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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0313

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Wdtlbfrger Ititung.




Freitag, 30 Leptember

L8«L.

Einladung zum Abonnement aaf daö
IV. Quartal 1864.

Auf das mit dem 1. Ocwber beginnende
IV. Quartal 1884 der „Heiselbergcr Zeitung"
wird mit dem Ersuchen eingeladen, Bcstellungen
darauf für Heidelberg bei der Expedition Schifs-
gasfe Nr. 4 oder den Zeitungsträgern, aus-
wärts bei den nächstgeiegenen Pdstäintern oder
Landpostboten baldgefälligst machen zu wollen.

Heidelberg, 24. Sept. 1864.

Die Expedition.

* Politische Umschau.

„FLdrelandet" meldet aus Zütland: Dsr
Ausmarfch der Alliirten sei ststirt worden; fte
ziehen wieder gegen Norden, und es heißt,
General-Lieutenant von Falkenstcin wolle das
Hauptquartier wieder nach Aalborg verlegen.

Wcnn die „Europe" gut unterrichtet ist, so
wird daS Wiener Cabinet einen energijchen
Protest gegen die Convention vom 15. Sept.
erheben und erklären, ohne über die Beweg-
gründe des Kaisers Napoleon stch auszulassen,
bas Wiener Cabinet halte jich berechtigt und
verpflichtet, zu bemerken, „daß die in Paris
unterzeichnete Conveution cine neue jchreiend«
Verlctzung des VertrageS von Villasranca wie
des von Zürich jei.

Die Wiener „ Reue sreie Presse" ineldet,
Clarendon wolle Oesterrcich zur Ancrkcnnung
ZlalienS bestimmcn. Der Pariscr ,/Moniteur"
werde demnächst ein Manifest NapoleonS publi-
ciren, welches auf allgemeine Entwaffnung ab-
zicle. Morgen wcrde Grammont in Wien eine
französischc Note übcrreichen. Die „N. Prcsse"
plidirt sür Annahme der Clarendon'schen Vor-
schläge.

Der Münchcner „Volksbote" gibt Aufschluß,
daß die Ultrainontanen bei dem RegicrungS-
antritt des KönigS verschiedenc Anstrcngungen
machten, um mchr Boden zu erlangen und
namentlich die Errichtung von MLnnerklöstcrn
durchzusetzcn. Die Regicrung hat abcr die
dahin abzielcndcn Bestrcbungcn und zwar auf
eine ctwas spöttische Weise abgclehnt, indeni sie
sagte, Würtemberg habe eincn solch' gcbildetcn
und eisrigen Clcrus, daß man keine Hilfe vom
Auslande brauche, die Diöcese stehe untcr einer
so vortrefflichen Leitung, wie kcinc andere in
Deutjchland, uud — die höhere Staatsweisheit
erlaube eS nicht, daß die Genehniigung zu
Männcrorden gegeben «erde. — Mit solchen

Ein schrcrkliches Ereigniß,
wclcheS an dle Affatre ves WildercrS Gasser bct
Brrgenz erinnert, der sick dcn ibn Verfolgcndcn
in scinem Hause so vcrzwcifelt zur Wchr setzte,
meldet der „Aigle" »on Toulouse. Bei diescr
Sache, die sich in Blognac, unwcit Toulousc, zu-
trug, ging es nur noch bedeutend bluttger zu.
Zwtschcn zwei Familicn Möliorat und Guimband
waren, ganz gerlngsügigcr Ursachen wegen, Mlß-
helllgkcitcn entstandcn. Wegcn eincr Katzeninusik,
welche die Guimband dem Möllorat gcmacht hat-
ten, wurdcn Erstere vom Gcricht zu eincr Strase
verurtheilt. Aurz darauf bemerkte Meliorat, als
er eineS Tages setne Feldcr bcsichtigte, daß ein
Kohlfeld gänzlich verwnstrt worden war. Sein
Berdacht fiel auf den Vater und Sohn Guimband,
nnd abermals wurden diefe vor die Behördcn ge-
ladcn uud mit neuer Strafe bedroht. Hierdurch
kelmte ein tödtlichcr Haß gegcn Mäliorat. Vor
einigen Tagen gingen Arnaud und Möliorat und
frinc Frau vor Guimband's Hause vorbci. Vater
und Sohn warcn grrade tm Bcgriff, ihr Fuhrwerk
In Ordnung zu brlngen. Als Erstcrer selnen K-ind

Complimenlkn, ruft der „Volksbote" erblttert,
glaubt die „höhere StaatSweisheit" uns ab-
speisen zu dürfcn! Natüilich kennt sie die
Bedürfnisse deS katholijchen VolkeS besser, äls
solch' gebildeter und eifriger ClernSI"

Nach dcm „Botschafter" hal Lic Kaiserin
Etlgenie eine demnächst bevorstehende Amnestie
für Polen voni Kaiser Alexander erwirkt. Am
VerlobungStage des Großfürsten - Thronsolgers
wird dieselbe »eröffentlicht werden.

Aus Rom »om 24. ds. wird gemeldet: der
franco-it-lienische Vertrag erzeugte tiefe Sen-
fation.

Zn Neapel wird ein Meeting sämmtlicher
Fractionen der unitarischen Partei «eranstaltet,
um eine Rejolution für Aufrechlerhaltung des
RechteS Ztaliens auf Venedig und Rom, jeine
Hauplstadt, zu fässen und der Regierung zu
erklären, daß kein municipaleS Jnteresse bel
der Wahl elner provijorischen Hauptstadt über-
wiegen dürfe.

Zur Lchlcswtg-Holsteiii'sche»
Lache,

Anrhuus, 27. Sept. Die hiesige „AmIS-
zeitung" meldet, daß, da die Einnahmen Züt-
lands zur Bezahlung der geliefcrten Verpfle-
giingsgegeustäiide nicht gcnügen, vom nächsten
Ocwber an die von ben dänischen Znsein kom-
mcnden Waaren zollpflichtig stnd. — Sämmt-
liche auf dcn dänischcn Jnseln erscheinenden
Zeitungen, mit Ausnahme von „Bcrlinzske
Tidende", „Flyvepvsten" und der „Zllustrirlen
Zeitung", sind verboten.

Berli«, 28. Scpt., Nachm. Die „Pro-
vincialcorrespondenz" sagt, daß lediglich DLne-
mark an der Verzögerung der FriedenSverhand-
lungen Schuld sei. Oesterreich und Preußen
hätten jich daher genöthigt geschtzn, alle Maß-
regelii zu crgrcifen, welche gectgnct schienen,
Dänemark zur Beschlerinignüg des Friedcns-
werkes zu veranlassen, nainentlich die bisher in
der Handhabung der Waffenftillstandsbedingun-
gen geübte Milde mit eincr strengercn PrariS
zu vertauschen. Der Militärgouverncur in Züt-
land habe bereitS einige Maßregeln getrosfen,
welche bestimmt seien, in Dänemark das Be-
wußtsein wieder auszufrischen, daß der Feind
das Land wieder vccupire. Hoffentlich würden
diese Maßregeln ausrcichen, uud die Sieger
nicht genöthigt sein, behufs baldiger Erlangung
eineS wirklichcn Friedens nvch ernsteren Ge-
brauch von den Bestiinmungen des Waffenstill-
standes zu machen.

M. erbtickte, hieß er sein-n Svhn ihm seine Flintc
holen und schoß dann cluf M., drr nur 5 btg 6
Sckrltt cntfernt war. M. war tm Rücken getroffcn,
und während er sich nmdrehte, bckommt cr'nvch
eincn Schuß in den Arm. Darauf flüchtete cr sich
ln ein Nachbarhaus. Zetzt vcrsolgt G. dte Frau
M., welche aber durch tle Dazwischenkunft einiger
ihr entgegen kommcnden Personcn gerettet wlrd.
Die Wuth dcs MörderS nimmt mehr llnd mehr zu.
Er glbt sich an dte Verfolgung der andeni Mlt-
gliedcr dcr M'schen Familie, dic ziemlich weit davon
entfcrnt bci der Wcinlcsc bcschäftigt waren. Stc
sctzen plötzlich G. Vater und Sohn mit einer Dop-
pclfiintc und cincm mit Bayonnet verfchenen Gc-
wchr auf sich eindringen. Sogletch ergreifcn sie die
Flucht. Dik Krau Meltorat Mutter, dic nicht im
Stande tst, ihrem Mann und Sohn zu folgen,
flüchtete zu einem Winzcr. G. dringt aus sie ein
und drtngt ihr 4 Bayonnetstiche bci. Die M-iio-
rats, welchc sich etwas vom ersten Schrccken erholt
haben, ergreiscn den Vatcr G-, entwaffnen ihn
und binden ihn, aber bald besreit ihn fein Sohn
wtedrr. Mtttlerwetlc hattc man den »erwundelcn
Amaud M. tn etn NachbarhauS gctragen. Die

Deutschtand.

Karlsruhe, 28. Sept. Diensinachrichten.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben
unter dem 20. d. M. gnädigst geruhl: dem
Professor Dr. Kußmaut an der Universität
Freiburg den Charakter als Hofrath, dem Lchrer
der Forstwissenschast an der poltztechnischen
Schuie, Bezirkssörster Leopold Dengler, den
Charakter alS Forstrath zu verlcihen; den Ca-
meralpraktikanten Karl Henricl aus Eberbach
zum Secretär bei dem evang. Oberkirchenrath
zu ernennen.

Karlsruhe, 26. Sept. Das heutige Re-
gierungSblatt bringt das Gesetz über dic An-
waltsordnung und eineEinführungsverordnung,
wonach diefelbe mit dem 1. k. M. in Wirksam-
keit tritt. Gleichzcitig ist vcrordnet, daß, wenn
an dem gedachten Tage eine neue Taxordnung
fnr dte Anwälte noch nlcht verkündet ist, cinst-
weilen die gegenwärtige Tarvrdnung noch sort-
besteht. Zedoch soll für vorbereitendc Schriften,
vhnc Rücksicht auf deren Bogenzahl, dicjenige
Gebühr bewilligt werden, wclche sich nach der
Taxordnung sür eincn Schriftsatz von 2V,
Bogen erglbt, ebcnso auch sür Schriftjätze in
Rechtspolizeisachen; im Zweifel ist bei letzteren
die dritte Taxklasse maßgcbend. Für die münd-
lichc Hauptverhandlüng soll stets der höchste
Anfatz der belrcffenden Classc gclten. Für dre
lliechlSsachen bei dcm KreiSgerichte svllen die
Ansätze gelten, welche die Taxordnung snrRechtS-
sachen bei dem Hosgerichte bcstlmmt (B. L.)

Bad Ems, 25. Scpt. Aus hente haltcn
Mkhrere Mitglieder der liberalen Parlei nnscrcs
Landtags mit Gesinnungsgenosien aus dem
Lahn- und Rheinthale ein geselliges Zusam-
ineiiseiu verabredet, um zugleich cincm AuS-
tausch dcr Meinungen übcr die gegcnwärtigen
politischen Verhältnissc des Landes Naum zu
geben. Da verbot die Polizei bas Zusammen-
sein in bem geivählten Gastlokale. Hierauf
mlethetete ein rasch entschlossenes Mitglied der
Geselljchaft ein Privalzimin-r und lnd dieselbe
zn jich ein. Hiergege» konnte die Polizei nichts
niitcrnehmen; alS jcdoch spätcr sich einzelne
Gruppen in der Post niedergelassen hatten,
verlangte der Polizcibeamte die Ramen D-rer
zu wissen, welche vorher in de« Privatzimmir
zusammen gewejen. Elnige zn stolz, um stch
nicht vss-n zur Theilnahme zu bekennen, gaben
ihre Namen bereitwillig an; Andere dagegen
stcUten sich auf den Staiidpunkt des guten
Rechts, von dcm ans sie der Polizei bei diejem
Anlasse zur Angabe ihrer Namen nicht ver-
pflichtet «aren, und weigerten dieselbe. Ob-

bcidcn G. beschießen das Haus, tn welchcm der
Verwundete Negt, und bcdrohen Zcdcn, der es
wagcn sollte, sich ihnen zu nahen, mit dem Todc.
Während sich dics zutrug, crschicn dcr Polizeicom-
mtffär Hr. Bidault mit eincr Anzaht v°n Polizer-
agenten. Dic bciden G. ziehen sich tn thre Woh-
nung zurück uiid bereiten sich aus elne encrgtsche

bcwaffnet, vcrstcckcn sie fich hintcr dte Bäumc ihrcS
GartenS. Der Polizetcvmmiffär sordrrt sir zwcimal
auf, sich zu ergeben, ohne einc Antwort zu crhal-
ten; bei der dritten Aufforderung zielt der Äatcr
G. auf ihn, ohne ihn jedoch zu treffen. Äus dle
Nachricht von dieftn bcklagenSwerthen Ereignlffcn
haite dcr Commandant dcr Genbarmrrie, Mattci,
in allcr Etle erne Brigade unter Befcht deS Ad-
jutanten Capdevllle abgesanot und erfchien selbst
aus dem Schauplatz. Bald daraus kamen auch der
Generalftcretär der Bräfectiir, Hr. Solard, drr
Centralcommissär, der Substitut, Hr. Dclqule,
der dlc Fmiction eine« k-tfcrl. PrvcuratorS vrr-
tritt, und der Untersuchungsrichtkr, Hr. Dusour.
Fast gleichzcitig erschienen ein Trupp Pollzeiagenten,
noch andere Genbarmen und 4 Zäger. Man um-
 
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