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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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dererrichtung der aufgelösten Stationen in Züt-
land zurnckberufen.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 27. Sept. Seine Königliche
Hoheit der Grostherzog haben unter dcm 20.
ds. Mts. gnädigst geruht, den Profcsfor Dr.
Adolph Stengel an der Akademie für Forst-
und Landwirthe in Tharand zum Profeffor der
Landwirthjchaft an der polytechnischcn Schule
dahicr zu ernennen.

Bo»> Neckar, 28. Septbr. Berschiedene
Blätter erzähle», der badijche Redner, der aus
der Wirzburger Versammlung das politische
Lebcn in scinem Laterlande zur Freude der
ultramontanen Vcrfammlung als eine „ekelhaftc
Wirthjchaft" bezeichnete, sei wegen seiner Rcde
bei der Mckkehr aus badischem Boden detzhalb
sofort verhaftct und wegen MajcstätSbeleidigung
in Untersuchung genommen worden. Dies ift
nach der „Bad. LdSztg." jo wenig wahr, daß
derselbe Herr nach Berichten von Landesblät-
tern im Taubergrundc die Ortschaften bereist
uud dic Landleutc zur Enthaltung von der
Ortsschulrathswahl zu veranlasfen sucht.

Kiel, 28. Sept. Der Großsirst Rikolaus
ist mit dem Morgcnzuge hier angckommen und
wurde durch dcn Generallieutenant Tumpling
und den Consul Schröder empfang'en; derselbe
ist um 11'/, Uhr auf dem „Standart" nach
Korsör abgegangen.

Wicn, 23. Sept. Die Reise des KaiserS
nach Ungarn wird als günstig bezeichnet. Der
Empfang deS KaijcrS durch dic Ungarn wird
als außerordeutlich warm dargestcllt.

E n g i a „ d

London, 28. Scpt. Die „TimeS" betrachlet
den französisch-italienijchen Vertrag als jehr
günstig fir die Jtalicner. Die Anhänger deS
PapsteS, sagt sie, wcrden die Hosfnung verlie-
rcn, die Situation vor dem Siege der italie-
nijchen Rcvolution zu dominiren. Dic gcgen-
wärlige Situation genügt ihnen nicht, abcr ste
würden ste aus Furcht vor etwaS Schlimmerem
beibehalten habcn. Die päpstlichc Regierung
wird jctzt besser die Nothwendigkcit einer Aus-
söhnung begreifcn, als da ste von französtschen
Bajonctten bcschützt wurde. Dcr „Morning-
Herald" bchauptet, der König von Ztalicn
könne in kcinem Falle die Rcvolution in Rom
bckämpsen. Das englischc Blatt meint ferner,
daß die moralischc Autorität des Papstes beim
Verluste seiner weltlichen Macht gewinnen
würde.

T ch w e t z.

Bern. Soeben ist die Botjchaft des Bundes-
rathes über die Genfer Unruhen, datirt den
23. September, im Druck erschienen und der
BundeSversammlung vertheilt worden. Sie
schließt mit folgendem Antrage: „1) Die vom
BundeSrath zur Wiederherstellung der gestörten
Ordnung in Genf getroffencn Maßregeln wcr-
den genchmigt. 2) Dcm BundeSrath wird die
Vollmacht ertheilt, daS eidgcnös. Commissariat
und Occupation in Genf sür so lange andaucrn

rührt haben könnten; er erwartete, in ihr noch
ganz daffcldr Wesen zu findcn, tas ihn einst be-
g-ist-rt. Vor kurzem nun kehrte er hierher zurück, ^
um die Erwähltk heimzuführen. Er eilt in ihre !

veu Mädchen die Gellebte wieder, so lcbendjg war ,
fie in siinim Gedächtniß geblieben. — „O meine
theure, meine einzige Marie!" mit dtesem AuSruf
druckte er fie inbrünftig an s-in Hrrz. — „Halt da,
Eduard!" rtef ärgerllch die alte Tante — „diese
hier ist nicht Deine Marie; ich bin -s, und wahr-
haflig noch gut gcnug für Dein graubärtiges Ge-
fich!!" -- Dcr gute Mann hatte fich in der Richte
vergriffen, die gcrade so aussah, wic ihrl Tante
vor Zciten einmal auSgesehen hattc. Er muß nun,
gern odcr ungern, an dic rchte Marie als seine
künstigc LebinSgefährtia glauben!

Jn dem Keldzuge in SchteSwlg hatten einigc
prcußtsche Batailtone fich Hunde angeschafft, von
denen sie bei allen thren Unternehmuiigen beglettet
wurden. Elner diescr treuen Beglelter zeichnete fich
bcsouderS durch Kiughlit aus und wußte fich ganj

zu laffen, alS die Verhältniffe solchcS noth-
wcndig machen. 3) Dem BundeSrath wird zu
diesem Bchufe der nöthige Credit eröffnet. 4)
Der Bundesrath wird eingelade», dcr Buudes-
vcrsammlung auf die Wintcrsitzung neuen sach-
bezüglichen Bericht und Autrag vbrzulegcn."

Genf, 25. Septdr. Iteu verhastet sind der
Judepeudent Du Pan und die Radikalen Eijen-
lohr und Lavalette.

Bern, 26. Sept. Der Rationalrath hat
die Motion vou Dr. Zoos: „DaS Liklaven-
halten der Schweizer im AuSlande ist eine deS
Schweizernamens unwürdige That; der Bund
svll dieses Sklavcnhalten verbieten", mil 50
Slimmen erheblich erklärt, cntgegen dem Ab-
weisungsantrag ZennyS.

DaS Criminalgericht des Bczirks HerenS im
Wallis hat die MSrder deS Hannoveraners
Ouensell abgeurtheilt. DiejeS VcrbrechenS
waren drei angeklagt: der berüchtigte Bartho-
lomäus Balet, flüchtig, sein Bruder Emanuel
und Pankraz Rour. Die dciden Letztern waren
jchon seit 14 Monaten verhaftet. Die Verhand-
lungen dauerten 2 Tage. Aus dcnselben ergab
stch, daß der Haupturheber deS RtordeS Bar-
tholomäus Balct war. Da das Landesgesctz
nicht erlanbt, daß daS Todesurtheil auf bioßen
ZndizicnbeweiS ohne Geständniß ausgesprochen
werde, so wurde er in eontuin-lciam zu lebens-
länglicher Kettenstrafe verurtheilt. Roux, der
geständig ist, am Mord Lhcil genommen zu
haben, wurde wegen seincr Zugend (er ist 23
Zahre alt) und in Rücksicht darauf, daß er der
Verführte war, nicht zum Tode, sondcrn zu 25
Jahren ZuchthauS verurtheilt. Emanuel Balet,
der um den Mord wußte, aber sich nicht direct
daran betheiligte, erhielt 12 Jahre Zuchthaus.

Z t a i i e ii

Turin, 23. Sextbr. Ucber die Ereigniffe
am Abeud des 22. briugt die „Gazzetta usfi-
ciale del Regno" folgcnde Einzelnheitcn: Der
Armi-, Cajtello-, San Carlo- und Carlo Ema-
nucle-Platz war vou Truppen bcsctzt, starke
Palrouillcu zogen durch dic Straßcn nnd hiel-
ten dic Wege frei. Allcs schien einen guten
Verlauf nchmen zu wollen, alS sich um ncun
Uhr verschiedene Gruppcn auf dem San Carlo-
Platz bildcten. Um halb zehn Uhr strömtcn
auS allcu Straße» Volkshaufeu hcrbei. Die
Truppen standcu riugS um den Platz unter
dcn Säulengängc»; vor dem Polizeigcbäude
stand einc Compagnie, um dieseS gcgen die
Angriffe der Aufrührcr zu schützcu. Als nun
dic Meuge von Neuem Steine gegen dieS Ge-
bäude zu schleudern anfing, beschloß der Poli-
zeidirector, den Platz säubern zu lassen. Er
licß die Thüren öffnen und zwei Commissärc
mit dreifarbigen Schärpe» bekleidet und von
einer Anzahl Carabinieri, welche im Znnercn
Wachc gehalten, escortirt, vor die aufgercgte
Meuge hintreten, um die drei Aufforderungen
zur Räumung des Platzcs zu verlesen. Nach
dcr ersten Lcsuug wurdc ein Regen von Stei-
nen gegcn die Bcamten geschleudert und dic
beiden Soldatcn, wclche dicht nebcn diescn stan-
den, wurden durch Flintenschüsse auS dem VolkS-
haufen verwundet. Zn dicsem Augenblick gabeu

vorzügllch nützlich zu machen, weshalb cr auch
häufig von Patroiiiücn mitgenommen wnrde, um

Schcu vpr Kanonenkugeln, und jedcSmal machte
cr einen Seitensprung, wenn ein solchks Gcschoß an
lhm vorbelsaustc. Bei Erstürmung drr Düppeler
Schanzen spaziertk cr skincm Bataillon. munter
voran, und bkim Hurrah auf die erste Schanzc
stürmte cr in oollem Laufe dcn Bcrg und dic Brust-
wehr hinan, so daß das ganze Bataillon hicrdurch,
trotz deS ernstcn Augenbltcks, tn die heiterstc Sttm-
mung versctzk wurde, und wirklich war auch dcr
Hunb d-r Erstr, drr auf dem Walle fichtbar wurde,
Mancher wacker, Soldat, dcm guten Lhier, mit
Zärtlichkeit zugethan, wurde hierdurch veranlaßt,
seinc Eilr zu befiögcln, um seinem vierfüßigen
Frcnnde zu Hitfe zu eilen. Bcim Uebergang nach
Als-n solltc dcr Hund zurückgclaffcn werden; allein
er solgtc schwimmend dem letztcn Boot« uud kam

die Carabinieri, ohne daß mafi bis jetzt weiß,
wer den Befehl gegeben, Feuer. Durch die
Aufstellung der Truppen rings um den Platz
herum erreichten die Kugeln, welche für die
Aujrührer bestimmt ware», die auf der gegen-
-übcrliegenden Scite aufzestellten Truppein Dcr
Oberst Colombini, so wie einige Soldaicn vom
17. Regimcnt ficlcn. AlS dieS die Soldaicn
vom 17, Rcgimcnt fahen, gaben sie ihrer Seits
Feuer und trasen das 88. Regiment, welches
nun auch zu feuern anfing; die BataillonS-
Commandeure und Offizicre mußtcn vor ihre
Leute hintreten und ihnen die Waffen auS den
HLnden schlage», um wcitercS U.nglück zu ver-
meidcn. Als die Ordnung hcrgestellt, lagen
26 Personcn todt und 68 verwundct auf dem
Platz, unter diesen 2 todte und 16 »erwundcte
Soldaten. Der militärärztliche Rapport vom
23. hat festgestellt, daß unter den verwundeten
Soldalen, anßer denjenigen, welche durch Stein-
würfe verletzt wurden, auch 4 durch Kugeln auS
Zagdflinten getroffen worden stnd, die nur aus
Seite der Aufrührer gehandhabt werden konn-
tcn. Das Miuisterium hat eine strenge Un-
tcrsuchung angcordnet, um zu ermitteln, wer
zuerst den Bcfehl zum Feucrn gegcbcn.

Turin, 24. Septbr. Garibaldi hat auf
dringendeS Ansnchcn vieler jeiner Freunde seine
Entiaffung, die er ais Großmeister der Frei-
maurer des alten schottischen Ritus gegebcn
hatte, zurückgenommen.

D ä „ e in a r k

Kopenbagen, 25. Sept. Dic Verlobung
des russiichen ThronsolgerS mit der Prinzessin
Dagmar ist entschieden.

Neueste Nachrichten.

New-Aork, 17. Sept. Stanton ordnete
den Beginn der Conscription auf den 19. an.
Die Rebellen bereiten einen Einfaü in Mis-
souri vor. Es heißt, Sherman schicke General
Grant Verstarkungen. Die 9tebellenkavallerie
erbeutete aus einem Streiszug in die Linien
Grants 2500 Slück Rindvleh. Gold 222*/«,
Bonds 110^/g, Baumwolle 180.

New-Aork, 20. Sept. Sheridan schlug
Early im Shenandoathal mil großcm Verluft.

* Heidelberg, 27. Sept. Der Ausschuß
des NationalvereinS zu Karlsruhe hat
solgende Grundzüge zu einem Programm der
deutschen Fortschrittspartei in Baben aufge-
stellt, und wünjcht, daß diesetben von Gesin-
nungsgenossen besprochen werdcn.

Zn den deutschen Fragen. Wir be-
kennen uns in den allgemein deutschen Fragen
zu solgenden Grundsätzen:

1) Die Schöpsung eines deutschen Bundes-
staateö im Geiste der Einheit uud Freiheit ist
das legittme Verlangen der deutschen Nation,
welchem nur ourch die Einberufung eines deut-
schenParlaments entsprochen werden kann;
dieses hat — unter Zugrundelegung der deut-
schen Reichsversassung vom 28. März 1849 —
die Reichszuftände festzusteÜen und die offenen
Fragen der Centralgewalt und des Verhält-

wohlbehalten auf Alsen an, wo er in gcwohnter
Weise seinem BataiUone voraneilte uno dasselbe
bei allen Bcschwerden in sroher Laune zu erhalten
wußte. Der „Hund des Bataillons" befindet fich
noch bet seinem vielköpfigen Herrn.

Dte vergnügungssüchtige Tochter eines Berliner
wohlhabenven Rentterö und Hausbesitzers wußte
ungeacbtet aller Strenge ihrer Eltern deniioch Mittel
und Wege zu finden, den letzlt-rcn so zu sageu Hör-
ner aufzusetzen. Währenb dteselbe der siißen Nacht-
ruhe pflegen sollte, wußte sie durch das nach dem
Hofe belegene Parterrefenster ihres Zimmers und
mit Hilfe eineS durch cinrn Deckel versehenen, unter
dem Fenster stehenden großen Regenfaffcs so man-
chem Ballvergnügen heimlich nachzugehen. Doch
der Verräther unb oer Rächer schläft nicht. AlS
dte holde Kleine bci ihrer letzten Ercurfion auf
den Faßdeckel trat, der ihrem Füßchen schon so ost
alS Schemel gedient, brach oerselbe, jrbeiifalls
boShaft dazu präparirt, zusammen, und sic stürzte,
währrnd die Lrinoline fich über die Faßöffnuna
blähte, mit ihrem Körper in die nasse Tiefe. Ein
Geläckter erscholl, zugleich aber auch em Geschrei
um Htlfe. HauSbewohner eilten herbet, auch dic
sehr verblüfften Eltern bes Töchterleins, daö sich,
nachdem eS aus dem Fasse gehoben, schämig in
sein Kämmrrlein flüchtete. Vielleicht hilsts!
 
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