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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0616

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Utidrlbtrger Irilung.

sr; s«s


Mittwoch, 28. December


Einla-ung zum Äbannement

Hei-elberger Zeitung

18HS. L. Quartal

Mit dem 1. Ianuar 1865 beginnt die Heidelberger Zeitung ihren fiebenten Iahrgang, zu deffen rechtzeitiger Bestclluny wir hiermit in näheren
und ferneren Kreisen einladen. DaS Bestreben der Redaction wird fortwährend darauf gerichtet sein, den Lesern nicht nur ein möalichft getreueS Bilv von
der Entwickelung der politischen Zustände der Gegcnwart in den verschiedenen Staaten zu geben, sondern auch vurch Mittheilung aller merkwürdtgcn Äreig-
nisse in ziemlich umfaffender Weise unseren Äbonnenten Gelegenheit geben, fich selbst an der Hand dieser Mittheilungen über den Zusammenhang der ver-
fchiedenen politischen Verhältniffe zu unterrichten.

Unterstüyt von einer Anzahl tüchtiger und erprobter Mitarbeiter und neu gewonnener zuverlässiger Lorrespondenten tn den verschtedenen LandeS-
theilen, werven wir außerdem in leitenden Artikeln unser Bestreben kundgeben, vom nationalen Standpunkt aus bei allen Kragen mitzuwirkest, dte auf
die Entwickelung unsrreS engeren HeimathlanbeS Baden, sowie auf die Einheit und Freiheit, auf die Machtstellung, Ehrr und Größe
unscres deutschen Vaterlandes Bezug haben; wir werden babei auf allcn Gebieten dcs potitischen und socialen Lebens einem vernünftigen Fort-
schritte huldigen, und der bei uns in's Leven getretenen volksthümlichcn Organisation eine besonoere Aufmerksamkeit widmen. Wir werden

^ ^luch lokale und städtische Angelezenheitcn sollen^vie bisher eine freimüthigc ^esprechung in^unserem Blatte finden.

Mit der Zeitung verbunden isl ein dreimal wöchentlich erscheinendeS Unterhaltungsblatt in gr. 8°., welches neben dem täglichen Keuilleton eine
sorgfältige Luswahl vou Erzählungen und sonstigen uaterhaltenden Mittheilungen bieten wird.

^ Da mit deMhl. Aanuar 1865 die^reidelberger Zeitung als KreisVerkÜN-igUNgsblittt für ben Kreis Heibelb^g^und

bAußer d^en obrigkeitlichen Bekanntmachungen we^den aUe^auf das öff^ntttche, commercielle und sociale Leben fich beziehenden Ankündigungen gegen
eine Insertionsgebühr von 3 kr. die breispaltige Petitzeile aufgcnommen, und empfehlen wir unsere Zettung, bei der großen Verbreitung, zu recht lebhafter
Benützung. Wir bemerken dabei, daß die für vie Zeitung bestimmtcn Anzeigen auch noch eine weitere Verbreitung durch den täglich erscheinenden Straßen-
Anzeiger findcn, welcher an allen öffentlichen Orten und den Bahnhöfen rc. angeschlagen wtrd.

Die Heidelberger Zeitung erscheint täglich — Montags auSgenommen — in groß Folio und kostet vom 1. Ianuar 1865 an in Heidelberg vtertel-
jätzrlich 1 fl. 3 kr., wozu noch der Trägcrlohn kommt; durch die Großh. Postanstalten bezogen 1 st. 24 kr. einschließlich der SpeditionSgrbühr.

Heidelberg, im December 1864.

Adolph Emmerling.

Verkagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

* PoUtische Uiiischa».

Zn Bamberg haben znnschen Hrn. von der
Pfordlen nnd Hrn. v. Beust Berhandlungen
statrgesunden, ber denen crne vollständrgc Ernr-
guirg(?) über dle sernere Haltung und dre ferne-
ren lschrilte der beidersertigen Regierungen er-
zielt rvorden ist.

Die „Hess. Landeszeitung« und das „Nass.
Bürgerdlatt" sind im Herzogthum Nassau ver-
boten.

Llian spricht in Wien von der Möglichkeit
der Bcrnfung dcs Fnrsten Mcttcrnich sür Graf
Menddorff.

Siach der „Koburger Ztg." hal Herr von
Bismarck dem sächs. Gcsandten jeine jcharfe
Mißbilligung wegen geflissentlicher Umgehnng
ded preußischen Gebiets bei Gclegenheit der
Rückbcfördernng der sächsrschen Trnppen und
rvegen d-r Redc des Hrn. v. Beust ausge-
sprochen.

Der „Constitntionnel" b-spricht in einem
bemerkenswerthen Artikel die dentfche Frage.
Er ist zwar im Allg-meinen der Anstcht, daß
durch den Widerstanb OcsterreichS und d-r Be-
»ölkerung in dcn Herzoglhümern der AnnexionS-
eifer in Berlin bedentend abgekühlt wordcn jci,

daß man aber von Berli» ans um so energi-
scher auf die Resorm der Militärorganisation
DeutschlandS dringen werde. Diese Resorm
werde sür Preußcn die Brücke zn denr dilden,
was es jetzr rricht uumitlelbar dnrch Anrrexion
erreichen könne. Preußen werde vcrlangen,
daß die milikärischen Kräftc Norddeutfchlanvs
irn Fallc einen Krieges unter preußische«, die
süddeutschcn unter österreichisches Coinnrando
lämcu. Auf diesem Wege, meint der Confti-
tntionnel, würde die Theilung DeutschlandS
volleudet und die Souveränität der kleinin
Staaten aufgchoben.

Zn der Antwort dcS KönigS von Hannover
an König Ludwig ll. soll derselbe vollkommen
die Ansicht theilen, daß es vorzugsiveise die
Aufgade der mittelstaatlicheu Fürsten sei, das
söderative Prinzip, aus welchenr bie Sclbststän-
digkeit und Gleichberechtigung der BundcSglie-
der und dämit der Bestgnd dcS BundeS selbst
bernhe, zu schützen und zu vertheidigen. Er
glaube stetS so gehandelt zu haben, um keinen
Zrvcisel auskommen zu lasscn an seiner bnndeS-
lreuen Gesinnung; er werde gewiß der Letzle
jcin, die Hand dazu zu bietcn, daß an der
Verfassung uno an dem Bestand dcS Bundes
gerüttelt werde. Demnach vollkommen damit

einverstanden, daß die gegenwärtige Crisis den
deukschen Fürsten die Pflicht einträchtigen Zu°
sammenhaltenS recht nahe lege, glaube der Kö-
nig doch anch davor warnen zu rnüssen, daß
nian auf der andern Seite zu weit gehe, und
sich zu einer demonstrativen Haltung gegen die
bciden dcutschen Großmächte im Bund hinreißen
lasse. Dcnn darauS könne eine nicht minder
ernfte Gefahr für die deutsche Födertktion er-
Ivachsen, als aus der Vormachtspolitik.

Dcr in sreiwilliger Verbannung in Nea-
pel lcbende liberale Cardinal Andrca hat dcm
Prinzen Humbert einen Besuch gemacht uud
ist von demselben mit allcn seinem Rang ge-
bnhrenden Ehren -mpfangen worden.

Z»r LchlcSlvig-Holsteiti'scheii
Eache.

Die schleswig-holsteinische Zeitung jchließt
einen Arlikel über „SchleSwig-Holstein und die
Volksbewcgung in Deutschland" mit einer ernsten
Mahnnng an die Bevöikerung dcr Herzvgthümer,
für Wahrung lhrer Rechle nnd Freiheiten nun
auch sich jelbst zu rühren. Sie endigt mit den
Worten: „Von nun an wird die nationalc Be-
wegung für SchleSwig-Holstein entweder zum

Die moderne Dienjimagd.

Gu'n Dag, Madam! ich hör', Sie winschtr
Nuf's Ziet n' freindlich Mädchc; nun
Jch bin bereit ,u Zhr,n Dienschte
Nur mögt ich wiffe, waS zn thun.

Miin liebes Kind, wie thun Sie heißen,
Wv find Sie her? Sie wiff,n fch-n,

Winn Sie sich brav und gut „weisen,

Geb' tch gern einen guten Lohn.

Kathtnka Spitz thu' tch mich nennen,

Jch bin oon Kinleubach zu Haus,

Met'n Mutter, dte thät' immer schennen,
D'rüm lics tch auS dem Dorf -'rauS.

Zuerft, Madam, möcht' ich wohl fragen:
Sin' auch noch klcine Kinncr da!

Mit Wtndeiweschr mich zu Plagm
Dcß geht nit, — deß ts for dic Araa.

Zum Putze' un' zum Waff-rschleppe
Hab' tch keen Luft, deß kann ich nich,

Da rauf drn jweiten Stock, dic Treppe
I« sor n' Pntzfra» — »it for mich.

Zor Hol, und Kohlc beizuschaffen,

Kor schwrri Arbeit iwerhaupt,

Dcß g'her! 'm HauSknicht, wann'« soll klappcn,
Denn domit bln tch nit vertraut.

Mnn' AuSgang muß tch SonntagS haben
lln' in der Woch', so ost ich will,
lln' AbendS will lch mich erlaben
An mcinem Schatz in aller Still'.

Wann tch Besuch kriech vun Berwandteit,

Nun Freind nnd Krilndln, dtc ich hab',

Treten Sie dann für dle Bekannten
Jhr Frrmbenzimmer mtr stcts ab.

Wen« Sie mlch gut und zart b-handlen
Un' auch dcr Hrrr recht sreindllch thut,

Dann hleib' ich g-rn und thu' nicht wandern,
Jch dtn von ganzem Herzen gnt.

Eie dürfen'S so genan nit »cmme,

W-nn tch waS brauch' auS Jhrer Kich
Kor mein Bekannte, oder Frcmme,

S' is nor for dic, nnd ntt sor miH,

An Rrujahr un' an belde Meffe
Da lst g-bnlchllch üicrall,

Man darf die Mädle nit vergeffe
Mlt Trtnkgeld, vhne Maaß und Zaht.

Wcnn ich mlch so bei ihne» plagc,

Dann derf ich ganz g-wlß ja schon
Nach sünsundzwanzig Gulde srage
Kür -ine» vlcrteljährigen Lohn,

Un' gutl Kvscht un' Weln zum Trinke
Bun Zcit zu Zcit auch eln nen Kleid;

Man darf mlr dann nur freindlich wink,,
Jch bln für Herr nnd Frau brreit.

Un'---- — —

Hjlt -tn, mein Klnd, du haft vergeffen,
WaS dn denn -igentll» willft effen,

Denn detn samoser Bauernmagrn

Jst fein, — und kann doch viel vertragen.

Zch käm' dann tn Vcrlegcnhelt
llnd müßt' auch noch zu jevcr Zctt
Zu deincm Dtenst eln Mädchen haltcn,

DaS wär' zu vlel für meinen Alte«.

(M. Z.)
 
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