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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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Vtidtllmgrr Itilung.

N» 2L6. Mittwoch, tS October


* Politische Uinschau.

Ueber die cinseitige Besetzung der Herzog-
thümer durch Preußen äußert der Wiener
„Botschafter: „Von selbst versteht sich, daß
wir dem ganzen österreichischen Volke die Rück-
kehr unserer tapseren Soldateu aus dem Nor-
den von Herzen wünschen und freudig begrüßen
werden. Von selbst aber versteht es sich auch,
daß wir voraussetzen, ihr Abmarsch aus
tLchleswig-Holstein werde gleichzeitig mit dem
der Preußen vor sich gehen, also auch mit der
politischen Eonstituirung Schleswig - Holsteins
unter ihrem legitimen Fürsten verbunden sein.
Wir wollen damit kein Mißtraucn gegen die
preußische Regierung an den Tag legeN. That-
sache aber ist es, daß es in Preußcn eiNe mäch-
tige Partei gibt, welche, wenn sie tticht auf
unmittelbarc EinverleibUNg der Hcrzogthümer
hinarbeitet, jedenfalls einen Druck aus dieselben
auszuüben sucht, welcher darauf berechnet ist,
sie unter preußische Hegemonie zu bringen. Es
ist naturwidrig, unsere Politik einseitig uttd
ausschließlich auf das Zusammengehtn mit
Preußcn auf Kosten der Freundschast mit deM
übrigen Deutschland zu ftützen. Die Freund^
schaft mit Preußen haben wir nicht unterschätzt;
aber sie ist eine gefahrvolle Freundschaft, wenn
nicht die Mittel- und Kleinstaaten den „Drittcn
im Bunde" ausmachen. Ueberlassen wir aber
Schleswig-Holstein dcn Möglichkeitcn einer cin-
seitig preußischen Besetzung, so wird sich in
Deutschland Niemand ausreden lassen, daß wir
an den Herzoglhümern zu Gunstcn der preu-
ßischcn Freundschaft einen Verrath begehen.
Wie sehr man übrigens in Wien der kläglichen
Stellung, welche Oesterreich bisher in dcr
schleswig-holsteinischen Frage einnahm, sich be-
wußt ist, zeigt eine charakteristische Acußerung,
die dem ehemaligen Minister Grafen Buol-
Schauenstein in den Ntund gelegt wird. „Jm
italienischen Feldzug" — soll der Graf vor
einigen Tagcn in eincm diplomatischen Cirkel
gcäußert haben, — „wurdcn wir besiegt und
verloren die Lombardei, im schleSwig-holsteini-
schen sicgten wir und verlorcn Deutschland.
Aber wir werden es wiedergewinnen! Dafür
bürgt uns, wie getrübt auch durch mancherlei
Umstände die Lage augenblicklich lwch sein mag,
das Ministerium Schmerling!"

Nach einem Pariser Telcgramm ist die Zu-
sammenkunft Napoleons mit dem Czaren zu-
verlässig am 19. d. in Lyon. Fürst Gortscha-
koff wird anwesend sein.

Die Nachrichtcn über in Turin neudrdings
ausgebrochene Unruhen werden in einer Tu-

Eine glückliche Ehe.

Auf der Anklagebank bes Wiener Landesgerichts
erschien am 8. Jakob Ruß, cin Mann von 51 Jah-
ren. Er hat seine Carriere als Schuhmacher be^
gonnen, wurde dann Statist im Hofoperntheater
und bekleidet uun das Amt eines k. k. Aushilfs-
dieners. Sein Hauptgeschäft bestand in dem Aus-
klopfen und Abstauben alter Actcn unb mit drr
Zeit hat er fich eine solche Vorliebe für sein Ge-
schäft zu eigen gemacht, daß er nicht nur Acten,
sondern von Zeit zu Zeit auch seine Frau — aus-
klopfte. Einmal warf er seinem Weibc sogar rin
Messer nach, und nur ein Zufall, nur der Umstand,
daß die Frau davonlief und das Messer alSdann
in der Thür stecken blieb, rettete dieselbe vor einer
schweren Vcrwundung.

Präsident (Landesgerichtsrath Englisch):
Haben Sie in der Schule etwas gclrrnt? - An- :
geklagter: Nichts als ein Bissel krareln. (Hei- ^
terkrit.) — Präs.: Das Krarcln, das lernt man !
ja dock auf dem Turnplatze und nicht in der '
Schule? — Angrkl.: Zch hab' gemeint, etn Bissel

ri»er Depesche der „Zndepend." als falsch be-
zeichncl.

Nach der „Perseveranza" stnd die Minister
cntschlvssen, aus der Verlegnng der Hauptstadl
nach Florenz eine Cabinctsfrage zu machen,
Die „Jtalia militare" meldet, daß der König
ein Amnestiedecret für die Gefangenep von As-
promontc unterzeichnet hat,

Die vor einigen, Tagen gemeldete Nachricht
von dem Untergange deS englischen Kriegs-
schifses Bulldogg erweist stch, wie Star meldet,
als ein falsches Gcrncht; die Admiralität habe
Anzeige empfangen, daß das Schiss wohlbehal-
ten in Zamaic» eingetroffen sci.

Zm Lchleswig-Holstein'scheii
Lache.

Jtzrhoe, 12, Ocl. Die Prenßen stnd in
dcn lchten Tagen in aller Stille in dem uns
benachbarten Hohenwcstedt eingerückt und ge-
stern waren prcuß, Quaptiermacher in Schene-
fcld, Beide Ortc licgen an dcr Landstraße
zwischen hicr und Rendsbnrg und gehörcn zum
Amt RendSburg, Als Grund wird gcltend gc-
macht, man wolle der Stadt Rendsburg die
Last dcr Winterqnartierc erleichter»,

Wien, 13, Oct, Bei dem ArmeecorpS in
Schteswig - Holstein wird der Activstand vor-
läusig nur um einige hundert Maun, deren
Dienstzeit abgelaufen, vermindcrt werdcn, Die
Rachricht von der baldigen Rückberufung dkS
ganzcu 6, Armeccorps wärc »icht richtig, dic
auf dcn prcnßischcn Bahncn angefagtcn östcr-
rcichischen Truppcnzügc daher nur auf dic in
ihrc Heimathzu Entlassendcn zu beschränken. Zm
Kricgsministerium soll man übcrdies »ur Iiüt
dcr Dislocirnug dcr in Zütlaud stationirtcn
Truppen i» SchleSwig-Holstein, wic sie uach
dem bevorftchendcu KricdcnSschlusse staltzusist-
dcn hätte, beschäftigt sein, (Hiernach wäre
die gcstern mitgcthcilte „vfficicllk" Nachricht von
deni Rückmarfch dcr östcrr, Truppcn zu modi-
stcircn,)

Hamburjz, 17, Oclbr, Dic „Aarhunser
Stistszcitnng" cnthält cine Bckanntniachuiig dcS
Militärgouvcrneurs Gcncral v. Falkenstci» vom
15, d, M,, wclchc wcgcn Dcficits das Wieder-
cingchcn dcr dänischen Post vom 1, Rov, a, c,
ab verordnet, Private können Rciscnde unge-
hindert befördern, Die prcutzische Fcldpost wird,
sowelt angänglich, Briefc und Rciscndc wieder
beföedrrn,

Berlin, 17. Oct. AlS Untcrzcichnungs-
termin deS FriedcnSvcrtrags wird der 18. Oct,
bczeichnct. Die dcutschcn Großmächlc habcn

krihelii, so schmiercn, (Hcitcrkcit.) — Präs.i Stnd
Sie schon clnmal gcrichtllch beanständct? — An-
gckl,: Jch hab' einmal mit mciiicr Frau cin'
Proccß gchadt ivegen 300 fi. — Präs.: Das hcißr,
Sic sind wcgcn Mllschuld am Betrugc bcanstäiioet
woroeii?

Angckl,: Ja wohl, abcr eS ist 0aS allcS un-i
rccht zilgegangen, (Hciterkeit,) — Präs,: Und
sonst hattcn Sie ketnen Anstand? — Angekl.:
Za, wisscn Sic, lch hab' cin Bisscl cin schlechtcs
Gcdächlnlß; lch wclß sonst nicht«. — Präs,: Jch
coiistatire, daß dcr Angcklagtc bcrcits vlcrmal gc-
richtlich bcanständcl wnrdc, (Zu dcin Angcklagten.)
Stc haben östcrs Vcrdrlcßlichkeittn mit Jhrer Frau
gehabt? — Angckl.i Ja, sse hat halt cincn Nc-
hcnbuhlcr gchabt. (Große Hcitcrkcit.) — Präs.:
Za wrr war dlcsrr Gclicbte? — Angckl.: Ach
Gott! allr acht Tagr rln andcrer, Denkcn Sl, ssch
doch, mctne Krau kam tn gesegnete Umftände und
ich hattc schon mlhr als cln Zahr nichl« mit ihr
zu thun gkhabt. Sic können darans crschcn, was
fic siii cinc Pcrfon ist. — Präs, Sic daben Zhrer '
Frau ein Weffcr nachgeworfen und gedroht, daß ^
Sic lhr das Leblvsllcht auSblasen wrrdrn? —

ihrc Bereitschaft angekündigt, Jütland zu rän-
men, und zugleich sich gcrinigt, dic Herzog-
thümer bis znr crsolgtcn Regnlirung der Erb-
folgefrage befetzt zn haltcn, Das preußische
Hauptqnartier verbleibt in FlenSburg, E, Wig-
gerS ist in Angelegenheiten dcr Herzogthnmer
in Berlin angekommen.

Deutschland.

Karlsruhe, 17, Oct, Die Durchlauch-
tigstc Großhcrzogliche Familic ist hente nach
einer längeren Abwesenheit wieder dahier ein-
getroffcn.

Da mit dem Eintritt der Wirksamkeit des
Polizeistrafgesetzbuchs die polizeilichen Strafbe-
stlmmungcn der Gesindedrdnung vom 15, April
1809 außer Krafl trcten und da hierdurch für
die Polizeibehörden jcglichcr Grund wegfällt,
sich mit oen zwischen den Dienstherrschastcn und
den Dienstboten aus dcn dem bürgerlichen
Recht angehörigen Dienstvertrag cntstehenden
Streitigkeiten zn bcfassen, so hat da« großh,
Ministerinm dcs Znnern seine Vcrordnungen
vom 21, Sept. und 6. Nov. 1883 außcr Wirk-
samkeit gesetzt, — Die Verordnung vom 17.
Juni 1858, wonach die zu erlassenden Verstei-
gcrungsankündigungcn n»d Vorladungen znr
Eröffnung der Verwcisungen bezüglich dcr be-
theiliglen Locai- und DistriclSstiftnugen den
großh, Krcisrcgicrungcn zuzustellen sind, wurde
mit Rücksicht aus die ciugelretenen nencn Ein-
richtungen dahin geändert: 1) wcnn einc ka-
tholischc kirchliche Stisiung als Gläubigcr er-
scheinl, so siud die erwähntcn Znstcllungcn der
betreffenden katholischen Stiftungscommission zu
machcn; 2) Zitstcllimgen sür cine cvangclische
kirchllchc Stistung geschehen an den bctreffenden
Kirchcngemcindcrath; nnd solche, die 3) einc
unter dcr Aufsicht dcs großh. Oberschulraths
stehcnde Schulftistung betrefsen, geschehen an
dic cbcngcnauntc Staatsbchörde.

Wcimar, 14,Oct, Der Sechsunddreißigcr-
Ausschuß dcs dculjchcn AdgcorduetentageS wird
übcrmorgcn hicr jeine Berathungcn untcr Aus-
schluß der Oeffentlichkcit beginnen,

Vcrtin, 1b. Oct. Dcr Erzherzog Leopold
von Oesterreich trifft heutc Abeud von Wicu
hier ein, steigt im Schlosse ab und wvhnt mor-
gen der Taufseicrlichkeit bci.

Givftau, 11, Okt, Dcr „Brcsl. Z," wird
von hicr berichtel: „Am 5, d. (Mittwoch)
war iu der Wohuuug eincs Militärs eme Art
Orgie arraugirt wordcn, an der zwel junge
MLdchen, von dcncn daS einc sich bisher des
bestcu RuseS ersrculc, Thcil gcuommeu. Am

Angekl.: Zch wciß von nichts. Die wlü nur ein
Mittel stndcn, um mich vom Haufe losziikriegen,

Es tritt die Frau ocs Angcklagtcn etn. Präs.:
Wle langc stnd Ste mit dem Angeklagtcn vcrhei-
rathct? — Dic Frau: Durch fünfzchn Zahre. —
Präs.: üild wic iangc leben Sic schon fcmdsclig

an, da ich ihn gchctrathet habe. — Präs.: Was
haben Sie für eine Bcschäftigung? — Die Frau:
Zch bin cine Hadcrnfammlrrin.

(Schluß solgt.)

(Alter dcs Menschengcschlcchts.) Nach
dcn n-u-stcn Untcrsuchungcn Mitne Edward'« und
Lartct's crgibt sich, daß das M-nschingcschlccht auf
d-r Erdc mindcftcii« 100,000 Zahre, ja wahrsch-in-
lich sclbss mchr als 300,000 Zahrc alt iss; daß
also die historische Epollie nur eincn außcrordrnt-
iich klcincn Bruchthcil wirklicher LcbcnSzcit um-
faßt, ,u wclchcm Rcsultat- auch Lycll tn scincm
bcrühmtcn, Epochc machcndcn Wcrkc üdcr „DaS
Alt-r dcr Mcnschcn auf dlr Erd," gciangt ift.
 
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