Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 257-282 November
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0464

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Samstag, November


N 267

» Auf die „Heidelberger
Zeitung" kauu mau sich
noch für die Monate
Aovemder und Decemder nut 36 Krcuzern
abonniren bei allen Poftanstalteu, dcn Bote»
und Träger», sowie der Expedition (Schiffgasse
Rr. 4).

Der Fricdensvertrng.

(Schluß.)

Artikel 19. Dic in den durch gegenwärtigen
Vertrag abgetretenen Ländcrn donncilirte» Ün-
tertlianen, yaden währeno eiucS Zeirranms von
6 Jahren, vom Tagc dcr AuSwechselung dcr
Ratisication an gerechnet und mitlelst einer
vorgängigen Deciaration bci der compctenten
Behörde, volle uno ganzc Kreiheit, ihr Mobiliar-
Eigcnthum, besrcit von allen Abgabcn, auSzu-
sührcn und sich niil ihrcn Familicn in die
Staatcn Seiner dänischcn Majcstät znrückzu-
ziehen, für wclchen Fall ihnen die Qualilät
dänischer Unterthanen offen gehaltcn wsrd,
Dabei bleibt ihncn geftallet, ihre Güter in
den abgetretenen LLndern zu behalten. Diejelbe
Freiheit ist gegenseitig anch den dänijchen Un-
tcrthanen uud den in den Herzogthümern ge-
borcnen Jndividnen zugcstanden, die in den
Staaten Sr, königl. Majestät von DLnemark
etablirt sind, Die Unlcrlhanen, welche von
dicsen DiSpositionen Gcbrauch machcn, dürfen
wegen ihrer Wahl wcder von der einen, noch
von der anderw Seite, wedcr sür ihre Perso-
nen, noch in Lezug aus die Güler, wclche in
den beiderjeitigen Staaten liegcn, beunruhigt
wcrdcn. Die obcn crwähnte Frist vo» jechs
Jahren kommt auch denjcnigen geborenen An-
gehörigen, sei eS deS KönigreichS Dänemark,
sci eS dcr abgetrctenen Lande, zu Gnt, welche
zur Zeit der AnSwechselung der Ratisicationen
deS gcgenwärtigen VertrageS sich außcrhatb deS
TerriloriumS des Königreichs Däncmark vdcr
der Herzogthümer anstzalten, Die nächste dä-
nischc Gejandlschast oder irgend eine höhcrc
Prvvinzialbehörde des KonigreichS oder der
Herzogthüimr, wird ihre Erklärung annehmen.
DaS Zudigenat, sowohl im Königreich Däne-
mark alS in den Herzogthümern, kommt allen
dcn Jndividuen zu, die eS bejitzcn zur Zeit
der AuSwcchsclung dcr Ratificationen des ge-
genwärtigen Vcrtrags.

Artikel 20. Die Bcsitztitel, die Acten dcr
Verwaltung und der Civiljustiz, die sich anf
die abgetretencn Lande bcziehen und sich in ben
Archiven des KönigreichS Däncinark bcfindcn,
iverden dcn Cvmmiffären dcr ncuen Regierung

der Herzogthümer, sobald eS irgend geht, über-
liefert. Ebenso diejeuigen Theile der Ärchive
zn Kopenhagen, wetche den abgetreteuen Her-
zogthnmern gchört haben und auS ihren Archi-
ven genommen sind, ihnen überliesert mit Lislen
und Registern. Die dänijche Regiernng nnd
die neue Regierung der Hcrzogthnmer verpflich-
ten sich, sich gegenseitig, auf Verlangen der
hvheren Vcrioällungsbchörden, alle Docnmenle
und Schriststücke mitznlheitcn, die sich ans Dä-
nemark unb den Herzogthümern gemeinsame
Angelegenheitcn beziehcn.

Arlikel 21. Der Haudel nnd die Schifffahrt
DänemarkS und der abgclretenen Hcrzogthnmer
werdcn gcgenseitig in hciden Ländcrn bte Rechte
und Privilegien der am mcisten begünstiglen
Rationcn gcnießen, und zwar jo lange, bis
Spccialverträge dieseS Vcrhältniß regcln. Die
Excinptionen und Erleichternngen in Bczng
aus Transilozölle, wclche krast des ArtikelS 2
deS Vertrags vom 14. Mai 1857 den Waarcn
zugestanden jind, welche auf Straßen oder auf
Canälen, wclche die Rordlee mit dcr Ostsee
verbinden oder verbinden werden, gesührt wcr-
den, sollen ihre Anwendung finden anf alle
Waaren, wclche das Königrcich oder die Hcr-
zogthümer, auf welchen CommnnicationSwcgen
eS auch jci, passiren.

Arlikel 22. Die RLumung Jütlands von
den alliirten Truppen wird in der möglichst
kurzen Frist bewerkstelligt, jpätestens im Ver-
lauj von drei Wochen nach Äuswechscluiig dcr
Ratificationcn deS gegenwärtigen Vertragcs.
Die besondcren, diesc Räuinuug bctreffenden
Disposilionen sind in einem, dem gegenwarti-
gen Vertrage angchängtcn Prolokoll festgestcllt.

Artikel 23. Um aus allen Krästen zur
Beruhigung ber Gemüther beizutragen, erklä-
ren die hohen contrahirenden Mächte und vcr-
sprechcn, daß kcin Jndividuum, wclcheS dei Ge-
legenheit der lctzten Ercigniffe compromittirt ist,
welchen RangeS und welchcr Stellung es auch
sei, darf verfolgt werden, bennruhigt oder ge-
Lngstet wkder für seine Person, noch in Be-
ziehung auf sein Eigenthum, wegen seiner Hal-
tung oder seiner politijchen Meinungen.

Artikel 24. Der gegcnwärtige Vertrag wird
ratificirt unb die Ratificationen werden aus-
gcwcchselt zn Wien inncrhalb 3 Wochen oder
frnher.

Zu Urkund dessen haben die Bcvollmächtig-
ten denselben unterzeichnet nud mit ihren
Wappen besiegelk. Also geschehen zn Wien
am 30. October im Jahre der Gnade 18K4.

Gczeichnet: Wcrther, Balan, Rcchberg,
Brenner, Ouaade, Käusfmann,

Dem FriedenSvertrag stnd 2 Protokolle an.
gefügt, welche im Wcscntlichen FolgendeS be.
slimmen:

1) Die Räumnng JütlandS von den allllr-
ten Truppen wirb spälcstens innerhalb I Wo-
chen bewerkstclligt, oerart, daß am Enbe der
ersten Wochc geräumt wcrden die Aemter
Hjörring, Lhistcd, Biborg, Aalborg und Ran-
derS. Am Endc bcr zwcitcn Woche AarhnuS,
Skanderborg und Riugkjöbing; so daß am
Enoe bcr dritten Woche das ganze Terrilorium
von Znltanb geräuuit ist.

2) Am Tage der AuSwechselnng der Rati-
ficationen deS gegenwärtigen VcrlrageS stcllt
das gegenwärtige Mililär - Gouvernement in
Jütland seine Fniictionen ein. Die ganzc Ad-
ministration deS Lanocs geht in die HLnde
eineS CoininisjärS über, wclcher, von der kgl.
Regierung »on Dänemark eruannl, sich wäh-
reno der ganzen Daucr dcr sliäumung an dem
Ort bcfiiiden wiid, wo daS Hauptquarticr deS
Ober - Commandirenden der alliirten Trnppen
in Zntland ist,

(Sie hier folgenden weiteren Bestimmungen
deziehen sich aus die Berpflegung rc. dcr alliir-
ten Trupxen biS znr »ölllgen RLumung Züt»
lands.)

3) Se. M. der König von Dänemark wird
unniittelbar nach Auswechjclung der Ratifica-
tionen des Friedens-Vcrtrages Proclamationen
an die Bevölkernngen bcr adgetrelencn Lande
richten, nm ihnen die Veränderung anzuzcigen,
die in ihrer Stcllung stallgcjunden hat, und
fie ihres EideS der Treue zu entheben.

Gejcheheit zu Wien am 30. October 18K4.
Gezeichnel : Werther. Balau. Iiechberg. Bren-
ner. Quaade. Känffuiann.

* Politische Umschau.

Die zweite Kammcr in Hessen - Darmstadt
nahm am 7. Novbr. ihre Arbeiten wicder auf.
Unter den neuen Eingaben besindct sich eine
Vorlage des Finanzministeriums, welche den
Verlrag vom 12. Oclbr. d. I. wegen Erneue-
rung des Zollvereins zur standijchen Geneh-
migung enthält. Die Kammer trat in die Be-
rathung der Strafproceßordnung ein, nachdem
ein Antrag auf Vertagung diejes Gegenstandes
auf den nächsten Landtag abgelehnl worden.
Der Abg. v. Löw eiferte gegen die Gejchwornen-
gerichte und stimmte gegeu Las Gesetz.

Der jächsijche Minisler, Hr. v. Beust, hat
auf dem Jubelfeste des Geh.-Raths Dr. Carius,
„dem Rechte, dem doch eudlich der Sieg wer-
den muß, dem deulschen Rechte" ein Hoch gc-

Proceß Demme-Trümpy.
(Fortsttzung.)

Lbinin hat also oer Angcklagtk ducch seine Magd
nickt holen laffcn.

Demme: Zch gab öfterS meiner Magd für ver-
schiedene Gegkiistänoe den wahrscheinlichen PreiS
daar mit, sie gab mir, wcnn eS zu viel war, nach
gemachtem Einkauf oas PluS zurück. Solcke AuS-
aben wureen »atürlich mckt ins Buch ringeickrie-
e . Die Zeugin Haiumer beilätigt oiese Erklärung.
BoUingrr, Ehirurggchilfe deö Profiffors Demme,
assistiite drm Dr. Demm. bei oer von ihm vor-

starre war am Leicknam nicht bemerkbar; bedeu-
tenbe Todtenstkcke befanten sich auf dem Rücken,
bet Eroffnung deS Kopfes stoß auS dem Hirn und
Rückeninark schr viel Blut, waS brn Zeugen an
denseldcn Umstanb bei der Section eiiier Frau,
dir auf dem Insklhospital unter ähnlickin Erschei-
nungen ^1? Lrümpy gestorben^, erinnerte. Dnnme

überzeugen, was Trümpy'S Tob berbeigkführt habe.
Zenge bat gleichfaUö ker gkrjchtlich.» Obduction
beig wobnt. Nach der Section bave Prof. Emmert
geäußert: Jcd freue mich. daß die Angaben Drm-
me's sich voUständig bcstätigt haben.

* Dr. HaUer, Vater und Sohn, der Erstere Re-
dacteur beS Jntelligen;blatteS, der Letztere deffen
Drucker, find über einrn^in ibrem Blatte aufge-

um damit, wie eS im Oberland gebräuchlich, auf
Füchse Jagd zu macken.

Alphonz Bauer, ein Neffe Trümpy's: Seit rinem

burck den Gang^ seiner Gesckäfte. Fran Trümpy
sagte mir, daß ibr Mann 5U.0U0 Fr. an Helbig
verloren babe. Voi drm Tode mrmes OnkelS hörte
ich von kriner Verlobnng sprecken; doch kackte ich,
daß Demme Flora heiratbrn würde. Zch glanbte,
Trümpy sei am Scklagfluß gestorbrn; später dacktc
ick nach und kam zur Ueberzkiignng, daß mein
Onkel durch srine GnckäftSverhältnisse dahin ge-
brackt wurde, sick selbst zn tödten. Zch ging zu
Herrn Haller und machte ibm Vorwürfc über einen
Artikel, wrlcker sowohl meine wie Dr. Demme'S
Familie compromittire.

Dr. Hallrr: Za, und Sie baben mir erzäblt,
daß Dr. Drmme Trümpy besucht habe, daß rr um

gelegen hat, daß alsdann Belebungsversuche an-
gesteUt wurven, Demme sogar den Leichnam auf
ben Kopf gestellt hade.

Hr. Vogt: Wie können Sie, selbst ein Arzt,
glauben, daß man eine Leiche auf den Kopf stellt?

Bauer: Es ist möglich, baß ich gesagt habe,
Trümpy habe mit dem Kopf tief geirgrn; aber
der Zeuge begeht einen sondervaren Zrrthum, wenn
er behauptet, ich hätte gesagt, Hr. Demmc habe
dte Leicke aus den Kopf geneUt. Daß Dr. Demme
^um NachtcffkN gli^, konute^ lcv nichr^sagkN, da ich

Rec>Pt Demme's am Feviuar gemacht habe.

Apotb'ker Hegger: Wenn d.r Verstorbkne Gift
gekauft hat, muß er es anomärtS gktvan haben.

Baner meink, Trümpy babe döllsig Droguen zur
Spedikion sowoht, alS auf eig.ne Rechnung er-
halt'N.

Abt, an der Ekntralbahn bcsckäftigt: Zch erin-
nerc mlck gcnau, kaß Hr. T ümpy im Skptember
1803 und Zannar 1804 rin EoUo erbalten, deffen
Znhalt auf dem Frachtdrief als Sirycknin ange-
geben war.

(Kortsetzung folgt.)
 
Annotationen