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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0307
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vorragendsten Mitglieder deS deutschen RcchtS-
schutzvcreins in Lvndo» ist kaum mcbr ciii
Zweifel, daß der angeblichc Mvrder Müller
unschuldig, dagcgen der als Belastungszeugc
aufgcführte Droschkcnkutschcr Mathews in dic
schwarze That verwickelt ist. Man will hier-
für ganz bestimmte Auhaltspunkte haben, und
erwartet, daß diese schon in dem auf nächsten
Montag (26.) anbcramnten Verhör klar zu
Tage trclen werden.

I t a l i e ii.

Turin, 21 Sept. Es si»d nicht blvs ma-
terielle Jntercssen, so wird der „Pcrseveranza"
geschriebcn, svudern auch berechtigte und -dle
Gefühle, welchc durch dic Vcrlegung der Haupt-
stadt verwundct sinb. Turin war immcr die
getreue Wiege der savvyischen Dynastie; es war
gcwohnt, seine Geschicke als nnzertrcnnlich vvn
denen der Monarchie zu betrachten. Zu dcn
letzten Jahren hat es die bcstcn Svhnc Jtaliens
in seincn Schooß aufgenommen, eS war Zeugc
dcr Kämpse der Frciheit, es war gewohnk, die
Handlungen und Worte in dcr Nähe zu sehen
und zu hören, welche über die Gcschicke dcr
Natiou entschieden. Dic alte Aristokratie, wie
die bürgerlichen und, liberalen Classcn, fühlen
stch gleichmäßig verletzt. Daß man nicht svfort
nach Rom geht, daß man nur ein Prvvijvrium
an die Stelle eincs ProvisvriumS sctzt, liefcrt
die ostenstbclu Gründe sür diesen Widerstand,
dcm man sich um so willigcr hingibt, je mchr
man sich überreden kann, nicht bl°S vvn klein-
lichen materiellen Intercssen dabei geleitet zu
fein. — Uebrigens ist es blos die Presse der
Aktionspartei, Diritto und VvlkSzeitung, welche
dcn Entschluß der Regicrung entschicden be-
lämpfen nnd den Wahlspruch Turin odcr-Rom
verthcidigen, während die ministerielle» und
liberalen zeigeu, daß dieses Prvgramin NichtS
bedeutc, als dcn abjoluten Stillstand, dcu un-
vcränderlichen stutua guo in der römischcn
Frage. — Ueber dic Stimmung, in ivelcher
Lictor Emanuel dem Enlschlusse zugestimmt hat,
sind einigc interessanle Aenßcrungcn bekannt
geworden. Als zucrst General Cialdini dem
König die Nvthwendigkeit der Verlegung dcr
Hauptftadt vorstellte, sagte Victor Emanuel:
„ich muß dic lÄwe verlasscn, dic mich geborcn
hat, aber die künftigen Geschicke Ztalicns vcr-
langcn cS, und folglich ist eS nicht ein Opfer,
sonderu eine Pslicht." Eiu Piemontesc vom
Lltesten Adel sagte zum König: Sie richten die
Dynastie und Picmvnt zu Grundc. Bcivegt
erwiderle der König: „Bedenken Sie, cntweder
wir retten Ztalien, »dcr wir gehcn Allc zu
Grunde. Die Gejchicke der Nation sind durch
ein unlvsbareS Band unter sich verbundcn.
Glauben Sie mir, ich habe Ztalien nicht ge-
täuscht; weun ich dcn Lertrag untcrzeichnet
habe, jo that ich eS, wcil ich glaubc, ^r bringt
dem Lande Gewinn und beschleunigt die.Ersül-
lung uuserer Wünsche. Zch hadc mich vor
kcinein Opscr gescheut; möge daS Land bcson-
iien sein und mir vcrtrauen." (Jtal. Bl.)

Turin, 25. Sept. Es herrscht die vollkom-
menste Ruhe. Man verstchert, Lanza habe das
Portcfeuille des Jnncrn, Sella das der Finan-

Großh. Amtsgericht Heidclbcrg.

Die Wlttwc dcs Balthafar Hcffackcr von Ziegcl-
hansen, Zohanna gcb. Lang, wiro in bie Gewähr
dcs Nachlasses ihres st GhemanneS elngesetzt.

Heidelverg, den 19. Scptember 18Ü4.

Großh. Amtsgericht Heidelbcrg.

Die Witlwe des Zovann Pelcr Beisel voil Hed-
desbach, Barbara geb. Haas, wirb ln die Gcwähr
dcs NachlaffeS ihres st Lhemannes eiagcsetzt.

Hcidelbcrg, den 19. Srptcmber 1864.

Großh. AintSgcricht Heidelderg.

Aus bie Klaae der Ehefrau vcs Schreincrs Jo-
hann Brann, Susinna geb. Mnllcr, wurdc vnrch
llrtheil vom 9. b. M. , Nr. 17891, die zwifcheu
beiocii Thciien beslehende Gülcrgemeinsckaft für
aufgehoben und die Ehefrau sür bercchligt erklärt,
ihr Vcrmögen in eigene Berwaltung zu nehmen.

Hcibelbcrg, den 26. Augnst 1864.

Großh. Amtsgericht Hcidelberg.

I. S trr Ehcfrau vcs SäiubmachcrS Georg
Anton Lutwig Böhmike hier gegen ihren Ehemann
wurde durch Urtheil vom 8. d. M. erkannt, daß
die zwlfchcn ticscn Gheleuten beilcheuve Gütcr-
gemeinsanckt aufzuhcbrn nnd dic klagentc^Ehcn^iu

zn nebinen.

Heitclderg, ten 16. Sept. 1864.

zen, Petitti daS des Krieges und LaMarmora
die Präsidentschast nnd das Portefeuille der
auswärtigen Angelegenheiten angenommen. Die
Wahl Lamarmora's stößt allgemcin Zutranen
cin. Jn Mcssina, in Reggio mid in Calabrien
haben Knndgcbnngen zu Gunsten des französisch-
italienischen Vertrages stattgefunden.

Rom, 25. Sept. Die „Correspondenzia"
veröffentlichl die Rede des Cardinals Bonnechose,
worin gejagt ist, daß dcr Kaiser Napolcon jletS
„temporelle Garantien" fiir dcn Papst verlangt
habe.

R » ß l a i, S.

Petersburg, 24. Sept. Ueber die Finanz-
frage stno dcmnächst Mittheilungen erwartet.
Ein kaiscrliches Decret ordnet die AuSgabe von
8 Millionen Silberscheidcniünze an. Eine wei-
tere Emission ist in Aussicht gestclll. Ein zwei-
Ics Dccret gestaltct die Verlängernng der Hy-
polhekenschulden dei Grundbesitzer auf 38 Zahre.

4l m e r i k a.

Ncw-Aork, 16. Sept. Der Bundesgeneral
Sherman hat den Brwohnern von Atlania be-
johlen, dcn Platz zu vcrlassen mit ihrcm beweg-
lichen Eizenthum und nach Norden oder nach
Süden zu gehen. Der Buiides-Obergeneral
Grant hat seine Linie zur Linken ausgcdehnt
und einen kräftigen Angrisf auf Lee vorbereitct.
Zn Maine haben die Republikaner bei dcn
Wahlen gesiegt. Die Häupter der Friedensde-
mokraten haben die Candidatur Mac Clellan's
ausgegeben.

Reueste Nachtichten.

Wie», 28. Sept. Lord Clarendon confe-
rirle heute mit deni Grafen Rcchberg, um ein
öjterreichisch-englischeS Einvernehmen zu erzie-
len. Nach Pariscr Meldungm ist ciste beruhi-
gendc Circulardepesche über die französisch-ita-
lienische Uebereinkunst an.die auSwärtigen
gierungen abgegangen.

-j- Heidetberg, 27. Sept. DaS vorgcstrige
Festmayl in der Harmoiiic, veranstaltet zu Ehrcn
dcs Hrn. Landeskommissärs Fccht, bishcrigen
OberamtsvorstandeS, war wirkiich ein schöncS,
herzerhebendes Fest der Harmonie und Ver-
brüderung. Vor hundert Zahren, noch vor
achtzig Zahren, als daS deutjche Bürgerthum
ohne dic geringste Geltung machtlos, verhöhnt
und in uuwürdiger Knechtschaft am Bodcn
lag, wäre cin solchcs Bürgcrfest unmöglich gc-
wejen; cs hal eine erhöhte Bedeulung und erst
dcn rechten Werth in cinem verjünglen, vor-
wärts strebenden Slaalc, dessen Fürst und Räthe
wahre Bürgersreunde sind. Darauf bezog sich
auch der von Hrn. Hvffmeister gcbrachtc
Toast, dcr dem Großherzog gali, dcm gelieblen
würdigcn Enkel Carl Frikdrichs, der, von Lcht
dculschcr Gcjinnung durchdrungen, cin Hcrz
hat sür das Bolk und seine zcilgemäßen Bc-
bürsnisse und Anlicgen. Daß er standhaft und
beharriich sortwandelt auf der betretenen lichten
Bahn dcS RechlS, dcr Ehrc und Gcrechtigkcil,

erfüllt die aufgeklärtell Zeitgenossen mit wahrer
Frende. Der gefeierte Beamte, dcm zunächst
das Fest und Feftmahl galt, ward hierauf von
Herrn Bürgermeister KrauSmann beglück-
wünscht mit schönem Toast und passcnder An-
sprache; es wurden die Verdienste; die sich Hr.
Fecht um den OberamtSbczirk und speziell um
die hiesige Stadt in rühmlicher Weisc crworben
hat, gebührcnd hervorgehvben, frendig aner-
kannt und ihm der Dank der Bürgerjchaft aus-
gesprochcn für seine lobenswerthe administra-
tive Fürsorge. Der Herr Bürgrrmeister
ersuchte zum Schluß bcn Hrn. LandcSkvmmistär
Fecht, der hiesigen Stadt auch in seinciy neuen
einflnßreichcn Wirkungskreisc sein schätzbares
Wohlwollen zu bewahren und HeidelbergS Jn-
teresse wahrzunehmen. Ein dreifaches donucrn-
des Lebehoch mit rauschcndcr Wusik erklang dcm
Gefcierten. Herr Fecht erhob sich, tief crgrisjen
nnd sichtbar gerührt; er könne kaum Worte
sinden, sagte er, um seincn innigsten und herz-
lichsten Dank auszusprechen' für die ihm zu
Theil gewordene ehrende Anerkennung und
Auszeichnung; er danktc der hiesigen Bürgcr-
schaft nnd dcren wackern Vcrtretern, den an-
wcscnden Professoren der Hochschule, der auch
er cinst angehört habe, den Bürgermeistern der
Landorte, die an diesem Ehrentage sich einge-
sunden hatten. Allgemeincn sreubigcn Anklang
fand dcr hnmoristische Trinkspruch Hausser's,
dcr sich srcnte, als ehrsamer Prorector dcm
alten Mujensohn Fccht, der scinc Stelle
recht bekleide und seinen Platz gut auSsnlle, eiu
guteS Zeugniß geben zn können. Heitcrkeit,
Frohsinn und wahrc Herzlichkeil waren die rechte
Würze dieses schönen Bürgerfestes, das
gewiß den meisten Theilnehmcrn in angenehmcr
Eriunerung bleibcn wird.

Aus Baden. Zn Walldürn wurden
als Orlsschulrälhe gcwählt: AmISrichter Beck,
Gemeinderath Eckart, Rathschrciber Hil-
denbrand und Geomeler Sch achIei -
ter. — Bei der össentlichcn Versteigerung des
BergwerkS in Änter-Münsterthai wurde
dasjelbe uebst den dazn gehörigen Grundstücken
und Gebäulichkeiten von Herrn Fabrikanlen
Karl Mez von Freiburg käuflich erstanden.
Wie man hört, bcabsichligt Herr Mez, auf
seinem ncuen Bcsitzthnm cine Seidcnsabrlk zu
errichten. — Zn Psorzheim ist ain 23. ds.
Amtsrichler Dorner aus Lahr im blüyendsten
Manncsalter durch den Tod dahingerafft wor-
den. — Zu Philippsburg und Malsch
sind die OrtSschulralhSwahlcn nicht zu Stande
gekommen, da die Bcvölkerung nicht gewählt
hat. Die Stellen derselben werdcn nun so
lange lcer bleibcn, bis der sonst gesnnde Sinn
der Bevölkerung sich aus dem Wahn, der ihn
befangen hält, befrcit und wahlt odcr die Slcl-
len durch Ernennungen besetzl werden.

Vermischte tlachrichten.

Die Zahl der Buch-, Kunff- und Musikalienhand-
iungen in L eipzig ha! sich siil 18S0 »°n 146 ans 22S

mehli; die Zadl dei jährlich beim Ministerinm de°
Jnnern eingercichien Pflichiereinxlare »°n BLchern ift
vvn 2839 ani 3042 und die der Zeiischriiien von 136
aus 276 gestiegen. -

Bekaniitmachun«,.

DaS E-trägnib der Kastanien-Piantagen im
diksigen Siadtwald im Lindenhang, Schwcizerrang,
Wolfsbrunnen- unb Schloßhang, Stockbciinnen-
hang, Riesensl-in uno Klingentrich, sowohi an
Kastanien, als auch an Streulaub, LrftereS ge-
schätzt zu 69 Sefter, LetztrrrS zu 9 Wagenlasten,
wird

IIIII Freitag, den 39. d. M.,

Bormittags S Uhr,

im großcn BurgeranSschußsaaic in dem hicstaen
Rathhause looSweisc öffentlich verstcigert. Die
Kaufiiebhabcr werden zur Verstkigcrung eingc-
laden. ^

Heideibcrg, den 26. Srpiember 1864.

Der GcincHiderath:

Kr auS m a n n.

Sicvcrl.

Mhere^Mrgerschule

iir Heidelberg.

Der Unterricht an der höhern Bürgerschule
nimmt seinen Anfang am 1. October. Am
Tage vorhcr, Freitag den 30. September,
findet dic Ausnahme und Einzeichnung der neu
einlretenden Schüler statt, und zwar im Con-
serenzzimmcr des ^chulhauses zu ebener Erde,

Vormittags von 9 — 12, ,Nachmittags von 2
bis 4 Uhr. Samstag den 1. October haben
sich dann sämmtliche Schüler der Anstalt,
Morgens um 8 Uhr, in ihren Classen einzu-
finden.

Die Direction

N vr. G. Weber.

Zimmermann'S neues höchst intereffantes Werl^
Der McuscÄ.
^ die Räthsel und
Wunder seiner

8cher?Natur,Ur-
sprung und Ur-

^eschlecht«, so
wke deffen Entwickelung vom Naturzustande zur Civili-
sation, populär daraestellt nach den neuestenForschunqen
der Naturwiffenschaft und Geschichte, erscheint bereits in
vierter Auflaae. Die unterzeichnele Buchhandlnng
nimmt Subscnptionen auf diese neue Auflage an un-
hat das erste Heft sPreis 5 Sgr. —18 kr. rh.) vorrätdi;).

G. Weiß (Ad. Emmerling'sche Univer-
(1) sitäts-Buchhandl. in Heidelberg.

Zu verunerhen.

Die Belle Eiage. Anlage 33. s2)
 
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