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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0411

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Hndtlbergtr Itilung.

N; 2LL


Freitag» 28. October


* Politische Umschau.

Die Deputation der lauenburgischen StLnde
wird sich noch in dieser Woche nach Berlin be-
gcben, nm üder dcn Anschluß zu unterhandcl».

Der „Constitutionnel" tritt in einem Artikcl
über dic Wiener FriedenSconserenz niit solgen-
dem Satz indircct sür daS Recht Herzog gricd-
richs in die Schranken: Die Hcrzogthümer
besitzen in dcn Reichthümern ihreS Bodcns alle
Mittel, ihren ncnen finanziellen Vertzflichtungen
uachzukommen, unter der Bedingung jedoch, datz
die mililarische Besctzung rechtzeitig aufhört und
daß dic Erbfolgcfrage bald rine endgiltige und
dcn so viclfach durch die ungehcurc Mchrheit
dcr Bcoölkcrung geäußerten Wünschcn entspre-
chende Lösnng ftndct.

Die Verlagnng der italienischen Abgeordne-
lenkammer hat keinen anderen Zweck, alö den
Abgeordneten, bez. den Ausschußniitgliedcl»,
Zcit zn lassen, die vorgelegtcn Acteustücke über
die Convention zn sludiren und dcn Bericht
über dcn Gesetzcöcntwurf bezüglich dcr Verlcg-
ung der Hauptstadt zu liefern. Auch dcr zur
llntersuchung dcr jüngsten Turincr Vorfälle
nicdergesetztcn Cominissiou wird dicse Frisl zu
Statten kommeu.

Gencral Montebello ist iu Rom angekommen
uud hatte eine lange Unterrcdung mit Cardinal
Autonelli.

Ziir Lchlcswig-Hoistoiii'scheii
Lache.

Haiuburg, 23. Oct. Der lauenburgische
Lauvtag hat ourch seincii vorgcstrigeu Bcschluß
den Antrag auf Eiuvcrlcibung LaucnburgS in
Prcnßcn dahiu modificirt angeuommcn, daß dcr
Auschluß an Preußen unter SichersteUuiig dcr,
auch untcr dänijcher Hcrrschast dewahrtcn
Selbstständigkcit jür Laueuburg crfolgen soll.
Der Antragstcllcr, Graf Beriistorff-Gyldenstern
(ein Verwandter des frühereu preußischen Mi-
nisters), hatte die cinfache Eiuverlcidung vor-
gejchlagen. Die ritterschaftlicheu Stinimen er-
klärten uiiuuiiviinden, daß cinc Entjchcidung in
der lauenburgischen Erbfolgefragc uutcr Aus-
schließung Oesterreichs beabsichtigt iverde.

Wicn, 2k>. Oct., Abcnds. Heute hat eine
Conscrenzsitzung stattgefunden. Der Ltand
der Verhaudluugen ist, wie die „Gcn.-Correjp."
vcrnimmt, cin schr besriedigender.

D e u t s ch l a tt d.

Karlsruhe, 26. Oct. Laut Allerhöchster
Ordre vom 24. d. M. treten in dem großh.

Armeecorps nachstehende Beförderungen und
Versetzungen ein:

I. Generalstab.

Lieutenant Oberhoffer wird zum Oberlieute-
nant befördert.

II. Jnfauterie.

Hauptmann 1. Klasse Schmitt wird vom 4.
Jnfanterieregiment Prinz Wilhclm zum 3. Jn-
santericregiment versetzt.

Die Hauptmänner 2. Klasse: Betz im Jäger-
Bataillon uud Widmann im (1.) Leibgrenadier-
Regiment rücken in die 1. Kl. ihrer Charge vor.

Zu Hauptmännern 2. Klasse werden beför-
dert die Oberlieutcnantc: L>teinwachs vom
Jägerbataillon , im 4. Znf. - Regiment Prinz
Wilhelm, Thilo im (1.) Leibgrenadierregiment,
Eisen im 4. Jnf. - Regiment Prinz Wilhelm,
Unger vom 4. Jnf.-Regiment Prinz Wilhelm,
Platzmajor der Garnison der Residenz, im 3.
Jnf.-Regiment, Lang vom Jägerbataillon, im

2. Znf.-Negiment König von Preußen, v. Beust
vonl Zägerbataillon, im 2. Füsilierbataillon.

Zu Oberlieutenanten werven beiördert die
Lieutenante: v. Schilling im 2. Jnf.-Regiment
König von Preußen, Krieg im 4. Jnf.-Reg.
Prinz Wilhelm, Seel im 2. Füsilierbataillon,
Kelch im (1.) Leibgrenadierregiment, Fritschi
vom (1.) Leivgrenadierrcgiment, im 5. Jnf.-
Regiment, Steiglehnxr im Jägerbataillon, von
Langsdorff im 2. Jnf. - Regiment König von
Preußen, Springer im 4. Jnf.-Negimcnl Prinz
Wilhelm, Gempp vom 1. Füsilierbataillon, im

3. Zuf. - Regiment, Schaible vom (1.) Leib-
Grenadierregiment, im 3. Jnf.-Regiment, Koch
im 4. Jnf.-Regiment Prinz Wilhelm.

Zu Lieutenanten werden befördert die Porte-
peefähnriche: Seubert im 2. Znf. - Regiment
König von Preußen, Schneider im 4. Jnf.-
Regiment Prinz Wilhclm, Commcrcll vom 2.
Füfilierbataillon, im 4. Znf.-Negiment Prinz
Wilhelm, v. Nöder im (1.) Leibgrenadierregi-
ment, v. Stetten im 3. Jnf.-Regiment, von
Nüdt im 1. Füsilierbataillon, Bender vom 5.
Znf.-Negiment, im (1.) Leibgrenadierregiment,
v. Peternell vom 2. Jnf.-Negiment, König von
Preußen, im (1.) Leibgrenadierregiment, Stabel
im 1. Füsilierbataillon, v. Stengel im 3. Znf.--
Negiment, Schindler vom 2. Jnf. - RegimeNt
König von Preußen, im 4. Jnf. - Regiment
Prinz Wilhelm, v. Davans im 2. Füsilierba-
taillon, v. Rinck im 3. Znf.-Regiment.

III. Reiterei.

Zu Lieutenanten wcrden ernannt die Porte-
peefähnriche: v. Bodmann und Wolff im 3.
Dragonerregiment Prinz Karl, v. Stockhorn

im 2. Dragonerregiment Markgraf Maximilian,
Wachs im 3. Dragoncrregiment Prinz Karl.

IV. Artillerie.

Hauptmann Hofmann wird vom Festungs-
Artilleriebataillon zum Feldartillerie-Regiment,
und Hauptmann v. Cloßmann vom Feldartill.-
Negiment zum Festungsartillerie - Bataillou
versetzt.

Oberlieutenant Weizel im Festungsartillerie-
Bataillon wird zum Hauptmann befördert und
zur Arlilleriedirection der Bundesfestung Na-
statt befehligt.

Oberlieutenant Holtz vom Feldartillerieregi-
ment wird, unter Enthebung von seiner Func-
tion als Vorftand der Munitionsanstalten, zum
Festungsartillerie-Bataillon versetzt.

Oberlieutenant Koch vom Feldartillerieregi-
mcnt wird als Vorftand der Munitionsanftal-
ten befehligt.

Zu Oberlieutenanten werden befördert die
Lieutenante: Ludwig im Festungsart.-Bataillon,
Hecht vom Feldartillerie-Regim., im Festungs-
Arlilleriebataillon, Sander und Mohl im Feld-
Artillerrieregiment, Föhrenbach im Festungs-
Artilleriebataillon, Heckmann und Gall im Feld-
Artillerieregiment, Doll im Festungsartiüerie-
Bataillon, Hammer vom Feldarlillerieregiment,
Garnisons - Verwaltungsofsicier in Kehl, im
Festungsartillerie-Bataillon.

Lieutenant Weiß vom Festungsartillerieba-
taillon wird seiner Function bei der Artillerie-
direction der Bundesfeftung Rastatt enthoben.

Lieutenant Nöldecke wird vom Feldartillerie-
Regiment zum Festungsartillerie-Bataillon, und
die Lieutenante Kurz, Riesterer und Walter
vom Fcstungsartillerie-Bataillou, werden zum
Feldarlillerie-Regiment versetzt.

Zu Lieutenanten werden befördert die Porte-
peesähnriche: Asbrand, genannt von Porbeck,
Kühlcnthal, v. Rüdt und v. CarlShausen im
Feldartillerie-Regiment.

Durch Allerhöchste Ordre vom 24. d. M.
crhalten die Portepeefähnriche Gustav Petersen
und Karl Boyjen im 5. Znfanterieregiment die
unterthänigst nachgesuchte Entlassung aus dem
großherzogl. Armeecorps.

Karlsruhe, 26. Oct. Das heute erschie-
nene Regbl. Rr. 59 enthält: Bckanntmachung
der großh. Ministerien des Handels und der
Finanzen: Verordnung, die am 3. Dec. d. I.
vorzunehmende Volkszählung bctreffend.

Mainz. An den Festungswerken von
Mainz wwd ncuerdings mit großem Eifer
gearbeitet. Nicht nur sind viele derselben ver-
bessert, erweitert und erhöht worden, sondern
eS find auch einige ganz ncue Werke entstanden,

Der Volkswitz in der Veographie.

Spott und Wttz, Stolz und Ueberhebung, Ver-
gleichung von Wcsen und Sitten ber Bewohner,
Aehnlichkeit in Handel und jJndustrie habcn seit
Jahrhunderten in der geographischen Sprache der
Dölker eine unzählige Menge von Redenöarten
hervorgerufen, in denen sich bei wenig Witz eine
gewisse Behaglichkeit geltend gemacht, und dem
gegenseitigen Hänseln und Aufziehen daS Belewi-
gende, den verwundenden Stachel raubt.

Krin Schwabe wird sich beleidrgt füblen, wenn
man von „Schwabenstreichen" spricht, und es fällt
Ntemanv mehr ein, das Weisewerben der Schwaben
bis tn ihr vierzigstes Jahr zu verlegen, obgleich
man dieser Redensart noch allc Tage begegnet.
Am Schwabenland selbst nennt man die Bewohner
von Aalen wieder die „klügsten Leute", da bei einer
Belagerung deS Städtchens der ausgesendete Kund-
schafter geradezu ins feindliche Lager ging, „Grüsch
Gott" sagte und auf die Frage, was er da zu suchen
habe, treuherzig antwortete: „Nir will i suche, brau-
chen's sich nit zu fürchte, i bin halt nur ber Kund-

schafter von Aalen und will mi mit Verlaub a
bissel umschaun tm Lager drin." Die Leute in

mit den Worten verwies: „Wüs kann der Mann
dafür, daß er keinen Kropf hat; seid ihr froh, daß
ihr alle eure Gliebmaßen beisammen habt." Die
Leute in Bvpfingen heißen „Gelbfüßler", was daher
kommen soll, daß fie einst, als sie eine Tonne Eier
liefern sollten, dieselben mit den Füßen festtreten
ließen und dabei gelbe Füße bekamen rc.

Es gibt kein deutsches Land oder Ländchen, das
nicht sein Schilda, sein Schöppenstedt, Krähwinkel
! oder Polkwitz hätte, abkr deu Mccklenburgern thut's
: doch keines zuvor. Nicht nur das berühmte Teterow
i ist zum Stammsitz aller dieser Scherze gemacht wor-
! den, auch noch ein Dutzend anderer 'Städtchen be-
anspruchen den Ruhm, eben so weise Leute zu be-
hrrbergen, als dieses, und man hört z. B. von

Wismarschen Krabbenfängern, Wariner Sand-
hasen, Parchimschen Besenbindern, Hagenowschen
Basiliskenstechern, Goldberger Mückenspritzern und
Krivitzschen Naupenmachern sprechen. Woher alle
diese Bezeichnungen kommen mögen, das wissen in
den meisten FLUen die Mecklenburger selbst nicht,
abcr an das Unerklärliche müffen wir uns auf
diesem Felde überhaupt gewöhnen. Weshalb in
aller Welt nennt man denn z. B. Tübingen: das
deutsche Montpellier, die Gegend um Bütow und
RummelSburg in Hinterpommern: die Hundetürkei?
Weshalb ist die Röhn das fränkische, der Wester-
wald das naffauische, das Erzgebtrge das ober-
sächfische Sibirien? Wenn man Gera als Klein-
Leipzig, München als Kletn-Rom bezeichnet, so
ist d«s schon gerechtfertigter — doch wir kommen
auf diese Art der Eharakterisirung einzelner Städte
und Länder noch später zurück.

Manche Vorzüge, Merkwürdigkeiten oder auch Ge-
brechen eines Landes und Ortes werden in RedenS-
arten und Versen kurz und büudig, mehr oderweniger
treffend, hervorgehoben. Diese Sitte geht bts in's
hohe Alterthum hinauf, und viele dieser Sprüche
sind in lateinischer Sprache abgefaßt, wie z. B.:
 
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