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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0550
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der ausrichte» kömie. Daö Amendeinent Kai-
serfeld'S wird zahlreich unterstützt. Die Erwi-
derung des Staatsminister v. Schmcrling trägt
den Stempel der Gcreiztheit. Schdn im Ein-
gange dctont er, daß die R-gierung ihre Stcl-
lung zum Abgeordnctenhause nicht wie die
zweier Parteicn ansehe, und dcshalb möge man
auS ihrem bisherigen Schweigen nicht den
Schluß ziehen, daß sie Richts zu erwidern
habe. Dic eifrigstcn Mitglieder der Opposition
würden, wenn sie — waS srcilich nicht zu er-
wartcn sci — jcmalS die Geschäfte deS Staa-
teS zu lenken hätten, von ihren eigenen Partei-
gcnossen dieselden Angriffe zu crdulden haben,
die sie jctzt so reichlich über das Ministerium
auSjchülteten. Der Regicrung sci zum Vorwnrf
gemacht worden, daß sie NichtS zur Hcrstcllung
einer vcrsassungSmäßigen Thätigkcit im lom-
bardisch - venrtianischcn Königreich thue. Er
wolle es aber dem Urtheile jcdcS Unbcfangenen
anheimstellen, ob unter den Strömungcn, die
gegenwärtig in diesem bewegten Lande noch
herrschen, cine ruhige und objcciive Berathung
der Landes-Angelegenheiten möglich gewesen
iväre. DaS, was die Regierung zu thun
verpflichtet war, habe ste gethan; sie habe sich
mit der Bearbcitung des StatnlS sorgfältig
beschäftigt, es sei vollendet und könne in einem
Momente, der a>S ein entsprechender erkannt
werde, sofort pnblicirt werden, uns dic Lan-
deSvcrtretung könne in das Leben treten.
Der Augenblick hierzu sei jcdoch noch nicht
gekommen. Der Landtag von Galizien könne
ini günstigsten Falle erst im nächstcn Herbst
zusammenberufen werden, und,dcr AuSspruch
der Adreffe, daß derselbe ehestens seinc Wirk-
samkeit wieder aufnehmcn möge, jci somit nicht
ganz angemessen. Zn Beziehung aus die Lö-
iung dcr ungarijchen Frage könne er die Ver-
ficheruug gebcn, daß die Minifter deS Kaiscrs
darin, was das Gefühl der Nothwcndigkcit
dieser Lösung betrifft, von gar kcinem Mitglicde
in diesem hohen Hause übertroffen werdcn.
Aber große staatliche Fragen ließen sich nicht
mit Gesühlspolitik löscn. AlS der ungarische
Landlag des Jahrcs 1861 ausgelöst werdcn
mußte, habe die Regierung eine doppelte Anf-
gabe g-habt: eine Beruhignng der Gemüther
allmälig vorzubereitcn, es vorzubcreiten, daß
sich daS Bedürfniß in dcn Gemüthern vcrbreite,
wie nur durch di- Zusammengchörigkeit mit
Ocstcrreich für daS Wohl »on Ungarn gesorgt
werden kann, und die zweite Aufgabe: in allen
Theilen der Administiation geordnete Zustände
hcrbeizuführen. Das letzte s-i nicht jo leicht
gcwesen, weil in einem von Lcidenschaften so
durchwogten Lande es nicht lcicht sei, Minner
zu finden, die gcgcn den Stroin zn schwiinmen
gencigt scicn. Eine Ernüchtcrung der Gcmüther
s-i nicht Gcgenstand dcr Staatsmaßrcgel, sie
trete nicht nach wenig Wochen, nicht nach Mo-
natcn, sie trcte nach Zahren cin. Die Rcgie-
rung könnne mit Rnhe sagen, daß einc bcdcu-
tend veräudcrte Slimnmng der Gcmüthrr zur
Zeit in Ungarn eingctrclcn sei, und daß diese
Ernüchtcrnng cS möglich mach-n werde, in gc-
wiß nicht schr fcruer Zeit den ungärischeu
Landtag einzubcrufrn. — Dic Erwidcrung dcs
Minijters auf daS Vcrlangen nach Hcrstcllnng
von versassungSmäßigen Garanticn und Grund-
rechten war schr matt. Allcs Dicscs könne doch
nur mit den einzclnen Landlagen verhandelt
werden, dcr Gcsammt-RcichSrath sei ja scincr
eigenen Auffassnng nach nicht hierzu coinpetcnt;
folgeweise müssi dic Regierung warten, biS die
einzelnen Landtage in Thätigkeit jeien. Dcr
Minifter schlicßt folgendcrmaßcn: „Rachdem
von Seite dcS Herrn Abgcorduetcn v. Kaiscrs-
feld selbst cin Aulrag eingebracht wurdc,
welcher dcn Zcitpunkt dcr Eiiiberufung deS
LandtageS dcr Krone überläßt; iiidcm dnrch
dicscs Ainciidcinent sclbst daS unantastbare
Necht dcr Kronc, d-n Landtag nach ihrcm Er-
messcn zu bcrufcn, constatirl werdcn will, so
habc ich in dcr Richtung weitcr SeitcnS dcr
Negierung Nichts zu bemerkcn, ich würde sonsl
g-nöthigt gcwescn sein, das Nccht dcr Krone zu
wahrcn, daß cs nur ihr zusteht, den Momcnt,
wo der Landtag berufcn werden soll, in ihre
Erwägung zn zichen." Berichtcrstatter GiSkra
gkißelt die Poiitik deS AbivartenS, dcr „rnhi-
gen gerauschlosen Entwicklung", wie es die Re-
gierung nenne; man solle die Landtage einbe-

rufen, dann sei «enigstenS Etwas geschehen.
Bei der Abstimmung werden sämmltiche Absätze
in der Fassung, wie der Adreßansschuß sie
vorgeschlagcn, und nur mit dem Amendement
Kaiserscld's mit übsrwiegender Majoritat an-
genommen.

E » g l a n d

London, 1. Dec. Die „Weserztg." sagt
in einer Auffordcrung zur Üiiterstützung deS
deutschcn RechtSschutzvereins: Zn London ist
dcr juristische Rath thener: daS niedrigste Ho-
nviar, das ein Advokat annehmen darf, ist zwei
Guineen (13 Thlr. 10 Sgr.). Das Publikum
aber verkehrt mit den Ädvokaten nichl dircct,
sondern durch die Vermittluug von Anwältcn,
die ihrerseits auch wieder bcdeutcndcS Houorar
fordern. DickcnS bcrühmtcr Roman Bleakhonse
zeichnet in allerdings sehr grellen Farbcn die
Ucbelstände, die auS dieser Eigenthümlichkeit
der englischen Justiz entspringcn. Die'Kosten,
die dcr Verein in dem Processe wider granz
Müller zu tragcn hatle, werden kaum unter 4
bis 5000 Pfd. St. betragen haben.

Z t a t > e »

Turin, 1. Decbr. Zn der Abgeordneten-
kammer wurde gestern der GejetzeSentwurf, wo-
durch der Stadt Turin für üdernommenc Ver-
pflichtungen ein Schadenersatz von 1,087,000
Frankcn in cousolidirten üprocentiger Reute
geleistet wird, ohne Discussion ange-
nommen.

R u ß l a n d.

LLarscha», 27. Novbr. Nachdem bereits
vor eiuigeii Tagen Vorkehrungen getroffen und
die Militärdehörden im Geheimen bedeutet
worden, daß die Aufhebung der Klöster im
ganzen Königreiche bevorftehe, wurden sie ge-
stern noch durch Telegraphen und Courire be-
ordert, in der Nacht von gestcrn zu heute, also
vom 27. zum 28., um 12'Uhr dic Aufhebung
der Klöster und Abfertigung der Mönche gemäß
der erhaltenen Znjtruction auSzuführen. Hicr
in Warjchan gcschah die Aushebung in der Art,
daß um Punkt 12 uyr in jedes der desigiiirten
Klöster ein Obrist mit angemessencr Anzahl
Truppen ging, die Mönche versamineln Iicß,
ihncn dic Ordre dcs Statkhalters vorlas und
sie bcdeutcte, daß sie sich ferlig machcn sollten,
um 4'/, Uhr auf die Eiscnbahn abgesührt zu
werden und in'S Ausland sich zu begcben.
Gegen 2 Uhr war dic Aufhebung in dcr gan-
zen Stadt und Ivahrscheintich auch im König-
reichc bccndel. Die Ktöster blicbcn bcsctzt, uno
die Mönche wurden u,n 4'/, Uhr in den dazu
besteüten Wagcn nnter jtarker Escorte zur
Eijenvahn gcbracht, wo mit Bcgteiiung von
Offtziercn der Conimandirendc, Geucraladjutant
Baron Korff, jich bcsand und die Abserliguiig
lcitcte. Jeder der Avzuscndenden erhiett cin
Reisegeld von 1S0 Rubcln.

Reueste Nachrichten.

Wic». 4. Dec. Einem Telegramme der
„Poslj-ilung" zusolge ergab sich g-jlcrn b-i der
Adstimmulig im Abgcoronelcnhause über den
Absatz 13 der Adrcfje (Bclagcriingsziistand in
Galizien) -ine Majoritai von 104 (sür den
Entwurf) gcgen einc Miiiorität vou 60 Slimmen.

M.ssiiia, 4. Dccbr. Asghanistan ist in
vollcm Aufjlande. — Di- Rujjcn habcu auf's
ncue den Kyan von Khokan gcschlagen, dcr
dabci 8000 Mann vcrlor. Lie tltujscn vcr-
draunt-n 18 Ltädtc. — Auf der Ojiküstc Jn-
dienö wülyele eiu lieucr Sturm, dcr Taujeudc
vou Opfcru kost-te. Di- Stabl Majulipatam
ist übcrjchwemmt.

Aus Baden. Zum Nachfolgcr des Ober«
lircheniaths Mühlhäugcr ijl Kirqenralh von
LangSdorff, bishcr Pfarrcr in Auggcn, er-
nannt wordcn, und zwar mit dcr Ertaubuiß,
jriiie Pfründe bcidchattcn zu diirfen. Scinc
Waht darf als eine sehr glückliche bczeichnct
werden. Den Bcifall unsercr Orihodoxcn wirv
sie indcffen sqwertich habcn. — Dcr To» hat
wiederum eincn »erdientcn Mann ercitll P.
Bronner, Vater, Oekonomierath, in WicS-
loch, starv am 4. d. an einer Entzündung, die
übcr seine krästige Natur Meister geworden.

DaS Wirken diese» ManneS alS Schriftstcller
und auf dem Felde praktischer Erfahrungen ist
bekannt.

Vermischte »achrichten.

Bern, 3. Dec. Der „Bund" schreibl: „Es ist be-
zeichltend, daß em sehr großer Theil deS PnbliknmS in
Äern die ueneste Meidnng vom Tode Demm e'S und
der jZiora Trümpy nichk glauben will, und die Wahr-
schemlichkeit annimml, die Unierschrift deS CousulS in
iKeuua lei in den bckaniuen Depeschcn gejälschk. Der
Uiueriuchungsrichler Bircher ist ain Freilag Abend nach
Genua abgereist.

nach Bern lelegraphirt. ^Man erwartet Bckannte der

4 Jayre je 12,000 fi., während der folgenden 3 Jahre
je10,000 fi., während der leylen Z Jahre aber je 8000fl.,

auöjchuß einstiinmig.

Karlsruhe, 30. Nov. Von großh. Direction der
Verkehrsanstalten wurden ernannl: zu Assistenten: die
Eisenbahnexpedilionsgehilsen Jos. Psaff, Zul. Pfister,
Wilhelm Beh, Karl KammüUer, Karl Wirrh, Bernhard
Weber, Karl Dill, Gustav Bopp, Karl Schmilt, Otlo
Faulhaber, Franz Krieg, Guslav Gerbert, Mich. Solh,
Ludw. Diemer, Aug. Schucker, Franz Jos. Weiß, Jak.
Barkjcherer, Phil. Neureulher, Jos. Fallerl, Gg. Bann-
warch, AloiS Isemann, Wrlh. KieS, Karl Schell, Andr.
Pfister, Andr. Psaff, Thevd. Llöhr, Vict. Müücr, Zos.
Wacker, Ad. Leitz, Malh. Lchäfli, Friedr. Bollm, Fiiedr.
Hüi^e^vadel ^ Ferdinand AvrM,^oseph^ Reiß, u^d ^die

Rilter , Karl Hall, Pele? Brugger, KaU Wursthorn,
Wilhelin Windholz, Karl Jos. Marlini, Joh. Rettig,
Sebald Diehler, Leopolo Feßler, Franz Loier, Jsidor

XX Heidelbcrg, d. Dccbu Die Baulen am

Hauplfiraßc zur 'Bei incioiiug vou Llörungen und mög-
lichen Unglucköiä.ieil, iudeul namcnltich nach Bolleii-
dung oer^Neckarilraßeil La,lsuhren^ aller Arl dahin ver-

legende Promenade eine nei.e Zierde verliehen wird,
erblickl mau noch eiuen sehr erheblichen Vorlheil in der
Vermehrung deö Gcmcindceigeiuhuins uud dadurch auch
deS WcrlhcS desselben, wodiuch höchst wahrscheinlich in
der Folge erwünschie Gelegcuheil zum Lerkaus werlh.
vollcr Bauplätzc gegebeu wud, dcren Ertrag. wie der
Berichl des Herrn Büi'germeisterö hervorhebt, einen nicht
unbelrächllichen Theil 'deS KostenauswandeS au-gleichen
dürsle.
 
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