Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 231-256 Oktober
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0395

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Httdrlbrrgtr Ztitlmg.

Nl; 2SO.

* Politische Umschau.

Nach dem „Botschafter" hat Graf Rechberg
eine Note an das französische Cabinet gerichtet,
welche Bürgschaft für die freunoschaftlichen Be-
ziehungen Oesterreichs zn Frankreich gewähre.
Eine ähnliche Note ist nach Rom abgegangen.

Die Ereignisse an den Septembertagen in
Turin werden der Regierung schwere Verlegen-
heiten bereiten. Wie kann die Polizei das
Blutvergießen rechtfertigen, während als er-
wiesen gilt, daß Niemand im Volke bewaffnet
war, kein Angriff auf die Truppen versucht
ward, die Soldaten vielmehr, ebenso wie auf
das Volk, auch gegenseitig auf sich selbst feuer-
ten. Es wird von einem Turiner Correspon-
denten der „K. Z." mit Necht erinnert, daß
nicht einmal einem unpopulären Minister die
Fenster eingeworfen worden seien. — Ohne
Zweifel ist es Folge dcr Unbehaglichkeit der
ganzen Stellung der Regierung, wenn dieselbe,
wie versichert wird, bereits beschlossen hat, das
Parlament ohne jede Thronrede zu eröffnen !

MieroSlawski hat seine gesammte Correspon-
denz, die er als Generalorganisator des polni-
schen Aufstandes mit der Nationalregierung
und den betrefsenden revolutionären Behöröen
sührte, durch den Druck veröffentlicht. Die
Sammlung führt den Titel: „Documente zur
Geschichte der Generalorgaiüsatiou des Natio-
nalaufstandes im Jahre 1863," und hat den
Zweck, die auf die Paralysirung der demokra-
tischen Bestrebungen gerichteten Jntriguen der
Czartoryski'schen Parlci aüszuvecken und den-
selben das Unterliegen des Aufstandes schuld
zu geben.

Die „Berlingske Tidende" tritt unter ihrem
neuen Redacteur mit größtem Nachdruck für
die Glücksburgische Dynastie in die Schranken.

Die Verfügung, nach welcher die bishcr an
jedem 18. Oct. zur Erinnerung an die Leip-
ziger Völkerschlacht gehaltene mililärische Feier
zu unterbleiben hat, macht in Wien Aufsehen.
Es soll statt dieser Feier nur eine Seelenmesse
gelesen werden.

Die französische Militärmacht in Algerien
beträgt gegenwärtig 64 Bataillone Jnsauterie,
58 Escadronen Cavallerie, 16 Batterien Ar-
tiüerie, 2 Compagnien Pontoniers und 6 Com-
pagnien Genie, zusammcn 63,942 Mann und
11,596 Pfer'de, im Ganzen — einschließlich der
GcnSd'armen — wohl nicht weniger als 70,000
Mann.

* Stadt-Theater in Heidelberg.

Heidelberg, 20. October. Mit deM Deginne
dteses Monars ist Thalia's Tempel wiedtr untrr
der Leitung des strebsamen DirrctorS Hrrrn W id'
mann eröffnet worden.

Es ist eine bekannte Sache, daß unsere derma- ^
lige Theater-Direction sich seit mehreren Iahren
schou immer bestissen hat, dem Publicum daS nach
hiesigen KrLften möglichst Beste zu leisten; doch
wer dte Verhaltniffe kleinerer Bühnen kennt, der
weiß eS auch, mit welchen Widerwärtigkeiten ein
Theaterunternehmer zu kämpfen hat, bis er zum
Begtnn der Saison seine Gesellfchaft wieder bri-
sammen hat, der weiß, wie derselbe angstvoll den
Probevorstellungen entgegen fieht, um zu prüfen,
ob diese oder jene, ihm vom Theateragenten auf
daS Beste «mpfohlene Persönlichkeit auch seinen,
und waS das Gleiche over nock mehr sagen will,
des Publicums Beifall findet, was natürlich bri .
einem größeren Pcrsonal nicht immer durchgehends ^
der Fall sein kann, weShalb ein gebildetrS Publi- ^
cum aber auch so lange Nachsicht haben wird, biS
die Direction, welche gcwiß ein solcher Mißgriff

Z»r Lchleswig-Holstei»'schen
Sache.

Kiel. 17. Octbr. Wie man hört hat dcr
Herzog Karl von Schteiiwig-Holstcin-GlückSburg
von dein seincr Gemahlin, der Tochtcr Königs
Friedrich Vt. von Däiiemark, zustchenden Rechte,
daS zur Apanage der Herzogin gehörende hie-
sige Schloß gegen ein Acquivalciit an dic Lan-
deSregierung zuriickzugeben, Gebrauch gemacht.
L-elbstverständlich muß anch das Kieler Schloß
künftig dem Landesherrn zur Versügung stehen.
Der Herzog von Glücksburg besitzt, außer seinen
großen Gütern im Herzogthum Lichleswig, Lui-
senlund, Karlsburg, Sioest ic., auch ein Palais
in drr Stadt SchleSwig. Der Hcrzog Karl
hat seit 1838, mit Unterbrcchung dcr vorigcn
KriegSjahre, stets während des Winters hier
gewohnt.

Deutsctziand.

Knrlsruhe, 21. Oct. Dicnstiiachrichteii.
L>c. Köiiigl. Hoheil dcr Großhcrzog haden
mit höchstcr Entjchlichung aus großh. StaatS-
ministcrium vvni 19. d. M!. gnädigst gernht,
den Aintnianu Moritz Frcy in Freibnrg in
gteicher Eigcnschast zu dei,i Bezirksaint Heidel-
bcrg zu versetzcn, und den RechtSanwalt Max
Slößer in Freiburg, unter Erneiiuung zum
Anitmann, dem Bezirksamt Frcibnrg zuzulyei-
len; unler dcm 14. Octoder d. I. den Audltor
Aoolph Boeckh zum Aintsrichtcr in Psorzheim,
an die Stellc des ziun Kreisgerichtöralh besör-
derten Finanzassejjors Dr. Gebhard dcu Finanz-
assessor Schill bei dcr Zolldirection zum Mit-
gttcd des BerivaltungsrathcS dcr Wlttwenkasse
für dic Angestclltcn der CivilstaatSverwaltung
zu crnenneii; den zum VcrwaUuiigSgerichtsralh
besörocrten Obcrainlmann Baujch der Func-
tiviicn cincs MilgliedcS dcr Direcüou der Ka-
lajicrveriiicssuiig zu enthcben, uud den Domä-
neurath Mulite bei dcr Hosdomäiienkaiiimer
iiebeu jeinem Dienst dci diejer Stellc zum Mit-
glied dcr Direction der Kätastervcrincssung zu
criieiiiien.

Karisruhe, 21. Oct. Das heutc erschie-
ncne Rcgbt. Nr. S8 enlhält (außer Persvnal-
nachrichten):

I. Verfügungen und Bkkaniitmachungcn dcr
Ministericn. 1) Bekauntmachung deS großh.
MiiiistcriliinS deS Jnuern: Die Ertheilnng der
Apothckerliccnz an Friedrich Ludin in Karlsruhe
betressend. 2) Brkaniitmachungeu des großh.
HandelsministcriumS: s) Dic Erthcilung von
ErfinduiigSpatenteo betreffend. (itz. An die

am enipfindlichstcn erfaßt, dcnn er bkdroht ihr
Jnlereffe, denselbcn verbessert hat. — WaS nun
unserc dieöjährige Theatersaison betrifft, so müffcn

einem voütönenden, bicgsamen Organ und einer
Iräftigen Gestalt auSgestattct, Rcguisilen, die in
Beebindung mit elncr richtigcn Dielamation und
Mimil den Ansorderungen deS strengstcn Pnbli-
cumh ntckt nnr genügen, sondcrn seinen vollen
Bcisall crstelcn miissen. Herr v. d. Berghe ist ein
vielbcgabteS jugendlicheS Talent, dkffcn schöttc Ga-
ben, wtc ein junger Bcrgstrom auf der einen Seite
den Boden mit erfrischendcn Wellen übersprndelt,

^ indessen er auf der andern durch seinen Reichthnm
I dier und va witdrr fckädlich wird, der aber nach
einiger Zcit einen rubigen Lanf hat und tie Zierdc
' feiner ganzen Gegend wird. Wir haben Hrrin

Actiengesellschast für Uhrenfabrikation in Lenz-
kirch fnr 1) die durch Hrn. Ed. Hauser er-
fundene eigenthümliche Einrichtung von Pen-
dcluhren mit freier Pendelschwingung und eigen-
thümlicher Chronometerhemmung unten am
Pendel; 2) sür eine Vorrichtung an Pendel-
uhren znr Anbringung eineS vo« Räderwerk
unabhangigen, richtig zeigenden Sccundenzeigers
aus der Mitte des ZifferblatteS. 8. An den
Hrn. Engene Pierre Richardierc zu Paris sür
eine vou ihm erfundene neue Art von Por-
zellanknöpfen, sowie die Maschine zn deren An-
sertignng.) b) Die Errichtnng einer Post- und
Eisenbahnerpedition in Aglasterhausen betreff.
(vom 1. k. M. beginnend).

It. Todesfall. Gestorben ist am 23. v. M.
der großherzogl. Amtsrichter Kärl Dorner in
Pforzheim.

Karlsruhe, 19. Oct. Die gestrige, durch
säinmtliche Vereine von Karisruhe und Mühl-
burg veranstaltete Feier des 18. OctoberS ver-
licf in würdiger Weise. Die Räume der Gei-
ger'jchen Trüikhalle waren gefüllt; eS waren
miiidestens 1600 Theilnehiiicr anwesend. Der
erste Sprecher, Herr v. Cornbcrg, brachte jein
Hoch dcm Fnrsten, in dessen Lande die Früchte
des 18. Octobers am schöiisten gereift sind.
Zh« folgte al« Festredner Profesior Eckardt,
dcr mit Schärfe die Zustände des deutschen
Reichs zeichnete, welcheS »vr dem Andringen
der Rev,olntion zusainnicnfallen mußte. Das
Vatcrland wurde gereltet durch die Wehrkrast
deS deutschen Volks, wetches durch diese That
anch den übrigen Völkern und mit ihnen den
Franzosen selbst die Freiheit errang; darum ist
das Fest nicht eine Drohung, sondern eine
Verbrüdernng im Geiste der Freiheit. Sein
Hoch galt dem Laterland. — Advocat Levinger :
Nach vielen Wortcn bringt das vergangene Jahr
eine deuische That — die Rettung der schleSwig-
holsteinischen Brüder vom dänischeiVJochc. Die
Aufgabe ist aber erst halb vollendet; das dcntsche
Volk milß aus die Zusainmenberusnng der Ver-
treter des schleswig-holstciiiischen VolkeS dringcn,
denen allein die endgillige Feststellung der
schleswig-holsteinischen Staatsordnung zusteht.
Sein Hoch gait dem vollständigen Sieg der
schleswig-hvlsteinischeN Sache. Dr. Riegel ge-
dachte deS Fortschritts !m badischen Heimath-
lande. — Bergrath Walchncr dringt sein Hoch.
der Erhaltnng des freicn GeisteS im dcutschen
Volke. — Festgcsänge der verbündeten Gesang-
vereine, vortrefflich geleitet von Hrn. H. Slrauß,
dcm die Feier auch eiue Festcompvsition vcr-
dankt, erhöhten dic fcstliche Stimmung.

-st Vom Odeiiwalde, 19. Oct. Bei der

strengt und noch einer gewlssen Rnbe bedarf —
denn zu viel tst vom Uebel! — Dic goldene Mittel-
straße kommt dcr Wahrbeit, das beißt der Wirk-
lichkeit am näcksten; denn dte Bühne svll ja etn
Spiegel des Lebens scitl, und der Mime nur,
weichcr dcr Wirklichkeit in veredelter Form am
nächftcn komml, ist ein wabrcr Künstlcr! Und aiS
solchen wtrd rin nlcht ferneS Futurum Herrn v. d.
Berghe begrüßen. Die edle Richtung, welcke vieser
junge Mime sick vorgezrichilet hat, bcknnden cin
lLicluS von Vorlesnngen, wclchc derselbc, laut dcm
„Schw. Merkur, der „Bürgcrzeilung", dcm Stutt-
garter„Tagblatt" und sclbst des bühnenbewandertcn
HackländcrS „Ucber Land und Meer" eingcschlagen
hai, wcicke Biäeter vcrrint riet deS Ruhmltchen uver
das vorzüglicke Talent dcs Herrn m d. Berghe bc-
ricklen. — Herr Stcinbcck, der sur da« Heiden-
väl-rfack'Ngagirt, ist -in dnhnmg-r-ckler Darfteiler,
,u dcffen Gcwlnnung wir unfeeer Directkin nur
Glück wünschen können. - Z" der Kvrtsetznng di-ser
Bcrichte werden wer S-legenh-it finden, bevor wir
aus die Vorst.llnngcn s-lvn elngehen, noch LinigcS
übcr mehrerc anderc neu «ilgagirtr Darsteller un-
serer Bühne zu sprechen- (Forts. f.j
 
Annotationen