Trscheiii
täglich Sonntags
ausgenommen.
vrki,
Mit Familien-
blättern viertel-
jährlich 2 60^
«uSschl. Postauf-
jchlag u. Träger-
Lohn.
HMbcrger Zcitlliig
Tagölatt und Merkündiger für die Stadt Keidetöerg.
-,strN-»rzrUihr
Ib^fürdielspal»
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hies. GesLästS-
u. Private Zeigen
bedeut, ermäßigt.
Grali»-Aaftetz»»
d. Inserate in den
Placat-Anzeiger.
«r. 2V4
Donnerstig, -en 1. September
1887
Auf die „Heidelberger Zeitung" — Haupt-
lokal-und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg — werden für den
Monat
September
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, bei den Trägern
in der Stadt, sowie bei der Expedition, Untere Neckar-
straße Nr. 21, Bestellungen angenommen.
* Zum 2 September.
Aus der Fluth von Festlichkeiten, welche im Kreislauf
eines Jahres an uns vorüberrauscht, hebt sich bedeutungs-
voll das Sedanfest heraus. Fragt man bei manchen fest-
lichen Veranstaltungen mit Recht nach Zweck und Noth-
wendigkeit derselben, so ist das bei der Sedansfeier anders.
Diese hat für das deutsche Volk wie nur eines seiner größ-
ten Feste einen tiefen idealen Inhalt, eine wirklich innere
Berechtigung. Wahrlich, es gibt nichts Erhebenderes für
die deutsche Nation als eine allgemeine Erinnerungsfeier
an jene große Zeit, in welcher nationale Einigkeit und
Opferwilligkcit Ruhmesthaten von unvergänglichem Glanz
verrichteten. Es ist dem Volke darum ein Herzens-
dedürfniß, den Sedantag, in dem uns der höchste Triumph
edler vaterländischer Begeisterung entgegentritt, als ein
nationales Dank- und Eriunerungsfest feierlich zu begehen.
Es würde um das deutsche Reich weniger gut stehen,
wenn dem nicht so wäre. Wir dürfen nie erlahmen in der
Pflege patriotischer Erinnerungen. Aus dem Born der
großen Vergangenheit müssen wir mit die Kraft schöpfen,
alle Hindernisse in Gegenwart und Zukunft, treten sie von
außen oder innen an uns heran, siegreich zu überwinden.
Gerade in der heutigen Zeit, wo sich der politische Hori-
zont fast nie ganz klar und wolkenlos zeigt, haben wir
doppelt Ursache, uns den Werth der gewaltigen Errungen-
schaften des Jahres 1870 ins Gedächtniß zu rufen, um
voll und ganz zu ermessen, um waS es sich handelt, wenn
wir genöthigt sind, diese Errungenschaften noch einmal mit
dem Schwert in der Hand verlheidigen zu müssen.
Mögen wir davor bewahrt werden, um im Frieden am
weiteren Ausbau des Reiches zu arbeiten, aber mögen wir
auch der Großthaten der Vergangenheit eingedenk sein und
unsere ganze nationale Kraft einsetzen, wenn es jemals
wiederum gilt, die deutschen Grenzmarken zu schützen. Um
uns für alle Wechselfälle der Zukunft gerüstet zu halten,
versäumen wir nicht, den nationalen Sinn des Volkes, der
sich Anfangs dieses Jahres erfreulicherweise in voller Kraft
bethätigte, zu erhalten und zu pflegen. Was kann da
wirksamer sein als Erinnerung und Hinweise auf die Ver-
gangenheit und in diesem Sinne, so wünschen wir, möge
auch der morgende Sedantag festlich begangen werden, in
Werthschätzung des Wortes: Dem Volk, das seine Ver-
gangenheit ehrt, gehört auch die Zukunft!
* Politische Umschau.
Heidelberg, 1. September.
Die Nachrichten über eine Zusammenkunft Kaiser Wil-
helms mit dem Czaren wollen nicht verstummen. Die
Begegnung soll in der ersten Hälfte des Septembers
entweder in Danzig oder Stettin stattfinden. Was Wah-
res an derlei Meldungen ist, wird man alsbald erfahren.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt man in Frankreich die
Nachrichten von der Zusammenkunft des deutschen und
österreichischen Kaisers. Dort läßt man ziemlich unverhüllt
Durch eigene Schuld.
Ein Original-Roman aus der Handelswelt von Fr. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Eine in einen Mantel gehüllte Gestalt folgte ihm, ohne
daß er es bemerkte. Es war Polenz, der schon seit Stun-
den vor seiner Thür gewartet hatte und fest entschlossen
war, ihn nicht aus dem Auge zu verlieren. Schon stand
Kleuser auf dem Bahnhof vor der Kasse, um sich ein
Billet zu lösen, da trat auch Polenz in die Thür, doch
blieb er absichtlich im Dunkeln stehen, um sich vor Kleu-
sers Blicken zu verbergen.
Eine dunkle Ahnung sagte diesem, daß sein Verfolger
in der Nähe sei. Fast zufällig wandte er das Auge
zurück. Ein Schaffner eilte in diesem Augenblick neben
dem lauernden Agenten vorbei, der Schein seiner Laterne
fiel auf das halb verhüllte Gesicht Polenz's. Es war nur
ein flüchtiger Augenblick, denn Polenz trat sofort einen
Schritt zurück; aber er hatte genügt, um Kleuser die beiden
dunkeln, stechenden Augen erkennen zu lassen, welche auf
ihn gerichtet waren.
Für einen Augenblick zitterte er und die Blässe des
Schreckens überzog seine Wangen, als er diesen Mann er-
blickte. Seine Absicht konnte ihm nicht verborgen bleiben,
er wollte ihn beobachten und sich wie eine Furie an seine
Fersen heften. Er überwand diesen Schrecken indeß schnell
und das bittere Lächeln, welches um seinen Mund zuckte,
vcrrieth, daß er fest entschlossen war, seinen Gegner zu
täuschen. Er stellte sich, als ob er Polenz nicht bemerkt
habe. Mit lauter Stimme verlangte er ein Billet zweiter
durchblicken, daß eine derartige Begegnung wenig er-
wünscht sei.
Der Trierer Ultramontanentag, welcher in
seinen Verhandlungen und Resolutionen das Signal zu
einem frischen fröhlichen „Kulturkampf" in verstärkter Auf-
lage gegeben, hat außerordentlich ernste Bedeutung für jeden
Staat, der etwa vermeint, auf dem Wege der Nachgiebig-
keit den confessionellen Frieden zu befestigen; er lehrt, daß
die Elemente deS Unfriedens und Glaubenshasses in Preu-
ßen lediglich eine Stärkung erfahren haben, daß in Zu-
kunft der preußische Staat einen viel härteren Kampf gegen
den Ultramontanismus zu bestehen haben wird, als je zu-
vor. Nicht unangebracht erscheint es daher, bemerkt die
Bad. Landesztg., wiederholt die, gewissen kirchenpolitischen
Zugeständnissen zugeneigten Kreise Badens auf diese be-
trübenden Erscheinungen warnend hinzuweisen.
Das Probekriegsspiel in Frankreich hat also be-
gonnen. Der Mobilmachungsbefehl wurde, wie die Corr.
Havas versichert, „wenn auch nicht mit Begeisterung, so
doch ohne Mißmuth und Murren ausgenommen, in einigen
wenigen Orten hatte man Mühe, die Bauern zu überreden,
daß es blos ein Krieg zum Spaß sei." Der „Spaß"
kostet freilich solide Millionen, die der Bauer aufbringen
muß, Der „Spaß" ist aber nicht blos kostspielig, sondern
gefährlich: Boulanger wußte, was er beabsichtigte, nämlich
die Franzosen mit dem Gedanken an den nahe bevorstehen-
den Ausbruch des Rachekrieges vertraut zu machen und
ihnen zu veranschaulichen, daß die Sache gar nicht so
schlimm sei, wie sie scheine. Ferron schreitet aus Furcht,
sich mißliebig zu machen, in Boulangers Bahnen fort;
er wird aber an den Folgen schwer zu tragen haben, denn
dieselben Deputirten, die mit leichtem Herzen ihm das Geld
bewilligten, werden mit schwerem Herzen zum Palais
Bourbon zurückkehren und sich zur Lehre nehmen, daß
leichtfertiges Eingehen auf die Pläne der Revanchards den
Bauern nicht behagt, und diese dummen Bauern sind auch
Wähler! Seide spinnt bei dem „Spaß" der Figaro, der
unentwegt vorangeht und in Mobilmachungssachen die
Führerschaft in der französischen Presse übernommen hat.
Jetzt bringt er den Plan der Concentrirungs- und Manö-
vergegend des 17. Armeekorps als nachträgliche Zugabe
zu dem Operationsplan, den er am 26. August veröffent-
licht hatte. Daraus ergibt sich, daß die vorgeschriebenen
Concentrationspunkte Carcassonne und Castelnaudary im
Audedepartement zum Gebiete des 16. Armeecorps gehören,
aber das 16. Armeecorps wird, setzt Figaro hinzu, in
keiner Weise in die Mobilmachung selbst bineingezogen:
sämmtliche Truppen und Dienstzweige werden mit der
Eisenbahn ins Audedepartement geworfen, wo die Manöver
am 8. September beginnen; am 10. rückt das ganze Corps
von Carcassonne und Castelnaudary auf Villefranche de
Laraguais, wo es sich dann auf seinem richtigen Versuchs-
felde befindet. Die Grenze zwischen den Departements der
Aude und Obergaronne geht zwischen Montserrat und
Avignonet. In Villefranche beginnt am 18. September
der Abmarsch, theils auf den Eisenbahnen, theils zu Fuß.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31. Aug. (Amtlich). Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben den Oberzollinspektor
Freiherrn v. Hardenberg in Säckingen auf sein An-
suchen auf 1. November d. I. aus dem Staatsdienste ent-
Klasse nach M. und trug einem Packträger auf für seinen
Koffer Sorge zu tragen.
Polenz glaubte sich nicht erkannt, das ruhige Wesen
Kleuser's täuschte ihn. Wie ein Schatten folgte er ihm,
indem er sich selbst stets in Dunkelheit verborgen hielt.
Seine Augen blieben fortwährend auf den Boden geheftet.
Erst als Kleuser in den Wagen eingestiegen, als die Thür
desselben hinter ihm geschlossen war, als bereits das Signal
der Abfahrt ertönte, schlüpfte Polenz noch rasch in die
offen gehaltene Thür eines anderen Wagens.
Aber Kleuser hatte ihn bemerkt, als er über den er-
leuchteten Perron eilte. Der Zug setzte sich in Bewegung
und jetzt erst athmete er freier auf. Polenz wollte ihm
allem Anschein nach bis M. folgen; das war ihm erwünscht,
ja für seinen Plan günstiger, als er gehofft hatte, denn
Polenz fürchtete er von allen Menschen am meisten. Er
wußte, daß er nur ein Spielball in der Hand dieses
Mannes war, sobald er seine Ruhe verlor.
Auch Polenz wurde ruhiger als der Zug sich in Be-
wegung gesetzt hatte. Jetzt konnte ihm Kleuser nicht mehr
entfliehen, jetzt war er fest entschlossen, ihn nimmer aus
den Augen zu lassen, bis er die zehntausend Thaler em-
pfangen hatte. Er war fest überzeugt, daß Kleuser ihn zu
betrügen beabsichtige, daß er über M. zu fliehen beschlossen
habe, um seine Feinde zu täuschen und auf eine falsche
Spur zu führen, um so mehr freute es ihn, daß er diese
Spur entdeckt zu haben glaubte und ihm nachfolgte wie
ein Schweißhund der Fährte des fliehenden Wildes.
Polenz rieb sich vergnügt die Hände. „Nur Geduld,
Herr Kleuser," rief er in Gedanken, „nur Geduld, Du ent-
gehst mir nicht. Auch in M. werde ich mich vor Deinen
lassen, sowie den Sekretär Julius Philipp Jehle beim
Maschineningenieur der Main-Neckar-Eisenbahn in Darmstadt
zum Vorsteher der Werkstätte der Main-Neckar-Eisenbahn
in Heidelberg ernannt.
Berlin, 31. Ang. Kaiser Wilhelm traf heute 2
Uhr Nachmittags von Babelsberg hier ein und wurde auf
dem Bahnhöfe wie in den Straßen von einer dichtge-
drängten Menschenmenge mit Jubel begrüßt. Kaiserin
Augusta ist gegen 3 Uhr gleichfalls von Babelsberg hier
eingetroffen.
Der „Post" zufolge verlautet, in Regierungskreisen be-
stehe die Absicht, ein Gesetz über Besteuerung aus-
ländischer Fonds vorzulegen.
Die „Kreuzzeitung" will auch Stettin alsZusammen-
kunftsort des Kaisers mit dem Kaiser von
Rußland nennen gehört haben.
Die diesjährige Uebungsreise des Großen
Generalstabes, die soeben beendet wurde, war recht
anstrengend; sie begann in der bayerischen Pfalz, ging den
Saarfluß hinauf und endete in Saarbrücken. Am letzten
Uebungstage fuhren, nach einem Berichte der Kreuzzeitung,
die Herren nebst den Pferden auf einem Extrazuge nach
Bolchen, ritten dann unter Zugrundelegung von strategischen
Aufgaben die 45 Kilometer lange Strecke von dort bis
Mörchingen, worauf sie wieder mit ihren Pferden den
Extrazug bestiegen und gelangten damit wieder an den
Ausgangspunkt der Uebung zurück. Das Avenir mili-
taire schreibt über diese Uebung unter Anderem: „Wir
wissen nicht, welches Thema der Generalfeldmarschall Graf
Moltke seinen Officieren zu lösen gegeben hat, jedenfalls
war es sehr interessant; denn die Reise fing in Rhein-
bayern an und endete in Elsaß-Lothringen." Dann fügt
es hinzu: „Seit einer Reihe von Jahren leitet der greise
Chef des Generalstabs die Reisen nicht mehr, sondern hat
diesen wichtigen Dienst dem Generalquartiermeister Grafen
Waldersee anvertraut. Derselbe hat in seiner Begleitung
einen General, zwei Chefs des Generalstabs, vier General-
stabsofficiere der Divisionen, 23 Generalstabsofficiere und
zwei Intendanten, dazu eine Anzahl Diener mit im Ganzen
etwa 60 Pferden." Man wird diesem objektiven Berichte
des französischen Fachblattes eine Anerkennung nicht ver-
sagen können, obwohl aus der Einleitung hervorgeht, daß
den Herren drüben die Nähe der Uebungen doch etwas un-
behaglich gewesen sein mag.
Das sozialdemokratische Circular wegen des
Parteitags ist der „Nordd. Allg. Zeitung" mit der
Bitte um gefällige Veröffentlichung von Nürnberg mit der
Post zugegangen.
Fulda, 31. August. Bischof Kopp nimmt auf einen
ausdrücklichen Auftrag des Papstes an dem Lütticher
Cong resse Theil.
-Oesterreichische Monarchie.
Wien, 31. Aug. Der deutsche Kronprinz trifft
Sonntag zu Toblach im Pusterthale, unter dem streng-
sten Jncognito eines Grafen von Lingen, ein, begleitet von
der Kronprinzessin und drei Töchtern, ferner dem Hofmar-
schall Grafen Radolinski, nebst Gefolge. Die Dauer des
Aufenthaltes ist noch unbestimmt. — Kaiser Franz Jo-
seph reiste heute zu den mährischen Manöoern ab. Sämmt-
liche Militär-Attachs's erschienen am Bahnhof. Der Kai-
ser lud den Grafen Waldersee, sowie den englischen und
russischen Militär-Attachs zur Fahrt im kaiserlichen Salon-
Blicken verbergen, aber auch nicht einen Augenblick werde
ich Dich aus meinen Augen lassen. Ich werde schon er-
forschen, welchen Weg Du von dort einschlägst — das ist
auch mein Weg. Nicht beim Beginn Deiner Flucht will
ich Dich aufhalten — nein, Du sollst Deinen Plan erst
für gelungen und Dich selbst in Sicherheit wähnen, sollst
in Gedanken über den dummen Polenz triumphiren, der
sich wie ein Schulknabe von Dir täuschen ließ — ha, Du
sollst mich erst als einen Angeführten und Betrogenen ver-
lachen — dann, dann will ich Dich mit einem Blick ver-
nichten — Dir soll kein Ausweg mehr bleiben, von meiner
Macht und Gnade soll Dein künftiges Schicksal abhängen.
Ha, Du hast mich um die zehntausend Thaler betrügen
wollen, Du sollst mir noch einmal, ja zweimal so viel
geben, oder ich vernichte Dich und führe Dich als einen
Betrüger, als einen erbärmlichen Dieb zurück. Ha, Du
sollst keine Wahl mehr haben, wie ein Wurm sollst Du
Dich unter meiner Hand krümmen. Du sollst es bitter
büßen, daß Du es gewagt hast, mich zu hintergehen und
zu betrügen."
Mit größter Behaglichkeit zündete er sich eine Cigarre
an und legte sich zurück in die Ecke des Coupee's. Er
war ja gewiß, daß sein Opfer ihm nicht zu entrinnen
vermochte.
Als der Zug aus der nächsten Station angelangt war,
öffnete er, noch ehe der Zug still hielt, das Fenster des
Wagens. Er war fest überzeugt, daß Kleuser nach M.
fahren werde, aber trotzdem wollte er keine Vorsicht ver-
säumen, um sich nicht durch ihn täuschen zu lassen. Es
lohnte sich schon der Mühe, denn auch für ihn stand viel
auf dem Spiele dabei. (Forts, folgt.)
täglich Sonntags
ausgenommen.
vrki,
Mit Familien-
blättern viertel-
jährlich 2 60^
«uSschl. Postauf-
jchlag u. Träger-
Lohn.
HMbcrger Zcitlliig
Tagölatt und Merkündiger für die Stadt Keidetöerg.
-,strN-»rzrUihr
Ib^fürdielspal»
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hies. GesLästS-
u. Private Zeigen
bedeut, ermäßigt.
Grali»-Aaftetz»»
d. Inserate in den
Placat-Anzeiger.
«r. 2V4
Donnerstig, -en 1. September
1887
Auf die „Heidelberger Zeitung" — Haupt-
lokal-und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg — werden für den
Monat
September
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, bei den Trägern
in der Stadt, sowie bei der Expedition, Untere Neckar-
straße Nr. 21, Bestellungen angenommen.
* Zum 2 September.
Aus der Fluth von Festlichkeiten, welche im Kreislauf
eines Jahres an uns vorüberrauscht, hebt sich bedeutungs-
voll das Sedanfest heraus. Fragt man bei manchen fest-
lichen Veranstaltungen mit Recht nach Zweck und Noth-
wendigkeit derselben, so ist das bei der Sedansfeier anders.
Diese hat für das deutsche Volk wie nur eines seiner größ-
ten Feste einen tiefen idealen Inhalt, eine wirklich innere
Berechtigung. Wahrlich, es gibt nichts Erhebenderes für
die deutsche Nation als eine allgemeine Erinnerungsfeier
an jene große Zeit, in welcher nationale Einigkeit und
Opferwilligkcit Ruhmesthaten von unvergänglichem Glanz
verrichteten. Es ist dem Volke darum ein Herzens-
dedürfniß, den Sedantag, in dem uns der höchste Triumph
edler vaterländischer Begeisterung entgegentritt, als ein
nationales Dank- und Eriunerungsfest feierlich zu begehen.
Es würde um das deutsche Reich weniger gut stehen,
wenn dem nicht so wäre. Wir dürfen nie erlahmen in der
Pflege patriotischer Erinnerungen. Aus dem Born der
großen Vergangenheit müssen wir mit die Kraft schöpfen,
alle Hindernisse in Gegenwart und Zukunft, treten sie von
außen oder innen an uns heran, siegreich zu überwinden.
Gerade in der heutigen Zeit, wo sich der politische Hori-
zont fast nie ganz klar und wolkenlos zeigt, haben wir
doppelt Ursache, uns den Werth der gewaltigen Errungen-
schaften des Jahres 1870 ins Gedächtniß zu rufen, um
voll und ganz zu ermessen, um waS es sich handelt, wenn
wir genöthigt sind, diese Errungenschaften noch einmal mit
dem Schwert in der Hand verlheidigen zu müssen.
Mögen wir davor bewahrt werden, um im Frieden am
weiteren Ausbau des Reiches zu arbeiten, aber mögen wir
auch der Großthaten der Vergangenheit eingedenk sein und
unsere ganze nationale Kraft einsetzen, wenn es jemals
wiederum gilt, die deutschen Grenzmarken zu schützen. Um
uns für alle Wechselfälle der Zukunft gerüstet zu halten,
versäumen wir nicht, den nationalen Sinn des Volkes, der
sich Anfangs dieses Jahres erfreulicherweise in voller Kraft
bethätigte, zu erhalten und zu pflegen. Was kann da
wirksamer sein als Erinnerung und Hinweise auf die Ver-
gangenheit und in diesem Sinne, so wünschen wir, möge
auch der morgende Sedantag festlich begangen werden, in
Werthschätzung des Wortes: Dem Volk, das seine Ver-
gangenheit ehrt, gehört auch die Zukunft!
* Politische Umschau.
Heidelberg, 1. September.
Die Nachrichten über eine Zusammenkunft Kaiser Wil-
helms mit dem Czaren wollen nicht verstummen. Die
Begegnung soll in der ersten Hälfte des Septembers
entweder in Danzig oder Stettin stattfinden. Was Wah-
res an derlei Meldungen ist, wird man alsbald erfahren.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt man in Frankreich die
Nachrichten von der Zusammenkunft des deutschen und
österreichischen Kaisers. Dort läßt man ziemlich unverhüllt
Durch eigene Schuld.
Ein Original-Roman aus der Handelswelt von Fr. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Eine in einen Mantel gehüllte Gestalt folgte ihm, ohne
daß er es bemerkte. Es war Polenz, der schon seit Stun-
den vor seiner Thür gewartet hatte und fest entschlossen
war, ihn nicht aus dem Auge zu verlieren. Schon stand
Kleuser auf dem Bahnhof vor der Kasse, um sich ein
Billet zu lösen, da trat auch Polenz in die Thür, doch
blieb er absichtlich im Dunkeln stehen, um sich vor Kleu-
sers Blicken zu verbergen.
Eine dunkle Ahnung sagte diesem, daß sein Verfolger
in der Nähe sei. Fast zufällig wandte er das Auge
zurück. Ein Schaffner eilte in diesem Augenblick neben
dem lauernden Agenten vorbei, der Schein seiner Laterne
fiel auf das halb verhüllte Gesicht Polenz's. Es war nur
ein flüchtiger Augenblick, denn Polenz trat sofort einen
Schritt zurück; aber er hatte genügt, um Kleuser die beiden
dunkeln, stechenden Augen erkennen zu lassen, welche auf
ihn gerichtet waren.
Für einen Augenblick zitterte er und die Blässe des
Schreckens überzog seine Wangen, als er diesen Mann er-
blickte. Seine Absicht konnte ihm nicht verborgen bleiben,
er wollte ihn beobachten und sich wie eine Furie an seine
Fersen heften. Er überwand diesen Schrecken indeß schnell
und das bittere Lächeln, welches um seinen Mund zuckte,
vcrrieth, daß er fest entschlossen war, seinen Gegner zu
täuschen. Er stellte sich, als ob er Polenz nicht bemerkt
habe. Mit lauter Stimme verlangte er ein Billet zweiter
durchblicken, daß eine derartige Begegnung wenig er-
wünscht sei.
Der Trierer Ultramontanentag, welcher in
seinen Verhandlungen und Resolutionen das Signal zu
einem frischen fröhlichen „Kulturkampf" in verstärkter Auf-
lage gegeben, hat außerordentlich ernste Bedeutung für jeden
Staat, der etwa vermeint, auf dem Wege der Nachgiebig-
keit den confessionellen Frieden zu befestigen; er lehrt, daß
die Elemente deS Unfriedens und Glaubenshasses in Preu-
ßen lediglich eine Stärkung erfahren haben, daß in Zu-
kunft der preußische Staat einen viel härteren Kampf gegen
den Ultramontanismus zu bestehen haben wird, als je zu-
vor. Nicht unangebracht erscheint es daher, bemerkt die
Bad. Landesztg., wiederholt die, gewissen kirchenpolitischen
Zugeständnissen zugeneigten Kreise Badens auf diese be-
trübenden Erscheinungen warnend hinzuweisen.
Das Probekriegsspiel in Frankreich hat also be-
gonnen. Der Mobilmachungsbefehl wurde, wie die Corr.
Havas versichert, „wenn auch nicht mit Begeisterung, so
doch ohne Mißmuth und Murren ausgenommen, in einigen
wenigen Orten hatte man Mühe, die Bauern zu überreden,
daß es blos ein Krieg zum Spaß sei." Der „Spaß"
kostet freilich solide Millionen, die der Bauer aufbringen
muß, Der „Spaß" ist aber nicht blos kostspielig, sondern
gefährlich: Boulanger wußte, was er beabsichtigte, nämlich
die Franzosen mit dem Gedanken an den nahe bevorstehen-
den Ausbruch des Rachekrieges vertraut zu machen und
ihnen zu veranschaulichen, daß die Sache gar nicht so
schlimm sei, wie sie scheine. Ferron schreitet aus Furcht,
sich mißliebig zu machen, in Boulangers Bahnen fort;
er wird aber an den Folgen schwer zu tragen haben, denn
dieselben Deputirten, die mit leichtem Herzen ihm das Geld
bewilligten, werden mit schwerem Herzen zum Palais
Bourbon zurückkehren und sich zur Lehre nehmen, daß
leichtfertiges Eingehen auf die Pläne der Revanchards den
Bauern nicht behagt, und diese dummen Bauern sind auch
Wähler! Seide spinnt bei dem „Spaß" der Figaro, der
unentwegt vorangeht und in Mobilmachungssachen die
Führerschaft in der französischen Presse übernommen hat.
Jetzt bringt er den Plan der Concentrirungs- und Manö-
vergegend des 17. Armeekorps als nachträgliche Zugabe
zu dem Operationsplan, den er am 26. August veröffent-
licht hatte. Daraus ergibt sich, daß die vorgeschriebenen
Concentrationspunkte Carcassonne und Castelnaudary im
Audedepartement zum Gebiete des 16. Armeecorps gehören,
aber das 16. Armeecorps wird, setzt Figaro hinzu, in
keiner Weise in die Mobilmachung selbst bineingezogen:
sämmtliche Truppen und Dienstzweige werden mit der
Eisenbahn ins Audedepartement geworfen, wo die Manöver
am 8. September beginnen; am 10. rückt das ganze Corps
von Carcassonne und Castelnaudary auf Villefranche de
Laraguais, wo es sich dann auf seinem richtigen Versuchs-
felde befindet. Die Grenze zwischen den Departements der
Aude und Obergaronne geht zwischen Montserrat und
Avignonet. In Villefranche beginnt am 18. September
der Abmarsch, theils auf den Eisenbahnen, theils zu Fuß.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31. Aug. (Amtlich). Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben den Oberzollinspektor
Freiherrn v. Hardenberg in Säckingen auf sein An-
suchen auf 1. November d. I. aus dem Staatsdienste ent-
Klasse nach M. und trug einem Packträger auf für seinen
Koffer Sorge zu tragen.
Polenz glaubte sich nicht erkannt, das ruhige Wesen
Kleuser's täuschte ihn. Wie ein Schatten folgte er ihm,
indem er sich selbst stets in Dunkelheit verborgen hielt.
Seine Augen blieben fortwährend auf den Boden geheftet.
Erst als Kleuser in den Wagen eingestiegen, als die Thür
desselben hinter ihm geschlossen war, als bereits das Signal
der Abfahrt ertönte, schlüpfte Polenz noch rasch in die
offen gehaltene Thür eines anderen Wagens.
Aber Kleuser hatte ihn bemerkt, als er über den er-
leuchteten Perron eilte. Der Zug setzte sich in Bewegung
und jetzt erst athmete er freier auf. Polenz wollte ihm
allem Anschein nach bis M. folgen; das war ihm erwünscht,
ja für seinen Plan günstiger, als er gehofft hatte, denn
Polenz fürchtete er von allen Menschen am meisten. Er
wußte, daß er nur ein Spielball in der Hand dieses
Mannes war, sobald er seine Ruhe verlor.
Auch Polenz wurde ruhiger als der Zug sich in Be-
wegung gesetzt hatte. Jetzt konnte ihm Kleuser nicht mehr
entfliehen, jetzt war er fest entschlossen, ihn nimmer aus
den Augen zu lassen, bis er die zehntausend Thaler em-
pfangen hatte. Er war fest überzeugt, daß Kleuser ihn zu
betrügen beabsichtige, daß er über M. zu fliehen beschlossen
habe, um seine Feinde zu täuschen und auf eine falsche
Spur zu führen, um so mehr freute es ihn, daß er diese
Spur entdeckt zu haben glaubte und ihm nachfolgte wie
ein Schweißhund der Fährte des fliehenden Wildes.
Polenz rieb sich vergnügt die Hände. „Nur Geduld,
Herr Kleuser," rief er in Gedanken, „nur Geduld, Du ent-
gehst mir nicht. Auch in M. werde ich mich vor Deinen
lassen, sowie den Sekretär Julius Philipp Jehle beim
Maschineningenieur der Main-Neckar-Eisenbahn in Darmstadt
zum Vorsteher der Werkstätte der Main-Neckar-Eisenbahn
in Heidelberg ernannt.
Berlin, 31. Ang. Kaiser Wilhelm traf heute 2
Uhr Nachmittags von Babelsberg hier ein und wurde auf
dem Bahnhöfe wie in den Straßen von einer dichtge-
drängten Menschenmenge mit Jubel begrüßt. Kaiserin
Augusta ist gegen 3 Uhr gleichfalls von Babelsberg hier
eingetroffen.
Der „Post" zufolge verlautet, in Regierungskreisen be-
stehe die Absicht, ein Gesetz über Besteuerung aus-
ländischer Fonds vorzulegen.
Die „Kreuzzeitung" will auch Stettin alsZusammen-
kunftsort des Kaisers mit dem Kaiser von
Rußland nennen gehört haben.
Die diesjährige Uebungsreise des Großen
Generalstabes, die soeben beendet wurde, war recht
anstrengend; sie begann in der bayerischen Pfalz, ging den
Saarfluß hinauf und endete in Saarbrücken. Am letzten
Uebungstage fuhren, nach einem Berichte der Kreuzzeitung,
die Herren nebst den Pferden auf einem Extrazuge nach
Bolchen, ritten dann unter Zugrundelegung von strategischen
Aufgaben die 45 Kilometer lange Strecke von dort bis
Mörchingen, worauf sie wieder mit ihren Pferden den
Extrazug bestiegen und gelangten damit wieder an den
Ausgangspunkt der Uebung zurück. Das Avenir mili-
taire schreibt über diese Uebung unter Anderem: „Wir
wissen nicht, welches Thema der Generalfeldmarschall Graf
Moltke seinen Officieren zu lösen gegeben hat, jedenfalls
war es sehr interessant; denn die Reise fing in Rhein-
bayern an und endete in Elsaß-Lothringen." Dann fügt
es hinzu: „Seit einer Reihe von Jahren leitet der greise
Chef des Generalstabs die Reisen nicht mehr, sondern hat
diesen wichtigen Dienst dem Generalquartiermeister Grafen
Waldersee anvertraut. Derselbe hat in seiner Begleitung
einen General, zwei Chefs des Generalstabs, vier General-
stabsofficiere der Divisionen, 23 Generalstabsofficiere und
zwei Intendanten, dazu eine Anzahl Diener mit im Ganzen
etwa 60 Pferden." Man wird diesem objektiven Berichte
des französischen Fachblattes eine Anerkennung nicht ver-
sagen können, obwohl aus der Einleitung hervorgeht, daß
den Herren drüben die Nähe der Uebungen doch etwas un-
behaglich gewesen sein mag.
Das sozialdemokratische Circular wegen des
Parteitags ist der „Nordd. Allg. Zeitung" mit der
Bitte um gefällige Veröffentlichung von Nürnberg mit der
Post zugegangen.
Fulda, 31. August. Bischof Kopp nimmt auf einen
ausdrücklichen Auftrag des Papstes an dem Lütticher
Cong resse Theil.
-Oesterreichische Monarchie.
Wien, 31. Aug. Der deutsche Kronprinz trifft
Sonntag zu Toblach im Pusterthale, unter dem streng-
sten Jncognito eines Grafen von Lingen, ein, begleitet von
der Kronprinzessin und drei Töchtern, ferner dem Hofmar-
schall Grafen Radolinski, nebst Gefolge. Die Dauer des
Aufenthaltes ist noch unbestimmt. — Kaiser Franz Jo-
seph reiste heute zu den mährischen Manöoern ab. Sämmt-
liche Militär-Attachs's erschienen am Bahnhof. Der Kai-
ser lud den Grafen Waldersee, sowie den englischen und
russischen Militär-Attachs zur Fahrt im kaiserlichen Salon-
Blicken verbergen, aber auch nicht einen Augenblick werde
ich Dich aus meinen Augen lassen. Ich werde schon er-
forschen, welchen Weg Du von dort einschlägst — das ist
auch mein Weg. Nicht beim Beginn Deiner Flucht will
ich Dich aufhalten — nein, Du sollst Deinen Plan erst
für gelungen und Dich selbst in Sicherheit wähnen, sollst
in Gedanken über den dummen Polenz triumphiren, der
sich wie ein Schulknabe von Dir täuschen ließ — ha, Du
sollst mich erst als einen Angeführten und Betrogenen ver-
lachen — dann, dann will ich Dich mit einem Blick ver-
nichten — Dir soll kein Ausweg mehr bleiben, von meiner
Macht und Gnade soll Dein künftiges Schicksal abhängen.
Ha, Du hast mich um die zehntausend Thaler betrügen
wollen, Du sollst mir noch einmal, ja zweimal so viel
geben, oder ich vernichte Dich und führe Dich als einen
Betrüger, als einen erbärmlichen Dieb zurück. Ha, Du
sollst keine Wahl mehr haben, wie ein Wurm sollst Du
Dich unter meiner Hand krümmen. Du sollst es bitter
büßen, daß Du es gewagt hast, mich zu hintergehen und
zu betrügen."
Mit größter Behaglichkeit zündete er sich eine Cigarre
an und legte sich zurück in die Ecke des Coupee's. Er
war ja gewiß, daß sein Opfer ihm nicht zu entrinnen
vermochte.
Als der Zug aus der nächsten Station angelangt war,
öffnete er, noch ehe der Zug still hielt, das Fenster des
Wagens. Er war fest überzeugt, daß Kleuser nach M.
fahren werde, aber trotzdem wollte er keine Vorsicht ver-
säumen, um sich nicht durch ihn täuschen zu lassen. Es
lohnte sich schon der Mühe, denn auch für ihn stand viel
auf dem Spiele dabei. (Forts, folgt.)