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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0041
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18S8.

Ar. 158.

Mmtag, de» 11. Juli

Der amerikanisch-spanische Krieg.
, Daß die amerikanischen Truppen vor Sant-
'Kgo nicht auf Rosen gebettet sind, geht aus einem Be-
acht hervor, der an den New-Jork Harald am Tage vor
der Vernichtung der spanischen Flotte abgesandt worden
p). Dort heißt es: „Noch einen solchen Sieg (gemeint
'1t das unentschiedene Gefecht vom 1. Juli mit der Ein-
nahme des später wieder aufgegebenen El Caney), und
unsere Truppen müssen den Rückzug antreten. Die Lage
ist äußerst ernst. Die Stadt ist geschützt durch 15 om-
Geschütze, während wir 16 Feldgeschütze zu 9 eiu hier
haben, da die Belagerungsgeschütze noch nicht von Bord
der Schiffe ausgeschifft worden sind. (!) Es ist ebenso
Unmöglich, Santiago mit unserer -jetzt vor den Wällen
liegenden Infanterie zu nehmen, wie es unmöglich ist, einen
Geldschrank mit einem Taschenrsvolver zu durchlöchern.
Jetzt ist die Lage kritisch und beunruhigend. Es wäre
thöricht, das zu verheimlichen. Niemals hätte man die
Truppen hersenden sollen ohne die gesammte Artillerie von
Tampa, und ehe die nicht zur Stelle ist, können wir weder
Uor noch zurück. Sie können nur auf dem Bauche liegen
uder sich erschießen lassen, wenn sie sich aufrichten. Sie
uMsen die grausamste Hitze und tagelangcn Regen aus-
halten, sie dürfen sich nicht bewegen und sind fortwährend
unter Feuer. Selbst die Stärksten und Tapfersten könnten
das nicht lange aushalten. Der Mangel an Unterhaltung,
Gespräch, Bewegung, Nahrung, Tabak und das ununter-
brochene Feuern von Schrapnells und Gewehrgeschosseu
Urird auch den stärksten Mann zunichte machen. Heute!
Morgen ging ich die Schützengräben entlang. Da lagen
Hst Leute im hohen Grase, das naß war wie ein voller l
Schwamm. Seit dem 30. Zuni ist die Thaufeuchtigkcit
nicht aus ihren Kleidern herausgekommen. Nicht einmal -
Zum Baden haben sie Zeit gehabt, noch die durchnäßte l
Kleidung auszuziehen. Einige waren seit 48 Stunden
Hhne Nahrung, und die besteht auch nur aus Schiffs- -
Zwieback und Kaffee. Wer Raucher ist, leidet am meisten,
ba es keinen Tabak mehr gibt. So schwachnervig waren
einige geworden, daß sie Gras, Theeblätter und Kräuter s
rauchten. Fortwährend krepiren über ihnen die Schrapnels, s
tHdtend und verwundend. Dazu das ununterbrochene Feuer?
her Scharfschützen. Das kann nicht mehr Tage lang so l
Hauern, höchstens Stunden. Nichts ist bewiesen durch
hstsen Feldzug als der Heldenmuth der amerikanischen?
Truppen. Offen gesagt, der Krieg ist in Unwissenheit s
Vorbereitet und mit einer Kette von Fehlern ins Werk ge- /
sttzt worden. Das schreibe ich, damit die gesammte Presse
des Landes einen Druck ausübt in Washington, damit
Hst unerträgliche Lage hier Ml-effert werde. Vor allem ;
brauchen wir Artillerie, so lange wir die nicht haben, muß
Hst Flotte handeln. Admiral Sampson könnte uns so gut
Helsen, wenn er Borräthe und Geschütze, Schnellfeuerkanonen
und Matrosen landen wollte. Er könnte die Stadt be-
Ichstßen und ein paar Torpedoboote opfern bei der For- s
eiruug der Hafeneinfahrt. Admiral Sampson hat ge-
fordert, die Armee solle Herkommen. Wohlan, sie ist hier
Md Hertheidigt ihren Platz, den sie mit solchen Verlusten
erobert hat." s
Washington, 9. Juli. General Shafter telegraphirts i
M die Regierung, daß nunmehr die von den Amerikanern
in den Kämpfen am 1. uud L. Juli erlittenen Verluste
festgestellt seien. 22 Offiziere und 208 Mann seien ge-
fallen, 81 Offiziere und 120Z Mann verwundet, und 79
werden vermißt.
Washington, 9. Juli. Admiral Sampson tele-
graphirte an den Marinesekretär Long, er glaube, daß das

spanische Panzerschiff „Cristobal Colon" noch zu retten
wäre, da es noch in gutem Zustande sei, auch sei in ge-
wissem Grade die Hoffnung aus Erhaltung der „Maria
Teresa" und der „Viscaya" berechtigt. Das Marine-
departement erwartet, daß die Beschießung der Forts am
Eingänge der Bucht von Santiago heute beginnt.
Washington, 9. Juli. Das Staatsdepartement
versicherte nochmals, es habe noch keinerlei Eröffnung betr.
den Frieden erhalten, weder direkte noch indirekte.
Washington, 9. Juli. Der Kongreß vertagte sich
gestern bis auf Weiteres. Die Mitglieder sangen in der
Kammer patriotische Lieder, die Republikaner stießen Hurrah-
rufe aus auf Mac Kinley. Eine große Anzahl Abgeord-
neter hatte kleine Fahnen, welche sie schwenkten, und die
Freude war allgemein. Doch ereignete sich plötzlich ein
störender Zwischenfall, indem ein Republikaner erklärte, daß
der Abgeordnete Pall gelogen habe. Dies rief einen
Skandal hervor. Mehrere Abgeordnete fielen über einander
her und konnten nur durch die Dazwischenkunft von Kollegen
getrennt werden.
London, 9. Juli. Dem Daily Telegraph wird aus
Washington berichtet, das Geschwader Watsons werde nach
Spanien abgehen, sobald die Vorbereitungen dazu beendigt
seien, also voraussichtlich zu Anfang der nächsten Woche.
Es wird bestehen aus dem Kreuzer Newark als Flaggschiff,
aus den Schlachtschiffen Oregon und Iowa und zwei Hülfs-
ckreuzcrn. Sechs Kohlenschiffe mit einer Ladung von 25 000t,
die für genügend erachtet werden, um bas Geschwader
selbst bis zu den Philippinen zu bringen, sollen es be-
gleiten. Soweit bekannt, ist der Hauptzweck dieses Ge-
schwaders, die zurückkehrende Flotte Camaras gefangen zu
nehmen oder zu zerstören. Watson wird seinen Curs nach
dem Mittelmeer nehmen, zunächst soll jedoch nicht die Ab-
sicht bestehen, die Befestigungen an der spanischen Küste
zu beschießen. Wenn Sampson seine Aufgabe in den
westindischen Gewässern erledigt hat, soll er dem Geschwader
Watsons folgen und wahrscheinlich den Oberbefehl über
beide Geschwader übernehmen.
Madrid, 9. Juli. Die Regierung dementirt, daß
Friedensverhandlungen eingeleitet seien. Um das Heer
einigermaßen zufrieden zu stellen, erklärt sie, der Wunsch
des Heeres, Revanche zu Lande zu nehmen für die zur
See erlittenen Niederlagen, sei durchaus gerechtfertigt. —
Die Staatseinnahmen im Juni weisen ein Minus von 8
Millionen im Vergleich zum Vorjahre auf.

Deutsches Reich.
Berlin, 10. Juli.
— Aus Bergen, 9. Juli, wird berichtet: Der
Kaiser setzte gestern bei herrlichem Wetter die Reise fort
und traf heute früh hier ein. An Bord alles wohl.
— Sicherem Vernehmen nach werden am 14. Juli
Won Wilhelmshaven aus auch einige bisherige Zöglinge
des Orientalischen Seminars, die ihre Prüfung in der
.chinesischen Sprache abgelegt haben, nach Kiautschou
hinausgesendet werden. Es befinden sichrdarunter ein Forst-
.Assessor, Thomas, sowie drei Gerichtsreferendare, Dr.
Bessert-Nettelbeck, Neitzel und Dr. Wagenführ. Alle diese
Herren sollen in der Civilverwaltung des neuen Schutz-
gebietes beschäftigt werden.
— Die Zusammensetzung des Reichstags nach den Neu-
wach len, die Wahlbetheiligung seit 1871, die Vertheilung der
Parteien nach Wahl-Bezirken, die Stimmen-Verhältnisse re. ec.
zeigt in übersichtlicher Weise G. Freitag's mit gewohnter
Pünktlichkeit erschienene Reichstagswahlkarte .des Deut-
schen Reichs, die gegen Einsendung von — .95 in Post-
marken durch feds Buchhandlung, wie auch vom Verlage G. Frey-

tag L Berndt, Leipzig zu beziehen ist und deren Anschaffung
wir jedem Zeitungsleser nachdrücklichst empfehlen.
Altona, 9. Juli. Heute Nachmittag fand die feier-
liche Enthüllung eines Denkmals für Bismarck statt.
Oberbürgermeister Giese hielt die Festrede und Bürger-
meister Rosenhagen übernahm das Denkmal Namens der
Stadt Altona.
Baden. „Ein alter Konservativer" meint in der Bad.
Landpost", es habe in Regierungskreisen Bestür-
zung hervorgerufen, daß das badische Centrum nunmehr
schon zweimal officiell für den Sozialdemokraten eingetreten
sei. Dazu bemerkt die Bad. Lztg.: Daß ein derartiger
Eindruck nach oben erzielt werden sollte, glauben wir recht
gerne, wir wissen aber ebensogut, daß das direkte G e-
gentheil davon erreicht worden ist. Als Hort vater-
ländischer und staatserhaltendcr Gesinnung hat sich die
liberale Partei erwiesen und diejenigen, welche mit
Wacker trotzend und drohend bei Seite getreten sind,
haben sich mit ihm in die Schuld zu theilen, der Regie-
rung des Großherzogs die Sozialdemokratie auf den Hals
gehetzt zu haben. Herr Wacker und seine engere Gefolg-
schaft haben endgiltig allen Anspruch darauf verwirkt, fer-
ner noch als staatserhaltende Männer seiner Partei an-
gesehen zu werden. Das ist der Eindruck, den das Ver-
halten des Herrn Wacker hinterlassen hat, und zwar an
der Stelle im Staat, nach welcher die Negierungskreise
ihre Maßnahmen einzurichten haben.
Bruchsal, 9. Juli. Wie die Kraichg. Ztg. erfährt,
ist dem hiesigen Stadtrath die Abschrift eines Schreibens
zugegangen, welche das großh. Justizministerium im Verein
mir großh. Ministerium des Innern an das Erzbischöfl.
Kapitelvikariat gerichtet hat. Es wird darin die Hand-
lungsweise der hiesigen katholischen Pfarrer gegen
Herrn Oberbürgermeister Dr. Gautier in der Stiftungs-
rathsangelegenheit als „eigenmächtig" und „gesetz-
widrig" bezeichnet und ein disziplinäres Vorgehen gegen
dieselben für „rechtlich unzulässig" erklärt. Zugleich
wird die Erwartung ausgesprochen, daß auch die Kirchen-
behörde das Verfahren der Geistlichen „mißbilligen"
werde. — Durch diesen Erlaß findet ein Akt der Unduld-
samkeit die verdiente Zurückweisung und wird Herrn Dr.
Gautier nach den ihm zugefügten Kränkungen eine Ge-
nugthuung zu Theil, welche ihm von Herzen zu gönnen ist.
Bruchsal, 9. Juli. Die Kraichg. Ztg. schreibt: Von
einem „wohlgesinnten Leser und Freund" unseres Blattes er-
hielten wir gestern eine Zuschrift, welche uns betreffs der Auf-
nahme ähnlicher Mtttheilungen, wie der Tags zuvor aus
Zeuthern berichteten — daß der dortige Pfarrer den
sozialdem. Agitator zu Tisch geladen habe —
zu Vorsicht mahnt, da es doch undenkbar sei, daß ein Geistlicher
das Wahlbündnis zwischen Centrum und Sozialdemokratie so-
weit ausdehnen sollte. Daß die Mahnung unnöthig war, be-
weist eine Korrespondenz in gestriger Nummer des Bruchs. Boten,
worin die „undenkbare" Thatsache klipp und klar bestätigt und
nur damit beschönigt wird, daß der Herr Sozz dem Herrn
Pfarrer von früher her als Landsmann und Schüler bekannt
sei. Im Uebrigen überläßt der Korrespondent die Sache dem
Urtheil der Oeffentlichkeit. Wir gehen hin und thun desgleichen,
denn ein Mehreres wäre überflüssig.
Badischer Landtag. L. 6. Karlsruhe, 9. Juli. 111.
öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer.
Präsident Gönner eröffnet um 9^ Uhr die Sitzung.
Abg. Straub (utl.) berichtet über den Gesetzentwurf betr.
die Aenderung des Elementarunterrichtsgesetz es
und die Petition des bad. Lehrervereins betr. die Regelung der
Gehaltsverhältnisse der Volksschullehrer und betont, wie noth-
wendig es sei, daß die älteren Lehrer durch Näherlegung des
Höchstgehalts und diejenigen Lehrer, die durch das Ortsklassen-
system in ihren Gehalrsoerhältniffen zurückgeblieben sind, zu ver-
bessern seien, damit dem schönen und verantwortungsvollen Beruf die
gerechtfertigten Wünsche erfüllt werden. (Der Gesetzentwurf bestimmt.

Ein Griff in's LeLen.
1?) Novelle von Reinhold Srtmann.
(Fortsetzung und Schluß.)
Mit einem abermaligen höhnischen Auflachen schleuderte
sie die Waffe zu Boden.
„Nun weißt Du, was Du und Deine Kunst mir werth
und! Jetzt magst Du die rührende Geschichte noch einmal
övn vorne aufcmgen oder Du magst Dir einen anderen Stoff
Ms dem Leben suchen — mir gilt es gleich."
. Ohne dem vor? ihr angerichteten Zerstörungswerk noch
swen weiteren Blick zu gönnen, warf sie hochmüthig den
schönen Kopf zurück und rauschte hinaus. Herbert Wallfried
aber stand nach Verlauf von Minuten noch immer auf dem
"ämlichen Fleck wie jemand, der sich von der Wirkung eines
betäubenden Faustschlages nicht zu erholen vermag. Dann
wciff er sich plötzlich mit beiden Händen an die Stirn und
stürzte lautlos zusammen.

Nach wochenlangem, schweren Ringen erst war die Macht
der gefährlichen Nervenkrankheit gebrochen, die den jungen
Künstler fast an den Rand des Grabes gebracht hatte. Mit
lener aufopfernden Hingebung, deren nur die wahre, selbstver-
gessene Liebe fähig ist, hatten seine Mutter und Eva den auf-
reibenden Samariterdienst an seinem Leidenslager verrichtet,
ihrer treuen Pflege vor allem verdankte er seine Wiederher-
stellung, und ln den glücklichen Tagen seiner Genesung, die
Mn folgten, wichen auch die letzten Mißverständnisse, die so
lange noch gleich häßlichen dunklen Schatten zwischen den
beiden jungen Menschenkindern geschwebt batten.
, Das Verdienst aber, sie verscheucht zu haben, gebührte
'einem andern als Rudolf Lindner- Er batte eines Tages,
als die Gemüthsbewegung dem Rekonvalescenten keinen Nach-
welt mehr bringen konnte, den Freund zu einer rückhaltlosen
Beichte veranlaßt und er hatte sich dabei überzeugen können,
baß er seinen Gemüthszustand während jener Wochen und

Tage, die der schweren Erkrankung vorautgegangen waren,
vollkommen richtig beurtbeilt hatte. In demselben Maße wie
seine Verzweiflung über das vergebliche Ringen mit einer
ihm im innersten Herzen widerstrebenden Aufgabe gewachsen
war, batte sich Wallfried's Leidenschaft für die Frau, die ihm
diese Aufgabe gleichsam aufgczwungen, abgekllW und als er
sich am Tage nach Vollendung seines Bildes zu ihr begeben,
war es gelmß nicht i-u der Absicht geschehen, um sie zu werben.
Aber Jutta von Gre-iffenhagen hatte sich's zum Ziel gesetzt,
die Gattin des berühmten jungen Malers zu werden, und
sobald sie mit feinem weiblichem Instinkt die bedenkliche Ver-
änderung wahrnahm, die während der letzten Tage mit ihm
vorgegangen war, ließ sie alle ihre Künste spielen, um sich
nicht etwa noch im letzten Augenblick den Sieg entreißen zu
lassen. Wallfried hatte sie in seinen Armen gehalten und
halte ihre Lippen auf den seinigen gefühlt, noch ehe er sich
völlig klar darüber geworden, wie das alles geschehen war,
und er hatte sie mit dem uiederdrückenden Bewußtsein ver-
lassen, nun für den ganzen Rest seines Lebens an ein Weib
gefesselt zu sein, dessen verrührerische Reize ihn wohl für
eine kurze Zeit hatten bestechen und blenden können, das er
aber niemals wahrhaft geliebt.
Und die ganze verhängnißvolle Größe seiner Verirrung
hatte sich ihm vollends mit erschreckender Deutlichkeit offen-
bart, als er Eva Leuthold wiedergesehen, als ihr Anblick alle
süßen und trauten Erinnerungen einer glücklichen Vergangen-
heit in seiner Seele wachgerufen hatte. Jedes Wort, das sie
ihm über sein verfehltes Werk gesagt, hatte ihn in der grau-
samen Gewißheit bestärken müssen, daß er an dem herrlichsten
Schatze achtlos vorübergegangen war, um sich nach einem
glitzernden Kiese! zu bücken und als er dann wahrzunchmen
glaubte, daß zwischen Eva und seinem Freunde Lindner ein
zartes Liebesspiel anzuspinnen begann, da ließen ihm die
Qualen der Eifersucht, die sein krankes Herz zerrissen, vollends
keinen Zweifel mehr über die wahre Natur seiner Empfin-
dungen.
Nun lag das alles weit hinter ihm wie ein wüster Traum,
und mit verklärtem Lächeln gleich einer Himmelsbotschast

lauschte er den ruhigen, verständigen Worten des Doktors,
der ihn über seinen Antheil an der glücklichen Wendung der
Dinge aufklärte und ihm die beruhigende Versicherung gab,
daß er schon deßhalb niemals nach Eva Leuthold's Besitz
habe streben können, weil er ja die unumstößliche lleberzeu-
gung gehegt habe, daß ihr Herz einzig dem Pflegebruder
gehöre.
„Sie liebt Dich heute, wie sie Dich immer geliebt hat,"
schloß er seine für Wallfried so unbeschreiblich beglückenden
Ausführungen, „und das quälende Versteckspielen hat nun
lange genug gewährt. Es ist Deine Pflicht, Dich ihr zu er-
klären; aber es ist auch Deine Pflicht, ihr reumüthig zu
beichten, wie Du mir gebeichtet hast. Es darf nichts Heim-
liches und Unausgesprochenes zwischen Euch sein; Eva hat
das beste Recht darauf, alles zu erfahren, und dafür, daß sie
Dir Absolution ertheilen wird, ohne Dir zuvor eine all' zu
schwere Buße aufzuerlegen, dafür will ich mich getrost ver-
bürgen."
Wie es der Maler anfing, den freundschaftlichen Rath zu
befolgen, hat außer ihm und Eva niemand erfahren, aber er
mußte es doch wohl auf die rechie Weise gethan haben, denn
die Professorin fand eines Morgens die beiden jungen Leute
mit selig verklärten Gesichtern Hand in Hand, und sie brauchte
nicht zu fragen, was das wundersame Leuchten ihrer Augen
bedeute — sie brauchte nur segnend ihre Mutterhand auf den
Scheitel des jungen Mädchens zu legen, das ihr in ihren
verschwiegenen Plänen und Hoffnungen immer als die
dereinstige Lebensgefährtin des geliebten Sohnes erschienen war.

Herbert Wallfrieds Gemälde „Ein Blumenfest im alten
Athen" wurde mit der großen goldenen Medaille ausgezeich-
net und es hängt beute als Eigenthum des Staates im Na-
tional-Museum. Die schöne Jutta von Greiffenhagen aber
hat es wohl schwerlich jemals gesehen; denn sie lebt als ein
viel bewundertes und gefeiertes Mitglied der großen Welt
schon seit mehreren Jahren in Paris.!?
Ende.

Erscheint täglich,
sonntags ausgenommen.
Preis
Mit Familienblättern
, .monatlich 50 Pf.
frei in'z Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
. vterteljährl. 1-25
«u-Mietzlich Zustellgebühr.
^Phon-Anschluß Nr. 82.

und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Jusertionsgebühr
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Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
PrivatanzeiHen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag

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" VM V tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
 
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