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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0067
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befehlshaber in Langſon, aufgemacht, um die Beſatzung von
Tanmoi zu befreien. Auch aus anderen Theilen von Ton-
kin werden Zwiſchenfälle ernſter Art gemeldet. In einem
von der Patrie veröffentlichten Briefe heißt es, daß in allen
Provinzen der Aufſtand wüthet. ö
Brüſſel, 16. Juli. Der König und die Königin
begaben ſich heute zum Hotel de Flandres, um dem Herzog
von Aumale einen Beſuch abzuſtatten, welchen derſelbe
morgen in Schloß Laeken erwidern wird. Der Prinz,
welcher geſtern hier ankam, reiſt wahrſcheinlich am Sonntag
nach England weiter.
Spezia, 16. Juli. Der König iſt heute hierſelbſt
eingetroffen und von der Bevölkerung auf das wärmſte be-
grüßt worden. In der Begleitung des Herzogs von Genua
und des Marine⸗ und Kriegsminiſters beſuchte der König
die Arbeiten an dem Panzerſchiffe „Lepanto“ und begab
ſich alsdann nach dem Golf von Caſtagna, um den tactiſchen
Uebungen, namentlich der Torpedoboote, beizuwohnen.
London, 16. Juli. Wie es heißt, ſchweben zwiſchen
England und Amerika Unterhandlungen über den
Abſchluß eines Vertrages, betreffend die Auslieferung von
Dynamitverbrechern.
Waſhington, 16. Jul. Der Präſident Cleve-
land hat eine Verordnung erlaſſen, in welcher die in den
verſchiedenen Regierungsdepartements angeſtellten Beamten
davor gewarnt werden, ihre amtliche Stellung zu benutzen,
um auf die in ihren Bezirken herrſchenden politiſchen Strö-
mungen Einfluß zu üben.

Aus Stadt und Land.
* geidelberg, 17. Juli. Wie aus dem an anderer Stelle veröf-
fentlichen Briefwechſel zwiſchen Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog
und Sr. Majeſtät dem Kaiſer hervorgeht, wird die Stadt die
große Ehre haben, Se. Kgl. Hoheit den Kronprinzen des deut-
ſchen Reichs bei der Jubiläumsfeier der Univerſität in ihren
Mauern begrüßen zu dürfen. Se. Majeſtät hat zwar die perſönliche
Theilnahme mit Rückſicht auf früher getroffene Reiſedispoſitionen
abgelehnt, indeß in beſtimmteſter Form kundgegeben, daß ihn Se.
Kgl. Hoheit der Kronprinz vertreten werde. Die Anweſenheit des
Erben des deutſchen Kaiſerthrones wird ſicher dazu beitragen, das
Feſt um ſo glänzender zu geſtalten.
kerung wird dieſe Nachricht echt patriotiſche Begeiſterung erwecken.
T Zeidelberg, 17. Juli. Ueber das im Muſe um am 7. Auguſt
aus Anlaß des Univerſitäts⸗Jubiläums ſtattfindende Feſt geht
uns von befrenndeter Seite folgende Mittheilung zu: Daſſelbe
wird nach Ende der Schloßbeleuchtung beginnen und gleichzeitig
in den ſämmtlichen oberen Sälen, den Reſtaurationsräumen, den
unteren Hallen und im feſtlich erleuchteten Garten ſtattfinden.
Der große Leſeſaal wird an dieſem Abend als Erfriſchungsraum
und Büffet dienen, während in den unteren Räumen und im
Garten die ſonſt übliche Reſtauration ſtattfindet. Die treffliche
Regimentsmuſik des II. bad. Grenadierregiments „Kaiſer Wilhelm“
Nr. 110 unter der bewährten Leitung des Herrn Kavellmeiſters
O. Schirbel wird im Garten (auch bei ungünſtiger Witterung)
ein gewähltes Programm, das Stadtorcheſter im grogen Saale
die neneſten Tänze ſpielen. Die Galerien im großen Saale ſind
an dieſem Feſtabend ebenfalls geöffnet. Mit Rückſicht auf die

große Zahl fremder Feſttheilnehmer und auf den ſpäten Anfang

des Tanzvergnügens iſt eigentliche Balltoilette nicht geboten und
erſcheinen in den oberen Räumen die Damen und Herren im Ge-
ſellſchaftsanzuge. Die Mitglieder des Muſeums haben das Recht,
anweſende Feſtgäſte in unbeſchränkter Zahl einzuführen, während
dies auf hieſige Einwohner, die nicht der Muſeumsgeſellſchaft an-
gehören und auch hier in Penſion wohnende Fremde keine An-
wendung finden kann. Den answärtigen Beſuchern des Feſtes
darf damit wohl ein weiterer genußreicher Abend und ein wür-
diger Feſtabſchluß in Ausſicht zu ſtellen ſein.
34 geidelberg, 17. Juli. Zufolge einer Bekanntmachung, die
im Inſeratentheil der vorliegenden Nummer veröffentlicht iſt,
hat die Großh. General⸗Direktion der bad. Staats-
bahn en zur Erleichterung des Beſuchs des Univerſitäts⸗Jubi-
läums nunmehr auch Fahrpreisermäß igungen bewilligt.
Letztere gelten auch für einen Theil der badiſch württembergiſchen
Bahnen. Die mannigfachen Aufragen, welche uns in dieſer An-
gelegenheit zugingen, finden in der Bekanntmachung ihre Antwort
und ſeien die Frageſteller darum auf dieſelbe noch ganz beſonders
hingewieſen.
88 gtidelberg. 17. Juli. Das eben erſchienene Correſpondenz-
blatt Nr. 2 des deutſchen Schulvereins bringt ſehr erfreu-
liche Mittheilungen über das conſtante Wachſen des Vereins und
ſeiner Wirkſamkeit. Die Zahl der Mitglieder iſt von 12 000 zu
Anfang 1885 auf 19000 zu Aufang dieſes Jahres und bis jetzt
auf annähernd 23000 geſtiegen, welche ſich auf 45 Vereine und
220 Ortsgruppen vertheilen. Neuerdings iſt u. A. eine ſehr be-
deutende Ortsgruppe in Chicago entſtanden, welche ſich die Pflege
des deutſchen Unterrichts in Nordamerika zur ſpeziellen Aufgabe
geſtellt hat. Die Geſammtjahreseinnahme belief ſich in 1885 auf
annähernd 45 000 ¾¾. Hieraus erhielten in erſter Reihe deutſche
Gemeinden in Ungarn und Siebenbürgen, welche in ihrem ſchweren
Kampfe gegen die von der ungariſchen Regierung verfolgte
Magyariſirung des Unterrichts von dem öſterreichiſch⸗deutſchen
Schulverein nicht unterſtützt werden dürfen, Beihilfen in Geld
und Lehrmitteln. Andere Beiträge erhielten deutſche Gemeinden
in Böhmen, welche ſich des von den Behörden geförderten Czechen-
thums, in Krain, die ſich der Slovenen, in Südtirol, die ſich der
Italiener zu erwehren haben. Endlich gingen Beiträge an deutſche
Unterrichtsanſtalten in Rußland, Bulgarien, Italien, England
und Südafrika. Faſt überall ſetzten die Vereinshülfen unſere
Landsleute in den Stand, ſich den feindſeligen, oft vom blindeſten
Haß und Grimm gegen alles Deutſche erfüllten Gegnern erfolgreich
zu widerſetzen und itren deutſchen Uuterricht zu behaupten; ihr
deutſches Nationalgefühl wurde dadurch mächtig gehoben und ihre
Freudigkeit zum Ausharreu im Kampfe gegen übermüthiges, Recht
und Geſetz bei Seite ſetzendes Audringen in hohem Maße ge-
kräftigt. Dieſe Erfolge fordern gebieteriſch dazu auf, das Er-
rungene feſtzuhalten und zu ſichern, und auch den vielen Gemein-
den, welche noch der dringend nöthigen Hülfe ſehnſüchtig harren,
dieſelbe ausgiebig zu gewähren. Die Reichsregierung iſt dazu
nicht in der Lage; ſie darf ſich in die innern Angelegenbeiten fremder,
ſelbſt verbündeter Staaten nicht einmiſchen, wenn ſie auch, wie
wir alle, noch ſo ſehr von dem Werthe und der Bedeutung des
deutſchen Elementes in Auslande für uns und unſere Intereſſen
überzeugt iſt. Wo immer dasſelbe bedrängt iſt und vernichtet
werden ſoll, kann daber ſeine Erhaltung und Kräftigung nur von
der freien, rein privaten Thätigkeit des deutſchen Volkes geſchützt
und gefördert werden, indem es den Namensbrüdern von Hand
zu Hand die Mittel zur Ausdauer im Kampfe darreicht. Das zu
thun, fordert von uns die politiſche Klugheit; damit beweiſen wir
zugleich die nationale Geſinnung, deren wir uns ſo warm zu
rühmen pflegen; damit beſtrafen und rächen wir den Schimpf,
welchen Czechen, Slovenen und ähnliche Völker der Ehre des
deutſchen Namens anthun. Welcher gute Deutſche wird dazu
nicht freudig mitwirken wollen? und er kann es, indem er mit
einem kleinen Beitrag (2 Mark) dem deutſchen Schulverein bei-

In der Heidelberger Bevöl-

tritt, welcher für jene Aufgabe das ein zige, aus der Initiative
deutſcher Bürger hervorgegangene, ohne jede offizielle Beihülfe
wirkende Organ iſt, und jene Hülfe den Bedrängten mit Umſicht
und Sorgfalt bringt, mögen ſie Latholiken oder vangeliſche ſein,
wenn ſie nur brave deutſche Landsleute ſind. — Der öſterreichiſche
Schulverein zählt über 110 000 Mitglieder. Ihm muß unſer
Verein gleich werden, damit er den großen, an ihn geſtellten An-
forderungen genügen könne. Die hieſige Ortsgruppe hat etwa
210 Mitglieder, für eine ſo gut deutſch geſinnte Stadt, wie Hei-
delberg, noch eine kleine Zahl. Hoffentlich gelingt ihre Vermeh-
rung den darauf gerichteten Bemühungen des Vereinsvorſtandes,
welchem zu dieſem Zwecke kürzlich hochangeſehene Mitglieder der
Univerſität, die Herren Geh. Rath Dr. Czerny, Prof. Dr. Erd-
mannsdörffer und Gymn.⸗Director Dr. Uhlig beigetreten ſind.
XHeideiberg. 17. Juli. Von dem Vorſtand des Vereins für
Mädchenfürſorge wird folgender Bericht über die Fünfpfennig-
Sammlung erſtattet: Nachdem ein Jahr ſeit dem Beginn der
5 Pfg.⸗Sammlung für die Mädchenfürſorge verfloſſen iſt, möchten
wir all den freundlichen Gebern über die Verwendung des durch
Sammelbücher und einmalige Geſchenke zuſammen gekommenen
Geldes Bericht erſtatten. Mit dieſem Gelde wird ein Mädchen im
Marthahauſe in Karlsruhe unterhalten und ausgebildet und vier
arme Mädchen werden in der mit der hieſigen Mädchenherberge
verbundenen Ausbildungsanſtalt für Dienſtboten, wie wir hoffen,
zu tüchtigen, brauchbaren Dienſtmädchen herangebildet. Für Klei-
dung dieſer armen Kinder mußte natürlich auch geſorgt,
werden. — Elf arme Mädchen lernen auf Koſten der Mädchen-
fürſorge Nähen und Ausbeſſern; alle Nähutenſilien und für jedes
Kind Stoff zu einem Hemd wurden aus derſelben Kaſſe beſtritten.
Alle dieſer Kinder werden auch in ihrem ſpätern Leben von den
aufſichtführenden Damen überwacht. Mit dieſen verhältnißmäßig
geringen Mitteln iſt alſo ſchon bisher manches Gute erreicht wors
den. Eine Anzahl junger Mädchen iſt durch dieſe Fürſorge vor
Abwegen bewahrt und zu tüchtigen Leiſtungen in ihrem künftigen
Berufe herangebildet worden. Wir hoffen, daß dieſe Erfolge die
bisherigen gütigen Geber veranlaſſen werden, uns auch fernerhin
mit ihren Beiträgen zu unterſtützen und daß unſer Unternehmen
in immer weiteren Kreiſen werkthätige Theilnahme finden wird.
Auch der beſcheidenſte Beitrag wird von uns dankbar für ein
Unternehmen entgegen genommen, auf deſſen erſtem Anfange be-
reits Gottes Segen fühlbar geruht hat.
* gridelberg, 17. Juli. An der hieſigen Univerſität habilitirte
ſich nach dem Schw. M. der Director der ſtädtiſchen Mädchen-
ſchule Dr. Aug. Thorbecke als Dozeut für Geſchichte. Seine
Habilitationsſchrift behandelt „Die Anfänge der Univerſität
Heidelberg.“
— Heidelberg, 17. Juli. Vor einigen Tagen wurde in der
Frauenklinik einer daſelbſt befindlichen Wöchnerin von einer
Zimmergenoſſin ein 10 M. Stück eut wendet. — Am 15. d.
Mts. wurde aus dem Magazin der Feſtzugsrequiſiten von einer
daſelbſt beſchäftigten Perſon eine Partie Spitzen entwen det;
man fand dieſelben bei der Thäterin und nahm ſie ihr wieder ab.
Necargtmünd, 16. Juli. Herr Conſul Menzer hat beim Ge-
meinderath hieſiger Stadt vor wenigen Tagen folgenden Antrag
ein⸗ und durchgebracht: Der Bürgerausſchuß der Stadt Neckar-
gemünd wolle beſchliezen: „Es ſei für hieſige Bürger und Ein-
wohner die Umwandlung beſtehender erſter Hypothekenſchulden
mit fünfprozentigem feſtſtehenden Zinsfuß in Annuitätenſchulden
mit fünſprozentiger Annuitätenzahlung anzubahnen, ſowie Be-
ſchaffung neuer Hypotheken auf gleicher Grundlage zu ermöglichen,
um dadurch die Tilgung der Pfandbuchſchulden erſter Belaſtung
in ungefähr 43 Jahren herbeizuführen.“
Karisruhe, 16. Juli. Auf Grund der im laufenden Monat vor-
genommenen Aktuarsprüfung wurden von den Kandidaten,
welche ſich derſelben unterzogen haben, 16 als Aktuare aufge-
nommen.
Forbach im Murgthal, 16. Juli. Geſtern Nacht gegen 1 Uhr iſt die der
Wittwe Schillinger gehörige, hier an der Murg gelegene Kunſt-
mühle ein Raub der Flammen geworden. Ebenſo ſind große
Mehlvorräthe, Scheuer und Stallung mit verbrannt; die Pferde,
Kühe und Schweine konnten nur mit Mühe noch herausgebracht
werden, dagegen ſind die Fahrniſſe nebſt dem Geflügel mitver-
brannt. Mühle und Wohnhaus ſollen verſichert ſein. Der Brand
iſt dem Vernehmen nach durch Reibung der Räder (ſog. Warm-
laufen) in der Mühle entſtanden.
* Auszug aus der amtlichen Patentliſte über die in
der Zeit vom 7. bis 14. Juli erfolgten badiſchen Patent-
Anmeldungen und Ertheilungen, mitgetheilt vom Patentbureau
des Civil⸗Ingenieurs K. Müller in Freiburg i. B. A. An-
meldungen: E. 1734. Tintenlöſcher. Eiſenwerke Gaggenau
in Gaggenau. S. 3325. Regulator für Kaffeebrenner. (Zuſatz
zum Patente Nr. 36191.) Adolf Spinner in Offenburg. —
B. Ertheilungen: Nr. 36693. Schraubſtock mit Lochmaſchine
und Scheere. H Renz in Karlsruhe, Waldſtraße 63. Vom 5.
Februar 1886 ab. R. 3527.
Aus gadeu. Das Verordnungsblatt der Zolldirection
Nr. 7 enthält eine Bekauntmachung vom 60. Mai d. J., die Ein-
fuhr von Pflanzen und ſonſtigen Gegenſtänden des Gartenbanes
betr., eine Verordnung vom 9. v. M. bezüglich der Beiſetzung der
Subaltern⸗ und Unterbeamtenſtellen bei den Reich?⸗ nud Staats-
behörden mit Militäranwärtern, Bekanntmachungen über die im
Deutſchen Zollgebiet beſtehenden Zoll⸗ und Steuerſtellen, die Zoll-
abfertigung von Leinenwaaren, Baumwollen⸗ und Leinengarn, die
Aemterverzeichniſſe, die Ernennung von Finanzgehilfen u. Perſonal-
nachrichten. — —
46 Haden. Herr Staatsrath Lamey, Präſident der 2, bad.
Kammer, legt am 27. d. M. ſein 70. Lebensjahr zurück. Seine
zahlreichen Freunde beabſichtigen aus dieſem Anlaß eine größere
Feier zu veranſtalten. — In Mannheim hat eine Mau rer-
Verſammlung beſchloſſen, am Montag, den 19. Juli auf allen
Bauſtellen die Arbeit niederzulegen, weil die Meiſter es abgelehut
haben, ihren Forderungen bezüglich des Lohnes und der Arbeits-
zeit nachzukommen. — Ebenda wollte ein im dortigen Amts-
gerichtsgefängniß Verhafteter Namens Meiſter entfliehen, ſprang
in dieſem Beſtreben durch ein geöffnetes Gangfenſter in den ge-
pflaſterten Hof und brach mehrfach beide Beine. Der Un-
glückliche wurde in's Krankenhaus gebracht. — In einer Mühle
dei Ladenburg wurde in der Vorrathskammer ein Müller-
burſche erſtickt aufgefunden. — Die Zahl der angemeldeten Vereine
zum Landeskriegerfeſt in Konſtanz beträgt jetzt 139 mit
zuſammen 80 Fahnen. — Die Konſtanzer Sängerrunde „Bodan“
90 beim Sängerfeſt in St. Gallen als Preis einen ſilbernen

ocal errungen.

Vermiſchte Nachrichten.
— Ueber einen erſchütternden Unglücksfall in
Gera (Reuß) berichtet die Geraer Zeitung unterm 10. Juli:
Die Kunde von einem erſchütternden Uuglücksfall durcheilt ſoeben
unſere Stadt. Gegen 10¼ Uhr Vormittags verunglückte auf ent-
ſetzliche Weiſe der Herr Commerzieurath Robert Ferber Mit-
inhaber der Firma Morand u. Co.) in ſeiner an der de Smit-
ſtraße gelegenen Fabrik. Ueber den Hergang des im höchſten
Maße traurigen und beklagenswerthen Vorfalles erfahren wir
Folgendes: Der Herr Commerzienrath hatte ſich, um den Gang
der Dampfmaſchine zu inſpiciren, in den Maſchinenraum begeben,
wo zwei große Dampfmaſchinen nebeneinander aufgeſtellt ſind.
Zwiſchen beiden bewegt ſich das große Schwungrad, vor welchem
zum Schutz für die Arbeiter ein eiſernes Gitter angebracht iſt.
Auf dieſes hatte der Genannte die Arme gelehnt, während er den
Gang der Maſchine beobachtete. Es bleibt unaufgeklärt, ob er
ſich hierbei vorgebeugt hatte oder ob er, vom Schwindel erfaßt,
vornüber ſank, genug, er wurde von den Speichen des großen
Schwungrades erfaßt, herumgeſchlendert und dann in die ſoge-
nannte Kurbelgrube geworfen, wo er von der auf und nieder-
ſchlagenden Kurbelſtange binnen wenigen Sekunden und ehe der

Maſchinenführer die Maſchine zum Stillſtand bringen konnte, bei-
nahe vollſtändig zermalmt wurde. Die Aufregung in der Fabrik
bei der Kunde von dem Unglücksfall war eine außerordentlich
große. Viele Arbeiter weinten und jeder in der Fabrik An-
geſtellte beklagt ſchmerzlich den Verluſt des ſo plötzlich dahin-
geſchiedenen edlen und ſtets gütigen Brodherrn. Auch außer-
halb des Etabliſſements trauern Viele um den als Wohlthäter
der Armen. Die Stadt Gera verliert an ihm einen ihrer ge-
achtetſten Mitbürger, deſſen Andenken Allen, die ihn näher kannten,
ſtets unvergeßlich bleiben wird.
Literariſches.
(Guſtav⸗Adolf Sache.) Zur Weckung und Belebung des
Intereſſes an der Guſtav⸗Adolf⸗Sache hat ſich die Vertheilung
und Verbreitung der im Verlage von Hugo Klein in Barmen
erſcheinenden Sammlung: „Für die Feſte und Freunde des

Guſtav⸗Adolf⸗Vereins“ (bis jetzt 32 Hefte à 10 Pfenni
als vorzüglich förderlich erwieſen. Hofprediger Dr.
Rogge in Potsdam urtheilt über die Sammlung wie

folgt: „Die bisher erſchienenen Hefte ſind in ſo recht volksthüm-
licher, einfacher und dabei doch edler Sprache geſchrieben, daß wir
das Unternehmen nur mit der größten Freude begrüßen können
und demſelben weiteſte Verbreitung wünſchen. Es ſollte kein
vertheilen.fen gefeiert werden, ohne dieſe billigen Heftchen zu
vertheilen.“

Handelsnachrichten.
Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frankfurt, 16. Juli.
Umſätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 222½ b. Staatsbahn
187¼ ½, „%e b. Lombarden 93¼¾, ½ b. Galizier 155%½ /8, 6 b.
Disconto⸗Commandit 205.60, 55 b. Badiſche Zuckerfabrik 92.80
b. u. G. Gotthard⸗Aktien 104.50 b. 4pCt. Ungar. Goldrente
85 b. ult., 85.20 b. compt. Egypter 71.90 b. ult., 72.05 b. compt.
Spanier 60.50 b. 5pCt. Italiener 99.90 B. 80 G. ult., 100.15
b. compt. 3pCt. 68.70 B. 68.60 G. compt. kl. St. b. Türken
14.90 b. Serb. Tabak 80.10 b. ult., 80.30 b. compt. 1871er bis
1873er Ruſſen 9890 b. b. Mainzer 98.40 b. Union 75.80 b.
65½ Uhr: Staatsbahn 187¼¾. Disconto 205.60. Egypter 71.85.
Gegenüber den abgeſchwächten Notirungen der auswärtigen
Börſen dokumentirte der ruhige Verkehr ziemlich feſte Tendenz.
Die leitenden Bankwerthe haben die Mittagscourſe voll behauptet.
Von ausländiſchen Fonds erfuhren Egypter, ſowie Italiener
leichte Cours⸗Abſchwächung, Galizier notirten feſter.
* Mannheimer Börſe. 16. Inli. Badiſche Bank 117.50 G.
Rhein. Ereditbank 119 G. Rhein. Hypoth.⸗Bank 124.75 G.
Bad. Anilin⸗ und Sodafabrik 195 G. 195.50 B. Weſteregeln,
Alkali 141.50 G. Waghäusler Zuckerfabrik 92.75 b. Heidel-
berger Aktien⸗Branerei 126 B.
Herliu, 16. Juli. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oeſterr.
Credit⸗Actien 447. Staatsbahn 375½. Lombarden 187½.
Disconto⸗Commandit 205½. Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn 78.

Tendenz: Behauptet.
Heldelberg, 17. Juli.

Anfangs⸗Courſe der heutigen Mittags⸗Börſen,
mitgetheilt von der Filiale der Kheiniſchen Geebitbank
in Heidelberg.

Frankfurt
Oeſterr. Credit⸗Actien. 222%¾ veruün.
Staatsbaeyiiaꝛꝓandd 187½
Lombarden . . 93/½/n
Disconto⸗Commandit 205.40
Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn . . 156½½
4Ct. Egypter .F11.60
Spanier . 60.50
Türken 14.85

Zeidelberg, 17. Juli. (Marktpreiſe.) Neu Hen per Ctr.
. 2.50 bis 2.60, altes Heu per Ctr. . 3.60 bis 4.—. Stroh
per Ctr. . 2.80 bis 3.20. Butter in Ballen 80 ½ bis 90 ½,
Butter in Pfund . 1.— bis 1.15. Eier per Hundert 4.50
bis 5.50, per Stück 5 bis 6 3. Neue Kartoffel, per Malter
250 Pfund . 6.50 bis . 7.—, per 20 Liter 70 4 bis 1 %.
Kirſchen, per Pf. 15 bis 20 ½. Johannisbeer per Pfd. 8 bis
10 4 Birnen per H. 15 bis 70 J. Aprikoſen per St. 5 bis
Wieslach, 16. Juli. Der heutige Schweinemarkt war mit 22
Paaren beſchickt. Der Durchſchnittspreis betrnua 19—24
aſſerſtandsnachrichten.
Hridelberg, 17. Juli. (Reckar.) 1,46 m, geſtiegen 0,01 m.
Mlaunhrim, 16. Juli. PNeckar.) 4,54 m, gefallen 0,04 m.
Alaxau, 16. Juli. (Rhein.) 4.40 m, gefallen 0,04 m.
Mannheim, 16. Juli. (Rhein.) 4,50 m, gefallen 0,05 m.
Mainz, 16. Juli. (Rhein.) 1,76 m, gefallen 0,04 m.
Caub, 16. Juli. (Rhein.) 2,49 m, gefallen 0,05 m.
Käln, 16. Juli. (Rhein.) 2,90 m, gefallen 0.03 m.
Züſseldorf, 16. Juli. (Rhein.) 2,73 m, geſtiegen 0,00 m.
Zuisburg, 16. Juli. (Rhein.) 2,11 m, geſtiegen 0,01 m.
Ruhrhöhe 2,10 m, geſtiegen 0,01 m.

Neueſte Telegramme.
Wien, 16. Juli. Cholerabulletins. In den
letzten 24 Stunden erkrankten reſp. ſtarben in Trieſt 873,
Fiume 6/2, Rom 15/16; bis heute Mittag in Codigoro
7½/½2, Venedig 1/1, Brindiſi 5/5, Frankavilla 36/19, La-
tiano 16/7, Oria 9/3, San Vito 3/6, Oſtuni 3/3, Me-
ſagno 2/1 Perſonen. ö
Wien. 16. Juli. Aus Konſtantinopel berichtet
die „N. Fr. Pr,“ daß die Pforte ruſſiſchen Torpedoboo-
ten die Paſſage durch die Dardanellen bewilligt habe.
Paris, 16. Juli. Soeben fand ein Fackelzug zur
Einweihung des neuen militäriſchen Cercle unter dem Vor-
tritt Boulanger's ſtatt. — Die Budgetkommiſſion
wird ihre Arbeiten fortſetzen, bis das ganze Ausgabenbud-
get erledigt iſt und ſich dann bis zum 15. September
vertagen. —
Für die Redaktion verantworklich: Fr. Emmerling in Heidelberg
Soeben erschienen:

Ruperto-Carola N. I.

Preis für Nr. 1—12 M. 6.
Expedition der „Ruperto-Carola“ (Otto Eetterd.

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Neu: Oelgemälde von Roux, Völlmy, Peter, Juncker, HRu-
fenbeck u. A.
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