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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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Veidklbrrgtr Ieilung.


Mittwoch, »s. Zuli


Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für dao mit I.
Juli I8«»lt üego inene 3. Luartal
werden fortwährerrd angenomureii.

Die Expedltion

Die Anfprüche Dldenburgs

Zwei GestchtsPMikte stnd es, welche diesmal
eine gewöhnliche hansrechtlichc SuccessionSfrage
zu der Würdc ciner nationLlen Angclegenhcit
emporheben: Einmal der GestchtSpunkt, datz
durch die Succession die Trcnnung nnd völlige
Unabhängigkeit der beiden nordelbijchen Herzog-
thümcr von Dänemark sür alle Zeitcn fest-
gcstcllt wcrde, und sodann, daß eine Frage
öfsenllichen RechtS im deutschen Lande nicht der
Zntrigue, der Coiivenienz- uud OpportunitätS-
thevrie und am wcnigsten der Einmijchung deS
Anslandes verfallc, jondern daß das nationale
Recht Recht bleibe.

Nach diesen beiden Gesichtspunkten hat die
deutsche Nation auch zu der Oldenburgischen
Candidatur ihre Stellung einzunehinen. Ein
einfacher Erbproceß zwischen Angustenburg uizd
Oldenburg wird sie nicht sonderlich ausregen.
Wer von beiden Recht hat, mögen die Rcchts-
verständigen bestimmen; wie dcr knnstige Herzog
heiße, macht hstr sür die deutsche Sache nicht
viel aus, vorauSgesetzt nur, dag unter keinen
Umständen die uördliche deutjche Grenzmark
mit Dänemark, sei cs nnter welchcm Titcl im-
mer, verbnnden werde. Das Bad mutz diesmal
gewissermaßen mit bem Klndc ausgeschüttet
werdcn. Deutschland und die Herzogthümcr
haben ein Recht zu sordern, datz die Unvercin-
barkcit des herzoglichen Hutcs mit der dänischen
Königskrone jetzt und für allc Zuknnft grnnd-
gesetzlich sestgestellt werde. Die Entschiedenheit,
ja die Hestigkeit, mit welcher man gcgen die
oldcnburgischen Ansprüche eiscrt, stützt sich weder
anf Anlipathic, noch ans Syinpalhien (in Be-
zng auf die Pcrson de« Herzogs von Olden-
bnrg), sondern lebiglich auf die allgemein vcr-
breitete Annahme, daß die Gottorp'schcn Un-
sprüche nur dazu dienen sollen, um aus einem
Umwege zur Union mit Dänemark zurnckzn-
kehren. Weßhalb, sragt man, sollte Rußland,
welches immcr so grvßes Jnteressc snr die Jn-
tegrität des ehcmaligen dänischen Gesamnitstaats
an den Tag gelegt hat, gerade jetzt daraus kom-
men, plötzlich Anretzte auf Schleswig-Hölstein
geltend zu machcn, und diese Änrechlc anf einen
deutschen Bnndesfnrften zu übcrtragcn, wclcher,

Ein Zallomorlale.
Anekdole, crzähtt von Ellse Polko.
(Sortsctznng.)

Abcr die Männcr uiutztcn thn Nlcht mtnber bt-
wnndcrn nnd liebcn, so oft sl! ihn anch als dcn
unüberwtndlichcn Besicgcr dcr Fraucnwclt zu hasscn
vcrsuchtcn. Kciner tuinmeltc so siin Roß, wic -r,
k-incr sprach so tapscr dcm B-chcr zn und bli-b
dabci doch s° königlich. Wi- ost hi-lt -r offcnc
Tasel untcr dcr mächtlgcn Ltndc vor d-r Etnsahrt
von Haus Himmclrcich und lud manchcn dazn cin,
dir ibrn vorübcrschritt und kein hochzeittich Klcid
an hatte! Wcnn doch dic Llndenzweigc erzählen
köitnten, dic jetzt noch dort rauschln!

llnd wenn rr an seinem Klavicr saß, das er
sich von Berlin mitgebracht (man erjählte sich, daß
er dercn berclts scchs sich angcschafft), so ließ er
die Fenster offrn und verwehrte niemand, sich in
blesem goldenen Melodienstrom zu baden. Da saßcn
d-nn ost Schaarcn von Bau-rn, altk und jungc,
gcsuabc und kranke, mtt thren Franen, Müttern,

wenn überhaupl Zemand, vermöge selneS Vcr-
wandtschaftsverhältntffes - am ehesten Anssicht
habcn wnrde, daS dem Könige Christian IX.
kläglich mißlungcne Werk znm Ziele zu führcn?
Es ist hiebei zn bemerkcn — was nichl allge-
mein bekannt zu sein schelnt — daß schon eiü-
mal, im Jahr 1850 ernstllch die Rede davon
war, dic dänischc Zntegrität dnrch den jetzigen
Grvßherzog (damaligcn Erbprinzen) von Oldeu-
bnrg retteii zn helfen. Derseldc sollte zum
König oo» Dänemark und Hcrzog von SchleS-
wig-Holstein gemacht werden; Oidenburg sollte
dagcgen an dic Augustendnrgcr Linie fallen.
DaS Projcct scheiterte an dcr damaligen.Ab-
lehnung des Prinzen, und die Motivc dieser
Ablehitnng konnten ihm nnr zur Ehre gerei-
chen. Er verschmähtc dic Königskrone, sosern
sie dnrch irgend ein Unrecht crkanft, durch jcneS
cine Bedingung bessercr Anjprnche erschlichen
werden sollte. Fiir die willkürliche Arbeit des
Londoner Protocolls war er nicht zn gebran-
chen, nnd die Gnade des Czaren wandte sich
hieranf dem Glncksburgxr Prinzen, dem jetzigen
König Christian zu, üer niemals unbeqneme
Grundjätze zeigte. Wcnn jetzt, wenn anch
bei verändcrten Verhältniffen, der Großherzog
von Oldenburg mit eincr andcrn Rechtsnbcr-
zcugung LUftrist, so ist es sehr natnrlich, daß
man in ihm wieder den eventncllen Candidaten
auch sür Dänemark erblickt, und ihn als d«s
Werkzeng cines weüausseheuden Planes be-
trachlet, dcsscn Verwirklichung kin Nativnal-
nnglück snr Dcutschlaiid, ciu Unhcii sür die
Herzogthümer sein würdr. — Und in dlescr
Anschauung und Furcht wird man beharren,
jo lange nicht die Union zwischen den Herzog-
thüniern und Däiiemark förinlich zu eincr staats-
rechtlichcn Uiimöglichkeit geniacht scin wird. —
'Dcßhalb mutz dem deutschen Volke vor Allcm
daran gctcgen sein, aus jeder Arl von Vcr-
schlcppung cndlich herauszukoinmen; gerade die
Sache Schleswsg - Holsteins hat bisher recht
Ircffcnd bewiese», wie das Richtigc auch wider-
willig geschehen muß, wcnn dre Natur eS er-
kennt und will. Deßhalb kein weitcres Provi-
sorinm, keine Verzögerung, sondern endlicher
deftnitivcr Abschluß.

* Pplitische Unischan.

Dic „Köln. Ztg." behauptet: Dcr plötzliche
Ministerwcchsel in Kopenhagen gelte alS ein
dcdeutsames FriedcnSjhmptom. Gras Moltke,
da« ehemaligc Mitglied des Ministeriums
Bluhmc, dnrftc eher als der kriegcrischc Bischof
an der Spitze dcr Geschäste gcneigt sern, den

Schwestcrn, Bräute», »m zu lauschin und ju stau-
nen, daß doch dcr Prlnz Louis allcS könne.

Dlk Zimmrr dcs Prinzeu lagen im ersten Gc.
stock; man mußtc dic alle Wendcltreppc von Stein,
dtc in den Thurm vcS alten Rktters Hollc führte,
zur Hälfte ersteigcn, chc man ln daS Cabinct trat,
wo daS Klavirr stand. Ans der linlen Scite dieseS
G-machS lag da« Schlafzimmcr, rechtS ciii Ileiner,
einsach auSgcftattetcr Empsangssaal. Eine Flügcl-
thür sührte von dem Zimmer des Prinzcn unmit-
tclbar in den Gartcn, der mtt dem crsten Stock-
wcrk in gl-ich-r Höhc >ag. Di-sc Baum- nnd
Bogcngänge vör den Fcnftcrn machten einen über-
wältigendcn Eindruck, nachdcm man d-r-itS cine
Wcndiltrcppi hinaufgckl-tl-rt war. Eine I-stlich-
grünc Wtldniß schante bnrch dle Glasthnr hercin
und in dcm Laubcngang von altcn Hcimbuchen
nistctcn zahllosc Nachtigallcn. Er war s° dicht,
taß dtc Sonncn- und Mondcsstrahlcn kanm cin
Plätzchcn fandtN, hicr und da zwlschcn cin paar
BlSttchin hindurchznschlüpsen. Zn diiscr Rtcscn-
laubc pffcgten, «cnn dcr Prinz spicltc, die Gäsle
aus Mindcn und dcr Umgcgend fich aufiubattin,
dic sich zahlfiich läglich-infandcn, nm dim könig

VerhLltnissen Rechnung zu tragen. Johann
von Glücksburg foll officiell die Personalunion
nochmals vorschlagen, im schlimmsten Fall die
Constituirnng der Herzogthümer als eines un-
abhängigcn StaatS, der durch ein Schutz- und
Trutzbündniß mit DLnemark verbnnyen bkiebe,
anzubieten. Znsgeheim aber solltc er daS
dringende Ersuchen seines königlichen BruderS
zu Gehör bringen, stch ciner Znvasion in Fnh-
ncn enthalten zu wollcn; der Verlust dieser
Znsel an die Verbündcten würde das Signal
zum Ansstand in Kopenhagen sein, und man
glaube, daß die ultra-skandinavische Partel für
diesen Fall bereitS alle Anstalten getroffen habe.

Die „Patrie" bemerkt zu der Nachricht, daß
die Reise des Prinzen Zohann von Glücksburg
die Änbahnüng eineS FriedenSschlusseS zum
Zwecke habe, ihre Mittheilungen auS Kopen-
hagcn darübcr stimmten mit denen auS Berlin
überein sür diese Angabe.

„Worning Post" erklärt, übcrzeugt zu sein,
Frankreich würde gegen den Eintritt Dänemarks
in dcn Deutjchen Bund entschieden und nötyi-
gensalls mit Waffengewalt auftreten.

„France" bemerkt: Die Canditatur dc§ Prin-
zen von Augustenbnrg gewinne zu Wicn in
demselben Maße Boden, in welchcm ste svlchen
zn Berlin verlierl.

Die Nrchricht, daß den schwedischcn Frei-
willigen bei Gelegenheit der ans der Znscl
Alsen statlgesundenen Kämpie von den prentzi-
jchen Sotdaten kein Pardvn gegebcn wvrden
jei, wird von unterrichteier Seite cnkjchicden in
Abrede gestellt, insofern durch jene Angabe ein
völkerrechtSwidrigeS Verfahren preußischerseits
zegen Kriegsgefangcnc angcdeutet sein soll.
Dabei cntziehcn sich dic einzelnen Vorgänge
natürlich der Beurthcilung.

Das „Memorial diplomatiquc" vcrnimmt
ans glaubwürdiger Quclle, daß Oesterreich u.
Preußen überein gekomnien stnd, ihren Civil-
kommissären in Schleswig den gemessensten Be-
fehl zu eitheilen, jede Kundgebung, jei eS zu
Gunften dcS Augustenburgcrs odcr deS Olden-
burgers, zu verhindern. Die beiden deutschen
Großmächte wollen die NeutralilLt wayren, bi«
stch der Bundestag zu Gunsten der einen oder
der andern Kandidatur ausgesprochen chaben
wird.

Zn Bezug auf die Münchener Zollconserenz
vernimmt der „Schw. M.", daß stch die Ver-
HLltuisse jcit acht Tagen «escntlich gebeffert
haben, da i» der Zollsrage eine Annähcrnng
zwijchen Preußen und Ocsterreich eingeleitct jci,
welche zu den besten „Erwartungen" berechtige.

lichcn Vcrbannten dte Einsamkeit wcniger fühlbar
zu machcn. Auch rcizende Engelgeffalte» erschienen
aus HauS Himmclreich, — denn was wäre der
Himmrl ohnc Engel! — nnd jcne Gruppcn, die
sich in dcm Bogengang bildetcn an jenen Sommer-
abrndrn, hättru ibrrn Watteau zu finden verdient,
um durch srinen glänzendcn und clcganten Pinscl
oerewigt zu werden. Der zittcrndr Schriii drrWiiid»
lichter, die man übcrall aufgrstellt, bcleuchtete die
schönsten Frauen und Männcr. Fretlich waren die
Trachten der damaligen Zett, dte cng anlicgciiden
Gkwänder und wunderltch geschntttcncn Miedcr
wcniger gecigiiet zu malertschen Faltcnwürfcn nnd
wcchsclvollcr Zusammenstelluiig; auch dic Art, das
Haar zu tragrn, erschien unschön, dcnn die kurzen
Locken wurden ttes tn die Sttrn gczogen; aber rs
waren doch Augen da, dic mit dcm Stcrnenglanz
wrttctscrn durstcn; Lippcn und Wangc», dic fich
vor drn goldcnen Roscn nlckt zu scheucn brauchlcn,
dic am Etngangc dcS GartcnS ln so verschwendr-
rischer Füll- blühtrn, und Fvrmrn, dte an dle
ftrlncrncn Göttcrbildcr GrlcchrnlandS erlnnertcn.
Die Männcr -rschiencn trotz d-r hohcn Kragen ibrcr
ivinlg ktti laiiirn Untsarmcn sas! alll ftattlich und
 
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