dcc. Gcstcru stnd die zwci
Baiaillouc Sachjcil, Ivclchc, daiiül Haiinover so
schncll äts.miguchi.stch, »äll'jdexMiiKÄÄentti»»
tosjagcli koiiiilc, vor kiirzcr Zcil ii» Rcr.dsburg
wicdcr ciumarjchirt warc», auf dciu Riickwkg
iü die Hciinäth hicr .iii.ictoiiimc» ustd. hciite
wcilcr gczogcn. Sie vcrhchlteii ihrcu. hcrbeii
.Schiiicxz Üihcr dic Rvllc, die sie iiu lctztcn.Zahre
halicii jxiclcii müssrn, nicht. Es iji in lctzlcr
Zeilgcnligiali! clörtcrtivördcu, daß liianPrcußcn
dic Schuid dajür nichl äiijhilrdeü dars; vor dcn
Augcu bcr Naiiou hat jich iu Holstciii dcr Bimd
laugjam imigcbracht; hicr.dc» Schadc» z» jiichcn
wäre bcsscr, als stch tm Prci>ßc»haß zu crzichcn.
Eilieii Trost föuueii wir deii.Sachsen milgcbe»:
sic warcu übcrall, auch bcim geiüciueu Mäün,
jehr bclicbt; licbcuSwürdig, bejchcidcn uiid ge-
uügjain, hicitcu sic gulc NiaimSzucht uiid warcn
uujercr Sache mit Lcib und Scele ergebeu und
dafür begeistert. (S. M.)

Altoua, 1S. Dec. Die „SchlcSw.-Holst.
Ztg." bcrichlct: Guteiu Vcriichmcn Iiach häben
dic Civilcviniuissäre die Laudesrcgicrung iu Kicl
bcaustragt, nüt AiiSiiahme dcS Pvst- imd Tcle-
graphcnwcsciis auch dic Vcrwaltuiig SchlcswigS
mit zu übcruehiueil; vb jäliiimtiche bisherige
Rälhc blcibcu, odcr vb iicue eiulrcten, ist uoch
uuciitschieden.

D e n t s ch l a n

Wiesbaden, 15. Dcc. Die Fortjchritts-
partei hat in der crstcn Classc glänzend g^sicgt.
Die zweite und drilte Classe wählt noch. Di-
rector Werren wurde in ziveiter Classe wegen
der bekannten 108 Proc. als wahlunfähig aus-
gestosten.

Stuttgart, 13. Decbr. Eine Dcputation,
welche von der am 20. Novbr. zu Tübingen
abgehaltenen Eisenbahnversammlung gewählt
worden war, wurde heute vom König em-
pfangen, um die Wünsche deS Landes in Be-
ziehung auf den Auöbau deS Eiscnbahunetzes
im Schwarzwalde vorzutragen. Der König gab
die Versicherung, daß er dieser Angclegenheit
das wärmste Jnteresse schenke und spräch die

Fatale Verwechsiung.

Wie oft schon etne zutreffende Aehnlichkeit von
Namen und sonstigen Umständen von guten oder
bösen Folgen begleitet war, ist neuerdingö wieder
durch rin Drama wahr geworden, das letcht einen
traurigm AuSgang nehmen konnte, Ein Nachts
nm 10 Uhr von Luremburg in Trier ankommender
Zug brachte ein junges Pärchen, das fich ängstlich
den Blicken der Umstehenven zu cntziehrn suchte
und gerade dadurch um so bemerkbarer wurde. Ein
von eincm Unbesonnenen hingkworfcnes Wort:
„DaS sind die im GiTlfer Sce Ertrunkenen!"
brachte unter dem Haufen eine bedeutende Aus.
regung hervor und nur mtt Hülfe der Polizri ge-
lang es den beiden Leutchen, daS Gasthaus zu
erreichen, das ihnrn bezeichnet worden war. Dort
legen fick ihnen nrue Schwiertgkeiten tn den Weg.
Der vorfichtige Gastwirth läßt sie erst nach etnigem
Parliren in ein Zimmer, wo der Mann seine Be-
gleitrrin pflegt, dte während dessen unwohl gewor-
den. Derweilen läßt der Wirth den Namen inS
Fremdrnbuch schrriben und lirst mit Erstaunen

Meinung war, den Dr. Hermann Demme und
seine Braut vor sich zu sehen. ' Er glaubt an Be-
trug und geht zur Thüre hinaus, die er fest hinter
sich verschließt. Vor dem Hanse brüllt dcr Pöbel
und verlangt den Kops dcs Doctors. Zm Gqnge
wird vor der Thüre Wache gehalten, damit die
Verbrecher nicht entfliehen können. Die beiden Leute
sind in Verzweiflung. Die Frau wrint und wähnt
sich verloren, brr Mann will sie vertheidigen,
„müßte ich selbst dieses verdammte Haus anzün-
drn!" Diese Worte werden von den Thürhütern
gehört; sie wähnen daS Haus schon in Brand und
rufcn nach PompierS. Die armen jungen Leute
hören unhettverkündendeS Geräusch; schon fltegen
die Kensterscheiben in Stücke, dte Spritzen fangen
an zu arbeiten. Da naht sich der Magistrat, um-
geben von Polizeimannschaft. Nun hatten die Lei-
den des unglücklichen PärchenS rin Ende. Es stellte
fich herauS, daß der junge Mann mit seiner Ge-
liebten entstohen war, um sich trauen zu lassen;
eS wurde nach EmS telegraphirt und die AuSsagen
der Beiden: sie seien Dr. Hermann von EmS und
seine Braut Fraulein F., als wahr befunden.

Endlich erschien noch der Onkel der jungen Pame,
der die jungen Flüchtlinge suchte, und so wurde
AlleS gut. Künf Tage nachher fand vor einigen
Zeugen die Trauung statt, — so schreibt drr
„Hdls.-Courr."

Osfenbach, 12. Dec. Unserer heutigen Mt-
theilung über den gestrigen Vorfall in Müllhrim
haben wir noch nachzutragen, daß der hirsige Gen-
darmeriebrigadier, alS er tn Begleitung eines Gen-
darmen, gestern Abend gelegentlich einer Patrouistc
um-11 Uhr in den grnannten Ort grkommen, eine
Anzahl junger Leute, welche am Eingange desselbrn
großen Unfug getrieben und die vorübergehenden
Diener des GesctzeS verhöhnten, zur Ruhe ermahnte,
worauf er sich mit seinem Begleiter anf daS Bureau
des Bürgermeisters begab, um sein Patrouillenbuch
untrrschreiben zu lassen. Währcnd bessen hatten
sick gegen 100 Mann vor dem Hause versammelt
und dermaßen geschrieen und gelärmt, daß sich der
Bürgermeister veranlaßt sah, sie zum AuSeinander-
gehen aufzufordern. AlS seine Aufforderung nicht
beachtet wurde, gittg der Polizetdienrr unter dte
Menge, um einen drr HauptrabrlSfLhrer zur Ruhe
 
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