Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 205-230 September
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0309

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
D 22»


Donnerstag, 2S. September LL.'-''

L8«4

Einladung zum Abonnement anf das
IV. Quartal 1864.

Auf das mit dem 1. October beginmnde
IV. Ouartal 1884 der „Heidelbergcr Zeitung"
wird mit dcm Ersuchen eiugcladen, Bestellungen
darauf für Heidelberg bei der Expedition Schiff-
gasfe Nr. 4 oder den Zeitungsträgern, auS-
lvärtS bei den nächstgelegeiien Postämtern odcr
Landpostboten baldgefälligst machen zu wolleir
Heidelberg, 24. Sept. 1864,

Die Expedition.

* Politische Nmschau.

DaS Herzogthum Nassau ist am 2ä. Sept.
dem ZoUvcrcin beigetreten. Am 26. begiunt
die ZolloereinSconsereuz.

Nach den Münchener „Neuestcn Nachrichten"
jollen Bayern und Würtemberg cbenfalls noch
vor dem 1. Oktober dem reconstituirten Zoll>
verein beitreten.

^ Ein Wicncr Correspondent der „Allg. Ztg."
will bereits einigeS Nähere über die italienische
Vcreinbarnng erfahren haben. Dieselbe soll
auS drei Actenstücken bestehen: 1) auS der
eigentlichen Couvention, worin die von der
Regierung des Königs Victor Emanuel über-
iionimenen Verpstichtungen, als Verlegung der
Residenz nach Florenz, Uebernahrne von der
päpstlichen StaatSschuld rc., aufgezählt sind;
2) aus cincm Vertrag übcr ein Schutz- und
Trutzbündniß; 3) aus einem sehr kurz abge-
fatzten gehcimcn Vertrag.

„France" meldet als Gerücht, Herr de La
Vigerie, Bischof von Rancy, solle mit eincr
spccielleu Mission nach Rvm gesendet werden,
um dem heiligen Patcr darzulhun, datz der
Vertrag vom 16. Septbr. die Jntercssen der
päpstlichen Regierung vvllständig sichcre, wäh-
rend er gicichzeitig Frankrcich aus einer falschen
Lage bringe, iu dcr stch dasfcldc durch die Be-
setzung Roms befinde, die dcn Grundsätzen
seincr Politik so sehr widersprechc.

Zn Frankrcich stehen bcdeutcnde Vcrände-
rungen in Besctzung einer Anzahl höherer Posten
bevor. Der Bankgouvcrneur Vuitry ist in Folge
der Dcmisston deS Herrn Rouland zum Prä-
sidenten deS StaatSraths ernannt. Für Rou-
land soll ein anderer hoher Posten in AuSjicht
stehen. Auch in Beziehung aus die Stellung
deS Vice-Präsidenten des StaatSrathS werden
Acnderungcn erwartet. — Der General von
Montauban, Gras von Palikao (traurigen An-

Wie Lie Männer ihren Frauen echtc Ihamls
kausen.

(Fortfetzung und Schlnß.)

„Also, meine Liebc/' sprack ich, „hier tst die
berühmteste Shawlhandlung. Was wünschest Du,
französische, englifche oder türkische Waare. Sprich
Dich aus, mcin Engel, wahle, kostc ks, was es
koste. Du weißt, ich bin kein Kntcker, wenn es
sich darum handclt, Dir eiu Vergnügen zu ver-
schaffcn." Mein liebcnswürdigcr iLommls brachtc
nun, wie wir verabrcdet hatten, die Schottenfelder
und Neubauer Fabrikate herbct. Mehrere dcrselben
hattc er in elegante Carton« verpackt und sik von
innen noch mit Siidinpapier umhüllt. Diese Car,
tons zogen nun dic Neugicrdc meincr Frau in
hohcm Grade aus sich. „Jch bitte, waS für Shawls
bergen diese LartonS?" fragte fie. — „Das ist
hochfrtnc Waarc/' war dle Antwoet, „welche bet
der Londoner Ausstellung den erstcn Preis bekom-
men hat." Mit diesen Worten öffnete er dic Lar- !
tonS. Meine tzrau sttcß etnen Laut dcr Bewun-
herung ans, ich auch. Es war tirsilbe Shawl,

deukeus l) erhäll das Commaiido dcs 2. Armee-
corps (mit dem Sitze zu Lille) und der Geue-
ral Graf Marlimprey wird Commaudant der
b. Militärdivision (mit dem Sitze iu Metz).

Die Käiferin von Rutzland wird einen Theil
des WinterS in Nizza zubringeu.

Die MoSkauer Zeilung veröfsenllichl die Listc
einer erschreckenden Anzahl FeuerSbrüuste, wclche
jejl dem Mouat April iu dcn verschiedeneu Thei-
lcu Rußlands auSgebrochen siud. Das Blatt
befürchtel neues Unglück dersclben Art und
sordert die Regierung auf, strenge Maßregeln
zu ergreisen.

Ziir SchleStvtg-Holstein'sche»
Lache.

Aus Holstein, 22. Sept. Die Nachricht,
welche vom 7. d. deu „Ztzehocr Rachr." aus
Frauksurt gemeldet wurde, dcr Köuig von
Preutzen habe iu Baden sich eiuem Frankjurler
gegenüder günstig übcr die baldige Einsctzung
des Herzogs ausgcsprocheu, kam auö sehr guter
Quelle und jetzt (20. Scpt.) wird sie auch von
deu halbamtlichen Berliner Eorrespondenzen
übcrall hiu bestäligt.

Wten, 22. Sepl. Jnteressant ist ein hier
cursirender Ausspruch des KaiserS, den er einer
hochgestellten Pcrjöulichkeit gegenübcr gcmacht
haben soll. Die hochgestellte Persönlichkeit
nahm sich nämiich herauS, dcn Kaijer im
Hojzirkei perjöulich zu jragen, ob cS wahr
jei, datz die kaijcrliche Regicrung die Augu-
steuburgischc Präteudentschaft in deu Hcrzog-
thüwcrn begüustjgc? „Gauz und gar nicht,"
antwortcte dcr Kaijer sajt erbitterl. „Zm Ge-
gefithcil, der Großherzog VVII Oldeuburg gäbe
pcrjönlich bei Weitem bessere Bürgschaften,
allein dic Erbfolgeangeiegenheit muß jetzt streng
nach dem Rechte cntschieden werden."

Berlill, 26. Scpt. Die „Nordd. AUgem.
Ztg." ersährt über einc vom 31. Aug. datirte
Depesche, worin Hr. v. BiSmarck die britijche
Note vom 20. August beantwortct, daß sie jich
auf eine DiScusston der Einzelnhciten der letz-
tercn nichl einiäßt, sonderu nur hervorhebt,
daß Preußen, da die Rechte KLnig Christiaus IX.
bezweifelt wurdeu, auch deren Ablretung ver-
langen konnte. Dic Besorgnisse des Grafen
Russell über etwaige Bcnachlheitigung dcr dä-
nijchcn Üiationalität in RvrdjchleSwig werden
als unbegründct crklärt, und cs wird hervor-
gehoben, daß die zwischen dem Schluß der Lon-
doner Conferenz und dem Abjchluß der Frie-
dcnSpräliminarien cingetretenen EreignisscPren-
ßen bcftimmt haben, aus seinen früheren Vor-

dcn ick früher für fünfundsechzig Gulden ausgc-
handelt hatte. — „Der wird wohl schr theucr sltn?"
fragtc tck. — „Za," entgkgnete der Commis, „dcn
kann tch Jhlikn nnter 3b0 st. nicht übcrlassen. Hättc
thn nicht die Fürstin K. vestellt, so würdcn wir
dtesr« Slück gar nicht ans'« Lager bezogrn haben."
— „Gesällt er Dir, Altc?" sprach tch zu meiner
Fiau. „O s-hr," erwlcderlc sic, sügte aber seuf-
zcnd hinzu: „Leidcr ist er zu theuer." „Was theuer,
Du weißt, ich bin kein Knicker, kojl's, was cS
koste. — Da haben Sie 3b0 fl. So elwas kaust
man im Leben nur einmal. Bitte mir den Betrag
zu qultltrcn." — „Aber, ticber Mann, dicsc
Snmme!" — „Zch bitt' Dich, s-i ruhig. Glaubft
Du, ich wcrde nicht auch cinen gewiffen Stolz
fühlen, wcnn Du an meiner Scite etnhergehst und
d-r Dreihnndrrliüniziger mtt Vcrachlung die gc-
wöhnlichen Shawls anschiclt?" Der Commis packtc
das Tuch äußerst vorstchtig ein, und nicine Frau
trug es noch vorsichtiger nach Hausk. So ost fie rs :
aus dcm Carton nimmt, zieht fie tmmcr Giacc- i
handschuhc an. In einer Stunde darauf holtc ich
den Mchrbetrag dcS Kausschilltngs znrück, wobet
ich nicht unterlicß, dcn samosen, gesälligen jnilgeii

schlag vom 28. Mai zurnckzngehen. Schließlich
drückt die Depesche die Befriedigung des pren-
ßischen Premiers darüber auS. daß England
jetzt die Wünsche der Herzogthümer besscr be-
rückflchtige, als dieS auf der Londoncr Conse-
renz geschehen, und daß somit wenigstens hierin
cine Annäherung der Aiijchaunngsweise der
beiden Cabinete eingctreten sei.

Rendsburg, 26. Scpt. Für die heutige
Delegirtenversammlnng der schlesivig-holjteini-
schen Vereine hat der Centralausjchuß »achfol-
gcnde Anträge zur Annahmc dargestellt: Gegen-
übcr den offenen imd verstecktcn Angriffen auf
die Verfaffung deS LandeS, erklären die ver-
sammeilen Delegirten der versammelten schlcSw.-
holsteinischen Vereine: 1) Die Grundlage un-
sereS künftigen StaalSlebenS kann nnr das
während unjerer ersten Erhebung gejchaffene
Staatsgrundgesetz vom 15. Seplember 1848
bilden, in welchem die sclbstständige Constitui-
rung dcs SlaateS Schleswig-Holstcin zum recht-
lichen Ansdruck gelangt ist. 2) Mil dcr Person
und dem Recht unsercs Herzogs ist die Giltig-
keit der von ihm beschworenen Verfassung in
unserer rechtlichen Ueberzeugnng unauflöslich
verbunden. 3) Die Revision des Staatsgrund-
gesctzes, welche durch die vcränderten poUtischen
Vcrhältnisse deSLandes nothwendig werden wird,
kann nur durch eine vom Herzog nach dem
Wahlgesetz vom 20. October 1848 berufene
Landesverjammlung vorgenommen werden.

Schleswig, 27. Scptbr. Der Amtmann
vvn Gottors macht bekannt, daß nach einem
Rcscript der Civilbehörde daS österreichische
Obcrcommando durch österreichische General-
stabSofficiere »orzunchmende Stüdien zur Er-
langung einer umfaffenden Kenntniß deS Kriegs-
schauplatzcs angeordnct hat, und ersucht die Be-
treffenden, dem lliitcrnehmen jede mögliche
UMerstützung zu gcwähren.

Flensburg, 27. Scpt. Die „Nordd. Ztg."
ersährt, daß der Prinz Friedrich Karl nach Be-
endigung der Miänöoer auf Schleswig zurück-
kehren und sein Hauptquarticr in das Schldß
GlückSburg berlegen wird, welches hierzu bcreits.
hergerichtet wird. 12 bis 14 Kanonenboote,
2 Frcgatten und 2 Corvetten überwintern in
FlenSburg.

Hamburg, 27. Septbr. Die „Schleswig-
Holstein. Ztg." meldet: Preußischerseils «erden
schleunige sortificalorische Anlagen auf Alsen
angeordnet, deren Leitung dem Generalstaats-
geographen Lehrmann anvertrant ijt. Der be-
reitS heimwärts (nach Köln) gereiste Vorstand
des jülländischen Feldlelegraphen ift zur Wie-

Frau sagt aber iioch tmmer, wenn fie ben Shawl
uinhängt: ES ist halt doch etwas ganz andercS
um cinen französtschen Shawl, als um so etncn
ordinärcn Gumpendorfer, wie man sie überall bc-
kommt. — O Gott, wenn sic wüßte, baß thr fran-
zösischer Shawl cbrn nichts anderrs ist, atS fo etn
ordinärer Gunipendorfcr. Jch glänbc, ich könnte
Mlch bald darauf tn's Blindcntnstitut aufnchmen

Ein Brrliner nahm vor vielen Aahren von seiner
jungen Braut Abschied, um scin Glück in Amerika
zu versuchcn. Als ein «chteS Berliner Blut be-
wahrte er thr Blld in selnrm Herzrn und fand
dikses Blld unvcrgleichlich. Mlt setnem Fortkom-
men fft der nrurn Welt wollte cS zwar nicht rafch
gchen, eS glng aber desto sichcrer: -r wurde -nd-
llch zum begüterlrn Manne. Freilich hatte er milt-
lerweile „die goldene Mitte" des Lebens üder-
fchrilten. An die graducllc Abnahme scines ju-
gendlichen Aeußrrn gewöhnt, vergaß er, daß dtc
Schwittgett der Zeit auch jklile Zugendgeliebtk be-
 
Annotationen