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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Vkidklbergkr IeitlM

Nl! 28L.


Dtenstag, 2S Kovember


* Politische ttnischau.

Der „Karlsr. Z." wird auS Wien geschrie-
ben, dem Vernehmc» nach jeien diejenigen
Bundesregierungen, welche einen gegen die
bisher dem Anjchcin nach von Prenßen in der
Herzvgthümersrage vertretenen Ansichten gcrich-
teten Antrag a»> Bund vvrbercitcten, in ver-
traulichcr Wcije ersucht worden, diesen Antrag,
weil dcmsetben nnter den gegebenen Umständen
leichl eine verbitternd demonstralive Bedeutung
bcigelegt werden könnte, um so cher fallen zu
lassen, als nach Lage der deSsalls gepflogencn
Verhandlungen das Zustandekouimen eines aus
der gemeinjamen Jnitiative der beiden Groh-
mächle hervorgeganzcneii AntragS im Sinne
dcr Wahrung dcr Milw.irkniig des BundeS
bcreits als principicll gesichcrt erjcheine.

DaS öjterreichiscye Obercommando der noch
in Holstein zurückbieibcnde» Truppcn wird vor-
läufig nach Aitona verlegt, von wo aus anch
die üiaturalverpftegung der Truppcn geschehen
wird.

Die „Bayr. Ztg." schreibt: Die Hilfsvereine
sür L-chlcswig-Holstein werden wohl daran thun,
an diejclben gelangende Unterslütznngsgesnche
vou angeblichen Angehörigen der Herzoglhümer
jorgfälliger Prüfung zu unterziehcn; eS trciben
sich nämlich Gauner umher, welche nntcr dem
Vorwanoe, durch die KricgSereignisje bcschädigt
worden zu scin, lediglich gemeinc Hochstaplerei
ausüben. So wurde unlängst in Gießen cin
ehemaligcr nassauijcher Unterlhan und nun-
mehriger Bürgcr von Aarhuus, Philipp Bingel,
ein bestraster Dieb nno Vagabund, angehallen
und verschubt, von wclcheM stch erwies, daß er
Privatpersonen und Comites in Hamburg,
Hannover, Wiesbaden und andern Orten,
um crhcbliche Summen geprellt hatte; den
Ausdruck des Besremdens darüber, daß ihm
die Täuschung auch der Vcreinsausschüsse ge-
lungen sei, nahm er lächelnd enlgegen und be-
uannte einen Collegen, der vom Frankfurter
Comite sogar bOO fl. erhalten habc!

Das in Frauksurt erscheinende Blatt „L'Eu-
rope" ist dnrch cine Bekanntinachung des Mi-
nisteriums deS Znnern in Preußcn verboten
worden.

Zm Königreich H a n n v v e r wird das allge-
meine deutschc Handelsgesctzbuch am 1. Januar
1860 unverändert in Wirksamkeit tretc».

Zn der Sitzung des Wiener UnterhauSauS-
schusses über die Angelegenhcit von Rogawski
lehnte das Niinisterinm wegcn des galizischen
Ausiiahmezustandes zu rcchtscrtigen, ab, ver-
sprach dagegen jreiwillig lhunlichc Erleichte-

rungcn iil dem Ausnahmezustande cintreten zu
lassen.

Der österreichische Gesandte in Washiugton,
Graf v. Giorgi, ist plötzlich gestorben.

Der Adreßentwurf des österreichijchen Her-
renhaujes ist eine fast ganz farblosc Umschrei-
bung dcr Thronredc. Nur die Finanzlage
bielet der Adreßcommission Anlaß zn der
dringend betonten Erwartnng, „daß von Sei-
teu der Regierung das erustc Strcbcn kiach
Ersparungcn festgehaltcn werde, ohue welche
dle cndlichc Beseitigung der Störungen im
Geldwesen und cin Gleichgewicht des Staats-
haushallcS nicht zu erwarten sei."

Das venetianische Centralcomilee hat eine
Erktärung »eröffentlicht, worin dassclbe sagt,
daß es unter den gegenwärtigen Verhältnissen
Venctiens uud Ztaliens niemals für räthlich
gehallcn hat, zu eincni hoffnungsloscn Versuch,
dessen Erfolg uninöglich ist, zu ermuthigen. Ein
Aufstand in Veuetien werde möglich u»d wirk-
sam sein, wenn Jtalicn, durch scinen Köuig
gerusen, sich zur Besreiung dcs nalionalen, von
Ocslerrcich bcsetzten Gebiets vorbcreitet.

Am 20. ds. wurdcn in Paris zwischen dcm
Minister des Auswärligcn Drouhu de Lhuys
und dem schweizerischen Gejandten Dr. Kcrn
dic Ratificalionen des Handelsvertrages und
der Annere ausgewechselt.

Die „Epoca" crktärt, daß Spanien dic Re-
pnblik Cyile von dcm Augenblick an incht mehr
als neutral betrachten könne, in wclchem das-
selbe die Slcinkohlenansfnhr als Kriegsconlre-
bande verboten habe.

Die jüdlichen Zournale stnd erfrcut über die
Wiedererwählnng Lincoln's.

Zii» Lchlestlttg-Holsteiii'sche»
Eache.

Wien, 20. Novbr. Der „KarlSr. Ztg."
wird von hier geschrieben: Wenn wir recht be-
richtet stnd, jo befindct sich der hiesige Ver-
trauensmann des Herzogs von Angujtenburg
jeit einigen Tagcn im Bcsitz einer, wenn anch
der Natur der Verhältniffe nach formlojen, so
doch jedeiifallS sehr bedeutjameii Erklärung.
ES wäre ihm nämlich, jo hören wir, mitge-
theilt wvrden, daß man nicht bloS den dringen-
dcn Wunsch, sondern auch dic Absicht habe,
dje schleswig - holsteinische Frage in kürzester
Frist ihrer Erledigung zuzufuhren, und zwar,
so weit darüber, unvorgreiflich der Entschei-
dung des Bundes, cin Urtheil möglich, im
Siune der Augustenburgischen Ansprnche, deren
Gewicht wenigstens durch die AuSsührungen

der oldenburgischen RechtSbegründung nicht be-
einträchtigt crschcine.

Berli«, 20. Novbr. Die „Militärischen
Blätter" melden, daß die zur Besctzung der
Herzogthümer abrückenden preußischcn Regi-
menter sich so einzurichten haben, daß sie vor-
läufig drei Zahre in dcn Herzogthümern blei-
ben können.

Berlin, 26. Nov. Die „Norddeutsche All-
gemeineZcitung" berichtet, daß die preußischen
Truppen, soweik sie den Bvdcn der Hcrzogthü-
mer »och nicht verlaffen haben, bkfehligt sind,
biS anf WeilereS dort zn verbleibcn. Die 13.
bei Miuden concenlrirtc Division soll dort ver-
bleiben. Die 6. Divijion, die bereitS größten-
lheils auf preußischcm Bodcn angelangt ist,
wird bei Berlin concentrirt. Prinz Friedrich
Karl behält den Obcrbesehl in den Herzogthü-
mcrn. bis der BejayungSwechsel vollzogen ist.
Die spätere Uebertragung dcs Oberbefehls, auch
über die in den Hcrzogthümcrn blcibenden
österrcichijchen Trupc», an den General Her-
warth vou Biltenselo wird erwartet, ist aber
»och nicht auSgesxrochcn.

Bcrlin, 26. Nov. Nach der „Krenzztg."
soll die preußijche Negiernng beabstchtigen, in
ihrer Eigenjchaft als Vcrtretcr der Herzog-
thümer, »o» de» Regierungen von Sachsen »nd
Hannover die Erstattung der Kosten zu ver-
langcn, wclche die Verlängerung der Epecu-
tionsregiernng verursacht.

Hannover, 28. Nov. Osficiell: Nach dem
Kicler Avkoinmen rückcn morgen Nachmittag
1 Bataillon Hannovcrancr und 2 Conipagnien
Sachsen in Rcndsburg ein und werdcn preu-
ßischerscits mit Militärchren empfaugen. Die
BundcStruppen besctzen einen selbststäiidigen
Stadttheil auSschließlich und werden vom Com-
uiando der Alliirten nicht abhänglg seln.

Wien, 26. Novbr. Deu in den Herzog-
thümcrn verblcibeudcn Oestcrreichern ist über
die Dauer dcr Besetzung nichts bekannl. —
Ein Rundschreibeu Mensdorff's an die LUS-
wärtigen Vertreter verfügt, die Consularämter
anzuweiscn, den schleSwig-holsteinischen Schiffen
jenen Schutz angedeihcu zu lassen, der (laut
Vertrag vom 19. Febr. 1803, Art. 20) den
den Zollvereinsstaaten angehörigen Schiffen
übcrhaupt zukommt.

Berlln, 27. Nov. Die „Spen. Z." hört,
daß in Folge einer CabinetSordre außerdem,
daß die ln den Herzogthümern stehenden preu-
hischen Truppen vorläusig nichk zurückkehren,
jondern daselbst verbleiben, die Truppentheile,
welche nach den Herzogthümern zum Ersatz be-
stimmt sind, dahiu abgchen werden.

Bern, 20. Nov. Dcr „Band" ftellt im NaL-
folgenden zusammen, was von den in dcr Presse
nnd im Publtkum curssrcnden NaLrichten über daS
Nachspiel „Demmc-Trümpp" nach den bcstcn Er-
kundigungen den meisten Anspruch auf Wahrhctt
zu haben schclnt. Schon während der Verhand-
lungeir vor den Affiscn soll von ctnem Lnglänter
' ein Schretbcn deS ZnhaltS -ingctroffcn sein, cr
finde fich auf dic Nachricht in den öffenllichen Blät-
tcrn zu der Anzeige vcranlaßt, daß ihm s, Z. im
„Bernerhof" ein schr werthooller Ring entwendrt
worden sei und daß er schon damals au« angegebe-
nen gewichtigen Gründen nur den, cin Mitglied
sciner Kamilie behandelnden Arzt, Dr. Hermann
D-mmr, im Verdacht dicser Entwendung haben
konntc. DieS veranlaßte, cincn Ring in's Auge zu
saffen, dcn Dcmme s. Z. Klora Trümpy geschenkl
batte und der in der Untersuchung (fiebc unlen)
beretis zur Sprach, gekommen war. ES ficllte fich
jkdoch herans, daß dicS nicht der von jenem Eng-
länder vcrmißte Ring war. Dagegen kam bei dieser
Gelegenheii an den Tag, daß auch cinem im „Ber-
nerhos" wvhnenden, ebensalls »on Dr. Hermann

Demme behandeltcn Brafilianer -in Ring gesiohlen
worden. Von in Berlin wohnenden Kreunden dic-

als der vcrmißtc anerkannl worben scin. ltebcr dle
Hcrkunfl diese« RingeS besragt, habe Dr. Demme
erne fabelhasi kltngendc und den Verdacht bcstär-
k-nde Erklärung abgegcbcn und sich dann weltern
Nachforschungen durch dte Flucht cntjogen.

AIS nun die bekannte TodeSanzetge der Familie
Dcmme erfolgtc, war der erstc Eindruck der der
Bestürzung und der innigsten Thetlnahme für die
vielgeprüstcn Eltern; bald aber machte fich ziemlich
allgemein die Annahmc gcltcnd, daß daS angebliche
Versenken im Gcnfer S-c lcdtgllch eine Comödlc
sei, um von polizeilichen Verfolgnngcn abzu-
lenkc».

Wlr lasscn nun noch einen von der „R. Zürich.
Ztg." vcröffentlichtin, bet den Acten liegentin Biies
dcr Frau Trümph solgen, der cin weitercs vcrdäch-
tiges Licht aus den Geber deS RingeS der Fl-ra
Trümpy wirft. Zm Pnblikum curfircnde Grrüchle
oon der Hathastwerdung deS flüchtigen BrautpaarS,

oder der von Dr.Demme verlaffenrn Klora Trümpy,
haben bis jetzl unscreS WiffenS kelne Bestätigung
crhalte».

Am 16. Mai d. I. (Pfingstmontag), zu clncr

plagt war, schricb Frau Trümpy aus der Gefangen-
schast an Herin Leuzinger-Schncll (den srühcren
Associee Lrümpy's, Geschwifterkind mtt diesem und
Vogt Flora'ö): „Herrn Leuztnger-Schnell! Flora
erhielt sclncr Zeit von Herrn Dr. Demme einen
Brillantrlng von 2000 biö 2000 Fr. zum Geschenk.
Jetzt wünscht er ih» zurück. Lamentirt und jam-
mert aus eine fürchtliche Wcise ob unS, er möchte
den Rtng habc». Jn setner j-tzig-n Lage finde
ich, Flora sollte dcn Ring ungesäumt zuriickerfiat-
ten. Sic wäre schon geneigt, densclben zu geben,
doch die Großmutter, diese Egoistt», zwingt fie,
denselbcn zurückzub-haltcnp ich finde diefe Hand-
lungSweise für schmählich und wtll absolut, daß
Flora denselben zurückgebcn soll. Doch mit dcr
Alten lfi nlchtS anzufangen und ich muß Dich bit-
ten, krast DclueS Amte« dcn Ring adzufordern.
Bltte Dlch, sofort ibr solches streng zu befcblen.
Schlisßlich bttt« ich Dich, ln keinem tzall Peine
 
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