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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Utidelbkrgtr Ztiluiig.

N- 282. Mittwoch, 3«. November LL."'"" L8KL.

* Politische Umschau.

Ueber daZ, waS Preußen in der Besetzungs-
Angelegcicheit der Hcrzoglhümer will, sagt die
„Nat.-Ztg." u. A.: „Die Regicrung hat stch
entschlossen, die Frage wegcn der serncren Be-
setzung HolsteinS dnrch die hannovcr'schen und
sächsijchen Eveculionslrnjitzcn untcr allen Um-
sländcn in ihrem Sinne zu lösen. Sie sichert
sich dafür die nöthige Truppenstärke in Holstein
und demonstrirt gleichzcitig dnrch die Trnppen-
aufstellnng bei Niinden gcgen Hannover nnd
durch andere Zusainmenziehnngen gcgen Sach-
sen. Es wird dicsen beiden Rcgierniigcii, wenn
sie die sreiwillige Ränmnng weigern, Ivahrjchein-
lich ein Termin gcsctzt werden, biS zu welchem
dicselbe zu vollzichen ist. Was Ocsterreich be-
lrisst, jo scheint die Regicrnng hinlänglich ge-
wiß, daß dieseS bei den Nöthen, in welche eS
nach allen Scitcn mehr als sc verstrickt ijt, es
auf kcinen Bruch mit Preußen ankommeii laj-
scn, sondern sich im Wesentlichen pajstv vcrhal-
ten wird. Es ist daher mit größter Wahrschein-
lichkeit zu erwarten, daß Sachsen und Hanno-
ver die Dinge nichl auf die Spitze treibcn
Iverdcn. Hierzu. gchört, ivenn man der jchwä-
chere Thoil ist, doch mindeftens stctS ein völlig
nnanscchtbarer RechtStitel, und daß dieser nicht
vorhandcn ist, hat jelbst die „Bayerische Ztg."
zugeftanden. Die Ausdehnung der Bnndescom-
petcnz über die völlig unzweideutig festgcstellten
Grenzen ivird niemals gelingen, wcnii eine der
beiden Großinächte entjchiedenen Widerjpruch
erhcbt. Was unjere Anstcht nber diejen ncuen
Zwijchenfall betrifft, so würden Ivir gegen die
Einsctznng aller Machtmittel dcs Staats nicht
das Geringste einznwenden haben, wcnn Prcu-
ßen cin ganz klarcS, seinen eigenen Znteressen
wie denen Deutjchlands und der Herzogthümer
entsprechcndcs Prograinm aufgestellt hätte, bei
dcsjeii Dnrchsctzung eS auf die kleinlichc Eifer-
sucht der Mittelstaaten oder OcstcrreichS stießc.
Ginge dieses Programm völlig unumwunden
anf eine durchgreisende bundesstaatlichc Ber-
bindung mit den Hcrzogthümern aus, so würde
eS sich längst miiidestcns in Norddeutjchlaud die
Gunst der öffentlichen Mcinung erworben ha-
ben, und ivollten Haunovcr und Sachscn uach-
träglich Preußen jcdc Frucht srincr Wiege ent-
reißeu und diese nur dazu verwerthen, ihm die
Wucht eineS neucn MittelstaateS im Norden
entgcgenzustellen, so würde cin solcher thörichter
Verjuch von vornherein an dem Widerstande
allcr VerftLndigcn im eigcnen Lande jcheitern.
Zu bedauern abcr ist, daß unserc Regicrnng
auch heute noch kein bestimmtes Eudziel be-

Berlin, 2k. Ro». llebcr dcn angiblich o°n
Dr. Hcrmann Demmc verüblen Diamantendicb-
stahl berichtct vic „Voff. Ztg.": „Vor ein paar

brasilianische Gesandte, Lhrvalier de Biagha,
und wurdc von Dr. Dcmmc bchandclt. Während
dicsrr Krankbett kam vem Gesanvten rtn Brillant-
ring, in Gold mit Emaillk gksaßt und im Wcrth
von 2VVU Thalrrn, f-rt, von wrlchrm Vorfall Hr.
vc Brogba drr Bcrnrr Polizei Anzcigc machtc »nd
angab, daß cr den Ring in Brrlin bel den Hof-
juwclirrrn Haller und Ratbenau (Grbr. Marck-

beschried und bksondcrS brmrrkte, dah der Strln
-inrn klrincn Flrck babc, ohnc wclchcn drr Ring
noch rlnmal so vicl wkrth wärr. Drr Hirb wurdc

Trümpy vorgcnommrncn Hausluckung hat sich nun
ciu ganz -bnlich-r Ring grfundrn, und dicsrlbe
hat angkgebrn, daß fie diesrn Ring von ihrrm zu-
künftigcn Schwiegcrsohn, dcm Dr. D-mmr, zum

zeichnet hat, und daher auch in diesem neuen
Couflict sich nur auf formelle Gründe des
morschen Bundesrechts, nicht auf die Pflichlen,
welche die Lösung einer großsn uationalen
Aufgabe ihr auferlegt, beruseu kann. Die
Gcimgthuung in Rendsburg schcint nur ge-
währt worden zu sein, um nach der andcreu
Seite destv stricter auf der Executivnsordnung
zu bestchen."

Ein Berliner Blatt vernimmt, daß Oester-
reich nach einigem Widerstreben den preußischen
Standpunkt, demzufolgc das Verbleiben der
Biindestruppen in den Herzogthümern uuter
keinem Vorwande zulässig sci, schlicßlich gebil-
ligt und der preußischen Regierung ein selbst-
siändiges Vorgchcn überlaffen hätte. Mit dcm
Augenblicke, da Oesterreich sich in diesem Sinue
crklärt, sei von Bcrlin auS die Contreordre sür
den Abmarsch der Truppcn crlassen worden.
Es sei dieser Erfoig die erste Frucht der Mis-
sion dcs Fnrstcn von HohcnzvUern.

Die soeben erschicncne Hamburger „Börsen-
halle" publicirt fünf Actenstncke, welchc Hvhen-
zollern'sches Erbrecht auf beide Elbhcrzogthümcr
zu begründen bestimmt sind. Diese Veröffent-
iichung, die man als Beginn eines bestimmten
auf Anncxirung SchleSwig-HvlsteinS gerichteten
AustretenS Prcußens ansieht, errcgl großcs
Aussehcn.

Die „Natioiialzeituiig" vcrnimmt, daß ani
37. von Berlin außerordentlichc Bevollmächtigte
nach Dresden und Hannover abgcganzen sind,
um die Räumnng Hvlsteins zn verlangen.

Nach der „Pfälz. Ztg." ist das Ministerial-
rescript znr Schließung dcr theologischei! Lehr-
anstalt in Lpeyer eingetroffcn. Wie nian hört,
soll gegcn den, Bischof mit Ordnungsstrafen
vorgegangcn wcrden, falls er die Anstalt nicht
schließt.

Wegen drr im verwichencn Sommer zu Ei-
senach abcgehaltenen Versammlung deutscher
Burschenschaften ist, nach einer Correspon-
dcnz der „D. A. Ztg.", gcgen die Theilnehmcr
auf allen prcußischen Uinversiiäten Untersuch-
nng eingcleitet wordcn, nnd erwartet man eine
neue Auflösung aller burschenschaftlichen Ver-
bindungcn in Preußcn.

Jn Magdeburg wird die Gründung eiuer
„Reuen Magdeburger Zeitung" mit dem Abg.
Hoppc an der Spitze beabsichtigt, welcheni be-
kanntlich «egen seiner Wahl in das Abgeord-
netenhauS die Redaction entzogen wurde.

Nach der „liberalen Correspondenz" ist das
Gesammtrejullat der Berliner Stadlverordneten»
wahlsn im Sinne der liberalen Parlei ausge-
fallen nnd hat dieselbe einen vollstänbigcn Sieg

Geschenk erhalten babe Vor klnigen Tagcn ist

lichen Ring in Dcrltn gewescn, und wurden mit
Brihilfc eines Beamlen bcr Bcrliner Lriminal- i
polizei brtreffendc Nachforschungen angrstellt, die

Scborndorf, t8. Nov. Die auf der Höbe deS.
Sckurwalbcs fich htnzicdensie alk- Kolstrstroße war
in dcn lrtztrn Togen der Sckauplotz eineS schwerrn ^
VerdrechenS. Zwri in dem Orle Schlicktrn statio- :
nlrtr ForstschntzwSchier gingen vorgestrrn Nackt zu- !
fammrn auf dtr Slrttfk tn drn Wold; vort wurde
der eine deilelben am anderu Morgen iu einem
Straßengrabcn uegcnd, mit rinrr Schußwundr in
der Scite, todt gcfunden. Da dte beiden Läiife
seincs GewehreS noch geladrn warcn und sein Bc-

errungen. An vielen Punkten sind dic ftüheren
sogenannten Conservativen durch Liberale ersetzt,
so daß die liberale Partei in der Stadtverord-
netenvcrsammlung nach Neujahr noch stärker
wird, alS sie bisher gewesen ist. — Wie in
Berlin hat im ganzen Lande das liberale Ele-
ment bei den Stadtverordnetemvahlen gestegt.

Bon dem Zuchtpolizeigericht zu Düsseldorf
wurde am 25. der Rcdactcur der „Düsseldorfer
Zkg." in dem gegen ihn eingeleiteten Preßpro-
cesse wegen des Abdruck« der Laffalle'schen Ver-
theidigungsrede freigesprochen. Ein zweiter
Prcßproceß gegen dieselbe Zeitung, wegen eines
Artikels mit der Ueberschrift „Was soll der
Bnrger aus der Nichtbestätigung einer Bür-
germeisterwahl lernen?" hatte gleichen AuSgang.

Eine Depntation des Wiener Gemeinderaths
übcrreichte gestern dem Grafen Änton Auers-
pcrg das prachtvoll anSgestattete Diplom, wel-
ches ihn zum Ehrenbürger der Stadt Wien
ernennt. Graf Auersperg dankte in wenigen
anspruchslosen, seinen liberalen Anschauungen
cntjprcchenden Worten.

Dic „A. A.Z." cnthält ein Telegramm aus
Wien des JnhaltS, daß die Nicderschlagung
aller bei den galizischen Militärgerichte» schwe-
benden Untersuchungen wegen Steuerzahlnngen
dn die revvlutionäre Regicrung angeordnet sct.

Die Moskauer Zeikung kommt zn der Ueber-
zengung, daß die Jntereffen Rußlands ihm
gebielen, Oesterreich in Venelien zu unter-
stützen nnd es über diese seine Abstchten nicht
im Zweisel zu lassen. Rußland werde damit
zur Erhaltung des Friedens beitragen.

Z»r Scltlesivig-Holsteiii'schen
Lache.

Aitona, 27. Nov. Die „Schlesw.-Holst.
Ztg." jchreibt: Die Sistirung des Rückmarsches
der Prcußen ist den hicstgen Behörden vfficiell
angezeigt, sowie daß das 6. Znfanteriebataillon,
ein Husarenregiment und der Brigadestab bis
auf Weiteres hier verbleiben. Wie es heißt,
trifft der Prinz Friedrich Kar! mit seinem Stabe
hier ein. Die gestern nach Hamburg mar-
schirten preußischcn Mannschaften stnd wieder
hierher zurückgekehrt.

Dentschland.

Karlsruhe, 24. Nov. Wie der S. M.
vernimmt, ist die großh Negierung entschlossen,
gegen diejenigen kathotischen Geistlichen, welche

gleiter, von dem man wußte, daß er mit dem Er-
schossenen nicht im besten Einvernehmen grstanven
habe, im Laufe deS TageS nicht nach Haufe zu-
rückkehrte, fo entstand der Verdacht, daß dteser der
Mörder sein könnte. Nackkem nun schon die gc-
richtliche Untersuchung eingelettet war, fand man
nach längerem Suchen im Walde den zwetten Forst-
wäckter unweit der Stelle, wo der rrste gefunden
wurde, gleichfallß todt mit zerschmettertem Kopfe
unter einer Buche liegend. Jn seinem Dienstbuche,
daS er bei stch trug, fanden sich zwei verstegelte
Bri.fe, der rine «n srine Frau, der andere an seine
vorgrsetzte Dienstbehörde, in welcken er mit klarrn
Worten die Absicht auSg'svrochrn batte, zittrst srinen
Kameraden und dann stch si!bst zu erschtrßen. Betde
Getöbtcte hinterlass'N Wittwen und Kinder.

Daß die Nachthrile des übermäßtgen
Wildstandes nicht immer bloß wirthschaftlicher
Natur stnd, zeigt eln tn der bayer. Pfalz vor
Kurzrm vorgrkomviener Fall. Jn dem Scktsser-
städter Walb bei Speyer wurde am 24. d. der
Wilderer Kramer aus Schifferstadt, auf deffen Stn-
 
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