Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0386
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gleichheit und Brü derlichkeit — alle drei Begriffe
ſind cum grano salis aufzufaſſen. Die Freiheit wird
nie eine abſolute ſein können, ſondern immer eine be-
dingte; der Einzelne wird einen Theil ſeiner Freiheit an
die Geſammtheit als Tribut zu bezahlen haben, beſonders
in der Uebergangs⸗ und Entwickelungsperiode, in welcher
die Dictatur herrſchen muß. Und ſo wird auch die
Gleichheit keine völlig abgerundete ſein kön-
nen, ſondern hauptſächlich darin beſtehen, daß das Un-
maß von Ungleichheit, wie es heute beſteht, beſeitigt und
eine Art von Aehnlichkeit hergeſtellt iſt. Ganz daſſelbe
gilt von der Brüderlichkeit. Unter dieſem Begriffe iſt
nicht zu verſtehen, daß das herzlichere Gefühl, welches wir
den uns Nächſtſtehenden entgegentragen, ſich über die Be-
wohner des ganzen Erdreichs ausdehnen ließe, ſondern daß
die dann erkannte Gemeinſamkeit der Intereſſen der Men-
ſchen die dem heutigen unnatürlichen Wettbewerbungskampfe
entſpringenden unäſthetiſchen Gefühle des Neides und Haſſes
verſcheuchen oder mindeſtens abſchwächen, alſo viel unnöthige
Feindſchaft erſparen wird, ſowohl zwiſchen den Einzelnen,
wie zwiſchen ganzen Nationen.“ Von der Preſſe der
Socialdemokraten und derjenigen ihrer Verbündeten wird
der Verfaſſer dieſer Broſchüre aller Wahrſcheinlichkeit nach,
bemerkt hierzu die Bad. Landesztg., demnächſt als „Reptil“
bezeichnet werden.

Karlsruhe, 1. Oct. Geſtern Abend nach der fürſt-
lichen Tafel bei den Kaiſerlichen Majeſtät berabſchiedete ſich
der König der Belgier von dem Kaiſer und der Kaiſerin,
ſowie von allen in Baden⸗Baden weilenden Fürſtlichkeiten
und reiſte gegen 9 Uhr von dort ab. Der König hatte
ſich jede officielle Verabſchiedung verbeten und ſo begab
ſich der Großherzog allein zum Bahnhof, um den König
bei ſeiner Abreiſe noch zu begrüßen.
Karlsruhe, 1. Oct. Das Geſetzes⸗ u. Verordnungs-
blatt K das Großherzogthum Baden Nr. 42 vom 30. Sept.
enthält:
Lerordamngen des Miniſteriums des Innern, die Aufſtellung,
die Genehmigung und den Vollzug der Voranſchläge in den der
Städteordnung nicht unterſtehenden Gemeinden betreffend, ſowie
die Aufſtellung, die Genehmigung und den Vollzug der Vor-
anſchläge in den der Städteordnung unterſtehenden Stadtgemein-
den betreffend.
Berlin, 1. Octbr. In der nationalliberalen
Partei macht man den erneuten Verſuch, für den bevor-
ſtehenden parlamentariſchen Feldzug dem politiſchen Leben
einen neuen Anſtoß zu geben und eine größere Einheitlich-
keit der Beſtrebungen herbeizuführen. Wie die Nat.⸗Lib.
Correſp. mittheilt, wird nämlich vom 4. October d. Jĩ.
an zweimal wöchentlich ein Centralblatt für die national-
liberalen Vereine erſcheinen. Das Blatt ſoll zum Aus-
tauſch von Mittheilungen und Anregungen unter den na-
tionalliberalen Vereinen im Reiche dienen; es ſoll für die
Parteiorganiſation, für Wahlvorbereitungen u. ſ. w. An-
leitung und Rath ertheilen und den Vereinen dasjenige
Material zuführen, welches für die Wahrnehmung des
Parteiſtandpunktes, zumal im Hinblick auf die Wahlen,
von Wichtigkeit iſt; es will ferner politiſche Beſprechungen
über Zeitfragen bringen, welche in der kleinen lokalen
Preſſe zum Abdruck gelangen können und derſelben eine
Unterſtützung bieten ſollen, nach welcher vielfach Wünſche
laut geworden ſind. — Amtsgerichtsrath Francke
veröffentlicht in der Kieler Ztg. eine Zuſchrift, in welcher
er ſich als Verfaſſer des Briefes an den ſocialiſti-
ſchen Candidaten bei der Lauenburger Wahl, Mol-
kenbuhr, durch den die Stimmen der Socialiſten für die
Conſervativen gewonnen werden ſollten, bekennt. Jedoch
ſei der Brief ohne Rückſprache mit dem conſervativen Ver-
einsvorſtand oder auch nur dem conſervativen Verein ab-
geſandt worden.“ Einen ſchlechteren Dienſt hätte dieſer
„Führer“ der conſervativen Partei ſeinen Freunden nicht
leiſten können, als durch dieſen moraliſch verwerflichen und
politiſch unklugen Beſtechungsverſuch, der um ſo thörichter
war, als in früheren Fällen die Socialdemokraten aus
freien Stücken für den conſervativen Candidaten geſtimmt
hatten und das Gleiche wahrſcheinlich auch diesmal gethan
hätten. — Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt officiös: Die
Blätter bringen zu Speculationszwecken vollſtändig aus der
Luft gegriffene Mittheilungen über die commiſſari-
ſchen Verhandlungen mit den zu verſtaatlichenden
Bahnen. Irren wir nicht, wird in Folge deſſen unter-
ſucht werden, ob nicht die Strafbeſtimmungen der Actien-
novelle von 1884 anwendbar ſind, die mit Gefängniß bis
zu einem Jahre die Anwendung auf Täuſchung berechneter
Mittel zur Einwirkung auf den Actiencurs bedrohen.
Ansbach, 1. Oetbr. Der Prinzregent iſt heute
Vormittag 10 Uhr eingetroffen und von den Spitzen der
Behörden und dem Offiziercorps empfangen worden. Beim
Einzug durch die feſtlich geſchmückteu Straßen wurde er mit
Glockengeläute, Kanonendonner und begeiſterten Zurufen
begrüßt. Kriegervereine bildeten Spaliere und zogen ſo-
dann vor dem Prinzregenten vorüber. Um Mittag machten
die Behörden und verſchiedene Abordnungen ihre Aufwar-
tung. Zum Feſtmahl um zwei Uhr waren vierzig Einla-
dungen ergangen. Um fünf Uhr fährt der Prinzregent
nach München.

Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 1. Octbr. Tiszas Erklärungen über die
öſterreichiſche Politik findet nach den heutigen Zeitungen die
Billigung aller Parteien. Die Völker der Monarchie, ſo-
gar die altczechiſchen Blätter wagen keinen Widerſpruch.
Diplomatiſche Kreiſe verſichern, daß General v. Kaul-
bars in Sofia bereits gelinder auftrete, ſei es aus eige-
ner Erkenntniß, daß er einen Fehler begangen, oder auf
einen Wink aus Petersburg. Da die Regenſchaft die Auf-
hebung des Belagerungszuſtandes und die Vertagung der
Fürſtenwahl billigen dürfte, ſo ſei vorläufig eine Ver-
wickelung vermieden. Amtliche Kreiſe widerſprechen
dieſer Auffaſſung der Lage nicht.

Wien. 1. Oct. In Trieſt erkrankten 4 und ſtarb

1, in Peſt erkrankten 16 und ſtarben 5 Perſonen an der
Cholera.

Aus Stadt und Land.
— geidelberg, 2. Octbr. Dieſer Tage wurde aus der Remiſe
eines Hotels auberhalb der Stadt von einem Kutſcher, welcher
Fremde dahin verbrachte, ein größerer Pferdeſchwamm im Werth
von 2 entwendet. Der Schwamm wurde bei dem Ver-
dächtigen vorgefunden und dem Beſchädigten zurückgegeben. —
Ein Steinfuhrmann. welcher in der Bergheimerſtraße dem ihm
begeanenden Pferdebahnwagen zu weit ausgewichen iſt, hat mit ſei-
nem Wagen einen in der Straßenrinne ſtehenden Handkarren er-
heblich beſchädigt und einen darauf ſitzenden Arbeiter verletzt, ſo
daß ſich letzterer im academ. Krankenhauſe verbinden laſſen mußte.
— Ferner hat ein Mögelwagen in derſelben Straße beim Aus-
weichen einen Zierbaum in der Krone erfaßt und erheblich be-
ſchädigt. — Vier junge Leute, welche in verfloſſener Nacht Unfug
und Ruheſtörung in der Mittelbadgaſſe verübten, wurden be-
treten und deren Namen zur Kenntniß der Polizeibehörde gebracht.
* Zeidelberg, 2. Oct. In einer Kritik der Köln. Zig. über ein
dort gegebenes Concert des Heckmann'ſchen Quartetts heißt
es in Bezug auf eine zum Vortrag gelangte Compoſition des
Herrn Muſikdirectors Wolfrum⸗Heidelberg, der bekanntlich in
den Heckmann'ſchen Concerten in Folge beſonderer Einladung mit-
wirkt, wie folgt: Die nächſte Programmnummer bot ein neues,
hier noch unbekanntes Werk, ein Clavierquintett in B-moll (op. 21)
von Philipp Wolfrum, Univerſitäts⸗Muſikdirector in Heidelberg.
Herr Wolfrum ſcheint gern durch Lenau ſeine tonkünſtleriſche Muſe
zu begeiſtern. In ſeinem A-dur⸗Streichquartett, das uns Heck-
mann im April des vorigen Jahres vorführte, hat er ſich zur
Grundſtimmung ſeines Andante einen Lenauſchen Vers erkoren,
und jetzt leſen wir wieder als Anmerkung zum dritten Sotze des
Quintetts: Alla marcia funebre — nach Lenau: „Nächtliche
Wanderung“. Und dasſelbe glitzernde und flimmernde Spiel der
Violinen con sordini bei Bratſchen⸗ oder Cellomelodie, das in
dem Quartett die Lenauſchen Verſe verſinnbildlichen half, das
weiht uns auch in dem Quartett in die Geheimniſſe der nächt-
lichen Wanderung ein. Wolfrum beſitzt eine lebhafte Einbildungs-
kraft, die gern Hochdramatiſches ſchafft, deshalb aber auch mehr
für orcheſtrale Streitkräfte als für die beſcheidenern Mittel eines
Clavierquintetts arbeitet. Die ſchönen Klangwirkungen des vor-
züglich ausgeführten Werkes verſchafften ihm eine recht freundliche
Anfnahme, ſo daß der anweſende Componiſt, der ſelbſt am Flügel
mitgewirkt hatte, gerufen wurde.
ridelberg, 2. Oct. (Stadttheater.) Die erſte Vorſtellung
in dieſer Saiſon findet wie bekannt morgen Sonntag, 3. d. M.
ſtatt. Die Direction hat für die Eröffnung des Theaters das
neueſte Stück von L'Arronge erworben, das Luſtſpiel in 4 Akten:
„Der Weg zum Herzen“. welches Stück allüberall, wo es
bisher geſpielt wurde, den lauteſten Erfolg gefunden, und gleich
den anderen Stücken desſelben Autors wie „Doctor Klaus“,
„Haaſemann's Töchter“, „Mein Leopold“ u. ſ. w. die dauernde
Gunſt des Publikums erworben hat. Außer Herrn Director
Heinrich, welcher ſelbſt eine Hauptrolle ſpielt, ſind von bereits
bekannten Mitgliedern Frau Lippe und Herr Höflich beſchäftigt.
In den anderen Hauptrollen debütiren durchwegs neuengagirte
Mitglieder, und zwar die Damen: Albinns, Banciu, Bark und
Immiſch, und die Herren: Fichtler, Lettinger, Robert und Erd-
mann.
Karlornhe, 30. Oct. Eine bemerkenswerthe Verordnung hat
das Großh. Miniſterium der Juſtiz. des Kultus und Unterrichts
unterm 26. d. M erlaſſen; ſie betrifft die Zuläſſigkeit der

körperlichen Züchtigung in den Volksſchulen. Die

bisher maßgebende Schulordnung vom 23. April 1869 beſtimmte
im § 47: „Körperliche Züchtigung findet in der Regel nicht ſtatt,
namentlich niemals gegen ſchwächliche Kinder. Nur bei beharr-
lichem böswilligen Widerſtand iſt ausnahmsweiſe auch eine mäßige
Züchtigung mit der Ruthe auf die Hand zuläſſig.“ Die neue
Verordnung ändert dieſe Beſtimmung dahin: „Körperliche Züchti-
gungen finden in der Regel nicht ſtatt. Sie iſt nur ausnahms-
weiſe zur Beugung beharrlichen bözwilligen Widerſtandes oder
als Strafe für beſonders unartiges Verhalten zuläſſig und darf
keinenfalls die Grenzen der elterlichen Zucht überſchreiten.“ Hier-
nach iſt das Züchtigungsrecht der Lehrer der Volksſchule beden-
tend erweitert worden; insbeſondere iſt der Lehrer nicht mehr auf
Anwendung der Ruthe durch Schläge auf die Hand beſchränkt,
und nicht nur ein beharrlich böswitliger Widerſtand des Schülers,

ſondern auch ein beſonders unartiges Verhalten berechtigt den

Lehrer, zur körperlichen Züchtigung zu ſchreiten. Ohne Zweifel
kommt die Verordnung den vielfach laut gewordenen Klagen über
die Ohnmacht des Lehrers gegenüber den Unarten der ſchulpflich-
tigen Jugend enrgegen. Auf der andern Seite iſt fortan die
Verantwortlichkeit des Lehrers inſofern eine größere, als
die Anwendung der Strafe und des Strafmittels im ein-
zelnen Falle ſeinem pflichtmäßigen Ermeſſen überlaſſen bleibt,
während die Schulordnung von 1869, namentlich in Bezug
auf das Strafmittel, dem Lehrer eine bindende Vorſchrift er-
theilte. In dieſer Beziehung iſt daher die neue Verordnung zwei-
ſchueidiger Natur. Grundſätzlich würde uns, bemerkt die B. Lztg.,
die geſetzliche Regelung dieſer immerhin wichtigen und einſchnei-
denden Angelegenheit angezeigt erſcheinen, damit in derſelben auch
die Anſchanung der Geſammtheit des Volkes zuverläſſig zum Aus-
druck gelangen könnte.
Aus Faden. Das Verordnungsblatt der Generaldirection der
Großh. Bad. Staats⸗Eiſenbahnen Nr. 45 enthält eine all-
gemeine Verfügung bezüglich der Organiſat ion des Eiſenbahnbe-
triebdienſtes, ſowie ſonſtige Bekanntmachungen, betr. die Berech-
nung der Nebenzüge des Fahrperſonals, das Adreſſenverzeichniß der
Wagenverwaltungen, Verträge über Verpachtungen ꝛc. u. Betriebser-
öffnungen. — Am 1. d. wurde G. Müller von Sinsheim als
Leiche aus der Elſenz gezogen. Ein unheilbares Leiden, welches
ihm das Leben unausgeſetzt verbitterte, ſoll ihn in den Tod ge-
trieben haben. — In Helmſtadt verunglückte der 76jährige
Landwirth Streib. Er ſtürzte von einer ſteilen Straßenböſchung
herunter und war ſofort todt. In Glotterthal wurde
beim Holzführen dem 19jährigen Landwirth Schmitt von Eich-
ſtetten der rechte Fuß vollſtändig abgedrückt. Man zweifelt am
Auflommen des Verunglückten. — In Jechtingen a. K. feier-
ten am 27. d. die Fridolin Binkert'ſchen Eheleute das Feſt der
goldenen Hochzeit. Vom Großherzog erhielten ſie ein Gnaden-
geſchenk von 3 Kronen. — Die dem Joſeph Baumann gehörende
Hardmühle bei Steißlingen iſt am 26. d. abgebrannt.

Handelsnachrichten.
*Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frantfurt, 1. Oetbr.
Umſätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 223¾ b. u. G. Staats-
bahn 185½ b. Lombarden 84½ b. Disconto⸗Commandit 210.20
b. Dux⸗Bodenbach 268 b. u. G. Alkali Weſteregeln 150 b. u.
G. Gotthard⸗Actien 95.10, 40 b. u. G. Schweizer Nordoſt 65.10
b. u. G. 4pCt. Ungar. Goldrente 84.60, 65 b. ult. 84.85 b.
compt. Egypter 75.75 b. Sproc. Portugieſen 88.10 b. u. G. Spa-
nier 62.50 b.
6½ Uhr: Schweizer Union 93.10.
Bei minimen Umſätzen blieben die Mittagsſchlußcourſe gut
behauptet.
Mannheimer Börſe. 1. Octbr. Badiſche Bank 117 B.
Rhein. Creditbank 120.50 b. ufabri Hypoth.⸗Bank 127.50 G.
127.75 B. Bad. Anilin⸗ u. Sodafabrik 199 G. 199.50 b. u. G.
Weſteregeln, Alkali 147 G. Waghäusler Zuckerfabrik 85 B.
Heidelberger Aktien⸗Brauerei 125 G. exel. Div.
gerlin, I. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oeſterr.
Credit⸗Actien 448. Staatsbahn 372. Lombarden 170.50.
Disconto⸗Commandit 210.
Tendenz: Schwach.

Galiz. Karl Ludwigsbahn —.

„ Heidelberg, 2. Oktober.
Aufaugs⸗Courſs der henrigen Mittaßs⸗Bürtene
mitgetheilt von der Filiale der Rheiniſchen Cro

in Weidelberg.
„ Fraukſurt 443
Oeſterr. Credit⸗Actien 22³ 4⁴8½
Staatsba⸗n˖n.g . 186½ 7705
Lombarden 84½ 17
Disconto⸗Commandit 21⁰.10 2¹⁰ 30
Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn 15⁵⁷⁷7 756 0
4Ct. Egypter 75.50 15—
Spanier .ö 62.40 x
Türken ů „ 13.95 ie
Oeſterreichiſche Nordweſtbahn 5pCt. Prioritäten La. B. 16
nächſte Ziehung findet am 30. October ſtatt. Gegen den Con
verluſt von ca. 45CEt. bei der Auslooſung übernimmt das Eaer,
haus Carl Neuburger, Berlin, Franzöſiſche Straße 13, die Ver“
ſicherung für eine Prämie von 4 Pf. vro 100 Mark. Ctt
„ gridelberg, 2. October. (Marktpretſe.) Heu per in
. 2.30 bis 2.90, Stroh per Etr. A. 1.80 bis 2.60. Butter „
Ballen 80 bis 90 4, Butter in Pfund 1.10 bis 1.20. el.
ver Hundert 4 5.50 bis 6.20, per Stück 6 bis 8 4. Kartoff 4
per Malter 250 Pfund A. 6.50 bis 7.50, per 20 Liter 8⁰0

bis 90 ½. Aepfel, per H. . 1.20 bis 3.—. Birnen per H. 7
bis . 3.50. Zwetſchgen per H. 25 bis 30 ½. Trauben
Pſd. 20 bis 25 4. 2
Wiesloch, 1. Oetbr. Der heutige Schweinemarkt war mit
Paaren beſchickt. Der Durchſchnittspreis betrug 11—16

Waſſerſtandsnachrichten.
geidelberg, 2. Oct. (Neckar.) 1,21 m, gefallen 0.02 m.
Mannheim, 1. Oct. (Neckar.) 3,36 m, gefallen 0,03 m.
Maxau. 1. Oct. (Rhein.) 3,40 m, gefallen 0,05 m.
Maunhrim, 1. Oct. (Rhein.) 3,35 m, gefallen 0,02 m.
Mainz, 1. Oct. (Rhein.) 0,91 m, gefallen 0.01 m.
Gaub, 1. Oct. (Rhein.) 1,59 m, gefallen 0,06 m.
Köln, 1. Oct. (Rhein.) 1,84 m, gefallen 0,07 m.
Yüſſeldorf, 1. Oct. (Rhein.) 1,71 m, geſallen 0,12 m.
Yuisburg, 1. Oct. (Rhein.) 1,11 m, gefallen 0,05 m.
Ruhrhöhe 1,90 m, geſtiegen 0.06 m.
Neueſte Telegramme.
Berlin, 2. Octbr. Die Nordd. Allg. Ztg. hält ihre
jüngſte Ausführung aufrecht, daß der Rücktritt des
Fürſten von Bulgarien ein freiwilliger und nicht durch
den Druck fremder Mächte erzwungen war; der ruſſiſche
Druck ſei der gewohnte alte geweſen, welchen der Fürſt
vorausgeſehen und provozirt hatte. Das bekannte Antwort“
Telegramm des Czaren war ein aus einem ſchwer erklär-
lichen Schritt des Fürſten hervorgerufenes Symptom des
alten Schadens, worin ein Motiv der Abdankung nicht zu
finden ſei. Es ſei unwahr, daß der Fürſt in der Handhabung
der Strafgerechtigkeit behindert worden ſei; Rußland ga
allerdings ſeine diesbezüglichen Wünſche amtlich kund, die
aber, ſoweit bekannt, von Drohungen nicht begleitet waren
Die Thätigkeit Deutſchlands und Oeſterreichs beſchränkte
ſich darauf, in vertraulicher und höflicher Form von ſo-
fortigen Hinrichtungen abzurathen. Außer der Verſchwörung
vom 21. Auguſt ſeien aber Verſchwörungen nicht erwieſen,
auch müßte der Fürſt in einem Lande wie Bulgarien au
ſolche gefaßt ſein; auch in anderen Ländern käme der-

per



gleichen vor, ohne den Fürſten zu ſofortiger Abdankung zuü

nöthigen.
München, 1. Oktbr. Bei der Rückkehr des Prinz-
regenten hielt der Bürgermeiſter eine Anſprache, worin

er hervorhob, die Reiſe habe einem wahren Triumphzuge ge

glichen und die unzerſtörbare Anhänglichkeit der Herzen der
Bayern an ihr Herrſcherhaus bekundet. Die Geſammtver-

tretung der Hauptſtadt wolle durch ihre Begrüßung bekräfti-
gen, daß München an Loyalität keiner Stadt nachſtehe. Del

Prinzregent erwiderte, die Begrüßung erfreue ihn ſehr na
einer ſo unvergeßlichen Reiſe. Er hoffe, am Octoberfeſte
auch die Vertreter der Stadt wieder begrüßen zu können
und das Octoberfeſt wieder zu einem wahren Volksfeſte ge“
ſtaltet zu ſehen.
Klagenfurt, 1. Oct.
Abend geſtorben.
Für die Redaktion verantwortlich: Fr. Emmerling in Heidelberg ·

Der Herbſtkatalog von Rudolph Hertzog in Berlin ging
uns ſoeben zu und erweiſt auf's neue die Vielſeitigkeit dieſes erſten
Modewaarenhauſes Dentſchlands und die unerſchöpfliche Reich“
haltigkeit ſeiner Magazine. Das geſchmackvoll ausgeſtattete Buch-
das auf Wunſch übderallhin gratis und franco von der Firma
zugeſchickt wird, enthält diesmal der Neuheiten ſo viele, daß c
eine Luſt für die Empfängerinnen ſein wird, daſſelbe durchzu“
blättern. Die Auswahl in Kleiderſtoffen jeder Art in Seide,
Wolle und Baumwolle entſpricht jedem Bedürfniß, dem anſpruchs-
loſeſten, wie dem anſpruchsvollſten, und trägt der Verſchieden-
artigkeit der heutigen Mode durch umfaſſende Sortimente in allen
erdenklichen Geſchmacksrichtungen Rechnung. Nicht minder impo-
ſant ſind die Kollektionen in leinenen Tafelzeugen, Gardinen-
Tüchern, Chäles, Decken jeder Art, Spitzen und Stickereien. In
allen dieſen Abtheilungen bekunden eine Reihe vorzüglich ausge-
führter Abbildungen den auserleſenſten Muſtergeſchmack, während
beigefügte Proben verſchiedener Artikel deren Preiswürdigkeit in
das hellſte Licht ſetzten. Die Abtheilung für Möbelſtoffe iſt ganz
beſonders reichhaltig vertreten, ſowohl in bedruckten baumwollenen ⸗
als auch in glatten und gemuſterten wollenen Möbelſtoffen, Plüſchen,
Tiſchdecken ꝛc. ꝛc. Das gewaltige Emporblühen des Hertzogſchen
Geſchäfts iſt ſchon vielfach Gegenſtand der Erörterung geweſen.
Nicht mit Unrecht hat man das Geheimniß ſeiner Erfolge in den
ſtets conſequent feſtgehaltenen Principien: Baar⸗Ein⸗ u. Verkauf
feſte Preiſe bei geringem Nutzen und ſchnellem Umſatz zu ündeß
geglaubt, einen anderen, weſentlichen Faktor meiſt nicht genügen
gewürdigt. Nach unſerer Meinung arbeitet die Firma mit einent
Kapital, das auch von dem finanzmächtigſten Conſortium ni
aufgebracht werden kann, das iſt das Vertrauen des Wublikamei
das in nahezu 50 Jahren raſtloſen Strebens die Firma ſich 3
erwerben verſtanden und das zu erhalten und immer aufs Neue
zu rechtfertigen noch heute leitender Grundſatz des Hauſes iſt.

2Witterungsbeobachtungen:

Fürſtbiſchof Funder iſt heute

Baro⸗Ther⸗,peuch⸗ſegen⸗ Wind ‚
Datum. met. )Jmomet tigteitmenge Bug. Himmel.
2 mm. I ULelſ. IProc. IMI. 2
T Sit. x
Mgs. 7 U. 752,2 + 10,11 940 O. leicht bedeckt ⸗
Mts. 2 U.] 749,8 24,343 — [O. wolkenleer.
Abds. 9 UI 747,6 L4- 16,00 73 — I O. (wolkenleer,ſterur

Bemerk. Luft: 7 Uhr: rein, klar, Sonnenſchein. 2 Uhr: rein/
klar, Sonnenſchein. 9 Uhr: rein, mäßiger Wind.
Vormittags und Nachmittags zeitweiſe Sonnenſchein.
Mittlerer Barometerſtand: 749,85 mm.
Maximaltemperatur: + 24,3. Minimaltemperatur: + 10,0.

———
*) Reducirter Stand.
 
Annotationen