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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0036
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ſchlagten Aufwand an Wittwen⸗ und Waiſengeldern eine
Quote nach Maßgabe der Kopfſtärke ſeines Contingents
zur Deckung der gleichartigen Ausgaben alljährlich durch
den Reichshaushaltsetat zu überweiſen ſei. Ferner, daß die
dem Reichskanzler zuerkannten Befugniſſe für Bayern durch
die bayriſche Staatsregierung ausgeübt werden und daß der
bayriſche Wittwen⸗ und Waiſenfonds Bayern verbleibt.
Berlin, 7. Juli. Die Ausführung einiger Beſtim-
mungen des Krankenverſicherungsgeſetzes wird
von den Bezirksregierungen, wo es erforderlich iſt, betrieben.
So wird auf die Vorſchrift des Geſetzes hingewiefen, daß
über die Verſicherungspflicht keine Zweifel obwalten, es
alſo nicht in das Belieben der Arbeitgeber oder Arbeiter
geſtellt werden kann, verſicherungspflichtige Perſonen in die
Gattung der Verſicherungsberechtigten überzuführen, und
eben ſo wenig die Kaſſe ſelbſt befugt iſt, eine derartige,
dem Geſetze zuwiderlaufende Abänderung in der Zwangs-
pflicht eintreten zu laſſen. Daß ein Vertrag oder ein Ueber-
einkommen zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ungültig
iſt, wenn die Anwendung der Geſetzesbeſtimmungen zum
Nachtheil der Verſicherten dadurch beſchränkt worden (alſo
3. B. das Beitragsdrittel des Arbeitgebers dem Arbeiter
zugeſchoben wird) und der Arbeitgeber ſich durch derartige
Abmachungen ſtrafbar macht, kann nach dem Geſetze nicht
beſtritten werden. Der Arbeitgeber macht ſich aber auch
dann ſtrafbar, wenn er eine geſetzlich verſicherungspflichtige
Perſon nicht als ſolche anmeldet. Die Zugehörigkeit der
Verſicherungspflichtigen zur Ortskrankenkaſſe richtet ſich nicht
nach dem Wohnſitze, ſondern nach dem Orte, wo der be-
treffende Arbeiter beſchäftigt iſt. — Der engl. Botſchafter Sir
EdwardMalet, welcher mit ſeiner Gemahlin vor 8 Tagen

hier aus Freienwalde eintraf, hat geſtern Mittag Berlin

verlaſſen, um ſich bis Ende Auguſt nach England zu begeben.
Berlin, 8. Juli. Der Reichsverweſer von Bayern,
Prinz Luitpold, hat das an ihn aus Anlaß des
Todes des König Ludwig II. gerichtete Beileids-
ſchreiben Kaiſer Wilhelms durch folgendes Schrei-
ben beantwortet:
Durchlauchtigſter großmächtigſter Kaiſer und König!
Hochverehrteſter Herr Vetter! *
Ich habe die Ehre gehabt, aus den Händen Seiner kaiſerlichen
und königlichen Hoheit des Kronprinzen des deutſchen Reiches und
von Preußen das Schreiben entgegen zu nehmen, mit welchem
Eure kaiſerliche und königliche Majeſtät mich der lebhafteſten
Theilnahme verſichern, welche Höchſtdieſelben an dem ſchweren
Verluſte nehmen, den das königliche Haus von Bayern und mit
ihm das ganze Land durch den Hingang meines vielgeliebten
Neffen, König Lndwigs II., Majeſtät, erlitten haben.
Dieſe wahrhaft wohlthuende, erhebende Theilnahme hat noch
beſonders werthvollen Ausdruck dadurch erfahren, daß Eure kai-
ſerliche und königliche Majeſtät höchſt Ihren Sohn, des Kron-
prinzen kaiſerliche und königliche Hoheit, hierher entſendet haben,
um der Ueberbringer dieſer beileidsvollen Geſinnungen zu ſein und
um Höchſtdieſelben bei den Beiſetzungsfeierlichkeiten zu vertreten.
Indem ich Euer kaiſerlichen und königlichen Majeſtät gerührten
Herzens innigſten, aufrichtigſten Dank für dieſe Beweiſe hoher
Aufmerkſamkeit darzubringen mich beeile, fühle ich mich Hochden-
ſelben noch in und bouie liche W neſtat die dem verbinden daß
Eure kaiſerliche und königliche Majeſtät die dem Nen wie en Gäui/
1 MiT - e oeten freundſchaft-
REMge auf mich übertragen wollen. chuf
Mögen Eure kaiſerliche und königliche Majeſtät ſich überzeugt
halten, daß auch ich meinerſeits nichts ſehnlicher erſtrebe, als Auf-
rechterhaltung und Befeſtigung der ſo glücklich beſtehenden innigen
vertrauensvollen Beziehungen, welche zum Heile Deutſchlands die
Kronen Preußens und Bayerns verbinden.
Mit der Betheuerung dieſer Geſinnungen verbinde ich die Ver-
ſicherung der hohen Verehrung und unwandelbaren Ergebenheit,
worin ich verharre Eurer kaiſerlichen und königlichen Majeſtät
dienſtwilliger Vetter Luitpold, Prinz von Bahyern.
München, den 20. Juni 1886.
An des Kaiſers und Königs von Preußen Majeſtät.
Ems, 8. Juli. Zur kaiſerlichen Tafel war geſtern
der Geſandte Bayerns in Berlin, Frhr. v. Lerchenfeld,
gezogen. — Die Abreiſe des Kaiſers iſt auf Sonn-
tag Nachmittag 4 Uhr feſtgeſetzt. Der Kaiſer begibt ſich
zunächſt nach Koblenz zum Beſuche der Kaiſerin.
München, 8. Juli. Die Allg. Ztg. theilt ein Hand-
ſchreiben des Prinzen Luitpold mit, in welchem das Pen-
ſionirungsgeſuch des Generaladjutanten Generals Spruner
v. Mertz unter Verleihung des Großkreuzes des Michael-
ordens, unter Anerkennung der ſchriftſtelleriſchen Verdienſte
desſelben, genehmigt wird.

Ausland.
Paris, 8. Juli. Der Graf und die Gräfin von
Paris waren geſtern zum Frühſtück beim Prinzen von
Wa les in London geladen. Der Erzbiſchof von
Paris iſt geſtorben. Der Kranke war ſeit geſtern Abend
10 Uhr beſinnungslos. Der geſammte hohe Clerus war
in den letzten Augenblicken des Sterbenden zugegen. Nach
dem erfolgten Tode wurden der Präſident Grévy, Mi-
niſterpräſident Freyeinet und der päpſtliche Nuntius ſo-
fort benachrichtigt. Der jüngſte Bruder des Königs
Norodom von Kambodſcha, Prinz Nil Veng, der
vor drei Monaten, wie es hieß, auf Anſtiften des Königs
zu den Rebellen übergegangen war, wurde von den Fran-
zoſen gefangen und enthauptet. Si Votha, Bruder
des Königs, Thronbewerber gegen den König Norodom,
ſeit 20 Jahren das Haupt der Aufſtändiſchen in Kam-
bodſcha, wurde dem Vernehmen nach von den Milizſoldaten
aufgegriffen und erſchoſſen. — Der Miniſter für Poſten und
Telegraphen ſchloß mit Meſſageries Maritimes einen Ver-
trag ab, durch welchen der beſtehende Dienſt geändert und
hauptſächlich gefordert wird, daß nur in Frankreich
gebaute Schiffe in Dienſt geſtellt, nur franzöſiſche
Kohlen verwendet werden. Der Vertrag hebt die Vortheile
auf, welche in den Frachtſätzen den engliſchen Erzeugniſſen
zum Nachtheil der franzöſiſchen waren gewährt worden.
Der Vertrag wird Ende 1888 in Kraft treten. — Die Ein-
nahmen des Staatsſchatzes im Monat Juni betrugen
3¼ Millionen Franken weniger als die Voranſchläge des
Budgets; die Einnahmen im erſten Halbjahr dieſes Jahres
betragen 38 Millionen weniger als in der gleichen Zeit des

Friedrich Wölfel, Pfläſterer

Vorjahres. Der Ausfall rührt hauptſächlich von der ge-
ringen Einnahme von der Zuckerſteuer her.
London, 8. Juli. Endlich bricht Gladſtones Or-
gan Daily News das Schweigen und bemerkt, die Ba-
tumer Frage ſei keine allein England berührende, denn
es ſei ein Aberglanbe, daß England zur Erhaltung des
Vollbeſtandes der Türkei verpflichtet ſei; derſelbe ſei mit
Lord Beaconsfield zu Grabe getragen worden. Die
Abmachung über Batum ſei daher nur Ueberbleibſel eines
alten Wahns. Trotzdem tadelt das Blatt Rußlands Ver-
tragsbruch und bedroht es ſchließlich mit der Liga aller Mächte.

Aus Stadt und Land.
*Heidelberg, 9. Juli. (Heidelberger Univerſitäts-
Jubiläum.) Von der Redaction der „Ruperto⸗Carola“, officielle
illuſtr. Feſtchronik der V. Säcularfeier der Univerſität Heidelberg
(Redaction: K. Bartſch, Verlag: Otto Petters) geht uns
folgende Mittheilung zu; Nachdem in der letzten Zeit wiederholt
Anfragen darüber eingelaufen ſind, inwieweit diejenigen Herren,
welche früher dahier ſtudirt haben und nicht etwa als Ehrengäſte
der Univerſität eingeladen ſind, berechtigt ſeien, an den einzelnen,
aus Anlaß des Univerſitäts⸗Jubiläums ſtattfindenden feſtlichen
Veranſtaltungen ſich zu betheillgen, bürfte die Mittheilung am
Platze ſein, daß zwar vorausſichtlich in Anbetracht der Beſchränkt-
heit der betreffenden Räumlichkeiten die Auwohnung der bezeich-
neten Kategorie von Feſttheilnehmern bei den Feſtlichkeiten in der
Aula und in der Heiliggeiſtkirche nur in geringerem Umfange
möglich ſein wird, daß dieſelben aber zu dem offiziellen Empfaugs-
abend in der Feſthalle am 2. Auguſt, zu dem am 3. Auguſt
Abends ſtattfindenden Schloßfeſte, ſowie zu dem am 6. Auguſt
abzuhaltenden allgemeinen Commerſe Zutritt haben werden. Der
Abend des 4. Anguſt iſt durch den großen Fackelzug, der Abend
des 7. Auguſt durch die Schloßbeleuchtung ſowie durch Garten-
feſte im Muſeum und in der Harmonie ausgefüllt. Am 6. Auguſt
Morgens 9 Uhr findet der hiſtoriſche Feſtzug ſtatt, welchen man
von den Seitens des Feſtzugs⸗Ausſchuſſes zu errichtenden Tri-
bünen am Bequemſten anſehen kann. Tribünenplätze können jetzt
ſchon bei G. Koeſter's Buchhandlung dahier beſtellt werden. Daz
innerhalb ded Rahmens des offiziellen Programms noch eine
Menge feſtlicher Veranſtaltungen durch die hieſigen ſtudentiſchen
Vereine für ihre alten Herren erfolgt, iſt ſelbſtverſtändlich. Z. B.
gibt der 8. C am 4. Auguſt in einem Theile der Feſthalle, welcher
an jenem Abend adgegrenzt werden wird, einen großen Commers.
Der übrige Theil der Feſthalle iſt am 4. Auguſt Abends den
nicht am S.C.⸗Commers ſich betheiligenden Feſtgäſten zugänglich.
An allen anderen Tagen ſteht ihnen ſelbſtyerſtändlich die ganze
Halle zu zwangloſem geſelligen Zufammenſein zur Verfügung.

Es wird in der Feſthalle auch an den Abenden, an welchen in
derſelben keine offiziellen Feſtlichkeiten abgehalten werden, für

Muſik beſtens geſorgt ſein, wie denn auch muſikaliſche Frühſchoppen
in Ausſicht genommen ſind. Es dürfte alſo den alten Herren,
welche zum Feſte hierher kommen, nicht ſchwer fallen, in der Feſt-
woche die nöthige Unterhaltung und Zerſtreuung zu finden. Der
Zutritt zur Feſthalle, welche bereits am Sonntag, den 1. Auguſt
geöffnet ſein und über 5000 Perſonen faſſen wird, iſt übrigens
Feſttheilnehmern, welche nicht Ehrengäſte der Univerſität ſind
oder in dieſem Semeſter hier ſtudiren, nur gegen Löſung einer
Karte geſtattet, die in dem Empfangs⸗Bureau am Bahnhof zu-
gleich mit dem Feſtzeichen ausgegeben wird. Dieſelbe koſtet für
diejenigen Herren, welche früher hier ſtudirt haben, je 1 % und
berechtigt dieſelben während der ganzen Feſtzeit zum Beſuche der
Halle. Auch ſind dieſe Herren zur Löſung von Familienkarten
befugt, welche 3 koſten, den Jnhaber aber nur zur Mitnahme
eines Angehörigen in die Feſthalle legitimiren. Bei dieſem
Anlaß möge in Bezug auf die, Rexecrionei) Forgendés bemerkt
Baistbha -Siubirende anderer Hochſchulen ſowie Herren, welche
nicht hier, ſondern an anderen Univerſitäten ihre Studien abſol-
birt haben, können Eintrittskarten zur Feſthalle, die für die ganze
Feſthalle gültig ſind, zum Preiſe von 3 ¾ erhalten. Familien-
karten ſtehen ihnen dagegen nicht zu. Dem ſonſtigen Publikum
wird der Eintritt in die Halle, welche natürlich in erſter Reihe
für die activen und inaktiben Studirenden beſtimmt iſt, nur gegen
Zahlung eines Eintrittsgeldes geſtattet ſein, welches für jeden
Beſuch der Halle am 1. und 2. Anguſt 1 %%, an den übrigen
Feſttagen 50 ½ und vom 8. Auguſt an 20 ⸗½ beträgt. Dieſe
Beſtimmungen finden auch auf die hieſigen Einwohner, inſoweit
ſolche nicht unter eine der oben erwähnten Kategorien fallen, bezw.
nicht etwa als Mitglieder der Univerſität, der Gemeindecollegien
und des bürgerlichen Jubiläums⸗Ausſchuſſes oder als Mitglieder
der Geſang⸗Vereine, Feſtzugs⸗Theilnehmer oder in Folge beſon-
derer Einladung Seitens der ſtädtiſchen Verwaltung während der
ganzen Feſtzeit oder an einzelnen Tagen freien Zutritt zur Feſt-
halle haben, Anwendung, da im Falle allzugroßer Erleichterung
des Eintritts zur Halle für die Einheimiſchen befürchtet werden
müßte, daß dieſelbe den eigentlichen Feſtgäſten, auf die in erſter
Reihe Rückſicht genommen werden muß, nur in beſchränktem Um-
fange zugänglich ſein würde. — Eine weitere höchſt erfreuliche
Bereicherung hat das Programm der Jubiläums⸗Feierlichkeiten
dadurch erhalten, daß an zwei Abenden in der Feſtwoche von
dem Perſoual der vereinigten Stadttheater zu Frankfurt a. M.
im hieſigen Theater Luſtſpiel⸗Vorſtellungen gegeben werden ſollen.
Herr Intendant Claar wird das Arrangement und die Inſcenirung
ſelber in die Hand nehmen, und wir dürfen jedenfalls auf zwei
genußreiche Abende rechnen. Die ganze Veranſtaltung wird
namentlich den Damen, welche ſich an den Commerſen nicht be-
theiligen können, ſehr erwünſcht ſein.
„ Hridelbern, 9. Juli. Vorbereitungen zum Heidelberger
Ju biläun! Wie viel ſieht, hört und lieſt man jetzt nicht da-
von. Nicht allein, daß Heidelberg und ſeine Bewohner ſozuſagen
bis über den Kopf in Vorbereitungen ſtecken, letztere äußern ſich
auch ganz intenſiv in weiteren Kreiſen der badiſchen Bevölkerung.
So wird der Bad. Landesztg. aus dem Amtsbezirk Sinsheim ge-
ſchrieben: Es hat ſich in Sinsheim ein beſonderer Ausſchuß
gebildet, welcher unter Anderem in Anregung gebracht hat, daß
in denjenigen Orten, welche an der Bahn liegen, die verfügbaren
Betten in den Privathäuſern Bekannten eingeräumt werden, die
aus der Ferne zugereiſt kommen, oder aber in der Nähe, jedoch
nicht unmittelbar an der Bahn wohnen und daher zu ſpäter
Abendſtunde ihr Heim nur mit Schwierigkeiten erreichen könnten.
Ein derartiges Entgegenkommen verdient öffentliche Anerkennung;
es wird aber die Durchführung dieſes Theiles des Programmes
von einer Aenderung des Fahrplanes für die Strecke Heidel-
berg — Meckesheim —Wimpfen abhängig ſein, da der letzte
fahrplanmäßige Zug bereits um 8½ Uhr Abends von Heidelberg
abgeht. Der Ausſchuß in Sinsheim iſt augenſcheinlich und, wie
es uns ſcheint, mit Recht, von der Unterſtellung ausgegangen,
daß an einer Aenderung des Fahrplanes für die Dauer der Feſt-
zeit nicht zu zweifeln ſei. Und in der That ſcheint uns die Ver-
legung bezw. die Einführung eines Zuges auf Nachts,
etwa 12 Uhr, wenigſtens für die Hauptfeſttage eine Nothwen-
digkeit im Jutereſſe des Feſtes ſelbſt in dem Grade zu ſein, daß
es ſich maßgebenden Orts bei etwa entgegenſtehenden Hinderniſſen
zweifelsohne nur noch darum handeln wird, auf welche Weiſe
weid Hinderniſſe, die nicht unüberwindlich ſein dürften, gehoben
werden.
*Hidelberg, 9. Juli. Aus Würzburg wird gemeldet, daß als
Vertreter der dortigen Univerſität an der hieſigen Jubiläums-
feier die Herren Rektor Geheimrath Dr. v. Urlichs und
Profeſſor Dr. Rindfleiſch Theil nehmen werden.
◻Heidelberg, 9. Juli. (Schöffengerichtsſitzuug vom 8. ds.
rer von hier, wegen Forſtdiebſtahls an-
geklagt, hat ſich der Polizeiſtrafe unterworfen. Georg Höchſtetter,

Mühlenbauer von Ziegelhauſen, wegen Forſtdiebſtahis angeklagt
hatte gegen die Polizeiſtrafe Einſpruch erhoben; letzterer wurde

wegen Ausbleibens des Angeklagten zurückgewieſen. eter,
Gärtner Ehefrau und Katharina Gärtner von da, wegen Forſt-
diebſtahls augeklagt, haben ſich der Polizeiſtrafe unterworfen.
Der Einſpruch des Peter Gärtner von da, wegen Forſtdiebſtahls
angeklagt, wird als unbegründet verworfen. Julius Noe, Schreiner
dahier, wird wegen Ruheſtörung zu 6 Tagen Haft, Joſef Hauſer,
Gärtner von Baſel, wegen Betrugs zu 16 Tagen Gefängniß,
Johann Schlickſupy und Eberhard Elfner von Handſchuchsheim,
wegen Körperverletzung erſterer zu 20 Tagen, letzterer zu 10 Tagen
Gefängniß, Nikolaus Rohr, Laudwirth von Handſchuchsheim, we-
gen Uebertretung des § 360 R.⸗St.⸗G. zu 6 Tagen Haft ver-
urtheilt. Die Verhandlung gegen Karl Trinkle, Kutſcher hier,
wegen Beleidigung von Adolf Rethfeld angeklagt, wird durch
Vergleich erledigt. Eliſe Geiſenhof von Rodheim und Julie Spahn
dahier, ſind wegen Beleidigung angeklant; Eliſe Geiſenhof wird zu
14 Tagen Gefängniß verurtheilt, Julie Spahn wird freigeſprochen.
7 Heidelberg, 9. Juli. Nächſten Sonntag zwiſchen 10 u. 11 Uhr
werden ſich der Mannheimer Alterthumsverein und der
hiſtoriſche Verein für das Großherzogthum Heſſen
in Darmſtadt auf dem Heiligenberg einfinden zu einer ge-
meinſchaftlichen Beſichtigung der Ausgrabungen der dorti-
gen Kloſterruine, unter Aſſiſtenz des diefelben leitenden
Hrn. Baupraktikanten W. Schleuning dahier. Es iſt erfreu-
lich, auch in weiteren ſachkundigen Kreiſen das Intereſſe für dieſe
baugeſchichtlich ſo intereſſanten Funde erwachen zu ſehen. Fertig
iſt ja die Arbeit noch lange nicht; aber daß ſich die Fortſetzung
i Ausgrabungen lohnt, ſoviel iſt durch das Gefundene doch
einſtweilen feſtgeſtellt.
Hehelberg⸗ 19 Juli. Bei der heute ſtattgehabten Wahl
eines erſten Bürgermeiſters haben von 114 Wahlberech-
tigten 91 abgeſtimmt. Der Gewählte, Herr Bürgermeiſter Walz,
erhielt 89 Stimmen; 2 Zettel waren unbeſchrieben. Die Wahl
kann ſomit als eine einſtimmige bezeichnet werden und bringt das
allſeitige Vertrauen zum Ausdruck, welches ſich Herr Bürgermeiſter
Walz in der kurzen Zeit ſeiner Thätigkeit bereits erworben hat.
4 Hridelberg, 9. Juli. Zu Gunſten des Scheffeldenkmals
in Heidelberg beabſichtigt ſicherem Vernehmen nach die hieſige
Militärkapelle Donnerstag, den 15. Juli Abends im Bremeneck-
garten ein großes Conzert zu geben, deſſen ganzer Ertrag dem
Scheffeldenkmal in Heidelberg zufließen ſoll. Hoffentlich wird
zahlreicher Beſuch des ſchönen Gartens das lebhafte Juntereſſe der
Einwohnerſchaft Heidelbergs an dem lobenswerthen Unternehmen
bethätigen.
+* Heidelberg. 9. Juli. Wie wir hören, wird der Berband
deutſcher Architecten⸗ und Ingenieur V⸗, 0.
welcher im nächſten Monat in Frankfurt a. M. tagt, am 16.1
d. Js. von dort aus einen Ausflug hierher machen. E anigſtä;
dieſem Anlaß eine Schloßbeleuchtung in Ausſicht genommerg
Heidelberg, 9. Juli. Das Keller'ſche Anweſen. Haupt-
ſtraße 118, ging geſtern durch Kauf um den Preis von 90000 .
in den Beſitz des Hrn. Ludwig Künzle dahier über.
Xbridelberg, 9. Juli. Ueber dem geſtern von dem Muſiklorps
des 2. Thüringiſchen Juf.⸗Regiments Nr. 32 in der Schloß-

NReſtauration gegebenen Concert waltete inſofern kein glücklicher

Stern, als Jupiter Pluvius im Laufe des Tages mit ſeinen
naſſen Spenden etwas zu freigebig geweſen und Manchen
vom Beſuch zurückgeſchreckt, trotzdem der Abend ganz leidlich und
der Aufenthakt in dem nur ſehr wenig angefeuchteten Garten
durchaus angenehm war. Indeſſen war der Beſuch doch noch
immer ein recht erfreulicher. Die Leiſtungen der Kapelle, welche
unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Olbrich concertirte,
waren ausgezeichnet und trugen den Stemvel künſtleriſcher Vollen-
dung. Das Programm war ein ſehr gediegenes und gewähltes.
Das Publikum lauſchte denn auch andächtig und mit Aulcbhaf.

WTRHoM. N T. Schluiſſe derfelbcil lebhafi.
einzehnen ARt 9. Juli. Nach den ſchwülen, drückenden Tagen
ſehnte man ſich zwar wieder einmal nach einer Abkühlung und
Auffriſchung von oben. Das Regenwetter, das wir ſeit
heute Morgen haben, ſcheint jedoch zu viel des Guten bringen zu
wollen. Der ganze Himmel iſt grau und düſter und es regnet
unaufhörlich. Man hat den Eindruck, als ginge es wieder auf
eine längere Regenperiode los. Möchten wir davor behütet bleiben,
ſonſt würde für die Landwirthſchaft zum zweiten Male in dieſem
Sommer eine ſchlimme Zeit anbrechen.
— Hridelberg, 9. Juli. Ein Bretzelträger, von Ziegelhauſen
gebürtig, erhielt dieſer Tage von ſeinem Prinzipal dahier einige
Hundert Bretzeln zum Verkaufe, ließ ſich aber nach Erledigung
ſeines Auftrags nicht mehr blicken, ſondern iſt mit der Einnahme
von etwa 10 4 flüchtig geworden. — Vor etwa 14 Tagen ge-
riethen zwei Metzgerburſchen dahier mit einem andern Collegen
in Wortſtreit, der in Thätlichkeiten überging. Die Ueber-
macht ſiegte und der Eine wurde von den andern Beiden derart
mitzhandelt, daß ſich dieſelben wegen Körperverletzung zu verant-
worten haben werden. — Einem Buchbinder wurde in verfloſſener
Nacht ſein Schaukäſtchen, welches er vergeſſen hatte abzuhängen,
weggenommen. Ob dieſes aus Scherz geſchah, oder eine Ent-
wendung vorliegt, iſt noch nicht feſtgeſtellt.
„ Auflach 8. Juli. Die Errichtung einer Halteſtelle für Lokal-
züge bei der Wartſtation Nr. 82 iſt genehmigt und wird dieſelbe
in Bälde dem allgemeinen Verkehr übergeben werden. Welche-
Annehmlichkeiten dies für das reiſende Publikum hat, werden be-
ſonders die vielen Arbeiter Nußlochs, die in Heidelberg beſchäf-
tigt ſind, zu würdigen wiſſen. — Der Gemeinderath und Bürger-
ausſchuß hat einſtimmig den Beſchluß gefaßt, das alterthümliche
und ſeinem Zweck durchaus nicht entſprechende Rathhaus einer

gründlichen Reſtauration zu unterwerfen, wozu ein Koſtenaufwand
von mindeſtens 800 JJ erforderlich iſt.
jedenfalls nothgedrungen und aus gewiſſen Sparſamkeitsrückſichten

Dieſer Beſchluß wurde

gefaßt. Allein es ſcheint, daß hier am verkehrten Platze geſpart

werden ſoll. Es wäre jedenfalls vernünftiger, ein neues Rath-

haus zu erbauen, ſtatt 800— 1000 unnütz und ohne den ge-
wünſchten Zweck zu erreichen, zu verausgaben. Der Gemeinde
Nußloch, welche ſich in ziemlich wohlſituirten Verhältniſſen befin-
det, wäre dies ein Leichtes und könnten die Neubaukoſten in einer
Reihe von Jahren in der Weiſe gedeckt werden, daß ſich dies bei
dem Einzelnen kaum fühlbar machen würde. Darum dürfte es
ſich empfehlen, das alte Projekt fallen zu laſſen und das eines
Neubaues, welcher für alle Zeiten eine Zierde des Ortes ſein
würde, in Erwägung zu ziehen.
Fruchſal, 8. Juli. Ein Gewittervon ſelten erlebter Heftigkeit
entlud ſich heute Nacht zwiſchen 1 und 2 Uhr über unſerer Stadt.
Blitzſchläge folgten einander mit ſo furchtbarem Krach, daß man
ſicher glaubte, ſie müßten da oder dort ge zündet haben, was ſich
jedoch nicht beſtätigte. Dagegen iſt mitten auf dem Marktplatz,
dem Rathhauſe gegenüber, von mehreren Anwohnern die merk-
würdige Erſcheinung beobachtet worden, daß feurige Ballen in
ſchneller wirbelnder Bewegung auf dem Straßenpflaſter hinter-
einander herjagten. Ein hieſiger Bürger, der von dieſem Phänomen,
während er über die Straße eilte, überraſcht wurde, berichtet der
Krchg. Ztg., daß er gleichzeitig ein Stück in die Höhe gehoben
worden wäre und vor Schreck laut habe auſſchreien müſſen.
Dfariheim, 7. Juli. Heute hatte Pforzheim die Ehre, der Ort
einer diplomatiſchen Conferenz zu ſein. Nachmittags 2 Uhr tra-
fen, wie man der Bad. Ldsztg. mittheilt, die Finaunzminiſter
von Baden und Württemberg, die Herren Ellſtätter u.
v. Renner, jeder von 2 Räthen ſeines Miniſteriums begleitet, hier
ein, um eine Conferenz über gemeinſame Angelegenheiten zu hal-
ten. Als Raum für die Berathung diente ein Saal des Bahn-
hofes, der durch Aufſtellung von Pflanzen ein ſeiner Beſtimmung
entſprechendes Gewand angelegt hatte. — Ein Beſuch auf der
Brandſtätte in Weißenſtein zeigt ein Bild grauſiger Zer-
ſtörung. Aus dem Schutt, der über Mannshöhe die unteren
Räume füllt, ſteiat Qualm, manchmal eine Feuergarbe auf,
während Feuerwehrleute beſchäftigt ſind, allmählig die Gluth zu

A
 
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