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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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Wdtlbergrr Iritung.


Dtenstag, 18. August


> Auf die „Heidelberger
Zeitung" kniii uian stch
Uoch für die Mdnate
Äugust und SePtemder niit 36 Kreuzsru abou-
niren bei »llen Postanstalten, den Boken und
TrSgern, so wie der Expedition (Schiffgasse
Nr, 4),

* Politische Umschau.

Der Beginn der FriedenSverhandlungen ist
aus Antrag der däuischen Bevollmächtigten bis
zum 20. d. M. vertagt. Ferner wird bestätigt,
daß Frankreich nnd England am 8. d. fich in
Kopenhagen erboten hätten, an den Verhand-
lungen Theil zu nehmen. — Da Preußen und
Oesterreich von Aufang an die Sache nicht als
eine deutsche, sondern als eine europäijche de-
handelt haben, so wird fich ein soiches Ber-
laugen viclleicht nur schwierig abwcijen lassen.

Die Wicner „Preffe" sagt am Schluß eines
ArtikelS: Oesterreich brauche sich nicht von
Preußen zu trenuen, wenn diescs Deutschland
gerecht werden will. Wenn nicht, so gehe aber
der Kaiserstaat seinen eigenen Weg. Der Sieg
in Schleswig würde IN die ärgste Niederlage
umschlagen, wenn er gegen die dcutschen Staa-
ten gemißbräucht wnrde, um ihre Bedeuluug
uugerechterweijc herabzudrückcn. Ein solchcr
Präcedenzsall würde Nachsolger gebärcn, welchc
daS deutschc Land auS huudert klaffcuden Wun-
den blutcn und nie znr Einigkeit gclangcn lajscn
würden. Oesterreich hatte einen salschen Schritt
— einen Schritt gegen die ihm ureigene Politik
gethan — als eS bei dem Ausbruch des Kam-
pfes deu dcutschen Bund, mehr als billig, zu-
rückdrängte. Er war nicht weuiger falsch da-
rum, weil der Sieg nuseren Fahncn folgte.
Halten «ir den Sieg fest, korrigiren wlr die
vorübergeheude Mißachtung, mit welcher der
Bund behandelt wurde, und dann erst werden
wir selbst, wie das deutsche Volk, unseres Er-
folges sroh werden.

Nach der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung
hal Hannover erklärt, von der Besetzuug Lauen-
burgs durch hannover'sche Truppcn keine Kennt-
niß gchabt zu haben und selber dadurch über-
rascht worden zu jeiu. Die Besetzung hat Hr.
». Hake auf -ine voin Dresdeuer Kabiuet an
ihn ergangcne Weisung angeordnet.

Das „Drcsd. Zournal" führt in einem Leit-
artikel über die Lage der schleswig-holsteinijchen
Angelegenheit auö, daß vom Standpunkte deS
deutjchen Bundesrechtes aus die deutschen Groß-
inächte durch den § 1 der FricdenSprälimina-
rien gerade soviel Recht auf die Herzogthümer

erworben hätten, als Dänemark auf dicselben
besessen, mitM die Bundescrccutiou nicht als
erledigt crklären köunten.

Die Nachricht: König Ludwig II. von Bayern
habe sich in Schwalbach am 8. d. M. init einer
rujsischen Prinzessin verlobt, wird ans bester
Quelle als gänzlich unbegründet bezcichnet.

Die päpstliche Regierung hat unter den per-
jchiedenc» Polizeiagenten, auf deren Treue sje
baute, ihre eifrigsten Gegner entoeckt, welche
ihren Feinden zu Kundschaftern dicnten. Es
wurden in Folge dessen mehrcre entlassen und
strenge Untersuchung augeordnet.

Anf die Reklamation der Gesandten von Eng-
land und der Per. Staaten hat die Pforte die
fernere Ausgabe kirchlicher Kontroversschriften
gestattet, sofern der Koran nicht angegriffen
wird. Die bekehrteit Türkeu bleiben indeß zu
Karpouth internirt.

Zur LchleSlvig-Holsteiii'scheii
Tache.

AuS Hannover, 8. Aug., wlrd den „Ztzeh.
Nachr." Folgendcs zemeldct: „Die badische Re-
gicrung detreibt seit Knrzem einen Plan, der
vielleicht geeignet ist, die streitenden Anjchau-
ungen über SchleSwig-Holsteins nächste Zukunft
zu verjöhnen. wie empfiehlt, dcn beidcn Groß-
mächten die Einsctzung einer auS Schleswig-
Holsteinern bestehindcn provisorijchen Negierung
anheimzugebcn, uuter Vorbehalt bejchleunigter
Enlscheidung der Thronfolgejrage. Ohne vor-
gängige Zustimmung der Hauptbetheiligteu wird
der Antrag am Bunde allerdings wohl kaum
gestcllt werden. Zn dcr That schcinl es denn
auch, als ob die dcm Herzog Friedrich drohende
Gefahr so zieinlich übcrstanden wäre. Peter
von Oldenburg wird trotz der Unterstützung
des hiejigen Hofcs den Thron der Herzogth-mer
niemals bestcigen. Die Annerion an Prcußcn
aber scheitcrt an der abmahncndcn Haltung
Europa's und dem Widerwillen dcr Nation,
zn denen stch als nicht zu überseheuder Faktvr
noch die Scrupel des Königs gesellen. So dars
denn dcr rechtmäßige Landesherr als den Seincn
gesichert angesehen werden." — Die Verant-
wortlichkeit für diese Nachricht überlasjen wir
den „Ztzeh. Nachr."

Berlin, 11. Aug. Die Reise des Baron
v. Scheel-Plessen nach Gastein und Wien bringt
man mit der Einsetzung der provisorischeu Re-
gierung in Schleswig-Holstcin in Verbindung,
wvrüber zwischen Preußcn und Oesterreich die
Unterhandlungcii noch andauern. Herr von
Zedlitz svll vor Kurzem mit dem Grasen Eugen

Reventlow das Znterim besprochen haben. Nach
der „Fr. P.-Z." ist als Plan festgesetzt: „1)
daß der Herzog veranlaßt werden müsse, wäh-
reud diescS Jnterims daS Land zu verlaffen,
und 2) daß diese Zeit benutzt werden misse,
um die Srände eiuzuberufen und denselben ein
rcvidirtcs Staatsgrundgesetz vorzulegen. So-
bald diescs nach dem Gcschmack des Herrn v.
BiSmarck zu Standc gekouimcn, solle der Herzsg
gefragt werdeu, ob er uuter den so festzustellen-
den Bedingungen regieren und Bürgschaft lei-
stcn wolle, daß dieser Zustand erhalten werde.
Wo nicht, könne er de» Thron nicht bcsteigen."
Mitthcilungen anderer Blrtter zufolgc, hätte
Preußen die Absicht, den Hcrzvg nicht cher ein-
znsetzen, als bis er zu einer Militärconvenlion
u. s. w. die Hand gcboten hätte, Daß dieses
der Herzog sür jich allein ohne Zustiminung
der Laudcsvcrtrctung uicht bewilligcn kann, ist
selbstredend. Darum zunächst Einberufuiig ker
Stände nach dem Staatsgrnudgejetz von 1848,
denen auch die Entjcheidung üder die Erbfolge
allein zusteht!

Avpcnhagen, 11. Aug. Zm Volksthiug
des Reichsralhs kamcn die lebhaflesten Ausfälle
eiderdänijcher Redner gegen das Mimsterium
vor, wvbei selbft Worlc wie „Landesverrätherei"
steleu. Als jedoch dcr alte Minister Btuhme
erklärte, jein Portefeuille Dem gerne abtreteu
zu wollen, der sür Dänemark noch etwas vou
den Herzogthümern retten zu könucn vermeiute,
war lautloje Stiüe.

Kvpcnhagen, 12.Aug. Beriingsle Tidcnde
berichtet, daß das Obercommrndo dcr Armee
für die Dauer dcs Waffenstillftandes nach Odenje
vcrlcgt ist. Laut Ucbereinkvmmen uut dem
fcindlicheii Oberkommando ist die Passage von
Civilpcrjonen zwischen Jütlaud pnd Fühnen
gegen Legitimation bei den bctrefsendcn Platz-
kommando's gestattet. Zn der Donnerstagsitz-
ung des Fvlkethings schlug Hake die Rieder-
setzung eiueS Ausfchuffes vor behufS Berichtcr-
staltung übcr di- von ber Regierung hinstchllich
der Friedenspräliminarien und des Waffeustill-
standes erthcilten Aufschlüsse, wozu Klcin daS
Amendcment stellte, deu Austrag cinem Füns-
zchuerausjchuffe zu erlheilcn. Aulrag und
Ameudement wurden schließlich mit 58 gegen
20 Stimmen angeuommen.

DeutschLand.

Karlsruhe, 12. Aug. Das erzbischöfliche
Ordinariat hat mit Schreiben vom 25. Juli
d. I. dem großh. Ministerium des Jnnern den
Hirtenbrief des Hrn. Erzbischoss vom 19. Zuli

Ser Fetdberg und sein neues Gasthaus im
oderen Schwarzwatd.

Neben einer in Glacs-Handschuhen und Crino-
ttnen einherstolztrenden Ueber-Cultur bietet uns
dte Neuzett das erfreulichere Btld etner Wander-
lust, die, in threr Naturwüchsigkeit und in den
richtigen Gränzen grhalten, dazu bestimmt zu sein
scheint, den schädlichen Einflüssen eben jener After-
Cultur die Spitze abzubrechen. Langfamen, aber
ficheren SchritteS erobert fich dtese Wanderlust von
Iahr zu Jahr neue Zielpunkte. Bald sind es ver-
dorgene Gründe und Schluchten der Mittelgebirgs-
Landschaften mit klar sprudelnden Quellen, bald
entlegrne Alpenthäler mit ihren Gletschern und
Wasserfällen. Ganz besondcrS aber find es Berge
mit freier Rundsicht, die sie mit sicherem Blick er-
späht und ihrem Gebiete einverleibt. Solchermaßen
eroberte Punkte pflegt sie zu Schutz und Trutz in
ihrer Weise zu befestigen, daS heißt mit Obdach
und stetS bereitem Mundvorrath zur Erquickung
den ermüdeten Wanderer und Bergstriger zu ver-
sehen. Die neueste Eroberung dieser Art ist wohl

der Feldberg imSchwarzwald, und ihrer
Ausbeutung sind diese Zeilen gewidmet.

Bts zum 20. Sept. 1856 befand sich der Feld-
berg in reinem Naturzustande. Wer dort über-
nachten wollte, mußte eine ber benachbarten Vieh-
hütten aufsuchen; den Gipfel der stundcnlangen
Hochfläche zierte noch nicht der an jenem Tage er-
öffnete massive Schauthurm, sondern ein für die
Zwccke der LandeSvermessung ursprünglich errichteteS
Balkengerüst diente zur Erweiterung der Rundsicht.
Mit der Errichtung dieseS den 4600 Pariser Fuß
hohen Berg noch um etwa 60 Fuß erhöhenden
Thurmes war jcdoch dic Besitznahme beS Punktes
sür die Wanderlust nur eingelettet: vollendet ward
sie erst tm Krühjahre 1864 mit der Erbauung deS
Feldherger HofeS, etnes größeren gastlichen Ob-
daches. Thurm und Gasthaus, dazu noch dte zu-
nächst gelrgene Todtnauer Viehhütte, find jetzt die
Orte, an welcben die Besucher deS FeldbergeS ihre
Stützpunkte finden.

Der Thurm ist rund, in mittelalterlichem Style
mit Zinnen, auS massivcn Felsbrocken absichtlich
und dem Eharakter der Umgebung cntsprechend,
rauh ausgemauert. Leider ist die Thüre deS Por-

talcS geschlossen. Um sie geöffnet zu erhalteu unb
den Thurm besteigen zu können, muß man sich in
der Todtnauer, Menzenschwander oder S. Wil-
helmer Hütte den Schlüffel verschaffen, eine Un-
bequrmlichkeit, die, bet etner etwas veränderten
Bauweise deS ThurmeS, leicht hätte vermteben
werden können. Im Innern dcs Thurmes führt
eine etwas sehr schmale (bet sonst überflüssigem
Raum) Wendeltreppe auf die freie Plattform. Von
bicser aus eröffuct sich eine Rundsicht, die den ge-
feiertsten Deutschlands und der Sckweiz an die
Sette gesetzt werben kann; zunächst der Blick über
den Schwarzwald selbst: Belchen und Kandel, Dret-
samthal u. s. w., entfernter im Westen daS WaS-
gaugebirge, östlich der Höhgau mit seincn Krgeln
Hohentwiel u. s. w., vor Allem aber dte bei hel-
lcm Wetter sich über die ganze Alpenkette vom
Sentis bis zur Jungfrau und noch weiter eröff-
nenve großartige Fernsicht, geschlossen von d^m
Gebtrgswalle des Iura.

Dte Todtnauer Hüttc. Mit dieser längst
bestehenden Hüttc ist eine kleine, recht nette läud-
liche Wirthschast verbunden, mit sechs Betten und
Streulager sür Viele. Sie lirgt auf dem südlichen
 
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