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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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daran, und zwar weil wir eine bessere Mei-
nnng von der badischen Regiernng und auch
vvn dem Herrn staaisrathe Mathy habcn.
Nachdem nämlich die Regierung durch die trif-
tigsten und das Wohi des Ganzen im Auge
habcnden Gründe sich hat bcstimmen lassen, die
prvjrctirte Bank in der Stadt Mannheim zu
errichten, kann sie um des nnbedeutenden
Zwistes willen, welchcr nur einzelne Bcstinn-
mungen des Bankstatuts betrifft u»d ntcht cin-
mal vvn der Stadt Mannhcim als solchcr vcr-
anlaßt ist, unmöglich das Gegentheil beschließen.
Und wir können nicht glauben, daß die „Bad.
Ldsz." durch das von ihr gesiellte Prognostikon
die Ansicht der großherzogl. Regierung vertreten
dürfte.

Bom Neckar, 19. Juli. Es scheint
unzweifelhaft, daß das neue dänische Cabinet
noch einmal versuchen will, die mit Zähigkeit
festgchaltenen Grundsätze vom Gesammtstaat
zur Durchsührung zu bringen; wan will diese
Lieblingsmaxime dcr Kopcnhagencr Casinogesell-
schaft, dicses dreiste, verwogenc und herausfor-
dernde Programm derselben nicht so rasch auf-
geben, ungeachtet der schweren Verluste und
Niederlageu, die man crlitten. Wir wollen
nicht hossen, daß sich die deutschen Großmächte
mit den gelehrigen Zöglingen der Herren Hall
und Monrad in ^interhandlnngen einlassen
werden, und dennoch könncn wir, trotz der
seierlichen Erklärungcn Prcußens und Oester-
reichs gegen eine solchc Lösung, dicsclbe noch
keineswegs für ganz üderwunden halten.
Es klingt sonderbar und ist doch so, wie wenig
auch die Conferenz zur desinitiven Entschcidung
der Herzogthümerfrage competent war, sv lag
in drr Bcthciligung dcr fremden MLchte doch
eine gewisse Garantic gegen eine einseitige und
eigenmächtige Entscheidung. Frankreichs Ge-
sandter Lalour d'Auvergne, ein Rachkomme des
bcMhmten und tapfern ersten GrenadierS des
crsten Kaiserreichs, sorgtc gewissermaßen dafnr,
daß dann und wann >n dcn schwüien Coufe-
renzsaal ein srisches Lüstchen kam, denn so un-
gejähr mußte die Wirkung sein, wenn unter
das unsruchtbare Gezänke der Diplvmaten daS
ominöse deinokratische Wort „Volksabstimmung"
hincingeworfen wurde. Bemcrkenswcrth ist
übrigens und macht fast einen komischen Ein-
druck, daß die streng monarchisch gesinnten Or-
gane deS Palais royal gar nicht erquickt und
erbaut sind von den warmen Lobsprüchen der
Herren Dunker und Holdheim, welche die Ber-
liner VolkSzeitung herausgeben. Die Opinion
nationale meint, ein solches Lob sordere zn
ernstem Mißtrauen heraus und cin Lob aus
auderem Mundc wäre weit augenehmer und
kostbarer. Daß dic dänensreundliche Presse in
Frankreichs Hauptstadt sich lustig macht über
die endlosen Verjchleppungen, über die
trotz des gewonncncn Siegs die deutsche Sache-
nicht hinauskommt, ist ihr kaum zu verdenken.
Das Journal des Debats meint, es wäre ein
Wunder, wenn bis zum nächsten Frühjahr
Deutschlano alle Schwierigkeitcn seines SiegeS
endlich giücklich überwundcn hätte. Schon vor
zweihundert Jahren hat Ludwig XIV. gesagt:
„Wenn cS keinen dcutschen Sieichstag gäbc, so

(Tonkünstler-Versammlung zu Karls-
ruhc.) Dem Vernrhmen nach soll in dcr vorletzten
Woche des Augnst d. I. in KarlSruhe eine mit mu-
sikalischen Aufführungen verbundene Tonkünstler-
Bersammlung, ähnlich denen, welche in den Jahren
18S9 zu Leipzig und t86> zu Weimar veranstaltet
wurden, stattfindcn Diesclbe ist von dem Vorskaudc
dcS Allgemeinen deutschen MusikvcreinS zu Letpzig
nach Borschrift der Vereinsstatuten auSgeschriebcn
worden, nnd tst dcr Zweck derselben, neben An-
regung durch mündlichc Borträge und Befprechungen
dcn Mitgliedern zugleich Gelegenhcit zur Aussüh-
rung ihrcr Wcrke zu geben. Die hierbei veran-
stalteten Aufführungcn, die sämmtlich tm großh.
Hoftheater stattfindcn, erstreckcn sich auf Chor- und
Orchesterwerke, sowie Compositionen sür Kammer-
musik und Solovorträge, und hat die Hauptdirection
Hr. v. Bülow übernommcn.

(Ein surchtbareS E i se n b ah n unglück)
wird (wic bcreits kurz erwähnt) aus Ost-Canada
bcrichtet. Man schreibt aus St. Hilatrc, der Äadt,
tn deren Nähe das traurige Ercigntß statthatte
(etwa lS engl. Metlen östlich von Montrcal, am

müßte man einen erfinden!" Was vom ehe-
maligen Reichstag galt, gilt lcider anch vom
heutigen Bundestag, dessen ganze Einrichtung
den Ränken und Machinationen des AuSlandeS
so günstig nnd vortheilhaft ist. Scit einigen
Tagen mnnkelt man wicder von seltsamen Ver-
handlungen, die bercits angebahnt oder ange-
sponnen seien in dcr deutsch-dänischen Angele-
genheit, nnd wahrlich, keincn ermnthigenden,
svndern einen sehr peinlichcn und nnhcimlichen
Eindruck machen die Friedcnsgerüchte, wclchc
seit vorgestern dnrch die gewittcrschwüle Atmo-
sphäre schwirren. Die großen Potentaten,
Machthaber und Landpfleger sollten aber alle-
zeit aufpassen und dafnr sorgen, daß Deutsch-
land nicht in Schaden gerathe und daß nicht
Schandc kommc über dafselbe!

Stuttgai-r, 18. Zuli. Jn der heutigcn
Sitznng der 2. Kammer wurde die Steuerver-
längerung bis Ende dicses Zahres einstimmig,
bis auf Hopf, angenommcn, ebenso die Civilliste.

Wiesbade», 17. Znli Zn der Sitznng
dcr zwciten Kammer vom vorigen Freitag liefcn
wieder Beschwerdcn auS dem Amte St. Goars-
hausen ein wegen Unzuträglichkeiten bci der
neulichen Deputirtenwahl. Hauptgegenstand der
Berathungen war der deutsch-französische Han-
delsvertrag. Am 12. Mai nämlich hatte Dr.
Lang mit sämmtlichen Abgeordneten der libe-
ralen Partei de» Antrag gestellt: „Dic Kam-
mer wolle bcschließen, die herzogl. Regicrung
um svfortige Wiederaufnahmc der Verhand-
lungen mit Preuße» und den mit dcmselben
zur Fortsetzung des Zollvcreins von Neuem
gceinigten Staaten zu ersuchen, und zwar in
der Richtung dcs Eintritts iu den von den-
jelben erneuerten Zollbund." (N. Fr. Z.)

Berlin, 16. Juli. Uuter den Regieruhgen,
wclche am 28. Jnui und an den folgenden
Tagcn die Zollvereinsvcrträge erneucrt haben,
bcfinden sich von den 5 Regierungen deutscher
Rhcinuferjtaaten uur zwei — Preußen und
Badcn. Die drei andcren, Bayern, Großher-
zvglhum Hesscn und Naffau, werdcn, wie es
scheint, erst auf dem Umwege dcr Darmstädter
Vorschläge in den Verein zurückkehren. Be-
kanntlich si»d eS Großh. Hessen uud Nassau,
welche jeder Erlcichlerung der Rheinschifffahrt
von Abgaben hartnäckig cntgegentreten, dadurch
die Miitbewcrbung der wchifffahrt mit den Eisen-
bahuen erschweren und zur Zcit die Aufhebung
deS StenermannS- oder LootsenzwangeS, sowie
der Bakengelder verhindern, welche Niedcrland
nur gegen entsprcchcnde Gegenleistung zuge-
stehen wird. Nur Großh. Hessen und Nassau
widcrsetzen sich dcm Antrage, die RecognitionS-
gebühr allgemein (d. h. auch für Dampffchiffe)
auf die Hälfte,zu ermäßigeu; ein Antrag, wel-
chem die übrigen Regierungcn der Rheinufer-
staaten sämmtlich zugcstimmt haben. Es wird
dahcr allen, wclche an der Erhaltung und dcm
Gedeihcn der Rheinschifsfahrt betheiligt sind,
angenehm sein, wenn sich bestätigen sollte, was
hier allgemcin versichert wird: daß Großherzog-
thum Hesscn und Nassau nur unter der Be-
dingung in den Zollverein wieder aufgenommen
«crden sollen, wenn sie der von allen übrigen
Uferstaaten erstrebten allgemeinen Herabsetzung

Richelteu-Fluß). „Dcr AuSwandrrcrzug, au« 11
Wagen bestebend, stürzte heute (?) Morgrn von
der Bcloid-Brücke htnab. Er cnthielt 354 deutsche
Auswanderer. 34 Letchname sind hcrauSgezogen
worden und 3ü-4l> Personen, wclche mehr odcr
wenigcr bedeutcnde Verletzungen crhalten haben.
Ein Waggon ist noch nicht so wett herauSgebracht
wordcn, um die Todten auS dcmselben zu nehmen.
Der Maschinenführer stürzte mlt der Maschtne herab,
kam abcr mit ctntgen gcringcn Schäden davon.
Etne fchwerc Verantwortlichkcit scheint auf dtescm
Mann zu lasten, denn cr hatte die strenge Bor-
schrist, den Zug, che er auf dtc Brücke kam, an-
halten zu laffcn, nicht befolgt. DaS Waffer ist an
dem Ort, wo das ltnglück geschah, etwa 10 Fuß
ti-f."

(Stören Sie sich ntcht daran.) Drm be-
rühmtcn Vtolinspiilcr Vieurtemps begcgneti
cinst auf seiner Kunstreisc -in etwaS unbequcmir
Fall. Er hatte seln Absteigequartler bei linem
rilchcn Ruffen und war ntcht wenig -ntsetzt, als
er beim Mittagesscn unter dcm Tische eine schwarze
Maffc ihre glühindin Augin anf fich richten sah.

der RecognitionSgebühr auf die HLlfte des ta-
rifmäßigen BetrageS ebenfalls beitreten. Auch
ihre Antheile an der ganzen und BiertelSgebühr
des Rheinzolls werden Großh. Hessen nnd
Nassan in dem nämlichen Verhältnisse, wie dies
unter den übrigen verabredet ist, zu ermäßigen
haben, bevor sie in dcn Zollverein wieder ein-
treten. Würdcn die beidcn genannten Staaten
vorziehen, außerhalb dcs Zollvereius zu bleiben,
so sollen auch für diesen Fall dic geeigneten
Verabrcdnngen bercitS getroffcn sein. (B. L.)

Frankretch

Paris, 17. Zuli. Das Programm des
ueuen mepikanischen Kaiserreichs umfaßt nach
dem Cvurrier des Etats-Unis vier Paragra-
phen: AusgangSpunkt: Vergessen des Geschche-
ncn, allgemcine Versöhnung. — Actionsmittel:
Organisation der Regierung, begründet auf die
Rcligion, das Gesctz und die Nation. (?) —
Zweck: Moralische und materielle Umbilduug
des LandeS durch einc Rcihe Reformen in dcr
Verwaltnng und Finanzen. — Losungswort,:
Democratic im Kaiserreiche l — Es wird dem
neuen Kaiser schwer werden, daS Programm
zu erfüllen.

C- n g l u » k>

London, 19. Zuli, Abends. Zm Unter-
hans stelli Hr. James Wyld die Anfrage, ob
es wahr sei, daß am 13. d. die Preußen auf
einen norwegischen Dampfer gefcuert häiten,
der Reisende, und darnnter Engländer, in Züt-
land landele? Der Untcrstaatssecrelär Layard
erwiedert, die Prcußen HLtten den Postdampser
irrthümlicher Weise für ein Truppen fützrcndes
dänisches Schiff gehalten.

Der THLtcr des im Eisenbahnwaggon an
dem Commis Briggs Vcrübten MordcS ist cnt-
deckt, er hcißt Müller und ist jeit drei Tagen
nach Amerika abgereist. Die Regiernng hat
der Polizei einen Dampfer zur Verfügung
gestcllt. (S. M.)

London, 19. Juli. ES wird der „Times"
aus Rew-Aork von ihrem Specialcorrcspondcn-
ten unlerm 8. Juli gcschrieben: Die conföde-
rirten Truppen in Maryland haben sich damil
beschäftigt, die Eisenbahn von Ballimore und
dem Ohio zu zerftören. Sic haben die Ernte
des L-hcnandoathals, Vieh und andere Beute
mitgenommen. Huntcr kam in allcr Eilc von
PelerSburg, aber es isl nicht möglich, daß er
den Kriegsschauplatz vor dcm 10. oder 12. er-
rcicht. Ein ungeheurer Schrecken hcrrscht in
den benachbarten Distriktcn und man hegt
crnstliche Besorgniß für Baltimore und Wa-
shington. Grant schickt sich an, die Werkc der
Consöderirtcn wegzunehmen, indem er sie bom-
bardirt. Man hal conftatirt, daß dcr Verlust
Wilson's bci der letzten Affäre sich auf 2 bis
3000 Mann belief. Capitän WinSlaw vom
Kcarseage ift zum Commandeurrang besörderl.

— Die Nachrichten vom 9. Znli sagen, daß
die Corps Ewell's, Brackenridge's nnd Rhodes
mit den Conföderirten in Maryland sich vcr-
einigt haben; sie marschiren gegen Baltimore.

— Präsidenl Lincoln hat veroidnet, daß am

„Stören Sie fich nicht daran", saztc dte Dame vvm
Hause, „cS ifi dcr schwarzc Wolf, er ist zahm." —.
AlS Vicurtemps sich Abcnds schiafcn legen wollte,
zcigte sich ihm dlesclbc schwarze Mafle. „Stören Sic
sich nicht daran, cS ifi der schwarzc Wolf, ich will
ihn wegjagen", sagte der Bedirnte. — Am anvern
Morgen hörte VieurtempS Flintenfchüffe vom Hosc
herauflönen. — „WaS bedeutct daS, fragte er
den hcreintretenden B-dientc». — „Stören St- fich
nicht daran", antwortcte diescr: „Man erschicßt dcn
schwarzcn Wotf, weil er diese Nacht nnsern Kvch
zerriffcn hat."

Als im Jahre 1811 dic Kaiserin Jvscphtnc von
Anterlaken aus Lautcrbrunncn und Grindclwald
besuchcn wvlltc, mußte dazu einc Kutsche von Bern
requlrirt wrrden, weil tm ganzen Bödeli kcin Wa-
gen zn finden war. Vvr etwa 10 Iahren zählte
man in Jnterlaken etwa 80 Fuhrwerke; jetzt sind
beim RegierungSstatthalter 17 Omnkbuffe, 90 ctn-
spänntge und 79 zweispännigc Wagen, zusammen
t8S Fuhrwerke mtt nahezu OÜÜPferden etngetragen.
 
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