M 3
Mittwoch, 't Za -iar
18«L
Eiilladung zum Abonnement.
Auf daS mit dem 1. d. M. begonneue erste
Quartal dcr „Heidelberger Acitung" 18dd
laden wir anmit zum Abonnement ergebenst ein.'
Die Hcidelberger Aeitung ist durch Leschluß
Großh. Ministeriums dcs Znneru vom .24. No»
rember v, Z., Rr. 14,73t, als Kreisver-
kündigungsblrltt snr den Kreis Heidelberg
und als amlliches Berkündigungsvla it
für die Amts- und Amisgerichtsdezirke Hcidel-
berg und Wiesloch nnd den Umtsgcrichtsbezirk
NeSargemünd -rklärt worden, in Folge desscn
alle Bekanntmachunge.il der betreffende» Staats-
stellen darin-zu erscheinen haben.
Zndem wir uns im Uebrigcn anf daS mehr-
fach veröffentlichte auSführltche Programm be-
ziehen, bemerken wir hier noch, daß das viertel-
jährliche Abonneinent i» hiesiger Stadt 1 fl.
3 kr., durch die Post bezogen 1 fl. 24 kr. be-
trägt. Jnserate, wclche dnrch uusere Zcitung
die anSgedehnteste Verbreitnng findeii, werden
mit 3 kr. die drcispaltige Petitzeile odcr dcren
Raum berechnet.
Heidelberg, im Jannar 186S.
Die Expedition.
(SchW-ii- Nr. 4.)
* Poiitische ttmschau.
Vor einigen Tagen ist glanbwürdiger Mit-
theilüng der „Köin. Z." zufolge an die preuß.
Krbiisyndici bie Auffordcrung crgangcn, über
folgeude Fragen ihr rechtliches Gutachien ab-
zugebeni 1) Welche rechtliche Giltigkcit haben
die von verjchiebencn Seilen ans die drei Her-
zogthümcr SchleSwig, Holstcin und Laucnburg
erhobenen Ansprüche? 2) Wclche etwaigen älte-
ren Anjprüche auf Schleswig - Holstcin stehcn
dem preußischen Königshause zn? 3) Welche
Rechte auf die Herzoglhüiiier ergeben sich sür
Preußcn aus dcm FricdeiiSvertrag! Iiiit Däne-
mark vom 3l). Octbr. d. Z. ?
Nach eiuer Bekanntiiiachung des preußischen
FiiiLnz-MiiiisteriumS ist das Vcrbot der Aus-
suhr von Waffen und Munitioiisgegeiistäiiden
über die preustische Grcnze Iiach Galizien auf
ferncre sechs Monate, also bis bis zum 1. Zuli
1865, veriäugcrt.
Dcr dcuijchkatholischc Pfarrer Biron ist aus
Hanau ausgewiesen, d. h. es ist ihm von der
Poiizei uiiker Bezugnahnie auf eincu Ministe-
rialbeschluß vom 13. Dez.-eröffnet- worden, daß
ihiti die erbetens Gestattiing, stch auch fün die
Folgd hier aufhalten zu dürfen, voremhalten
werden iiiüsse.
Die „France" glaubt versichern zu könncn,
daß dis von italienischcn Biättern mitgetheilte
Nachricht, «ine französijchc Brigade werde näch-
stenS Rom verlassen, unbegründet isti
Der zweitc Constitutionnel-Arttkel über das
päpstliche Manifest enthält am Schlusso folgende
bemerkeiiSwerthe Aeußcrung: Diejcnigen, welchc
wahrhaft triumphiren; Diejcnigen, deren Freude
uuvcreindar und kciiieswcgS verdächtig ist, sind
dic erklärtcn Fsinde dcS h. Stuhles. Die En-
icyclica vom 8. Dec. hat sonach das Ergebniß,
die katholischen Gemüther in Traucr zu ver-
sctzen, die Feinde der Kirche mit Freudc zn
ersüllen, unb damit die Schwierigleiten der
Mission Krankreichs zu vcrmchren, jener Mis-
sion, ivelche dieses Letztc im Jiiteresfe des heil.
StuhleS crsüllcn will.
Der Dampfer „Hansa" bringt dic Nachricht
uach Livcrpool, daß daS jpanische Admiraljchiff
bei den Chincha-Ziiscln gescheitert und vollstän-
dig in das Meer versunken sei.
Dic „St. PeterSb. Ztg " sagt aus Leranlas-
sung der Meyendorss'schen Rcise nach Klorenz:
„Sicher sind die Bcziehungen zwischen den bci-
dcn Höfen bis anf etnen gewissen Puukt sehr
zarter Natur. Wenn einerseits die römische
Curie der Ansicht ist, daß eine ordentliche Re-
gierung nicht daS Recht habe, ohne Erlaubuiß
dcs päpstlichen Hvfes gegen Vcrjchworer und
iil offener Rebelliou befindliche Unterlhanen mit
Strenge zu veifahrcn, selbst wenn dicse Untcr-
thanen auch Mönche sein sollten, uud in Folgc
dessen gewisse Klöster zu schließcn — so bcharrt
andercrseits die russischc Regierung in ihrer
Meinung, daß dcr Papst vokii Anfangc deS
AiifjtandcS ai( strenge Wortc der üliißbilliguug
zu denen hättc redcn jh.llen, dic biS zu einem
soichcn Grade die Pflichten verkailiiten, welche
ihnen Eid und Pricstcrwcihe aufcrlegtcn. Wir
glanben, dah Se. Heiligk. durch sein Schweigen
einen großcn Fehler begangen hat, um so mchr,
da dic weltliche Macht, für deren Aufrechterhal-
tung dcr Papst mit so viel Hartnäckigkeit kLmpft,
gerade auf dcmselbcn Prinzip der Autoriiät uud
der.Hcitigkeit dcr gcschworcncn Treue beruht.
Lcider hat in Rom die entgegcngesetzte Ausichl
das üebergewicht gewonnen. — Was den gcgcn-
wärtigcn-Stand der Diugc belrisft, so glauben
wir, daß die Reije deS russischcn Gcjchäftsträ-
gerS uach Floreuz von dem ganz iiatürlichcn
Wuusch molivirt wurde, die nahe Geiegeuheil
zu benutzeii, um dcin ältcsten Sohnc seiucS
Monarchen seine Huldiguugeu darzubringeu.
WaS die Zusiudung der Pässe betrifft, so ift
eS uns unmöglich, dieser Nachricht auch nur
den gerlugsten Gtauben beizumefsen, da jeder
nur im mindesten poiilisch cntwickelte Verstand
begreife» wird, von welcher außerordentlichen
Bedeutnng eS für den rviinschen Hof-istj, seine
Beziehungen zur rnssischen Regiernng nicht
vollständig abzubrechen. Die letzterc könntc
darüber hinwegsehen und würde jich dann ein
für alle Mai die Freiyeit wahren, nur ihrc
eigcncn Zntercsseii zu Ralhe zu zfchen, während
dcr römische Hof weiiigstens thcitweise cen
Eiufluß erblasscn sehen würdks welchen er. mit
solcher Eisersucht aus die Vöiker des kaihoiijchcn
GlaubenS auSzuiiben bcstrcbt ist. — Zn allen
Zeiten hat die Regicrnng zu iliom jich nuier
gewissen Uiiiständen uiitcr dein Vorwand dci
Religion anfgcbracht gezeigt und hat selbst ge-
glaubt, in ihren Encyclikcii Worte gcbrauchin
zn miisseii, welche regclrechte Bcziehungen zwi-
jchen Regierungcn schwcr zulassen möchten; zu
jcder Zeit aber hat auch der römische Hof 'ge-
rade au jencr äußersten Grenziinic iimczuhaileu
gewußt, deren Ucberjchreiluug einc gewisse Ge-
sahr' jür ihn hcrbeigejührt haben würde."
D e u t s ch l a n d.
Karlsruhe, 2. Jan. Durch Allerhöchfte
Ordre vom 31. v. M. wird Stabsarzt Mayer
im (1.) Leib-Dragonerregiment zum General-
staböarzt deS großherzoglichen Armeccorps be-
sördert; Regimentsarzt Sleiner im (1.) Leib-
Grenaoierregiment erhält den Charakter als
Stabsarzt, unter Ertheilung der Gradzeichen
des Majvrs.
Dienstuachrichten. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog haben Sich unter'm 24. Dez.
v. I. gnädigst bewogen gesunden: dem Revisor
Steinmann bei dem evangelischen Oberkirchen-
rath den Charakter alö Oberrevijor zu vcr^
leihen; den Negistraturgehilsen Beh bei dem
Oberstiftungsrath zum Registrator, die Revi-
denten Karcher, Dee6, Weiß, Schnepf zu Re-
vijoren bei genannter Stelle zu ernennen; den
geistlichen Berwalter Ullmer in Mosbach aus
sein uuterthänigsteS Ansuchen, unter Anerten«
nung seiner treuen Dienste, in den Nuhestand
zu versetzen.
Kartsruhe, 31. Dez. Das heute erschie-
nene RegierungSblatt 9tro. 74 enthäst (außer
Personalnachrichten und bereits gestern 'llliitge-.
theiltem): - .
Versügungen und Bckanntmachungen yer
Minifterien. 1) Bekannlmachungen des Gr.
Markgraf Carl Friedrich von Saden.
(Fortsetzung.)
Stpredigt wurde, „der sich bie Wohlfahrt ber Ge-
sammtheit als Aufgabe setzte, an die Regierten
strenge Anfordcrungen machte, aber auch von den
Trägrrn ves Regiments das höchste Maß von
Psticht und Thätigkeit perlangte", konnte hier auf
kleinem Raum feine fruchtbarste Thätigkeit ent-
falten und seine bahnbrechenden Grunbsätze: Ent«
lastung von Grunb undBoden, Entfesse-
lung der Arbeit und deS Verkchrs, Sicher-
heit oesNechts und Friede der Bekennt-
ntssc an einem Matertal versuchen, deffen Bewal-
tigung etn hartcs Stück Arbeit, aber auch, wenn
fie getang, der überjrugende NachweiS von der
Richttgkeit der damals neuen Lehre war.
Larl Friedrich war der Mann dazu; mit jener
edlen Begcisterung, welche daS fchone Vorrecht echt
jugendlicher Naturen ist, hat er sich von dem ersten
Tage seiner Regierung an auf die Seite der neuen
Staatsweise gesteltt, deren erster Repräscntant
^ kurz vor der furcktbarcn Erschüttcrung, welche die
! alte Welt aus den Angeln hob, noch ein halbes
i Jahrhunoert reich an Kraft, an wohlverdienten
hatte thm die an schweren Prüfungen reiche Auf-
gabe gestellt, erst die Morgenröthe einer neuen Zeit
mit heraufzuführen, dann Zeuge der Erschükte-
rungcn zu setn, welche daS Fundamcnt der alten
Ordnung umspültcn und schließlich bittere Tage
einer eisernen Zwingherrschaft über Alles, was
ihm theuer war, zu erleben, ohnc die trostreiche
Aussicht auf ein Erwachen, baS doch über seinem
frischen Grabe bald beginnen sollte.
An Macht und Brdeutung der äußeren Mittel
haben ihn vieke von den Fürsten jener Zeit über-
boten, an Reinheit und sittlicher Jdealität kaum
Einer erreicht. Als sein Lkbcnsziel hat er sclbst
einmal bei einem denkwürdigen Anlaß die Anfgabe
bezeichnet: ein sreies, opulcntes, ckristliches und
gesittetes Volk zu regieren. Nickt baS Ziel asteiu,
noch mehr oie Art und Weise, wie er ihr üher riu
halbes Iahryundert unverdroffen nachgestrcbt, gibt
seinem Thun eine aus ihm eigenthümliche höhcre
Weihe." , ...
Earl Frtedrich'S Reformen umfaßten die.Rechis-
pstcge und btc Vcrwaltung, das wirthschastliche
und das geistige Leben mit gleichrr Liebe ,:nd
gleichem Verstäudniß.
Der bürgerliche und peinliche Procrß wird um-
gestaltet unb vereinfackt, oas Gefängnißwesen ge-
beffcrt, die Folter thatsächlich ausgehoben, das
Land wird von der Geißel des Landstreichergefindels
befreit, eine Sieckenanstalt, eine Wittwcnkasse. die
zwangsweise Fcuerversicherung begründet.
Jm Gemeindewesen wird etn geordneter, auf
Selbstverwaltung ruhender HauShalt eingericdtet
und durch etne ne»e Zunftacte manche widersinnigc
Beschränkung der Arbeit ausgehoben.
Das badische Lano, heute ein blühender Garteu,
Mittwoch, 't Za -iar
18«L
Eiilladung zum Abonnement.
Auf daS mit dem 1. d. M. begonneue erste
Quartal dcr „Heidelberger Acitung" 18dd
laden wir anmit zum Abonnement ergebenst ein.'
Die Hcidelberger Aeitung ist durch Leschluß
Großh. Ministeriums dcs Znneru vom .24. No»
rember v, Z., Rr. 14,73t, als Kreisver-
kündigungsblrltt snr den Kreis Heidelberg
und als amlliches Berkündigungsvla it
für die Amts- und Amisgerichtsdezirke Hcidel-
berg und Wiesloch nnd den Umtsgcrichtsbezirk
NeSargemünd -rklärt worden, in Folge desscn
alle Bekanntmachunge.il der betreffende» Staats-
stellen darin-zu erscheinen haben.
Zndem wir uns im Uebrigcn anf daS mehr-
fach veröffentlichte auSführltche Programm be-
ziehen, bemerken wir hier noch, daß das viertel-
jährliche Abonneinent i» hiesiger Stadt 1 fl.
3 kr., durch die Post bezogen 1 fl. 24 kr. be-
trägt. Jnserate, wclche dnrch uusere Zcitung
die anSgedehnteste Verbreitnng findeii, werden
mit 3 kr. die drcispaltige Petitzeile odcr dcren
Raum berechnet.
Heidelberg, im Jannar 186S.
Die Expedition.
(SchW-ii- Nr. 4.)
* Poiitische ttmschau.
Vor einigen Tagen ist glanbwürdiger Mit-
theilüng der „Köin. Z." zufolge an die preuß.
Krbiisyndici bie Auffordcrung crgangcn, über
folgeude Fragen ihr rechtliches Gutachien ab-
zugebeni 1) Welche rechtliche Giltigkcit haben
die von verjchiebencn Seilen ans die drei Her-
zogthümcr SchleSwig, Holstcin und Laucnburg
erhobenen Ansprüche? 2) Wclche etwaigen älte-
ren Anjprüche auf Schleswig - Holstcin stehcn
dem preußischen Königshause zn? 3) Welche
Rechte auf die Herzoglhüiiier ergeben sich sür
Preußcn aus dcm FricdeiiSvertrag! Iiiit Däne-
mark vom 3l). Octbr. d. Z. ?
Nach eiuer Bekanntiiiachung des preußischen
FiiiLnz-MiiiisteriumS ist das Vcrbot der Aus-
suhr von Waffen und Munitioiisgegeiistäiiden
über die preustische Grcnze Iiach Galizien auf
ferncre sechs Monate, also bis bis zum 1. Zuli
1865, veriäugcrt.
Dcr dcuijchkatholischc Pfarrer Biron ist aus
Hanau ausgewiesen, d. h. es ist ihm von der
Poiizei uiiker Bezugnahnie auf eincu Ministe-
rialbeschluß vom 13. Dez.-eröffnet- worden, daß
ihiti die erbetens Gestattiing, stch auch fün die
Folgd hier aufhalten zu dürfen, voremhalten
werden iiiüsse.
Die „France" glaubt versichern zu könncn,
daß dis von italienischcn Biättern mitgetheilte
Nachricht, «ine französijchc Brigade werde näch-
stenS Rom verlassen, unbegründet isti
Der zweitc Constitutionnel-Arttkel über das
päpstliche Manifest enthält am Schlusso folgende
bemerkeiiSwerthe Aeußcrung: Diejcnigen, welchc
wahrhaft triumphiren; Diejcnigen, deren Freude
uuvcreindar und kciiieswcgS verdächtig ist, sind
dic erklärtcn Fsinde dcS h. Stuhles. Die En-
icyclica vom 8. Dec. hat sonach das Ergebniß,
die katholischen Gemüther in Traucr zu ver-
sctzen, die Feinde der Kirche mit Freudc zn
ersüllen, unb damit die Schwierigleiten der
Mission Krankreichs zu vcrmchren, jener Mis-
sion, ivelche dieses Letztc im Jiiteresfe des heil.
StuhleS crsüllcn will.
Der Dampfer „Hansa" bringt dic Nachricht
uach Livcrpool, daß daS jpanische Admiraljchiff
bei den Chincha-Ziiscln gescheitert und vollstän-
dig in das Meer versunken sei.
Dic „St. PeterSb. Ztg " sagt aus Leranlas-
sung der Meyendorss'schen Rcise nach Klorenz:
„Sicher sind die Bcziehungen zwischen den bci-
dcn Höfen bis anf etnen gewissen Puukt sehr
zarter Natur. Wenn einerseits die römische
Curie der Ansicht ist, daß eine ordentliche Re-
gierung nicht daS Recht habe, ohne Erlaubuiß
dcs päpstlichen Hvfes gegen Vcrjchworer und
iil offener Rebelliou befindliche Unterlhanen mit
Strenge zu veifahrcn, selbst wenn dicse Untcr-
thanen auch Mönche sein sollten, uud in Folgc
dessen gewisse Klöster zu schließcn — so bcharrt
andercrseits die russischc Regierung in ihrer
Meinung, daß dcr Papst vokii Anfangc deS
AiifjtandcS ai( strenge Wortc der üliißbilliguug
zu denen hättc redcn jh.llen, dic biS zu einem
soichcn Grade die Pflichten verkailiiten, welche
ihnen Eid und Pricstcrwcihe aufcrlegtcn. Wir
glanben, dah Se. Heiligk. durch sein Schweigen
einen großcn Fehler begangen hat, um so mchr,
da dic weltliche Macht, für deren Aufrechterhal-
tung dcr Papst mit so viel Hartnäckigkeit kLmpft,
gerade auf dcmselbcn Prinzip der Autoriiät uud
der.Hcitigkeit dcr gcschworcncn Treue beruht.
Lcider hat in Rom die entgegcngesetzte Ausichl
das üebergewicht gewonnen. — Was den gcgcn-
wärtigcn-Stand der Diugc belrisft, so glauben
wir, daß die Reije deS russischcn Gcjchäftsträ-
gerS uach Floreuz von dem ganz iiatürlichcn
Wuusch molivirt wurde, die nahe Geiegeuheil
zu benutzeii, um dcin ältcsten Sohnc seiucS
Monarchen seine Huldiguugeu darzubringeu.
WaS die Zusiudung der Pässe betrifft, so ift
eS uns unmöglich, dieser Nachricht auch nur
den gerlugsten Gtauben beizumefsen, da jeder
nur im mindesten poiilisch cntwickelte Verstand
begreife» wird, von welcher außerordentlichen
Bedeutnng eS für den rviinschen Hof-istj, seine
Beziehungen zur rnssischen Regiernng nicht
vollständig abzubrechen. Die letzterc könntc
darüber hinwegsehen und würde jich dann ein
für alle Mai die Freiyeit wahren, nur ihrc
eigcncn Zntercsseii zu Ralhe zu zfchen, während
dcr römische Hof weiiigstens thcitweise cen
Eiufluß erblasscn sehen würdks welchen er. mit
solcher Eisersucht aus die Vöiker des kaihoiijchcn
GlaubenS auSzuiiben bcstrcbt ist. — Zn allen
Zeiten hat die Regicrnng zu iliom jich nuier
gewissen Uiiiständen uiitcr dein Vorwand dci
Religion anfgcbracht gezeigt und hat selbst ge-
glaubt, in ihren Encyclikcii Worte gcbrauchin
zn miisseii, welche regclrechte Bcziehungen zwi-
jchen Regierungcn schwcr zulassen möchten; zu
jcder Zeit aber hat auch der römische Hof 'ge-
rade au jencr äußersten Grenziinic iimczuhaileu
gewußt, deren Ucberjchreiluug einc gewisse Ge-
sahr' jür ihn hcrbeigejührt haben würde."
D e u t s ch l a n d.
Karlsruhe, 2. Jan. Durch Allerhöchfte
Ordre vom 31. v. M. wird Stabsarzt Mayer
im (1.) Leib-Dragonerregiment zum General-
staböarzt deS großherzoglichen Armeccorps be-
sördert; Regimentsarzt Sleiner im (1.) Leib-
Grenaoierregiment erhält den Charakter als
Stabsarzt, unter Ertheilung der Gradzeichen
des Majvrs.
Dienstuachrichten. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog haben Sich unter'm 24. Dez.
v. I. gnädigst bewogen gesunden: dem Revisor
Steinmann bei dem evangelischen Oberkirchen-
rath den Charakter alö Oberrevijor zu vcr^
leihen; den Negistraturgehilsen Beh bei dem
Oberstiftungsrath zum Registrator, die Revi-
denten Karcher, Dee6, Weiß, Schnepf zu Re-
vijoren bei genannter Stelle zu ernennen; den
geistlichen Berwalter Ullmer in Mosbach aus
sein uuterthänigsteS Ansuchen, unter Anerten«
nung seiner treuen Dienste, in den Nuhestand
zu versetzen.
Kartsruhe, 31. Dez. Das heute erschie-
nene RegierungSblatt 9tro. 74 enthäst (außer
Personalnachrichten und bereits gestern 'llliitge-.
theiltem): - .
Versügungen und Bckanntmachungen yer
Minifterien. 1) Bekannlmachungen des Gr.
Markgraf Carl Friedrich von Saden.
(Fortsetzung.)
Stpredigt wurde, „der sich bie Wohlfahrt ber Ge-
sammtheit als Aufgabe setzte, an die Regierten
strenge Anfordcrungen machte, aber auch von den
Trägrrn ves Regiments das höchste Maß von
Psticht und Thätigkeit perlangte", konnte hier auf
kleinem Raum feine fruchtbarste Thätigkeit ent-
falten und seine bahnbrechenden Grunbsätze: Ent«
lastung von Grunb undBoden, Entfesse-
lung der Arbeit und deS Verkchrs, Sicher-
heit oesNechts und Friede der Bekennt-
ntssc an einem Matertal versuchen, deffen Bewal-
tigung etn hartcs Stück Arbeit, aber auch, wenn
fie getang, der überjrugende NachweiS von der
Richttgkeit der damals neuen Lehre war.
Larl Friedrich war der Mann dazu; mit jener
edlen Begcisterung, welche daS fchone Vorrecht echt
jugendlicher Naturen ist, hat er sich von dem ersten
Tage seiner Regierung an auf die Seite der neuen
Staatsweise gesteltt, deren erster Repräscntant
^ kurz vor der furcktbarcn Erschüttcrung, welche die
! alte Welt aus den Angeln hob, noch ein halbes
i Jahrhunoert reich an Kraft, an wohlverdienten
hatte thm die an schweren Prüfungen reiche Auf-
gabe gestellt, erst die Morgenröthe einer neuen Zeit
mit heraufzuführen, dann Zeuge der Erschükte-
rungcn zu setn, welche daS Fundamcnt der alten
Ordnung umspültcn und schließlich bittere Tage
einer eisernen Zwingherrschaft über Alles, was
ihm theuer war, zu erleben, ohnc die trostreiche
Aussicht auf ein Erwachen, baS doch über seinem
frischen Grabe bald beginnen sollte.
An Macht und Brdeutung der äußeren Mittel
haben ihn vieke von den Fürsten jener Zeit über-
boten, an Reinheit und sittlicher Jdealität kaum
Einer erreicht. Als sein Lkbcnsziel hat er sclbst
einmal bei einem denkwürdigen Anlaß die Anfgabe
bezeichnet: ein sreies, opulcntes, ckristliches und
gesittetes Volk zu regieren. Nickt baS Ziel asteiu,
noch mehr oie Art und Weise, wie er ihr üher riu
halbes Iahryundert unverdroffen nachgestrcbt, gibt
seinem Thun eine aus ihm eigenthümliche höhcre
Weihe." , ...
Earl Frtedrich'S Reformen umfaßten die.Rechis-
pstcge und btc Vcrwaltung, das wirthschastliche
und das geistige Leben mit gleichrr Liebe ,:nd
gleichem Verstäudniß.
Der bürgerliche und peinliche Procrß wird um-
gestaltet unb vereinfackt, oas Gefängnißwesen ge-
beffcrt, die Folter thatsächlich ausgehoben, das
Land wird von der Geißel des Landstreichergefindels
befreit, eine Sieckenanstalt, eine Wittwcnkasse. die
zwangsweise Fcuerversicherung begründet.
Jm Gemeindewesen wird etn geordneter, auf
Selbstverwaltung ruhender HauShalt eingericdtet
und durch etne ne»e Zunftacte manche widersinnigc
Beschränkung der Arbeit ausgehoben.
Das badische Lano, heute ein blühender Garteu,