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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0617

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Stillstand verurtheilt sein, oder ihre weitereN
Jmpulse von den Herzozthümer» jelbst erbal-
ten müffen. DaS schftswig - hvlstcinijche Volk
wird daher wohl thun, sich den vollen Ernst
seincr LaA? zum Bcioußisein zu bringcn, oder
vielnteh^ denn am Mfftn fehlt e« ihm nicht,
diescm Bewußtjein gcmäß zu handeln, Gcsellt
sich zur AuSdauer Entjchlossenheit, so ist ber
cnoliche Sieg trotz aller Machl und List deS
Gegners unzweifelhasl. Ein Lolk wie di-
SchlcSwig-Hotsteiner, welches so schwere Prüf-
ungen ruhmvoll bestanden hal, wird auch diescr
gegenwartigen sicherlich gewachscn sein.

Kiel, 18. Dec. Von Professor Planck,
dem zeitigen Kurator dcr hiesigen Universität,
ist joeben ein kleines Schriftchen untcr dem
Titel „Zur Würdigung der oldenburgi-
schen Denkschrist" erschicnen, daS in ein-
sacher und ruhiger, Allen »erständlichen Dar-
stcllung die Grundlagen - dcr oldenburgischen
Erbanjxrüche behandelt und ihre Haltlosigkeit
zeigt. DaS Resultat der Planck'schen Untcr-
suchung ist, daß, so lange die alte königlichc
Famllie in ihrem jüngeren Zwcige, dem Hause
Sonderburg, sortblüht, von eincr Verwirklichung
dcr Erdanwartjchast der enlscrnleren Gottorper
Linie nicht die Rede sein kann. Daß der Ver-
sasser sich hierbei in völliger Uebereinstiinmung
mit den hervorragcndstcn und anerkanntesten
j-iner Kollegen auf allen dcutschen Hochschulen
besindet, ist eine bekannte Sache.

Berlin, 21. Dez. Nach den uns gewor-
denen Mittheilungen können wir die von ver-
schicdeneu Seite in bie Presse gelangten Bc-
richte über dic Behandlung, welche daS preuß.
Cabinet der Erbfolge-Frage zu gebcn gcdcnkt,
der Haupljache nach bestätigen. Die für dic-
selbe niederzujetzende Eonimission soll nur aus
preußischcn uno östcrrcichischen Juristcn bestehen
und die Enlscheidung über dic von ihr abzu-
gebcndcn Gutachleu allcin ben beideu Groß-
mächten zustchen. Die Angabe, daß dic beioen
letztcren daS Resultat ihrcr Vercinbarung in
dei Zprin eineS gemcinsamin AntragcS an den
Bund bringen jollen, jcheint unS jedoch dcn
preußijcheu Standpunkl nicht ganz präcis auS-
zudrückcn, da der Buud überhaupl, nach dem
Willen PrcußenS, bei dcr Erbsolge-Fragc nicht
weiler betheiligt werden soll, als eS durch daS
ihm ziffteheiidc Rccht über die Zulassung dcs
Gesandten am Bundestage, welcher den ncucn
Souverän vonHotstein und eventucll von Lauen-
burg zu vertrcten haben würde, unabwcislich
ist. Oesterreich hat sich zwar im Allgemeine»
mit den von Preußcn sür die Behandlung der
Erbsolge-Frage aufgestellten Modalitälen ein-
verstanden erklärt, jedoch den Wunsch auSge-
jprochen, cs möge in die juristischc PrüfungS-
Commijston auch ein Vcrtreter des Bundes
ausgenommen wcrden. Dem Bcrnehinen nach
ist diejes Vcrlangen hier jcdoch sehr entschieden
zurückgewicsen und daraus bcstauocn wordcn,
daß der Bund nur übcr dic Zulassung deS
ncuen Fürsten alS BundcSinitglied zu entschei-
den habcn jolle. Aus diese Erklärung war hier
biS zum gestrigen Tage cine Antwort von Sei-
len OesterreichS noch nicht eingegangen. Es
liegt übrigcns auf der Hand, daß nach diejem

Schwurgcrichtsverhandlungcn.

Frcibnrg, 2V. Dec. Am Abend de« 8. Eept.
d. Z. wurde aus der Landstraß, zwischen Hammer»
stein und Holzen eine fthr hübsche Markgrästerin
von ihrrm früheren Grliebten durch rinrn nach dem
Hinterkops abgeseurrtrn Schuß grtödrt; die Kugei,
viit wekcher die Pistoie gcladcn war, haltc dir Gr-
hirnmaffc und das Schädrlgrwoibe in absolut tödt-
lichrr Weisr zrrliort. Dcr Thäter Zaeob Fricdrich
Schciker oon Hol;en, 2g Iahre ait, Taglöhnrr,
einrr der brftpiädicirt-n srirdsertigsten Burschr,,haite
fich etwa 2 Zahrc lang dcr innigsten Lieke drr
Emilie Bauer zu crsreuen gehabl; dann fand aber
Lrrrn Mutter, als fic daS Vrrhältuiß crfuhr, haß
Schelkcr, obgleich auch Sohn veimögilchcr Leutc,
kelae rntsprechrnde Partie für die Tochter aus dem
Hirsche» sei, fie ftrUte der Tachter »ar, daß fie nach
zu jung set nnd vielleicht auf her Wirlhschast bitt-
ben müffe, und die Tochirr gad dann nach an-
sängiichem Siräubcn den Wüuschcn der Mutter
nach und zog fich oon Echelker zurnck, Dteser, eine

ModuS Fälle eintreten können, wo das dem
Bunde allein noch reservirte Recht praktisch
ganz bedeutnugsloS. werden würde.

D e « t s ch l a n d.

Karlsruhe, 24. Dec.'Die „Karlsr. Ztg."
thciit den Eriaß mit, welchen daö Ministeriuni
dcS Jisnern in Betrcff ees VerhgttenS der
Schuibchörde und Lehrer dni Anhrdnungeii
dcs erzbischösl. Ordinarials gegenüber LN ben
Oberschulrath gerichtct hat. Dersctbe laulei:

Das erzbischöfiiche Ordinaridt hiü ani S. d.
Jnstructionen „für die OrtSgeisttichen und für
die erzbijchöflichen Bchuiinspectorcn" in Bctreff
der kirchlichen Leitung der religiösen Erziehnng
und Bildung in den kalholischcn Volksschulen
erlassen, uno in dem Aiizcigcbtatt für die Erz-
diöcesc Freiburg vom 14. d. M., Rr. 30, ver-
öfsentlichl.

Jn diescr Jnstruction werden zur Ucder-
wachung und Leitung dcS Religionsunterrichts
in den katholischcn Volksschulen und Privat-
schulen zum Theit Anvrdnungen getroffeu, wclche
iunerhalb der Grenzen der Befugnisse iiegen, dic
durch § 12 des Gesetzes vom 9. Oct. 1860 *)
dcn Kirchcn in Betreff des religiösen UiitcrrichtS
zugewiesen sind. Es entsprechen damil diese
Znstructioiicn dem Geiste dieser Gesetzgcbung;
uud in drr Weisung an den Ortsgeistlichcn,
fich mit dem Lchrcr i» gutem Einvernehinen
zu haiten und ihn alS Üüitarbeiter in dem
Geschäfte der Erziehung und Bildnng der ka-
tholijchen Zugeno zn betrachtcn, ist der gleiche
Gcdanke festgehalten, welcher daS Gcjetz vom
29. Zuii d Z. über die Aufsichtsbchördeu für
die Poiksjchulen durchoringt, indem dasselbe den
Charaktcr der consessionellen VoikSschuie bewahrt,
unb i» dcm Ortspfarrer den in erster Linie be-
rufcncii Milarbeitcr an dem Gedeihen der
VoitSschule aucrkcnnt.

so schr abcr auch die großh. Regierung bc-
reit ijt, bie Thcilnahme uud die Thaligkcil der
katholischcn Geistlichcn in Bezug auf dcn Reli-
gionsunterricht an den Schulen zu jördern und
zu nnlirjtützin, so kann sie doch, sosern diese
Znstructioncii aiidernlheils übcr die Grenzen
der kirchiichen Besugnisse hiilausgehen und
oamil znglcich noch Anordnuilgen verblndcn,
zn dcncn die Kirchcnbehörden nicht besugt sind,
stch oer ernsten Pflicht nicht entschlagcn, die den
weitlichen Gesetzcn gebührcnde Auiorität zu
wahren und ausrecht zu crhatten.

Das erzbischöfliche Ordinariat legt in diesen
Jnstructtoncn sich seibst und andcrn kirchtichen
Bchöroen dic Bcsugniß bei, den Lehrcrn an dcn
katholischen Volksschitten in Beziehung auf dic
rcligiöse Bildung unmittclbare Wcisungen zu
crthcitcn und in die inncin Einrichlmigen dieser
Anftatten, sei eS direct, jei es nach Bcnchmen
mit dem zn jelbstständigeii Versügungen nicht
berechtiglen Lchrer, einzugreifen.

Nach § 6 deS Gesctzcs vom 9. Ocl. 1660,
die rcchttiche Stellmig der Kirchcn im Slaat

*) 8 12, Ads. 1. Den ReiiglonSunleriich! über-
wacheu uuö bcforgen die Krrckcn sür ihrc Angehörigen.

gesnhlvolle und weiche Natnr, nahm dies, Adwei-
sung seincr Licdc äußerst schwer auf, er quälle fich
mii eisersüchtigen Gedankcn, wnrdc schwcrmüthig

Ais Bannwarl mit dcr Rebhut betraut Uttd zum
Geprauche eintr Pistoir sür das Schikßen der Vögcl
bcrechtigt, lud rr dtesrlbe am 9. Septcmber, wäh-

war, mit einer Kugel, suchtc seiiie Gelieble dort
aus, unterhielt fich eine Stnnde lang sricdlich mtt
Emtlie Bauer, die aber schiirßttch rntschieden seine
Begilitnng nach Hammerstein abiehnie. Ais stc,
eine Vicrieiftnndr nach ihm, in Beglettnng eineS
Burschrn von Holzen heimging, kam Scheiker auf
der Landstraßr zu shr; bat fie dretmal um dte Er-
lauduiß, einen Korb mii Oelfiaschen, dcn fie auf
dem Kopsc h-tte, tragen zu dürsen. Dretmal schlug
fic thm btcs ad, varaus trat er kineu Sckritt zu-
rück und nun stel drr unheilsvolle Schuß, Sckctker
machte hierans eintge mißinngene Seldftmordvcr-
suche und wurdc am andern Morge» biutend und
in bumpscr )gerzweifluntz am Raude cineS DacheS
in der Nähe gesunden. Hente fand die schwnr.

betr. *), wird daS öffentliche-Unterrichtswejeii
vom Staat geleitet, iveichcm durch 12 nebcn
der Ucbertassung des ReligionSnnierrichtS an
dic Kirchcn oic rinheittiche Leitnng der Unter-
richrs- und Erziehungöaiistalien vorbehaltci, ist.
Das ncuerc Gcsetz vom 29: Zuli d. I., bic
Auisichtsbehörden snr die Volksschuteü belrest,
gibt dic Form an, in wclchcr dieser Vorbehalt
auSzusühren ist, indem cS in 8 8 **) bestiminl,
daß allc Verfügnngen der Kirchen iu Betreff
des Religionsunleriichts in den Volksschulen
durch Verinitttnng der obern Schutdehörden dcn
Lchrern zur Nachachtung zu ciöffnen seien. Jn
§ 1S deS Kirchengesctzcö vom 9. Oct. 1860 -j)
envlich ist vorgeschrieben, daß keinc Vcrordnung
der Kirchen, wetchc in bürgcrliche oder staats-
bürgerliche Verhältniffe eingreist, rechtliche Gel>
tung tii Ansprnch nehmen oder in Vollzug ge-
setzt werden kann, bevor sie Genehmigung des
Staais erhalten hat. Diese Genchmigung ist
den Eingangs erwähntcn Jnstructioncn nicht
zu Theil geworden; ste stno dcmnach, so wcit
jie üder das kirchliche Gebiet hinausgehen, »hne
rcchtliche Giltigkeit und nicht vollziehbar.

Die sämmtlichen Lchrer an den katholischeu
Volksschulcn werden deshalb angewiesen, etwa-
igen Anordnungcn der kirchlicheu Behörden,
sofern sie von den bestehenden Vorschriften und
Einrichtungcn abweichen, und irgentnvie in die
allgcmeine L>chulordnung eingreifcn, von fich
ans kcine Folge zu geben, biesetben vielmehr
aus dem geordneten Dicnstweg ihrer vorgcsetz-
ten Behörde, den oberen Schulbchörden, und
beziehungSweise dem Orlsschulrath vorzulegen,
welche iynen nach § 8 bes Gcjetzes vom 29.
Zuli und »ach Maßgabe des § 38 ff*) der

halien, zur Nachachimig eiösfueil.

st) Z 15. Kciiic Beroednun,, der Kirchen, welche in
bürgcrliche oder staalsbürgerliche Verhäliuiffe eingreift,
kann rechliichc Geiiiing ru Ailspruch uehuien, ober in
Vollzug gijrhl werbei,, b-oor ste Genehmignng des
Slaals erhallen hal.

Alle kirchiichen B-rerdnuug-n müssen gieichzeiiig init
der Bertünüigung der SlaaiSregierung Iiliigeiheiil wei den.

1") 8 33. Die Kirchen werden oie Aiisfichlsbeaimeu,
welche fie jür die lleberwachung deö Reiigiouduiilerrichis
ihrer Augehörigen in der Boiksschiile erneimin ;8 8
dcS^ Gesetzes)^ umcr Au ,abe der fur dw 'sti üfnngen ini

Verbescheidiiiigcn diescr PrnfilNgen oder überhaupt
Versüguugen in Beiresf des NcilgionsunierrlchfS werden
durch oie Oderfchnibehörde oder — sofcrn diese für Iiiin-

dcs GefchäftSgaiiges eS besonoers anvrdnel— durch die
K'reis - Schuiräihe den Schuiiehrern zur Rachacklung
milgethcill.

gerichtiiche Verhandiung untcr dem Borfche deS
Gr. Kreir- und Hofgerichtsdireciors Hiidebranbt
statt.

Drr Gr. Obcrstaatöanwait v. Hillern rrhob gegen
Schelker Ankiagc wcgen Mords, oer Veriheidiger
Herr Schmiot suchie darzutbnn, daß Schelker ledig-
lich >m Affecte grkränlter Liebe dcn Entschluß zur
That gcfaßt und dtcsc voUführt habe, nnd außer-
dcm bchauptetc er, daß Schelkcr fich im Augcn-
blickc dcr That tn etnem der völligen Verwirrung
der Sinne nahe koinmcndcn Zustandc befundkn
habe. Währcnd die Gefchworencn im Sinne der
Anklagc ein Schuidig wegen MordS auSsprachen,

drs 8- 253, Ziff. 2 drS Si. G. B-, wocanf der
GcrichtShof einc ZnchtSauSftrase vvn 18 Zahren
gegrn Schelker rrkannte.

Zn dcn letzten 6 QnartalSfitzunge» ist da» der
vierie Kall der Tödtnng, bez. Srmordnng jnngcr
Mäbchen durch ihre Liebhodcr in Kolge ocrschmäh-
tir Ltebe, der in unftrem Kreisc stch zutrug.
 
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