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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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18«4

N» 170. Freitag, 22. Zuli


* Politische Umschau.

Der „Nordd. Allg. Ztg." wird geschrieben:
„Jn Rendsburg haben am Montag und
Dtenstag nicht nur Angriffe liannovcr'scher
Truppen auf preußi s ch c Vorposten u. Solda-
ten, welch' Letztere mehrfach verwundet wurden,
iu den Straßen stattgefundcn, sondern eS wur-
den sogar Ae Lazarethe, wo schwer vcrwundeke
Preußcn liegen, tumultnarisch bedroht. Die
prcußischen Truppen mußten Nachts untcr Ge>
wehr dleiben. DaS Obercommando der Ver-
bündeten hat zwar Anordniingen zur Berhütung
dcr Wiederkchr der Ercesse getroffen, abcr dicse
neuen Symptome bedenklicher Gegensätze inüssen
doch die Aufmerksamkeit der königl. Regierung
auf sich ziehcn."

Nach der „Kreuzzeitung" hätte dcr Erbprinz
vou Angustenburg die Beibriuguug authentischer
Nachweise sür seine Erbansprüche aus daS Her-
zogthum Holstcin abgelehnl und sich dabei auf
das Votum des Hcrrn v. d. Pfordten gestützt.

Nach dem Wiener „Botschaster" spricht man
in München von einem Ministerwechjel. Zns-
bcsondere solle Frhr. v. Schrenk ernstlich daran
denken, sein Portefeuille niederzulegen, und zwar
wegcn des Mißerfolges in der Zollsragc; eS
scheine ihm wider dcn B!Ann zu gehen, Preußcn
die demüthige Bitte entgegenbringen zu niüssen,
Bayern den Eintritt in dcn neuen Avllvereiu
zu gestatten.

Nachdem sich Hannover und Oldenburg deni
neuen Zollvereinsvertrag angeschlossen, ist an
dem schließlichen Beitritt des GroßherzogthumS
Hessen, NassauS, WürtembergS und BaycrnS
nicht mehr zu zweifeln, da wohl der neugebil-
dete Vcrein ohne sie, sie aber nicht ohne ihn
bestehen können.

Das „Siecle" macht nicht mit Unrecht dar-
aufaufmerksain, daß es dem „Constitutionnel",
als officiösem Organ, nicht wohl anstehe, den
Eintritt DLuemarks in den deutschen Buud,
als den Verträgcn von 181b zuwiderlaufend,
zu bekämpfen, nachbem doch der Kaiscr jelbst
in seiner lctzten Thronrede »erkündigt habc:
„Die Verträge von 1815 bestehen uicht mehr."

Aus Nordamerika kommen neuerdingS
schlechte Rachrichten.. Die Hauptarmee hat in
der letzten Zeit nichts erzielt, die Secessionistcn
dagegen stnd in Maryland vorgedrungcn und
inau sieht noch gar nicht, daß ihr vorgcscho-
benes Corps bedroht wäre. Die verschwendc-
rische und unehrliche Wirthschast entwerthct daS
Papiergeld immer mehr. Zur AbwechSlung
bekömmt Hr. Lincoln auch noch Streit mit oen
Behörden des wichtigsten treu gebliebenen Staa-

Mecklenburgs Sustanb.

Schiverin, 14. Jllli. Einem Artikel der Wochen-
schrift des Nationalvereins entnkhmen wir Folgen-
dcs: Zwet Fünstel des Grund und Bodens von
Mecklcnburg mit Städten, Dörsern und Gütcrn
flnd Domiinen, zwei Funftel flnd im Besitz der
Ritt-rschaft, die aus 627 Gutsbcfltz-rn besteht, und
ein Fünftel ist ftädtischeS oder klöstcrlicheS Eigen-
thum; 8 sreie Bauernschaftcn sind dcr ganze Resi
deS frcien BaucrnstandeS. Daneben gibt es uoch
einzelnc Bauern, die innerhalb der Rittergüter
gcgen billige Erbpacht wohnen. Die Rittrrschaft
hatte biShcr »iele derselben eingezogcn; dtc Regie-
rung, die frühcr aus deren Wltderherstellung drang,
hat nunmehr aus dcm vorigcn Landtag den GutS-
b-sitzcrn gcstattct, auch den größten Theil der noch
vorhandencn Baucrnschaftcn zu „legcn". War dte
Lage dcr im Landc wohnenden Taglöhner (etwa
200,000) btshcr drückend, so tst sic jetzt fast uner-
trägltch geworven. Dic Erlaubniß zur Verhetra-
thuug des TaglöbnerS st-ht l-dtglich in der Willkür
deS GutsbifitzerS; der Taglöhner hat in der Regel
kerne andere Wahl, als entwedcr unverhctralhet

tes der Union. Der General Dix hatte zwei
Zeitungen in Neuyork »lit Beschlag bclegt und
ward dafür vor den bürgerlichen Richter ge-
ladcn. Lincolu verbot ihm, der Laduug Folge
zu leisteu. Darauf erklirtc der Gouverneur
Seymour, er «erde den gcrichtticheu Befeht mit
Gcwalt vollziehcn, und wenn »öthig, den Ge-
neral verhaslcu tasseu. Das Eude dcs Streiles
ist noch nicht bekannt.

Z»r Echleöivig-Holstctii'sche»
Tache.

AuS Wten vom 15. wtrd der „B. N.-Z."
gejchrieben: „Aus verläßlicher Quclle kami ich
Zhnen miltheilen, daß zwischen dem hiesigen
uud dem Berliner Cabinet eiu blebcreiiikoinmcn
getroffen wurde, wonach cin mögiichst kurzer
Waffeiistillstaud zu bewilligeu ijt, ungeachtet
die Dänen gerade jetzt einen laugen Termin
dafür wüiischcu. Bediiigungen wie Persoual-
Union rc. dürften kcinensalls aiigenoiniiieii wer-
den. Will Dänemark den Frieden, so muß es
eiufach die Abrrennung beider Hcrzogthümer
genehmigcn. Der dänischc Courier mit der
Fricheusbotschast wird morgen hier erwartet.

Paris, 1k. Zuli. Ais der Kaiser alle
Fürjtcii Europa's zum Congreß einlud, war
die ausweichendste' und schroffste Antwort die-
jcnige, welche der Großherzog von Oldenburg
erthcilte. DieS jchciut man hier nicht vergessen
zu haben. Der heutige „Cvnftitutiouiiet" eut-
hält eiuen den vldenburgischcn Erbansprücheu
gewidmeten Artikel, iu wclchem dieselben aus's
Entschiedenste bekämpft werdeu.

Fraiiksurt, 18. Zuli. Die „Vereinigten
AuSschüsse" deS BundcStagcs habeu die Gench-
miguug dazu ertheilt, daß die „llcberschüffe"
dcr holsteinischeil Hauptkasse au die betreffciidcn
haunover'scheil und sächsischcn Kasseu zur vor-
schußweiseu Dcckung der Erekulioiiskosten ab-
geführt werden.

Flensburg, 19. Juli. Wie dic hiesige
„Nvrdd. Ztg." meldet, ist die kleine Znsel Aarö
iu der Nähe von Hadersleben jetzt auch von
den Alliirten bcsctzt. .(Nicht zu vcrwechsetn init
der größcrn, glerchfalls rechtlich noch zu Schles-
wig gehöreuden Znsel Arroc zwischeu Msen und
Langelaiid.)

Hamburg, 20. Zuli. Das gestrige Abend-
blatt von „Berliiigske Tidende" bringt den offi-
cielleu Tcrt der zwischen dcm dänijchen Oberst
Kauffmann und dem prcußischcn Oberstiieute-
nant Stiehle zu Christiansfetd am 18. MorgenS
vcreinbartcn Waffcnruhcbcdingungen, wonach
die Eillstelluiig der Feindseligkeiten und die Auj-

zil bieibeil oder nach dem Willcn dcs Gutsherrn

wenn wir sagen, daß das sus primao uoetis in
Mecklenbnrg noch sactisch ausgeübt wird. Da an
Stclle dcr frühercn vcrheirathcten Jnspectoren jetzt
der Ersparniß hatbcr metst jüngerc unperheirathete
Lentc angestcllt werden , welche -S thren Gntsherren
glcrch zu thun suchen, so wtrd das ünwefen nnr
noch ärger. Die schlimmen Folgcn für dte Sttttich-
keit, dte hicrauS cntstehen, sind allgemein bekannt
und finden sogar mtt Wiffen der Gutsherren ftatt,
„damit der Anspector ntcht durch Besnche nach ans-
wärtS das wirthschastlichr Zntereffe verabsäume!" —
Seit dcin Aahre 1848 hatte das Prügetn ausgehört
— es wiedcr etngrsührt zu haben, ist der neueste
Fvrtschritt drs m-cklenbuigisch-n Regtments. Jm
Deccmber v. 3- «»>>» dc» versammrltcn Ständen
von der Rcgiernng -in Gesctzentwurf vorgelegt,
nach wclchem der Gutsherr als Ortöobrigkeit bc-
fugt sein solltc, bct allen sog. „Dtcnstvergchen" der
Gutslcute vie Sache sctbst zn untersuchen und je
nach den Umständen mit Gcld-, Gesängntß- vder
Prügelstrafrn einzuschreiten. Der Taglöhner, wel-
chem alle Rechtsmittel gegen etn Erkcnntniß seinr«

hcbung der Blokade vom 20. Juli MiitagS bis
zum 31. Mitlernachts danert, und der Verkehr
zwischeu dcn beidcrseitS besetzten Gebietstheilen
untcrbrochcn bleibt.

Kicl, 20. Zuli. Die „Kieler Ztg." meldet,
daß heute i» Schleswig eiuc Versammlung
schleswig'jcher Grundbcsitzer stattgefunden hat,
um cinc Adreffe an die oberste Civilbehörde für
SchieSwig zu beschlicßen, welche daS Vcrlangen
nach cineni „Jiitcrim" fiir beide Herzogthümer
unter der Verwalluug Oestcrreichs uud Preu-
ßeus auSdrücken soll.

Wien, 20. Juli. D-r StaatSrath Frhr.
Halbhuher v. Festwill ift zum österreichischen
Commissär für Zütland ernannt und gestern
dahin abgercist.

Deutschland.

Karlsruhe, 20. Zuli. Das heute erschie-
nenc Regierungsblatt Nr. 28 cnthält das Ge-
setz, den Hauptfiuanzetat für die Zahre 1864
uud 1865 betrcffcud.

--- Bom Steckar, 17. Zuli. Zu -inem
die Baukfrage betreffendeu Mannhcimer Cor-
respondenzartikel in der „Bad. LandeSz." von
heute, dem mau, wenn mau auch im Einzelncn
vcrschiedener Meinung setn kaun, doch das
Zeugniß gcben muß, daß cr die in dcr untsren
Psalz, besonders aber zu Mannheim herrschende
Stimmung treu abspiegelt, hat die Redaktion
jeneS Blattcs eine Anmerkung beigesügt, deren
Jnhalt uns so merkwürdig dünkt, daß wir uns
veranlaßt sehen, daraus aufmerkjam zu machen.
Nachdem nämlich die Redaktiou die vermuthete
Thalsache, daß auch die vom Herrn Staatsrath
Ntathy ansgegaiigcueii Erttärungen nicht ganz
frei von perfönlichen Eiiiflüssen gewesen seien,
entschiedeu in Abrede stellcn zu müssen glaubte,
fährt sie forl: „Die Mannheimer werden viel-
leichtinBälde zu ihrem größteu Schreckcu
erfahren, daß Mathy nur die allgenieinen
Landcsinteressen im Auge hat und Er-
sahrung gcuug besttzt, um auf einem anderen
Wege möglich zu machen, was iu Manuheiin
nicht gehrn will. Wir audern Badener abcr
werden die Gelegenheit beim Schdpf zu fassen
wissen, nachdem die Mannheimer das Seilen-
stücklein geliefert zn dem Protest der Secken-
heimer gegen die Eisenbahn." Abgesehen da-
von, daß die letzte Bcmcrkung schielend und
nichts wenigsr als zutreffend ist, so ist das
Ganze keineS Coinmentars bedürftig. Es wird
als wahrscheinlich angedeutet, daß die Bank
nicht nach Mannheim, sondern anderswohin
werde verlegt werden. Wir glauben nichl

Gutsherrn abgeschnitten sind, muß zuse-en, wte
die schwersten Verbrechen gegen die SittUchkctt, fo-
batd sich herausstellt, daß ein hoher Hvfbcamter
oder Mitttär der Thäter ist, unbestraft bkciben.
Um hier elnen Fall auS viclcn herauszugrelsen,
so weigerten sich vor cinigen Iahren di- Ordon-
nanzen, zu dcm Oberst v. B., dem Commandan-
ten Rostdcks, zu g-hen, da er schdi! wiedrtholt cin
Vcrbrechen g-gcn ste vcrsuchte, aus dem nach eng-
lischem Gesetze der Tod steht; — daS Officiercvrps
wandte sich deShalb nach Schw-rin. Jm Aolge da-
von wurde nun nicht etwa der Obcrst v. B. in

wir nicht irren, 2000 Thlr. — in drn Ruhcsland
vcrsetzt. — Was blcibt nun aber dem Taglöhner
üdrtg, um sich gegcn Ungcrechtlgkeit zu schützcn?
NtchtS! Um durch Auswanderuiig dicfem Elend zu
entgehen, dazu fehlen dem grvßten Theil der Tag-
löhnrr die Geldmittel, denn zu den UeberfahrtS-
kostrn kommt noch rine bedeutcndc Auswande-
rungchicner. ES iletbt thm eben »ichts übrtg, als
schwcigend zu dulden und zu warten, btS daS Maß
voll tst imd ber Krug nberläust.
 
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